Die ständige Diät …
Während Eichhörnchen und Hase weder Diäten machen noch Kalorien zählen – und dabei schlank, gesund und fit sind –, addieren wir unsere Häppchen, führen Ernährungstagebuch und werden dabei trotzdem immer dicker.
Ja, die gesunden Dinge, die wir gegessen haben, die merken wir uns. Dafür vergessen wir großzügig die Snacks, die wir besser gelassen hätten, wo sie waren. Wir betrügen uns gerne selbst, wenn wir abnehmen wollen: Wir vermeiden das Stück Geburtstagstorte – und gehen dafür nachts an den Kühlschrank, weil da noch ein Becher Schokoladeneis auf uns wartet. Wir bestellen den Salat mit Balsamico-Dressing – und stibitzen zwischen den einzelnen Gäbelchen unserem Partner die Hälfte seiner Pommes, bitten ihn um ein Stück seiner Pizza oder naschen von seinen Sahnenudeln.
Die Folge von all dem: Mit der Zeit wird für manche von uns das Verhältnis zum Essen richtig verkrampft. Eine Tafel Schokolade muss aufgegessen werden, sobald die Packung geöffnet ist, an einer Schublade mit Süßem kommen wir nicht vorbei, und wenn noch ein Rest kalter Nudeln in der Schüssel liegt, wird der gleich mit vertilgt. Unser Mitgefühl ist auch bei denen, die wirklich diszipliniert sind, eisern Zucker und Fett meiden, abends keine Kohlenhydrate essen, auf Alkohol verzichten und trotzdem nicht abnehmen. Die gibt es natürlich auch. Sogar öfter als wir denken. Die ganz Harten schließlich quälen sich durch strengste Diäten, nehmen sensationell ab, aber auch in rasendem Tempo sofort wieder zu, wenn sie nur ein paar Mal aus dem korsettähnlichen Konzept schlüpfen und einfach mal das essen, worauf sie Lust und Appetit haben.
Egal zu welcher Gruppe Sie sich zugehörig fühlen: Sie befinden sich stets in bester Gesellschaft. Es ist erschreckend, wie wenige Menschen »natürlich schlank« sind. Die einfach essen, wenn sie Hunger haben. Und es sich erlauben können, erst aufzuhören, wenn sie satt sind. Und die sich dabei genau die Nahrung zuführen, die ihr Körper braucht.
Physiologie – ein Exkurs
Die Veranlagung für einen trägen Stoffwechsel ist ein wesentlicher Grund, weshalb manche Menschen Nahrung schnell in Fett umwandeln. Zu wenig Bewegung verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Dazu eine Bauchspeicheldrüse, die irgendwie nicht mitspielt, und eine Schilddrüse, die vor sich hin dümpelt. Hormone, Stress, Enzyme, falsche Eiweißbausteine – jeden Tag eine neue Erkenntnis, eine neue Empfehlung, wie es endlich klappen könnte, schlank zu werden. Und nach ein paar Wochen eiserner Disziplin haben wir dasselbe Trauerspiel wie immer: Uns fehlt die Energie, durchzuhalten, wir haben keine Lust mehr, Tag für Tag Pillen zu schlucken, oder schlichtweg kein Geld mehr für die teure Ultraschall-Therapie.
Ganz ehrlich: An den genetischen Voraussetzungen können Sie (bislang …) nichts ändern, wohl aber an den folgenden Faktoren, die in der Summe weit schwerer wiegen als jedes noch so schlappe Gen:
- Ernährung
- Trinkgewohnheiten
- Bewegung
- Einstellung zu Ihrem Körper
- Medikamenten-Einnahme
- Entspannung
- Essverhalten
Woher kommt das Übergewicht?
Die meisten Essmuster werden sehr frühzeitig gelegt – die falschen genauso wie die richtigen. Die erzieherische Einflussnahme steigt, wenn Kinder über- oder untergewichtig sind: »Essen« oder »Nicht-essen« wird zum ständigen Thema. Die ambitionierten Mütter, die alles besser machen möchten als ihre eigenen Mütter, verkaufen schon ihrem 5-Jährigen die physiologischen Vorzüge einer Möhre – und wundern sich dann, dass der clevere Knirps genau da seinen Hebel ansetzt: Fortan vermeidet er alles, was auch nur annähernd gesund aussieht, und stimmt jedes Mal ein Riesengezeter an, wenn Mama etwas Gesundes auf den Tisch bringt. Es gibt Mütter, die kochen aus lauter Verzweiflung für jedes Familienmitglied extra – und sind auch noch stolz darauf.
Bei den Moppeln, deren Eltern die Folgen von Übergewicht gerne vermeiden möchten, werden dank früher Diätversuche schon die ersten Essneurosen geweckt. Ein häufig gesehenes Phänomen sind übrigens extrem schlanke Mütter, deren Töchter rundlich sind. Selbst wenn diese Kinder einigermaßen schlank durch die Pubertät kommen, legen sie nach der ersten Schwangerschaft erschreckend zu und schaffen es später kaum, diese Kilos wieder loszuwerden. Das natürliche Essverhalten ist schlichtweg dahin, und die Kilos gehen rauf und runter … der klassische Jojo-Effekt.
Irgendwann kommt die Resignation zusammen mit der deprimierenden Feststellung, dass man eben auch zur Legion der »gutmütigen Dicken« gehört. Das macht es nicht besser. Und auch nicht erträglicher. Aber das ist der Punkt, wo die Resignation ihren Höhepunkt erreicht hat.
Und falls Sie jetzt an sich heruntergucken und feststellen: »Zu dieser Kategorie gehöre ich zum Glück nicht«, können Sie sicher sein: Sie werden glühend beneidet. Doch auch ein paar Kilos zu viel können einem auf die Nerven gehen, wenn man sich selbst nur in Größe 34/36 kennt. Wenn die schicken Klamotten plötzlich zu kneifen beginnen, wenn Po und Oberschenkel kleine Dellen bekommen oder sich sogar ein Röllchen über die Jeans schiebt, das früher einfach nicht da war. Die Verzweiflung ist dann nicht minder groß.
Essen ist einfach schön
In den meisten Fällen kommt das Übergewicht tatsächlich von zu viel Essen und zu wenig Bewegung. Hier ein Stück Kuchen zu viel und da mal wieder den Teller zu voll genommen, den Sport geschwänzt und dafür lecker essen gegangen – das summiert sich. Je eher man auf die Bremse tritt und sich umstellt, umso besser.
Da in Essen so viel Tröstliches steckt, ist die gleichzeitige Regulierung von Verhaltensmustern ein wichtiger Faktor bei der Ernährungsumstellung nach LowFett 30: In unserem Online-Kurs finden Sie neben gesünderem Essen und Motivation zu mehr Bewegung auch neue Wege gegen Frust, gegen zu wenig Liebe und zu wenig Freude.
Das bedeutet aber, dass Sie wirklich »aus den Socken« kommen müssen: Denken Sie mehr an sich selbst, verwirklichen Sie häufiger Ihre eigenen Ideen, lassen Sie sich nicht von anderen Menschen runterziehen und stehen Sie für sich selbst gerade. Unsere Teilnehmer, die besonders erfolgreich abgenommen haben, haben meist gleich drei Dinge geändert:
- sie haben ihre Ernährung umgestellt,
- sie haben sich öfter und gezielter bewegt und
- sie haben Verantwortung für ihre Gefühle übernommen.
Runter mit den Pfunden – so klappt's
Es macht Sinn, dass Sie zu Beginn auch Kalorien zählen – das darf aber kein Dauerzustand werden! Deswegen versuchen wir, Sie zu trainieren, dass Sie dauerhaft »Freund und Feind« im Supermarkt erkennen können – und wir werden versuchen, Ihnen das Kochen (wieder?) schmackhaft zu machen. Ohne Tütchen und ohne Zusatzstoffe! Aber fangen wir bei den Basics an …
Was sind überhaupt Kalorien?
Unter dem Begriff »Kalorien« (kcal) versteht man den Brennwert eines Nahrungsmittels. Die Gesamtkalorien setzen sich aus den Kalorien der drei Basis-Nährstoffe (Makro-Nährstoffe) zusammen:
- Eiweiß (1 Gramm hat 4 kcal)
- Kohlenhydrate (1 Gramm hat ebenfalls 4 kcal)
- Fett (1 Gramm hat 9 kcal)
Bei der Berechnung der gesamten Kalorienmenge eines Lebensmittels wird also die Menge an Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten ermittelt und dann mit dem jeweiligen Kalorien-Wert multipliziert. Egal, ob man die Nährwerte im Labor mit einer chemischen Analyse ermittelt oder z. B. bei Fertigprodukten aus der Summe der Nährwerte aller Lebensmittel, die darin verwendet wurden: Alle (!) Nährwerte sind immer nur Näherungswerte und keine absolut exakten Größen.
Ein Ei ist schwerer als das andere, die Küchenwaage wiegt nicht mehr ganz so genau, die Trockenfrüchte im Müsli sind alle oben in der Packung, dafür sind die Sonnenblumenkerne nach unten gerutscht – Möglichkeiten für Abweichungen gibt es reichlich. Aber bei der richtigen oder falschen Ernährung geht es nicht um 50 Kalorien hin oder her.
Nahrungsbausteine
Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette haben im Körper unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Während Eiweiß für den Muskelaufbau, die Körperflüssigkeiten, das Immunsystem und die Zellstrukturen gebraucht wird, dienen Kohlenhydrate als »Treibstoff«: Kohlenhydrate – zusammengesetzte Ketten einzelner Zuckerbausteine – sorgen für Körperwärme, Gehirnfutter und Energie. Fett hingegen schützt die Organe, isoliert die Körperwärme und ist als Energie-Notreserve für »schlechte Zeiten« gedacht.
Zum Glück sind Hungersnöte in unserem Kulturkreis seit den Wirtschaftswunderzeiten kein Thema mehr. Das Gegenteil ist der Fall: Noch nie war Essen leichter und vor allem billiger zu beschaffen als heute. An jeder Ecke bekommen wir Eis, Kuchen, Pizza und Bratwurst angeboten – schnell gekauft, im Stehen gegessen. Gehen Sie einmal bewusst durch Ihre Stadt und achten Sie gezielt darauf, wie viele Menschen Ihnen kauend entgegenkommen. Statt in Kauf zu nehmen, dass wir zwischen den Mahlzeiten ein oder zwei Stunden Hunger haben, steuern wir einfach die nächste Imbissbude an, kaufen uns »irgendwas zu essen« – um bei der nächsten geplanten Mahlzeit mit dem gleichen Appetit wie vor dem »kleinen« Snack zuzuschlagen. Und was das »klein« angeht: Eine Puddingbrezel hat ca. 520 kcal, ein Brötchen mit Bratwurst rund 800 kcal … irgendwie ist der Hunger doch gleich nicht mehr so bohrend, wenn man weiß, dass so ein »Happen zwischendurch« 50 % des...