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Lehrergesundheit und -belastung. Ressourcenmanagement, Work-Life-Balance und Burnout-Prävention bei JunglehrerInnen in der beruflichen Bildung

Eine explorative Untersuchung

AutorMichael Tieben
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl165 Seiten
ISBN9783656911173
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Pädagogik - Der Lehrer / Pädagoge, Note: 2,0, Universität Kassel (Institut für Berufliche Bildung (IBB)), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit befasst sich mit unterschiedlichen Aspekten des Belastungserlebens und versucht die jeweiligen, damit verbundenen individuellen Verarbeitungen genauer zu untersuchen. Ziel ist es, eine eventuelle Interdependenz zwischen den drei Kernthemen dieser Arbeit zu identifizieren. Dieser Themenkreis beinhaltet zunächst den Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. des Arbeits- und Privatlebens, im Folgenden 'Work-Life-Balance'. Diese Work-Life-Balance wird theoretisch von mehreren Blickwinkeln betrachtet und als wichtiges Element in dem Zusammenspiel beleuchtet. Als Zweites wird analysiert, was unter Zeit- und Ressourcenmanagement zu verstehen ist und inwiefern es bei der untersuchten Stichprobe der JunglehrerInnen , speziell durch den Übergang vom Studium über den Vorbereitungsdienst in das Berufsleben, zu einer starken Umstellung gekommen ist. Weiterhin von Interesse ist, ob die TeilnehmerInnen in dieser Phase für sie nützliche Zeit- und Ressourcenmanagementstrategien entwickelt haben. Als dritter und größter Abschnitt soll das Thema Burnout und die besonders stark ausgeprägte Gefährdung hinsichtlich dieser Personengruppe untersucht und diskutiert werden. Es soll stets der Blick auf diese drei Themen gelegt und Zusammenhänge sowie Interdependenzen studiert werden. Bei der durchgeführten Onlineumfrage an JunglehrerInnen in der beruflichen Bildung handelt es sich um eine induktive Arbeits- und Vorgehensweise in Form einer explorativen Befragung. Diese Art der Wissenschaft stellt einen unverzichtbaren Teil wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse dar, für die, ohne derartige Anfänge, das Aufstellen und Prüfen von Hypothesen unmöglich wäre (vgl. Bortz & Döring 2006, S. 353). Diese Untersuchung und Vorgehensweise hat jedoch aufgrund ihres explorativen Charakters keineswegs den Anspruch einer wissenschaftlichen Studie. Nach einer Analyse des aktuellen Forschungsstandes und der Einzelbetrachtung der drei Hauptthemen erfolgt im weiteren Verlauf eine Ergebnisauswertung der schriftlichen Befragung. Durch einen Abgleich, inwiefern die erhaltenen Antworten und Hinweise die Forschungsergebnisse stützen oder ihnen widersprechen, sollen im Abschluss der Arbeit Hypothesen formuliert werden, die Gegenstand zukünftiger Forschung sein können. Derartige Forschungsdesiderate beziehen sich auf spezielle Muster, die in der intraindividuellen Belastungsverarbeitung identifiziert werden sollen.

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Leseprobe

4 Zeit- und Ressourcenmanagement


 

Ein wichtiges Thema, welchem LehrerInnen besondere Beachtung schenken sollten, ist das Zeitmanagement. Jedoch würde eine simple Begrenzung auf den Zeitaspekt der Realität nicht gerecht werden. Daher setzen sich dieses Kapitel und der Titel der Arbeit bewusst mit dem Zeit- und Ressourcenmanagement auseinander. Der Begriff ‚Management’ kommt von dem englischen Verb ‚to manage’ und bedeutet ‚verwalten’. Im Zusammenhang des Arbeitsalltags und den Anforderungen von LehrerInnen kann man das ‚managen’ eher mit dem Begriff ‚haushalten’ übersetzen.

 

„In allgemeinster Form bezeichnen Ressourcen die Gesamtheit an verfügbaren Mitteln, auf die Personen zur Erreichung von Zielen zurückgreifen können und die es ihnen ermöglichen, Situationen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Im Grunde handelt es sich um einen Sammelbegriff für so heterogene Dinge wie Geld, Zeit, Arbeits-materialien und Geräte, Wissen, soziale Beziehungen, persönliche Charakteristika, Handlungskompetenzen und Selbstregulationsfähigkeiten, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie für die Person in der aktuellen Situation verfügbar sein müssen und zur Erreichung von anstehenden Zielen eingesetzt werden können“ (Döring-Seipel & Dauber 2010, S. 27).

 

Dieses Kapitel befasst sich ausgiebig mit Selbstreflexion sowie emotionaler Selbstfindung und arbeitet aus diesem Grund mit diversen Zitaten, Gedankenanstößen und Diagrammen. Die Wichtigkeit, an dem persönlichen Ressourcenmanagement zu arbeiten mit der zeitgleichen Gewissheit, dass es kein Allheilmittel gibt, welches Besserung versichert, verdeutlicht das treffende Zitat von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1749, dt. Physiker und Philosoph):

 

"Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird,

wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden"[9].

 

4.1 Selbstmanagement


 

Interessant bei der Untersuchung von Zeitmanagement ist die Betrachtung spezieller Aspekte und Perspektiven. So stellten Wagner et al. (2006) heraus, dass es beispielsweise Ansätze wie den von Koch und Kleinmann (2002) gibt, die Selbstregulations- und Ergebniskomponenten in den Fokus rücken und Zeitmanagement definieren als „the self-controlled attempt to use time in a subjectively efficient way to achieve outcomes“ (zit. nach Wagner et al. 2006, S. 297). Andere Betrachtungsweisen wie die von Braun et al. (2006) fokussieren sich auf eine Zielanalyse und formulieren das Ziel, „mehr Übersicht über anstehende Aktivitäten zu gewinnen und konsequent Prioritäten zu setzen“ (ebd, S. 156).

 

Jeder Mensch verfügt über ein gewisses, aber begrenztes Budget an Zeit, Energie, Lebenslust, Engagement etc. In der Ratgeberliteratur, welche verschiedenste Selbstanalysebögen, Selbsttests und Handlungsempfehlungen offeriert, wird die Verwaltung der Gesamtheit aller Ressourcen oft unter dem Begriff ‚Selbstmanagement’ zusammengefasst (Schröder 2005; Bischof et al. 2010; Fischer-Epe und Epe 2007; Püschel 2010; Schröder 2005; Rohnstock 2007):

 

„Selbstmanagement ist die gezielte Beeinflussung des eigenen Denkens, Fühlens und Verhaltens, um Arbeitsziele besser zu verwirklichen und Stress wirksamer zu bewältigen. Selbstmanagement ist erlernbar und grundsätzlich veränderbar“ (Keller 2013, S. 6).

 

Noch deutlicher als die vorherigen Betrachtungsweisen fasst Lothar Seiwert die Themen Selbstmanagement und Zeitmanagement zusammen:

 

„Zeitmanagement ist die konsequente und zielorientierte Anwendung bewährter Arbeitstechniken in der täglichen Praxis, um sich selbst und die eigenen Lebensbereiche so zu führen und zu organisieren, dass die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll und optimal genutzt wird“ (zit. nach Wagner et al. 2006, S. 297).

 

Riedenauer & Tschirf (2012, S. 61f) sprechen allgemein von einem notwendigen Energiemanagement. Neben diesem ist es laut Keller besonders wichtig für LehrerInnen, ein spezielles, wirksames Selbstmanagement zu besitzen und zu trainieren, welches sich aus verschiedenen Faktoren und Bereichen zusammensetzt: Selbstmotivation, Zeitmanagement, Prioritätenmanagement, rationelle Lern- und Lesetechniken, Schreibtischmanagement, Emotionsmanagement, systematische Entspannung, planvolle Unterrichtsdurchführung, Disziplinmanagement und professionelle Beratung (vgl. Keller 2011, S. 131ff).

 

Diese Änderungsansätze knüpfen am Individuum an und befassen sich mit persönlichen Kriterien. Das Schaffen von erträglichen Rahmenbedingungen kann als externes Stressmanagement bezeichnet werden und kann bereits auf unterster Ebene, in der eigenen Schule, beginnen. Das Kollegium als Stresspuffer in Form eines vertrauensvollen Netzwerks sozialer Beziehungen kann ein erster wichtiger Schritt sein (vgl. Keller 2003, S. 65).

 

Der persönliche Ressourcenpool ist begrenzt und das Bewusstsein diesbezüglich muss individuell erkannt werden. Mehr noch steht diese Menge an verfügbaren Ressourcen (sowohl regenerativer Ressourcen wie Energie und Motivation/Engagement als auch endlicher Ressourcen wie beispielsweise Zeit) in direktem Zusammenhang mit der individuellen Gesundheit (Lebenszeit). Seiwert und Tracy (2007, S. 18) formulieren diesen Umstand daher als „Time is Life“. Ein sinnvolles Haushalten mit den persönlichen Ressourcen liegt somit nicht im Interesse Dritter, sondern hat direkten Einfluss auf die eigene Zufriedenheit und Gesundheit.

 

Jeder einzelne Tag hat 24 Stunden bzw. 1440 Minuten und dennoch behaupten Menschen häufig, dass sie keine Zeit hätten. Das ist so gesehen lediglich das Resultat eines schlechten Haushaltens mit den eigenen Ressourcen. Zeit ist messbar, jedoch nicht seh- oder spürbar. Sie ist eine konstante Größe, die unerbittlich, kontinuierlich und unbeeinflussbar verrinnt (vgl. ebd, S. 22). Manchmal wird Zeit gefühlt wahrgenommen, als flöge sie davon, wenn man sich beispielsweise amüsiert oder etwas Spannendes erlebt. Manchmal hat man das Gefühl, die Uhr stünde still, beispielsweise bei Langeweile. Andererseits kann es sein, dass man nicht weiß, wo die Zeit geblieben ist, wenn z. B. der Arbeitstag hektisch verlief und die Hälfte der zu erledigenden Arbeit liegen geblieben ist. Zeit lässt sich nicht aufhalten, nicht aufsparen oder horten und nicht kaufen (vgl. Meier und Engelmeyer 2009, S. 9). Diese fast poetische Betrachtung ist entscheidend, um ein Verständnis dafür zu bekommen, dass Zeit eine der wichtigsten Ressourcen ist, die alle anderen Ressourcen bedingt. Diesbezüglich verdeutlicht Dr. Dr. Michael Kastner (Psychologe und Hochschulprofessor), dass ein Zeitmanagement überhaupt nicht möglich ist, denn „Zeitmanagement ist Unsinn. Sie können die Zeit nicht managen – nur ihr Verhalten“ (Zielke 2007, S. 94).

 

Zur Verdeutlichung von Umsetzungsmöglichkeiten eines persönlichen Zeit- und Ressourcenmanagements werden im Folgenden fünf Möglichkeiten erörtert, die als Praxisunterstützung dienen können. Im daran anschließenden Kapitel wird der Aspekt der Work-Life-Balance beschrieben.

 

4.2 Die SMART-Methode


 

Um Änderungen herbeizuführen, bedarf es einer klaren Struktur und einem festen Plan. Eine verbreitete und simple Methode ist es, die persönlichen Ziele SMART zu formulieren. SMART steht für spezifisch, messbar, aktionsorientiert, realistisch und terminierbar. Spezifisch meint, dass Ziele konkret und eindeutig formuliert werden, sodass notwendige Maßnahmen explizit benennbar sind. Unter messbar wird verstanden, wie und durch welche Kennzahlen und Kriterien der Fortschritt und der Grad der Zielerreichung messbar sind. So verliert niemand das Ziel aus den Augen. Der Begriff aktionsorientiert (oder auch aktiv) fordert die Menschen auf, Ansatzpunkte für positive Veränderungen zu geben, indem sie Ziele positiv zum Ausdruck bringen. Das bedeutet, es sollte keine Formulierungen geben wie z.B. „Ich möchte mich nicht mehr durch Kleinigkeiten und Störfaktoren ablenken lassen“. Besser erscheint in diesem Kontext „Ich würde gerne meine Arbeit in ungestörter Atmosphäre erledigen“. Realistisch befasst sich mit Zielen, deren Erreichung zwar ehrgeizig sein sollte, jedoch im Bereich des Möglichen liegen muss. Terminiert bezeichnet ein konkretes Setzen von Terminen zur Kontrolle des Fortschrittes (vgl. Riedenauer & Tschirf 2012; Seiwert & Tracy 2007; Schröder 2005).

 

Die SMART-Methode kann beispielsweise in Unternehmen (Projektmanagement) eingesetzt werden, aber...

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