In der Literatur existieren zahlreiche Werke, die sich mit Regionen, Standorten, Metropolen etc. beschäftigen (vgl. Balderjahn, Doderer, Kotler, Wiesner, Wolfertz u. a.). Um einen Über-blick über die einzelnen Bezeichnungen zu erhalten und eine für die weitere Arbeit gültige Begriffsverwendung herzuleiten, werden folgend die wichtigsten Begriffe erläutert.
Nach Wiesner (2013, S. 16, 18) sind Regionen anhand verschiedener Kriterien erfass- und abgrenzbar. Diese können sein:
geografische Faktoren (z. B. Alpenregion)
wirtschaftliche und politische Strukturen (z. B. Landkreise, Regierungsbezirke)
psychologische und soziale Aspekte (z. B. „Heimat“, sozialer Brennpunkt)
Laut Balderjahn (2014, S. 9) kann eine Region „als ein räumlich-soziales, geografisch be-grenztes, in einer Kultur eingebettetes sozioökonomisches System aufgefasst werden, das ansässige Bewohner, Unternehmen, Verbände, Organisationen und Institutionen, kommu-nale und kulturelle Einrichtungen, Vereine sowie politische Führung ebenso mit einschließt wie die sozialen, politischen, kulturellen und ökonomischen Beziehungen dieser Akteure untereinander“.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll mit dem Begriff „Region“ – soweit nicht anders ange-geben – ein Gebiet bezeichnet werden, das sich vor allem im wirtschaftlichen Kontext als Einheit mit einer speziellen thematischen Fokussierung auf eine Branche oder eine Ziel-gruppe präsentiert (z. B. Wirtschaftsregion, Tourismusregion, Logistikregion). Dabei kann eine Gemeinde ebenso gemeint sein wie ein Landkreis oder ein überregionaler Raum.
In den letzten Jahren werden die Begriffe „Metropole“ und „Metropolregion“ verstärkt verwendet (Metropolregion, o. J.). Metropolen beschreiben nach Koprek zentrale Orte und Städte, die über Leit- und Vorbildfunktionen verfügen, Bezugspunkte im nationalen und inter-nationalen Städtesystem darstellen und das wirtschaftliche, politische, soziale, historische und kulturelle Zentrum einer Metropolregion bilden (Koprek, o. J.).
Nach Balderjahn (2014, S. 15) spielen Metropolregionen für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verkehr und Kultur eine besondere Rolle, da sie als Verkehrsknotenpunkte wichtige Gate-way-Funktionen erfüllen und häufig Innovations- und Wissenszentren sind.
Wiesner (2013, S. 26) beschreibt Metropolregionen als „stark verdichtete Großstadtregionen von hoher internationaler Bedeutung, die auch ländliche Umlandgebiete mit einschließen. Diese müssen mit dem Oberzentrum (Kernraum) bzw. den Oberzentren der Region durch wirtschaftliche Verflechtungen oder Pendlerströme eng verbunden sein“.
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie das Bundesamt für Bau und Raumwesen haben Kriterien definiert, wann eine Region als Metropolregion aner-kannt und vermarktet werden kann: So sollte sie eine „leistungsfähige Infrastrukturausstat-tung, hochrangige politische Entscheidungsstrukturen, ein möglichst dichtes Netzwerk von produktionsorientierten Dienstleistungsunternehmen und eine gewisse Anzahl an Einwoh-nern aufweisen“ (BMVBS & BBR, 2007, S. 2). „Ihre Leistung für die gesamtstaatliche Ent-wicklung liegt damit auf der Hand: sie verbessern die Innovations- und Wettbewerbsfähig-keit des Landes; sie gewährleisten die weltwirtschaftliche Integration des Landes; sie sind Zentren des internationalen kulturellen Transfers und sie sind Leuchttürme der internationa-len und europäischen Ausstrahlung“ (BMVBS & BBR, 2007, S. 3).
Da sich auch Metropolregionen wie beispielsweise Hamburg als Logistikregionen vermarkten können (vgl. http://www.hamburg-logistik.net/standort/metropole.html), sind diese im Rah-men der vorliegenden Arbeit relevante Gebiete, werden aber in der Regel mit dem Über-begriff „Region“ bezeichnet.
Balderjahn (2014, S. 10) beschreibt Standorte als Orte, an denen Wirtschaftsaktivitäten und Wertschöpfungsprozesse stattfinden, die je nach Blickwinkel unterschiedliche Größen bzw. Ausdehnungen aufweisen können. Die Bandbreite reicht von einzelnen Immobilien über Technologieparks, Städte, Metropolregionen bis hin zu Ländergemeinschaften und ganzen Kontinenten. Auch anhand der Branchenkonzentration (z. B. Bankenplatz, Logistikstandort) oder der Funktionalität (z. B. Verkehrsknotenpunkt, Forschungsstandort) lassen sich Stand-orte unterscheiden (Balderjahn, 2014, S. 11). Des Weiteren können sie unterschiedlichste Funktionen erfüllen. Beispiele sind Wirtschafts-, Wissenschafts-, Technologie-, Freizeit- oder Tourismusregionen (Wiesner, 2013, S. 25).
Ein Wirtschaftsstandort ist nicht nur eine geografische, kulturelle und politische Einheit, son-dern zeichnet sich durch ökonomische Verflechtungen zwischen den Beteiligten aus. Diese erbringen Leistungen, die für den wirtschaftlichen Erfolg des Standortes entscheidend sind und die im Wettbewerb mit Leistungen in anderen Wirtschaftsregionen stehen (vgl. Balder-jahn, 2014, S. 10; Beckmann, 2005, S. 15).
Im weiteren Verlauf der Arbeit stehen vor allem wirtschaftliche Aspekte und ökonomische Verflechtungen innerhalb einer Region bzw. an einem Standort im Vordergrund. Auch geo-grafische Faktoren wie die Lage eines Standortes haben – vor allem im späteren Verlauf der Arbeit – eine große Bedeutung, wenn es um die Definition und Ermittlung von Logistikstand-orten sowie die Standortkriterien, nach denen Unternehmen Regionen auswählen, geht. Die Ausdehnung einer Region spielt dagegen eine untergeordnete Rolle und kann vielmehr sehr unterschiedlich ausfallen. Psychologische oder soziale Kriterien sind irrelevant. Daher wird für die vorliegende Thesis keine Unterscheidung zwischen Region und Standort vorgenom-men. Zwischen Wirtschaftsregion und Wirtschaftsstandort, Logistikstandort oder Logistik-region etc. wird nicht unterschieden. Die Begriffe werden synonym verwendet und sollen eine geografische, wirtschaftliche Einheit bezeichnen, die durch ihre Vermarktung bzw. ihr Image von den einzelnen Zielgruppen als zusammengehörend wahrgenommen wird.
In den letzten Jahren kamen zu den einzelnen Standort-Klassifizierungen die Begriffe Logistikstandort, -region bzw. -gewerbegebiet hinzu. Dies geht mit der zunehmenden Bedeu-tung der Logistik als Wirtschaftszweig einher. Da sich diese Arbeit mit diesen Gebieten auseinandersetzt, soll im Folgenden die Herkunft dieser Begriffe kurz beleuchtet werden.
Zum Aufgabenbereich der Logistik gehören der Transport, die Lagerung, der Umschlag und die Kommissionierung von Waren. Die Prozesse zu deren Herstellung, Abfüllung und Ver-packung sind nicht der Logistik zuzuordnen, jedoch gehört die Versorgung dieser Prozesse mit den benötigten Einsatzstoffen und Teilen zu den Aufgaben der Logistik (Gudehus, 2013, S. 8). Je relevanter effiziente Logistikprozesse aufgrund der zunehmenden Globalisierung, dem Kostendruck und der Geschwindigkeit als Wettbewerbsargument werden, desto wichtiger ist es für Betriebe, an einem geeigneten Standort vertreten zu sein, an dem kosten-günstig gewirtschaftet und schnell national wie international geliefert werden kann (Nehm, Veres-Homm, Kübler & Lorenz, 2014, S. 30). Immer mehr logistisch tätige Firmen suchen aus diesen Gründen nach Gewerbeflächen und Logistikimmobilien, die diesen besonderen Anforderungen entsprechen.
Dieses Nachfragepotenzial haben mittlerweile auch Standorte und Regionen erkannt und die Logistikbranche für sich entdeckt. Sie bezeichnen und vermarkten sich selbst als Logistik-standorte oder Logistikregionen und entwickeln besonders ihre vorhandenen Stärken und Qualitäten für Logistikunternehmen weiter. Neben dieser Anbietersicht gibt es auch Gebiete, die sich aufgrund ihrer Standortfaktoren für eine logistische Ansiedlungen bestens eignen würden, also aus Nachfragersicht als Logistikstandort attraktiv sind und für eine Standort-wahl in Frage kommen (Nehm, 2014, S. 58 f.).
Welche Logistikstandorte in Deutschland existieren, welche Typen unterschieden werden können und welche Standorte besonders erfolgreich sind, wird in Kapitel 5 beschrieben. Dabei gilt auch hier: Zwischen Logistikstandort und Logistikregion wird aus den oben erläuterten Gründen nicht differenziert. Logistik-Gewerbegebiete werden in Kapitel 5.4.5 genauer definiert.
Der Begriff Standortfaktor stammt ursprünglich aus der Volkswirtschaftslehre. Er wird vor allem in der National- und Regionalökonomie, immer häufiger aber auch bei der Analyse des internationalen Handels und der Wettbewerbsfähigkeit verwendet (Wiesner, 2013, S. 131).
Weber, der den Begriff Standortfaktoren erstmals im Rahmen von Standortanalysen verwen-dete, beschrieb diese als einen...