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Medizin

Glaube, Spekulation oder Naturwissenschaft?

AutorMatthias Schweiger
VerlagW. Zuckschwerdt Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl190 Seiten
ISBN9783886038688
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Das vorliegende Buch behandelt das Spannungsfeld „Schulmedizin – alternative Medizin“ und stellt den Standpunkt eines praktizierenden, erfahrenen Arztes, eines Chirurgen dar, für den Schulmedizin richtig interpretiert eine Idealvorstellung bedeutet, dem aber auch klar ist, dass die moderne Medizin dieses Idealbild noch lange nicht verwirklicht hat und dass deshalb Konkurrenzmethoden auf dem Markt sind, die nicht ohne weiteres vernachlässigt werden dürfen. 

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. Einleitung, Kultur und Medizin sowie Vom Instinkt über den (Aber-)Glauben zum Verstand
  3. Kosmos, Energie und die fernöstliche Medizin
  4. Die Wiege der abendländischen Medizin
  5. Die mittelalterliche Medizin: Glaube und scholastische Spekulation
  6. Von der geisteswissenschaftlichen zur naturwissenschaftlichen Medizin der Neuzeit
  7. Naturwissenschaft und Philosophie: Die Wurzeln der modernen Schulmedizin
  8. Die naturwissenschaftlich begründete Schulmedizin entwickelt sich
  9. Die Schulmedizin: Eine zeitgemäße Konzeption?
  10. Die „alternative Medizin“ des 20. und 21 Jahrhunderts: Rückkehr von Glaube und Spekulation?
  11. Schulmedizin kontra alternative Medizin
  12. Anhang: Auswahl alternativer Methoden und Bewertung aus schulmedizinischer Sicht, Literatur, Personen- und Sachverzeichnis
Leseprobe
Die Wiege der abendländischen Medizin (S. 21-22)

Griechenland

Mystik, Philosophie, Schule und Medizin

Das antike Griechenland gilt als Geburtsstätte der abendländischen Kultur. Dies trifft uneingeschränkt auch auf die Medizin zu, die wesentlicher Bestandteil jeglicher Kultur ist. Der historische Bogen dieser Tradition führt vom antiken Griechenland über Rom, Byzanz bis in den arabischen Kulturkreis des 10./11. Jahrhunderts. Auf dem Boden der fundamentalen griechischen Philosophie haben sich medizinische Lehrgebäude mit rationalem Hintergrund entwickelt, die sich zur praktischen Arbeit in unterschiedlichen Medizinschulen zusammenschlossen und über Jahrtausende hinweg bis in die Neuzeit die Grundlagen der Medizin, unserer heutigen Schulmedizin bilden sollten.

Daneben existierte über viele Jahrhunderte eine alternative Medizin mit mystischreligiösem Hintergrund, wie etwa der Asklepios-Kult. Beide Systeme, die überwiegend rationalen Medizinschulen und die mystisch-religiösen Heiler, lebten problemlos und friedlich nebeneinander und ergänzten sich.

Der Asklepios-Kult

Nach der griechischen Mythologie waren die Götter für die Krankheiten verantwortlich. Dabei ging es in erster Linie nicht um die persönliche Schuld des Erkrankten. Im Verlaufe der häufigen Zwistigkeiten unter den Göttern kam es vielmehr vor, dass ein Gott seinen Kontrahenten treffen wollte und dessen Liebling auf Erden deshalb mit Krankheit belegte. Hauptgott für den Bereich Krankheit und Medizin war Apollo.Er war der Vater von Asklepios (lateinisch Aesculap), der in Homers Ilias beschrieben wird. Asklepios Sohn Machaon stand für die Chirurgie, sein Sohn Podalirius für die innere Medizin.

Der Sage nach soll Asklepios als Arzt derart erfolgreich gewesen sein, dass er sogar in der Lage war,Tote zu erwecken. Dies habe den Gott Zeus so erzürnt, dass er Asklepios mittels Donner erschlagen hat. Später wurde Asklepios rehabilitiert und in den Stand der Götter erhoben. Um diesen Mythos entwickelte sich ein Glaubenskult – der Asklepios-Kult mit Tempeln, die Asklepios geweiht waren. Diese Tempel, über das ganze antike Griechenland verteilt, waren Orte einer mystisch-religiösen Medizin, zu denen die Kranken in großer Anzahl wallfahrten. Zentren des Asklepios-Kultes waren z. B. Pergamon, Epidauros aber auch die Insel Kos, die Heimat von Hippokrates. Die Behandlung der Kranken bestand aus rituellen Zeremonien mit Fasten, Bädern,Gebeten und dem Tempelschlaf, die zur Läuterung führen sollten (14).Nachts erschien den Patienten ein Priester, als Gott verkleidet. Er nahm sich der Patienten an, hörte ihnen zu, gab Ratschläge, verabreichte Drogen und deutete Träume – Psychotherapie im besten Sinne.

Weil – wie in der Antike üblich – aussichtslose Krankheiten von den weltlichen Ärzten nicht behandelt wurden, war für diese hoffnungslosen Fälle der Asklepios-Tempel die einzige Möglichkeit, Beistand zu erlangen. Da zur damaligen Zeit eine differenzierte Diagnostik und eine effektive Therapie nicht zur Verfügung standen, waren im Rahmen des Asklepios-Kultes sicher grandiose Erfolge möglich, wenn etwa Patienten, die von weltlichen Ärzten fehldiagnostiziert und als unheilbar abgelehnt worden waren, wegen ihrer eher harmlosen Krankheiten „geheilt" werden konnten. Solche „spektakulären Triumphe" des Asklepios-Kultes verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und führten immer neue Patienten zu. Die Menschen verhielten sich damals so, wie sie es heute auch tun. Die Kosten, die den Patienten des Asklepios-Kultes auferlegt wurden, richteten sich nach den finanziellen Möglichkeiten des Patienten. Asklepios war der Gott der Armen.

Auch in unserer modernen Zeit finden wir dem Asklepios-Kult verwandte Phänomene, wie z. B. die Wallfahrten von Kranken nach Lourdes.Wesentliches Element der Behandlung ist die Suggestion mit dem festen Glauben an die Heilwirkung Gottes.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Danksagung9
Vorwort10
Einleitung12
Kultur und Medizin14
Vom Instinkt über den (Aber-)Glauben zum Verstand17
Die primitiv-magische Medizin17
Mesopotamien und Ägypten – die Medizin organisiert sich20
Kosmos, Energie und die fernöstliche Medizin24
Chinesische Medizin – aus Erfahrung gut?24
Indische Medizin und langes Leben29
Tibetische Medizin30
Die Wiege der abendländischen Medizin32
Griechenland32
Die Schulmedizin der Antike38
Byzanz, Arabien, Salerno – die Rettung der antiken Schulmedizin50
Die mittelalterliche Medizin: Glaube und scholastische Spekulation55
Christentum und Medizin55
Die Mönchsmedizin und Hildegard von Bingen57
Scholastik und Universitätsmedizin61
Von der geisteswissenschaftlichen zur naturwissenschaftlichen Medizin der Neuzeit67
Die Neuzeit – Paradigmenwechsel durch Krankheit?67
Paracelsus – der medizinische Rebell70
Ich glaube, was ich sehe73
Naturwissenschaft und Philosophie: Die Wurzeln der modernen Schulmedizin78
Die exakten Naturwissenschaften78
Die Aufklärung und ihre Vorläufer80
Die naturwissenschaftlich begründete Schulmedizin entwickelt sich84
Mühsam geht es voran84
Weil du arm bist, musst du früher sterben!?87
Die moderne Medizin beginnt90
Die Bakteriologie96
Die High-Tech-Medizin – vom Wissen zum Können98
Katastrophen der Schulmedizin103
Die Schulmedizin: Eine zeitgemäße Konzeption?106
Was ist Schulmedizin?106
Der Schulmediziner – Vorbild oder abschreckendes Beispiel?106
Die Grundlagen der modernen Schulmedizin109
Naturwissenschaftliche Methoden der Schulmedizin – Francis Bacon lässt schön112
grüßen112
Placebo und Nocebo – ich werde gefallen und ich werde schaden113
Einer für alle – alle für einen116
Zwischen Skylla und Charybdis120
Die „alternative Medizin“ des 20. und 21 Jahrhunderts: Rückkehr von Glaube und Spekulation?126
Historisches126
Die alternativen Heilmethoden133
Schulmedizin kontra alternative Medizin151
Wer heilt? Wer hat Recht?151
Braucht moderne Schulmedizin Ergänzung?156
Auswahl alternativer Methoden und Bewertung* aus schulmedizinischer Sicht165
Personen- und Sachverzeichnis173
Literatur183
I. Häufig zitierte Werke183
II. Zitatenindex184
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