Die Kunst der Divination
Wenn der Volksmund von „Magie“ spricht, spricht er meist auch immer – eher unbewusst – von der Divination. Spricht der Volksmund wirklich davon? Hat dies denn schon jemand mal gehört? Divination? Nein. Sicher, man spricht über die astrologischen Vorhersagen in den verschiedenen Zeitungen oder Radiosendungen, man spricht davon, dass man jemanden kennt, der mal zu einer Wahrsagerin gegangen ist und dass selbstverständlich all das eingetroffen ist, was prophezeit wurde. Manchmal kennt man sogar jemanden in der Nachbarschaft oder in seinem Stadtteil, der irgendwas mit Karten macht. Nun, wenn dies der Fall ist, dann spricht der Volksmund sehr wohl über Divination. Man kann aber für die Vokabel „Divination“ auch „Wahrsagen“ bzw. „Weissagen“ oder „Zukunftsschau“ verwenden, wobei dies auch immer sofort ein spezielles „Erwartungsprogramm“ startet. Schnell tanzen die kommenden Lottozahlen und die gigantischen Gewinne durch die Gedanken, denn wer in die Zukunft schauen kann, muss doch wohl mal eben die Lottozahlen erkennen können, oder? Nein. Definitiv nicht. Denn es geht um Tendenzen und Möglichkeiten – physikalisch gesprochen könnte man auch Wahrscheinlichkeiten sagen – nicht um eine Zukunft die 1 zu 1 auch eintritt. Daher sollte man sich lieber mit der „Fachvokabel“ Divination anfreunden, vor allem, da dieser Begriff auch in einem religiösen Kontext verstanden werden kann. Es beschreibt das Vermögen die „heiligen Energien des Kosmos“ zu erkennen, zu akzeptieren und sich selbst darauf einstellen, sodass man MIT der Energiewelle „schwimmen“ kann. Diese „heiligen Energien des Kosmos“ sind primär Energien, die autark agieren (sie sind diskarniert) oder aus dem eigenen (höheren) Selbst kommen. Zwar ist der „Kontakt zur Geisterwelt“ bzw. zur „astralen Welt“ letztlich auch „nur“ eine von vielen Divinationsmethoden, doch geht es hierbei um etwas viel Wichtigeres.
Es geht um das Erkennen, wie man selbst energetisch gestrickt ist und wie man sein eigenes Schicksal bzw. sein eigenes Leben bewusst und gezielt beeinflussen kann. Diese „Selbststeuerung“ kann auch als „Weissagung“ verstanden werden, da man seine gangbaren Wege – der Zukunft – erkennen und abwägen kann, abwägen, ob es ein leichter oder schwieriger Weg wird, ein Weg, der mit Mühsal und Entbehrungen gepflastert ist oder der leicht und beschwingt beschritten werden kann. Hierin liegt ein gigantisches Machtpotenzial, da man durch diese Arbeitsmethode seinen eigenen Weg finden und beschreiten kann.
Dass eine solche Arbeitsweise auch manchmal mit der Vokabel „Wahrsagerei“ betitelt wird, ist im wortwörtlichen Sinne treffend, denn man sagt sich selbst das Wahre, oder seinen wahren Weg voraus. So kann man unterscheiden, dass man Wahrsagearbeiten stets auf seinen eigenen Lebensweg anwendet und Weissagungen Arbeiten sind, die einen formalen/rituellen und sozialen Charakter besitzt. Dies lässt sich auch in der Wortbedeutung des Wortes „Divination“ erkennen. Es stammt ursprünglich von den lateinischen Wörtern „divinare“ und „divinus“ ab. Eine wortwörtliche Übersetzung würde "vorzusorgen“ oder „von einem (...) Gott inspiriert" bzw. „göttlich verwandt“ ergeben. Im magischen Kontext zeigt dies, dass man für sich selbst „vorsorgen“ kann, da man von Gott (dem Kosmos, der Natur etc.) inspiriert und initiiert wird. So ist es nicht verwunderlich, dass das Themengebiet der Divination gigantisch ist und man letztlich Myriaden von Möglichkeiten hat, divinatorisch zu arbeiten.
Sicher, wenn man sich mit einem divinatorischen Werkzeug ausrüstet – z. B. ein Tarotkartenset oder ein Pendel – wird zu Beginn der Versuch unternommen, dass man einen Einblick in eine Frage oder Situation gewinnen will, die für den Menschen selbst unklar oder verborgen ist. Man will die Geheimnisse des eigenen Lebens ergründen, man will, sich selbst verstehen und erkennen, was alles auf einen warten wird, wenn man den einen oder den anderen Weg wählt.
Mit Hilfe okkulter, magischer und mystischer Ideen, Rituale, Hilfsmitteln und Arbeiten, sollen standardisierte Divinationspraktiken entwickelt werden, die den Vergleich einer „Kurzwahltaste“ gut standhalten können, und die man „mal eben“ verwenden kann, wenn das Tagesbewusstsein in einer gedanklichen Sackgasse steckt. Nun, die Praxis zeigt zu 100%, dass es genauso werden kann, wenn man die verschiedenen Divinationsarten auch wirklich als Werkzeug und nicht als Strohhalm versteht. Wenn ich Probleme divinatorisch wahrsage, werden sie einen tiefen, initiatorischen Lebenssinn beinhalten. Man muss definitiv nicht vor Lebensprüfungen fliehen, man sollte sich aber auf jede entsprechende Prüfung vorbereiten und nicht blind und tumb in diese hineinstolpern.
Doch welche Divinationsmethode ist sinnig? Welche kann wirklich in meinem Unterbewusstsein eine „Kurzwahltaste“ installieren, sodass ich meinem Tagesbewusstsein Richtungshinweise und Lebenstipps geben kann? Nun, alle sinnigen Divinationsmethoden haben die Verbindung, dass der wichtigste Umstand der Arbeit die Person selbst ist. Ich muss mit meinem Unterbewusstsein in Verbindung treten, sodass mein Tagesbewusstsein eine Reihe von Möglichkeiten der Deutung präsentiert bekommt.
Ein Münzwurf oder ein einfaches „Grade oder Ungerade“ via Würfel, zählen hier nicht zu den Methoden der Wahl – auch wenn man sich ein System erstellen könnte, welches auch diese Methoden gangbar macht.
So ist also der Protagonist der Divination der springende Punkt – dies gilt für Erkenntnisse der eigenen Person, als auch für fremde Personen. Dies kennt man bereits aus der magischen Praxis, wo jeglicher Erfolg vom Protagonisten der jeweiligen magischen Handlung abhängt. Wenn ich via Divination wirken will – egal, ob es sich um eine Situationsanalyse, einer Zukunftsprognose oder um eine Charaktereinschätzung handelt – muss ich auf Energien zugreifen (bewusst und/oder unbewusst), die das Potenzial besitzen, die oberflächlichen Informationen und Ansichten „tiefer“ dringen zu lassen.
Wenn ich nur oberflächlich mit einer Divinationsmethode arbeite, wird auch nur ein oberflächliches Ergebnis herauskommen – dies kann manchmal ausreichend sein, doch will ich hier lieber Methoden präsentieren, die helfen, sich selbst oder andere Mitmenschen zu erkennen und sich selbst oder den entsprechenden Personen zu helfen.
„Selbst das kleinste Licht reicht aus, um die Dunkelheit zu verändern.“
Die Divination ist eine systematische Methode, mit der man alles „organisieren“ kann, was scheinbar unzusammenhängende und zufällige Facetten des Daseins besitzt. Es wird eine individuelle Ordnung in ein allumfassendes Chaos gebracht, eine Ordnung, die jedoch nicht wie die Geometrie funktioniert, sondern eher wie „Wahrscheinlichkeitswellen“, die das eigene Leben positiv beeinflussen können. So ist es beinahe logisch, dass sich jeder Mensch auf beliebig viele Divinationsmethoden selbst codieren kann. Wenn man ausreichend übt, die Ergebnisse auswertet und versteht, wie sie entstehen, kann man jede beliebige Divinationsmethode adaptieren und individualisieren – hierbei ist das Individualisieren das absolut Wichtigste, denn wie stets in der Magie geht es um das eigene Ich, um die eigene Göttlichkeit. Die eigene Kreativität und die Bereitschaft „über seinen Tellerrand“ zu schauen sind die Grundpfeiler und Startpunkte für jede Veränderung. Daher darf keine Divinationsmethode als Dogma verstanden werden, auch wenn dies sehr oft und fast unmissverständlich in der breiten Literaturmasse propagiert wird. Jede Divinationsmethode erlaubt dem Benutzer, eigene Facetten einzuflechten, sodass man sich selbst ein Werkzeug erstellen kann, dass neben Macht und Einfluss auch eine Menge Erkenntnisse und Spaß mit sich bringen wird.
Macht und Einfluss beziehen sich hierbei jedoch nicht auf die materielle Welt, wo das geschundene Ego sich selbst über alle anderen nichtsnutzigen Menschen heben will. Nein, es geht um Macht und Einfluss auf sich selbst.
So dient die Divination stets der Voraussage kommender Ereignisse, oder, was für die Selbsterkenntnis essenziell ist, der Einsicht in gegenwärtige Sachverhalte, die auf dem Wege über die normale Wahrnehmung bzw. aus Sicht des Tagesbewusstseins, nicht einsehbar sind. Da diese Praktiken uralt sind und sich auch in allen Religionen und Kulturen finden lassen, ist es nicht überraschend, dass heutzutage die meisten Menschen schon mal mit einer Art der Divination zu tun hatten – bewusst oder unbewusst.
Im Folgenden will ich einmal ein paar Methoden der Divination, in alphabetischer Reihenfolge, vorstellen. Es sind Methoden, die bereits in der Antike Verwendung fanden, jedoch eher unter der Rubrik „nett zu wissen“ bzw. „Tatsächlich, kenn ich auch“ einzusortieren sind.
Augurien oder Auspicien:
Hierbei handelt es sich um eine landwirtschaftliche und antike Methode der Divination, welche den Flug und/oder Gesang von Vögeln deutet. Diese „Weissagung“ muss jedoch unter den Stichworten „Jahreszeitenwechsel“ oder „Wetterveränderung“ verstanden werden – etwas, dass heutzutage via Wetter-App geregelt wird, damals aber eine sehr sichere Methode war, um zu erkennen, welche Arbeiten auszuführen sind und welche noch etwas Zeit haben. Sprichwörter wie „Fliegen die Schwalben hoch, bleibt das schöne Wetter noch. Fliegen sie tief hingegen, wird es Regen geben.“ oder auch „Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen. Fliegen...