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Lehr(er)inszenierung und Lernen: Zur Bedeutung der Lehrperson für die Lernprozesse der Schüler am Beispiel Peter Weirs 'Der Club der toten Dichter'

AutorHenning Fischer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783956845673
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Entgegen dem allgemeinen Trend, dass der Lehrer selbstständiges Lernen nur noch begleiten und seine Person in den Hintergrund rücken soll, zielt diese Masterarbeit daauf ab, die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit für die Lernprozesse der Schüler darzustellen. Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit theoretischen Perspektiven des Verhältnisses von Lehrer und Schüler. Diese umfasst die didaktisch-erziehungswissenschaftliche, die theaterwissenschaftliche und die psychoanalytische Ebene. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der filmischen Perspektive des pädagogischen Verhältnisses von Lehrer und Schüler. Dabei wird deutlich, dass der Lernerfolg der Schüler maßgeblich von der Lehrerpersönlichkeit und damit auch von der Bezugsperson Lehrer abhängt. Dies wird anhand Peter Weirs 'Der Club der toten Dichter' beleuchtet.

Henning Fischer, Master of Education, wurde 1986 in Ratzeburg geboren. Sein Studium Lehramt an Gymnasien mit den Unterrichtsfächern Sport und Geographie absolvierte er an der Universität Hamburg. Der Autor schloss dieses Studium im Jahre 2013 erfolgreich

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Beziehungsverhältnis des Lehrers zu seinen Schülern im Film »Club der toten Dichter«: Nach WIMMER zeigt der Film 'Club der toten Dichter' eindrucksvoll eine Inszenierung des pädagogischen Traumes, nämlich dass es möglich ist, als Lehrer seinen Schülern die Poesie leben und lieben zu lehren. Sie zu bilden und sie nicht nur stumpf auswendig lernen zu lassen lautet Keatings Ansicht. Die Schüler sollen ihre Individualität erkennen und etwas Außergewöhnliches aus ihrem Leben machen. Auf diesem Weg der Bedeutung von Individualität möchte Keating seine Schüler begleiten. Er zeigt ihnen auf, wie gefährlich es ist, sich immer nur anzupassen und nicht seinen eigenen Weg zu gehen. Damit begibt sich Keating in eine missliche Lage, denn die Schüler vermögen nicht zwischen Romantik und Realität, Selbstbestimmung und Gehorsam zu unterscheiden. So kommt es, dass Keating zwar die Gefahr erkennt, aber nach einer Bestrafungsaktion durch die Schulleitung sich den Schülern auf der anderen Seite gegenüber stehend sieht. Die Schüler verlangen eine Erklärung von ihm, da sie seinem Rat des »Carpe Diem« und »saugt das Mark des Lebens in euch auf« gefolgt sind. Daraufhin erwidert Keating, dass das Mark des Lebens aufzusaugen nicht bedeutet, am Knochen zu ersticken. Keating weiß um das Dilemma der beiden Extrempole Realismus und Romantik, doch lässt sich dieses Problem mit keiner Gleichung lösen. Er sieht die Lösung des Problems in der Stärkung des Individuums gegen die gesellschaftlichen Zwänge (vgl. ebd. S. 90f.). An dieser Stelle verweise ich erneut auf die verschiedenen konstitutiven professionellen Antinomien des Lehrerhandelns nach WERNER HELSPER. Als zutreffendes Beispiel sei hier die Antinomie von Nähe vs. Distanz erwähnt (vgl. COMBE/HELSPER 1996, S. 530). Nach MARTIN WAGENSCHEIN sollte man als Lehrer zu aller erst Kinder mögen. Man muss gerne mit ihnen zusammen sein und auch gerne mit ihnen zusammen arbeiten wollen. Sowohl wenn sie als Teufel auftreten, als auch wenn sie als Engel erscheinen (vgl. WAGENSCHEIN 1988, S. 19f.). Eine Nähebegrenzung ist aber auch dort im Recht, wo das Lehrerhandeln zu einer Intimisierung und Familialisierung der Lehrer-Schüler-Beziehungen neigt und damit das Lehrer-Schüler-Verhältnis in notwendige emotionale Enttäuschungen verwickelt (vgl. COMBE/HELSPER 1996, S. 540). Dabei hätte Keating die Schüler gar nicht zum freien und eigenständigen Denken animieren müssen, da die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern in der Welton Academy durch große Distanz gekennzeichnet ist. Auf der einen Seite steht der Unterricht, der sich auf die Wissensvermittlung beschränkt und auf der anderen Seite steht die Erziehung, die sich auf Ermahnungen und autoritäre Anweisungen beschränkt. Jedoch ist die Beziehung zwischen Keating und seinen Schülern von gegenseitiger Achtung, Anerkennung und von großer Nähe im Vergleich zu den übrigen Lehrern bestimmt. Besonders kommt das Thema Nähe in der YAWP-Szene zum Ausdruck, in der Keating Todd mehrmals am Hals berührt (vgl. WIMMER 2011, S. 91f.). 'Doch vermeidet der Film jeden noch so vagen Anschein einer homoerotischen Komponente im Verhältnis von John Keating zu seinen ihn anhimmelnden Schülern' (WIMMER 2011, S. 92). 3.3, Szeneninterpretation nach Oevermann: Der Film spielt 1959 in einer Vorbereitungsschule, der Welton-Akademie, für Eliteuniversitäten. Die Schule besinnt sich auf »Tradition«, »Ehre«, »Disziplin«, »Leistung«. Diese Tugenden, mit denen man die Schüler zu beruflichem Erfolg führen und zur kommenden Elite machen will, werden von den angehenden Mitgliedern des Clubs der toten Dichter zu Travestie und Dekadenz verspottet. Der klassische Generationenkonflikt zwischen der Autorität der Erwachsenen und den unmündigen Jungen wird gleich zu Beginn des Films deutlich. Bei der eingangs gezeigten Feier werden gleich zwei Protagonisten vorgestellt. Zum einen der neue Englischlehrer Keating, selbst ehemaliger Absolvent der Welton-Akademie und der neue Schüler Todd Anderson, dessen Bruder als Jahrgangsbester auch die Welton-Akademie besucht hatte (vgl. WIMMER 2011, S. 82).
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