Im folgenden Kapitel möchte ich mich zunächst mit den Begriffen Motiv, Leistungsmotiv und Motivation auseinandersetzten, um darauf aufbauend mögliche Ansätze aufzuzeigen, um die Leistungsmotivation einer Basketballtrainingsgruppe zu steigern.
Hierzu werde ich verschiedene Definitionen von Psychologen, wie zum Beispiel Heinz Heckhausen[23], Walter Edelmann[24] und Bernard Weiner[25], heranziehen.
Anschießend zeige ich durch genaue Erläuterung die Wichtigkeit der Motivationstheorien für die Leistungsmotivation im schulischen und sportlichen Bereich auf.
Im letzten Unterpunkt dieses Kapitels werde ich selber zu den Definitionsversuchen und Motivationstheorien Stellung nehmen.
3.1 Definition des Begriffs Motiv
Der Begriff Motiv steht als Sammelbegriff für unterschiedliche Bezeichnungen wie Beweggrund, Bedürfnis, Neigung, Trieb und Bestreben.
Die folgenden Ausführungen zum Begriff Motiv beziehen sich, wenn nicht anders gekennzeichnet, auf Walter Edelmann[26].
Motive werden im weiteren Sinne als Persönlichkeitsdispositionen aufgefasst, die große individuelle Unterschiede aufweisen. Diese Motive werden zu einer ‚aktuellen Situation’,
wenn sie dazu von den Situationsfaktoren angeregt werden. Das heißt also, dass ein „[…] Motivationsgeschehen […] abhängig von einem Motiv und dem Aufforderungscharakter der Situation“ ist.
Nach Walter Edelmann lässt sich dabei in zwei Pole unterscheiden:
- der interne Pol, der als Personenfaktor bezeichnet wird (Motiv = Trieb, Bestrebung, Bedürfnis, Wunsch, Neigung usw.)
- der externe Pol, der als Situationsfaktor bezeichnet wird ( Anreizwert, Aufforderungscharakter, emotionale Valenz einer Sache)
Zwischen dem Motiv, bzw. dem internen Pol, und dem Aufforderungscharakter, bzw. externen Pol, besteht eine Wechselwirkung. Das Motiv bewirkt dabei eine allgemeine Aktivierung des Organismus und der Aufforderungscharakter der Situation bewerkstelligt die Ausrichtung dieses Bestrebens auf ein bestimmtes Objekt.
Laut Heinz Heckhausen[27] erhalten Motive einen so genannten Motivcharakter, wenn sie mit Eigenschaftsbezeichnungen wie ‚Hilfsbereitschaft’ oder ‚Streitlust’ belegt sind. Demzufolge sieht es so aus, als sei der Handelnde dazu bestrebt, sich so oft wie möglich in eine solche Situation zu begeben.
Weiterhin weist Heinz Heckhausen darauf hin, dass nicht alle Motive gleichzeitig Motivationsprozesse in Gang bringen können. Ein oder nur wenige Motive tragen zu einer aktuellen Motivation bei, die anderen bleiben latent.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Weinert u.a.[28].
Die unterschiedlichen Reaktionen zweier Personen in ein und derselben Situation lassen auf die unterschiedliche Ausprägung der Motive hindeuten. Demnach ändert sich das Verhalten der verschiedenen Menschen, durch die unterschiedliche Aktivierung der verschiedenen Motive, obwohl der Aufforderungscharakter einer Situation gleich bleibt. Die Individuen fassen somit dieselbe Situation verschieden auf und bewerten den Ausgang und die Folgen ihres Handelns verschieden.
Denkbar wäre folgende Situation. Zwei Schülern von gleicher Fähigkeit wird eine schwere und eine leichte Aufgabe angeboten (beim Basketball zum Beispiel die Aufgabe aus 4 Meter Entfernung auf den Korb zu werfen – als schwere Aufgabe und von 1 Meter Entfernung zu werfen – als leichte Aufgabe). Schülerin bzw. Schüler A wählt die schwere und Schülerin bzw. Schüler B die leichte Aufgabe. Anhand des Motivs lässt sich erklären, warum dies so ist.
Der Motivbegriff gibt die Information, dass sich Personen in ihren Erwartungen über Erfolg und Misserfolg ihrer Handlung unterscheiden. Des Weiteren gibt er Auskunft über die, für die Person verbindlichen Normwerte und ihren bevorzugten Ursachenfaktoren, mit denen sie geneigt sind ihre Handlungsergebnisse zu begründen.
Natürlich gibt es nicht für jede Situation auch ein konkretes Motiv. Das heißt, dass die Motive so genannten Grundsituationen zugeordnet werden können. Mit diesen Grundsituationen sind Situationen, wie Hunger, Durst oder Streit gemeint, in denen sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens wieder befindet.
Laut Bernard Weiner[29] wird die frühe Kindheit als besonders wichtiger Lebensabschnitt für das Erlernen der Motive angesehen. Diese Motive können sich nicht von einem Moment auf den anderen ändern, sondern unterliegen, wenn überhaupt, längerfristigen Änderungen, wobei aber solche Änderungen des Motivs neu hinzukommende Erfahrungen voraussetzen.
Motive sind demnach wiederkehrend und im Laufe lebensgeschichtlicher Erfahrung vom Menschen gelernt.
3.1.1 Definition des Begriffs Leistungsmotiv
Im Anschluss an die allgemeine Betrachtung des Terminus Motiv soll im folgenden Abschnitt, mit Blick auf mein Thema Leistungsmotivation, auch der Begriff Motiv in Bezug auf die Leistung, also das Leistungsmotiv, näher betrachtet werden.
Laut Heinz Heckhausen[30] spricht man von einem individuellen Leistungsmotiv, wenn sich eine Person häufig in eine Leistungssituation begibt.
Die frühesten Belege für den Terminus Leistungsmotiv stammen jedoch von Murray[31].
Nach Murray zeichnet sich ein Leistungsmotiv dadurch aus, dass der Handelnde
- bestrebt ist etwas tendenziell so schnell und gut wie möglich zu machen,
- tendenziell bestrebt ist physikalische Objekte, Ideen und Menschen zu beherrschen,
- bestrebt ist Hindernisse zu überwinden,
- bestrebt ist hohe Standards zu erreichen,
- bestrebt ist sich selbst auszuzeichnen,
- bestrebt ist mit anderen zu konkurrieren und sie versucht zu überwinden und
- bestrebt ist durch den geschickten Einsatz seiner Begabung den Eigennutz zu erhöhen.
Zwischen den Aussagen von Heckhausen und Murray lassen sich somit Gemeinsamkeiten in Bezug auf das Leistungsmotiv feststellen, denn laut Murrays Definition, muss sich der Handelnde zunächst in eine Leistungssituation bringen, um die oben aufgeführten Bestrebungen und somit das Leistungsmotiv erfüllen zu können.
Von diesem Bestreben sich einer Leistungssituation auszusetzen spricht auch Heinz Heckhausen in seiner Definition vom Leistungsmotiv.
Um nun den Unterschied des Leistungsmotivs zum Motiv zu verdeutlichen, habe ich die Aussagen Falko Rheinbergs[32] für meine Definition hinzugezogen.
Falko Rheinberg umschreibt das Leistungsmotiv als bedürfnisähnlicher Faktor. Dies bedeutet, dass dieses Motiv als eine personenspezifische Konstante bezeichnet werden kann, aufgrund dieser sich die Menschen unterscheiden.
Wie unter Punkt 3.1 erwähnt, bestimmen die Motive wie eine Person die Klasse einer Handlungssituation aufnimmt und für sich bewertet.
Der Unterschied zwischen dem Motiv und dem Leistungsmotiv besteht darin, dass beim Leistungsmotiv die Klasse der Handlungssituation durch die Gütemaßstäbe definiert wird.
Bei einem Gütemaßstab handelt es sich beim Leistungshandeln laut Walter Edelmann[33] um einen Maßstab für Gelingen oder Misslingen einer Handlung. Diese Gütemaßstäbe lassen sich in fremdgesetzte Kriterien oder selbstgesetzte Standards unterscheiden. Dies bedeutet, dass der Gütemaßstab durch das Rivalisieren mit Anderen, durch die Setzung eigener Maßstäbe oder durch die Übernahme von Maßstäben der Lehrerin bzw. des Lehrers, der Trainerin bzw. des Trainers oder der Eltern bestimmt wird.
Demnach steht das Leistungsmotiv in Abhängigkeit vom Gütemaßstab.
Laut Falko Rheinberg[34] sind die Ausprägungen von Motiven stark von frühen Erfahrungen in der Kindheit abhängig.
Sie werden, wie unter Punkt 3.1 erwähnt, im Laufe lebensgeschichtlicher Erfahrung vom Menschen gelernt.
Bei der Entwicklung des Leistungsmotivs spielt die vorschulische Selbstständigkeitsanforderung der Mutter an das Kind eine bedeutende Rolle. Demnach muss das Kind vor Aufgaben gestellt werden, die es je nach dem eigenen Entwicklungsstand mit eigener Anstrengung bewältigen kann. Dadurch erfährt das Kind frühzeitig und nachhaltig den Zusammenhang zwischen der eigenen Bemühung und dem wertgeschätzten Erfolg. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die frühkindliche Prägung in Bezug auf das Leistungsmotiv als unveränderliche Prägung verstanden wird. Das Leistungsmotiv kann auch noch im Jugend- oder...