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E-Book

Mann, unrasiert

Wild, echt und berufen

AutorMarcel Hager
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783417228557
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Ich rasiere mich, also bin ich!? Dass das zu kurz gegriffen ist, ist offensichtlich. Doch viele Männer definieren sich vor allem über das, was sie tun. Dabei gewöhnen sie sich manchmal ungesunde (Über-)Lebensstrategien an. Die Angst, nicht zu genügen, hindert sie daran, ihre eigentliche Bestimmung als Männer Gottes zu leben. Marcel Hager, Outdoorcoach und Leiter der 4te-Musketier-Bewegung in der Schweiz, zeigt in diesem Buch, dass an erster Stelle immer die Berufung zum Sohn Gottes steht. Und aus dieser sicheren Identität heraus ergibt sich ein Auftrag, der die Welt in Bewegung versetzt.

Marcel Hager ist Co-Geschäftsführer von Coachingplus GmbH und Mit-Inhaber von Hager Coaching und Training GmbH, Autor und Referent, Gründer der Bewegung 4M Schweiz. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern und wohnt in der Nähe von Zürich.

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Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

2. WIE DER MENSCH SEINE BEDEUTUNG VERLOR


Adam und Eva waren bedeutend in den Augen Gottes. Sie waren von ihm reich gesegnet worden und hatten eine wunderbare Aufgabe bekommen. Doch dieser Zustand sollte nicht dauerhaft sein. Es beginnt damit, dass Gott den Menschen eine einfache Beschränkung auferlegte:

Gott, der Herr, brachte den Menschen in den Garten Eden. Er sollte ihn bebauen und bewahren. Er befahl dem Menschen jedoch: »Du darfst jede beliebige Frucht im Garten essen, abgesehen von den Früchten vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Wenn du die Früchte von diesem Baum isst, musst du auf jeden Fall sterben.«

1. Mose 2,15-17

Dieses Verbot entfachte in Adam und Eva ein Misstrauen, das gleich darauf auch noch durch eine dritte Partei geschürt wurde:

Die Schlange war das listigste von allen Tieren, die Gott, der Herr, erschaffen hatte. »Hat Gott wirklich gesagt«, fragte sie die Frau, »dass ihr keine Früchte von den Bäumen des Gartens essen dürft?«

1. Mose 3,1

Das Ziel der Schlange war jedoch der Tod. Adam und Eva sollten die Früchte des Baumes der Erkenntnis essen, damit sie sterben müssen. Die Schlange wollte, dass die Menschen ihre enge Beziehung zu Gott und damit ihre Bedeutung verlieren. Aus diesem Grund verführte sie Adam und Eva mit einer List:

»Ihr werdet nicht sterben!«, zischte die Schlange. »Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott und das Gute vom Bösen unterscheiden können.«

1. Mose 3,4-5

Die Schlange ließ Adam und Eva glauben, dass das Essen der Frucht sie wie Gott machen würde und dass Gott ihnen daher etwas vorenthalten würde. Die Menschen vertrauten der Schlange und kosteten von der Frucht des verbotenen Baumes.

Doch sie wurden dadurch nicht wie Gott. Im Gegenteil, sie wurden von Gott getrennt und verloren ihre wahre Bestimmung. Wie von Gott vorhergesagt, starben sie einen seelischen, geistlichen und ewigen Tod, indem sie die Gemeinschaft mit Gott verloren.

Dabei hatte Gott den Baum mit den verbotenen Früchten nicht in den Garten gepflanzt, um die Menschen zu Fall zu bringen, sondern um ihnen die Möglichkeit zu geben, sie selbst zu sein, das heißt, frei zu wählen. Denn ohne eigenen Willen und eigene Verantwortung kann es keine echte Beziehung und kein echtes Leben geben. Doch weil die Menschen dieses Leben außerhalb der Beziehung mit Gott suchten, trennten sie sich von Gott.

Adam und Eva heute


Die Geschichte von Adam und Eva ist auch unsere Geschichte. Auch wir entscheiden uns immer wieder, unseren eigenen Weg zu gehen, und verlieren dadurch unsere wahre Bestimmung aus dem Blick.

In diesem Augenblick wurden den beiden die Augen geöffnet und sie bemerkten auf einmal, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.

1. Mose 3,7

Seit diesem Verlust haben wir ein ungestilltes Verlangen danach, an den Ort der tiefen Gemeinschaft mit Gott zurückzukehren, an dem wir nackt, ehrlich, selbstbewusst und frei waren. Der sichere Garten ist uns abhandengekommen, weil wir Gott misstrauten und unsere Sehnsucht nach Leben der eigenen Regie statt der göttlichen unterstellten. Das Vertrauen, die Intimität und die Beziehung mit Gott wurden durch die Sünde verraten und zerbrochen.

Als es am Abend kühl wurde, hörten sie Gott, den Herrn, im Garten umhergehen. Da versteckten sie sich zwischen den Bäumen.

1. Mose 3,8

Die Bibel beschreibt hier eine traurige und gleichzeitig äußerst liebevolle Szene. Ab dem Moment, da wir unseren eigenen Weg gehen, verstecken wir uns vor Gott, weil wir in unserem Innersten wissen, dass wir nicht mehr die sind, die wir eigentlich sein sollten. Doch Gott sucht nach den Menschen. Er rief nach Adam: »Wo bist du?« Dieser antwortete: »Als ich deine Schritte im Garten hörte, habe ich mich versteckt. Ich hatte Angst, weil ich nackt bin« (1. Mose 3,9-10).

Adam und Eva hatten ihre Identität verloren und mussten Feigenblätter nehmen, um ihre eigene existenzielle Nacktheit zu verbergen. Genauso suchen auch wir uns heute noch Feigenblätter, mit denen wir unsere Blöße überdecken können, damit unsere Defizite von niemandem entdeckt werden. Wir versuchen, mit unseren Talenten und Gaben Großartiges zu erreichen, und hoffen, dass andere dadurch in uns etwas sehen, an dem wir selbst zweifeln.

Seitdem wir das Paradies verlassen mussten, sind wir als Einzelkämpfer auf der Suche nach Zugehörigkeit, Bedeutung, Identität, Sicherheit und Geborgenheit. Das Leben außerhalb des prächtigen Gartens ist für uns inzwischen zur Gewohnheit geworden. Wir haben uns mit unserem Zustand abgefunden und uns damit arrangiert. Aber manchmal spüren wir es noch: ein inneres Drängen, ein ungestilltes Bedürfnis nach Bedeutung, das wir seit Urzeiten mit allen Mitteln zu füllen versuchen.

Begegnung in der Natur


Der Grund, weshalb wir mit unseren Gruppen, Teams und Einzelpersonen physische und psychische Grenzerfahrungen in der Wildnis suchen und uns ihnen stellen, ist das, was die Natur mit uns macht. Wenn wir tagelang dem anhaltenden Regen trotzen und durchnässt und unterkühlt weite Wegstrecken zurücklegen, wird unser »Schutzschild« aufgeweicht, bis sich unser wahrer Charakter zu erkennen gibt.

Muss ich meine letzte Schokolade teilen, obwohl ich hungrig bin, kommt womöglich meine Urangst zum Vorschein, zu kurz zu kommen. Und an einem Seil über einem tiefen Abgrund zu hängen, während ich darauf angewiesen bin, dass ein anderer Teilnehmer mich sichert, kann meine tiefe Angst offenbaren, das eigene Leben nicht kontrollieren zu können. Schon viele unserer Teilnehmer haben sich während der Durchquerung einer nicht enden wollenden Steinlandschaft – beladen mit einem schweren Rucksack – ihre Angst davor eingestehen müssen, es nicht zu schaffen – nicht nur auf der Tour, sondern in ihrem ganzen Leben.

Coaching-Tour auf dem Laugavegur in Island
(Foto: Benni Wolf)

Die Wildnis offenbart, was in uns steckt. Sie deckt unsanft die Lügen auf, an die wir glauben, und offenbart unseren wahren Charakter. In der Natur können wir unser Innerstes nicht länger verstecken. Das Hier und Jetzt prallt in Form von Kälte, Wind oder Regen auf uns. Diesen Naturgewalten ausgesetzt und weit weg von unseren alltäglichen Aufgaben werden wir wieder geerdet. Der Blick auf unser eigenes Leben wird wieder klar und unsere Sinne werden geschärft.

So erging es auch mir auf meinem ersten Charakterwochenende mit »Der 4te Musketier«. Wir waren auf dem Weg durch das schroffe Hochland von Schottland. Ich entschied mich, vor dem offiziellen Start einen viertägigen Solo-Trip zu machen – nur ich, Gott und die Wildnis. Ich war zu dieser Zeit an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich mir zahlreiche Fragen über mich, mein Leben und meinen Glauben stellte.

Während meiner sechsjährigen Tätigkeit als Pastor war mein Glaube zum Beruf geworden. Meine persönliche Beziehung mit Gott hatte dadurch an Leben verloren. In der Kirche hatte ich oft beobachtet, wie Menschen ihre »weltlichen« Feigenblätter gegen religiöse Feigenblätter eintauschten. Statt ihre Verkleidungen abzulegen, wechselten sie lediglich ihre Masken aus. Ich fühlte mich zunehmend wie auf einer Art christlichem Maskenball, auf dem ich fröhlich mittanzte. Meine Solotour sollte daher eine Standortbestimmung werden, bei der ich mich gleichzeitig meiner Angst vor dem Alleinsein stellen wollte.

Ich startete mein Abenteuer achtzig Kilometer westlich vom offiziellen Startpunkt unseres Charakterwochenendes. Ein öffentlicher Bus brachte mich zu einer abgelegenen Haltestelle. Von dort aus wanderte ich in der Abenddämmerung los. Nach einem kurzen Marsch schlug ich in der Dunkelheit zwischen Büschen und Sträuchern mein Nachtlager auf. Der Wind rüttelte gnadenlos sowohl an meinem Zelt als auch an meinen Nerven. Es dauerte nicht lange, bis mich die Angst vor dem Alleinsein überkam. Unruhig wälzte ich mich von der einen zur anderen Seite und schlief erst nach einigen unruhigen Stunden ein.

Am nächsten Morgen bestieg ich den ersten Bergrücken. Während ich beim Aufstieg noch heftigen Windböen trotzen musste, umhüllte mich auf dem schneebedeckten Hochplateau dichter Nebel. Ich verließ mich ganz auf meinen Orientierungssinn und wandte mich entschlossen Richtung Osten, um auf der anderen Seite die Schlucht hinunterzuklettern. Als ich am Boden der Schlucht ankam, merkte ich allerdings, dass ich nicht dort war, wo ich sein sollte. Nachdem ich meinen Stolz überwunden und meine Landkarte zur Orientierung hervorgeholt hatte, traf mich die harte Wahrheit: Ich befand mich nur unweit von meinem nächtlichen Lager entfernt – und es war bereits nach Mittag. Ich war auf der Hochebene im Kreis gewandert und auf der falschen Seite abgestiegen. Es blieb mir daher nichts anderes übrig, als denselben Pass zum zweiten Mal zu bezwingen.

Als ich schließlich todmüde abends in meinem Schlafsack lag und der Wind erneut an meinem Zelt rüttelte, kochten meine Emotionen über. Ich weinte. Alleine, einsam und völlig erschöpft schrie ich zu Gott. Wo war er?

Doch Gott hatte genau auf diesen Moment gewartet. In diesem Augenblick, als mein Herz weit offen war, begegnete er mir. Als ich alleine und verloren in meinem Zelt im schottischen Hochland lag und ich meinen ganzen Ballast abwarf, fand meine Seele Ruhe und Heilung.

Ein ähnliches Erlebnis hatte auch der Prophet Elia, der in der Regierungszeit König Ahabs in Israel lebte. Der König und seine Frau Isebel beteten Baal an und...

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