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Ludwig von Mises - Ein Lexikon

Von A wie Anarchismus bis Z wie Zwang

AutorMichael Ladwig
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783862489015
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Ludwig von Mises gilt zweifellos als einer der größten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Es gibt kaum ein wirtschaftliches Thema, auf das der Philosoph des Liberalismus und Vordenker der Österreichischen Schule der Nationalökonomie in seinen Publikationen nicht eingegangen ist. Das Faszinierende daran: Seine Gedankengänge sind noch immer brandaktuell, seine Denkanstöße wie zum Thema Mindestlohn erschreckend visionär. Michael Ladwig hat in liebevoller Detailarbeit das umfangreiche Werk Ludwig von Mises' analysiert und ein Lexikon zusammengestellt, das eine Orientierungshilfe in der Philosophie Ludwig von Mises' bietet. Leicht verständliche Artikel beleuchten Mises' Gedanken von A wie Anarchismus bis Z wie Zwang, mal in ein paar Sätzen auf den Punkt gebracht, mal über mehrere spannende Seiten.

Michael Ladwig ist überzeugter »Misesianer«. Er ist im größten Freiluftgefängnis der Welt - der Deutschen Demokratischen Republik geboren. Nach dem Abitur, Wehrdienst, BWL-Studium und Familiengründung, hat er sich bereits seit dem Crashjahr 2008 mit den Ursachen großer Verwerfungen im Finanzsystem beschäftigt. Für sein Ludwig von Mises Lexikon hat er fast fünf Jahre intensiv die Werke von Mises studiert.

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Leseprobe

Arbeitslosigkeit


Man pflegt es als paradox zu bezeichnen, daß Waren unverkäuflich daliegen, während Menschen nach diesen Waren Bedarf haben, und daß Arbeitslose vorhanden sind, wo doch noch viel Arbeit auf der Welt zu leisten wäre. Die Ausdrücke »Unverkäuflichkeit« und »Arbeitslosigkeit« erwecken eben unrichtige Vorstellungen von dem Tatbestand, den sie zu bezeichnen haben. »Unverkäuflichkeit« bedeutet nicht, daß die Waren überhaupt nicht verkauft werden können, sondern nur, daß sie nicht zu einem Preise verkauft werden können, der die Produktionskosten deckt. Diese Güter hätten überhaupt nicht erzeugt werden sollen, weil anderer, verhältnismäßig dringenderer Bedarf noch nicht gedeckt war. Arbeitslosigkeit bedeutet nicht, daß der Arbeiter keine Arbeit finden könne, sondern daß er für die Arbeit, die er zu leisten gewillt und befähigt ist, nicht jenen Lohn erhalten kann, den er verlangt.

KK

•••

Die Nichtausnützung der vollen Produktionskapazität von Kapitalanlagen, die nicht umgelenkt werden können, erklärt sich aus Fehlern der Vergangenheit. Man hat Investitionen gemacht unter Annahmen, die sich als ungerechtfertigt erwiesen haben; der Markt verlangt anderes als das, was ihm von diesen Anlagen geliefert werden kann.8 Die Anhäufung von Warenvorräten und die Arbeitslosigkeit von Arbeitskräften ist Spekulation. Der Eigentümer will die Waren nicht zu dem Preis verkaufen, den er heute erhalten könnte, weil er hofft, später einen höheren Preis zu erzielen. Der Arbeiter will weder Orts- oder Berufswechsel vornehmen noch seine Lohnforderung ermäßigen, weil er hofft, die Arbeit, die er vorzieht, an dem Orte, den er vorzieht, mit höherem Lohn zu finden. Beide, Vorratsbesitzer und Arbeitslose, weigern sich, sich der Marktlage von heute anzupassen, weil sie auf das Auftreten neuer Daten hoffen, die die Marktlage zu ihren Gunsten verändern sollen. Weil sie sich der Marktlage nicht anpassen, hat das Wirtschaftsgefüge noch nicht den Gleichgewichtsstand erreicht.

NÖ, S. 527

•••

Wenn ein Arbeitsuchender für die Art von Arbeit, die er vorzieht, keinen Abnehmer findet, muss er sich um Arbeit anderer Art umsehen. Wenn ein Arbeitsuchender nicht den Lohn erhalten kann, den er gerne haben wollte, dann muss er seine Ansprüche herabsetzen. Will er das nicht, so findet er keine Arbeit; er wird arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit ist die Folge des Umstandes, daß der Arbeiter – entgegen der Auffassung der früher erwähnten Lehre vom Nichtwartenkönnen der Arbeiter – warten kann und warten will. Ein Arbeiter, der nicht warten kann und nicht warten will, findet in der unbehinderten Marktwirtschaft, in der es extramarginalen brachliegenden Boden und oft auch unausgenützte Produktionskapazität produzierter Produktionsmittel gibt, immer Arbeit; es genügt, daß er seine Lohnforderung ermäßigt oder Beruf und Arbeitsort wechselt. {...} Die Arbeitslosigkeit ist auf dem unbehinderten Markte immer freiwillig gewollt. Der Arbeitslose sieht in ihr das kleinere von zwei Übeln, zwischen denen er zu wählen hat. Die Marktlage mag den Lohn he­rabdrücken, doch es gibt auf dem unbehinderten Markte stets einen Lohnsatz, zu dem alle Arbeitswilligen Arbeit finden können. Die endlichen Löhne sind jene Lohnsätze, bei denen alle Arbeiter Beschäftigung und alle Unternehmer so viele Arbeiter, als sie beschäftigen wollen, finden. {...} Von der marktmäßigen Arbeitslosigkeit ist die irreguläre Arbeitslosigkeit grundsätzlich verschieden. Sie entspringt nicht dem Entschlusse des einzelnen Arbeiters. Sie ist die Folge einer Politik, die höhere Löhne als die, die der Markt bildet, durch Eingriff in das Getriebe des Marktes festzulegen sucht. Die irreguläre Arbeitslosigkeit geht über den Rahmen einer Betrachtung der unbehinderten Marktwirtschaft hinaus.

NÖ, S. 546 ff.

•••

Daß man die Arbeitslosigkeit nicht dadurch bekämpfen kann, daß man auf Staatskosten öffentliche Arbeiten ausführen läßt, die sonst unterblieben wären, ist klar. Die Mittel, die hier aufgewendet werden, müssen durch Steuern oder Anleihen aus jener Verwendung, die sie sonst gefunden hätten, herausgezogen werden. Man kann auf diesem Wege die Arbeitslosigkeit in einem Produktionszweig nur soweit mildern, als man sie in einem anderen erhöht.

LI, S. 75

•••

Am verhängnisvollsten wurde die antikapitalistische Wirtschaft auf dem Arbeitsmarkt. Bei dem Lohnsatz, der sich auf dem unbehinderten Markt bildet, finden alle Arbeiter Beschäftigung und alle Unternehmer die Arbeiter, die sie benötigen. Daß Arbeitslosigkeit nicht nur als vorübergehende Erscheinung von unbeträchtlichem Umfang, sondern als Dauererscheinung auftritt, ist allein dem Umstand zuzuschreiben, daß die Bestrebungen der Gewerkschaften, das Lohnniveau über dem Satz, der bei dem Stand der Kapitalsversorgung und der Ergiebigkeit der Arbeit von der Wirtschaft ohne Kapitalsaufzehrung getragen werden kann, festzulegen, von der Wirtschaftspolitik gefördert werden. Zu diesem von den Gewerkschaften festgehaltenen Lohnsatz kann nur ein Teil der Arbeiter Beschäftigung finden. Solange den Arbeitslosen Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln zuteil werden und solange nicht wirksam dafür Sorge getragen wird, daß Arbeiter, die bereit sind, zu einem niedrigeren Satz als dem von der Gewerkschaft geforderten, zu arbeiten, gegen Gewaltanwendung seitens der Gewerkschaften geschützt sind, wird die künstliche Überhöhung des Lohnniveaus bleiben, da sie gegen den Druck arbeitsuchender Arbeitsloser gesichert ist. Aber dann wird auch die Arbeitslosigkeit immer mehr um sich greifen. Die Arbeitslosenunterstützung ist keineswegs, wie die von der interventionistischen Lehre beherrschte öffentliche Meinung anzunehmen pflegt, eine Maßnahme zur Milderung der durch die Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Not. Sie ist vielmehr ein Glied in der Kette von Ursachen, die die Arbeitslosigkeit als Dauer- und Massen­erscheinung erst schaffen.

KK

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Wenn man anregt, den Unternehmern, die Arbeitslose in ihre Betriebe einstellen wollen, einen Teil des Lohnaufwandes unmittelbar oder mittelbar aus öffentlichen Mitteln zu vergüten, so erkennt man an, daß die Unternehmer bei einem niedrigeren Lohnstande in der Lage wären, mehr Arbeiter zu beschäftigen als bei einem höheren. Wenn man vorschlägt, der Staat oder die Gemeinden mögen ohne Rücksicht auf die Rentabilität Arbeiten ins Werk setzen, die die Privatwirtschaft, weil sie unrentabel sind, nicht leisten will, so heißt auch das nichts anderes, als daß der Lohn so hoch ist, daß er eine Rentabilität dieser Unternehmungen nicht zuläßt. (Nebenbei bemerkt übersieht dieser Vorschlag ganz, daß der Staat und Gemeinden nur dann bauen und investieren können, wenn sie die hierfür erforderlichen Mittel der Privatwirtschaft entziehen, so daß also die Verwirklichung dieses Vorschlages auf der einen Seite genau so viel neue Arbeitslosigkeit schaffen müßte, als auf der anderen Seite Arbeitslosigkeit beseitigt wird.) Wenn man neuestens wieder daran denkt, die Arbeitszeit zu verkürzen, so bedeutet auch das eine Anerkennung unserer Auffassung. Denn indem dieser Vorschlag die Arbeitszeit dergestalt kürzen will, daß alle Arbeitslosen Beschäftigung finden, und dabei jedem einzelnen Arbeiter in dem Maße, in dem er weniger zu arbeiten hat als heute, geringeren Lohn zukommen lassen will, setzt er als selbstverständlich voraus, daß beim Satze der gegenwärtigen Entlohnung nicht mehr Arbeit zu finden ist, als gegenwärtig vergeben wird. Daß die Löhne zu hoch sind, um allen Beschäftigung zu geben, gibt auch zu, wer die Forderung aufstellt, die Arbeiter mögen ohne Erhöhung des Lohnsatzes ihre Leistung steigern. Wo Zeitlohn herrscht, bedeutet dies ja ohne weiteres Verbilligung der Arbeit, und dort, wo Stücklohn herrscht, dasselbe unter der Voraussetzung, daß die Stücklöhne gekürzt werden.

UW, S. 19 f.

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Für den Unternehmer ist die Verwendung von Arbeitern Teil eines Geschäftes; sinkt der Lohn, so steigt die Rentabilität seines Unternehmens, er kann mehr Arbeiter einstellen. Die Arbeiter haben es mithin in der Hand, die Nachfrage nach Arbeitskräften zu erhöhen. Das bedeutet nun ganz und gar nicht, daß der Markt die Tendenz hätte, den Lohnsatz ständig zu drücken. Wenn die Konkurrenz der Arbeiter die Tendenz hat, den Lohn zu drücken, so hat der Wettbewerb der Unternehmer wieder die Tendenz, ihn in die Höhe zu treiben.

UW, S. 15 f.

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Man vergegenwärtige sich etwa das Problem einer Massenarbeitslosigkeit, die Jahr um Jahr verlängert wird. Der »Fortschrittliche« interpretiert sie als ein Übel, das dem Kapitalismus innewohnt. Das naive Publikum ist bereit, diese Erklärung zu schlucken. Die Leute machen sich nicht klar, daß die Arbeitslosigkeit in einem unbehinderten Arbeitsmarkt, der weder von gewerkschaftlichem Druck noch von vom Staat festgesetzten Mindestlohnsätzen beeinträchtigt wird, lediglich kleine Gruppen für kurze Zeit betrifft. Bei freiem Kapitalismus ist Arbeitslosigkeit eine vergleichsweise unwichtige, vorübergehende Erscheinung; es herrscht eine ständige Tendenz zum Verschwinden der Arbeitslosigkeit vor. Wirtschaftlicher Wandel mag zu neuer Arbeitslosigkeit führen. Doch zu den Lohnsätzen, die auf einem freien Arbeitsmarkt vereinbart werden, erhält jeder, der Lohn verdienen will, schließlich eine Anstellung. Arbeitslosigkeit als Massenerscheinung ist die Folge einer angeblichen »arbeiterfreundlichen« Politik des Staates und von gewerkschaftlichem Druck und gewerkschaftlicher Gewalt. {...} Es ist eine Illusion zu glauben, daß Staatsausgaben Arbeitsplätze...

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