Ideen zum Geldsparen für Selbstversorger
Eine Ursache für den Trend zum Selbstversorgen ist sicherlich, dass die Haltungsangebote der Einstellbetriebe den Anforderungen heutiger Hobbypferdehalter nicht entsprechen. Nur sehr langsam setzen sich in professionellen Anlagen beispielsweise Aktivställe durch. In den meisten Fällen handelt es sich bei Selbstversorgern deshalb um engagierte, hochmotivierte Tierfreunde, und es finden sich nirgends so viele Ausläufe, Offenställe und innovative Verbesserungen wie in kleinen Haltergemeinschaften.
Geizknoten sind keine Pferdefreunde
Leider gibt es überall schwarze Schafe: Manche Menschen versorgen ihre Pferde nur deshalb selbst, weil sie den höheren Kosten in Pensionsbetrieben aus dem Weg gehen wollen, und sie betreiben folglich mit mangelndem Sachwissen oder fehlendem Verantwortungsgefühl eine billige, oft nachlässige Pferdehaltung auf Kosten der Tiere. Es hat absolut nichts mit vertretbaren Sparmaßnahmen zu tun, wenn Pferde hinter Stacheldraht gehalten werden, auf schimmeligem Stroh stehen, an Schmied und Wurmkur gespart wird und die Tiere im Sommer gezwungen werden, verkotete Weiden abzufressen, um nicht zu verhungern. So nicht!
Der Offenstall ist kein Billig-Stall
Für viele Selbstversorger ist die Offenstallhaltung das angestrebte Ideal. Irrig ist jedoch die Annahme, Offenstallhaltung sei preislich günstiger oder gar weniger arbeitsintensiv als andere Haltungsformen, in denen die Pferde aufgestallt werden.
Wer auch nur einen Tag lang einen Offenstall versorgt hat, weiß es besser: Ein Pferd produziert bei raufutterbasierter Fütterung pro Tag ungefähr 60 Liter Mist (und nicht die gern in der Literatur angegebenen 35 Volumenliter). Beim Paddockboxenpferd sind diese zweimal täglich von 30 Quadratmeter Grundfläche flott abgeräumt. Beim Offenstallpferd muss aber auch der Auslauf abgesammelt werden; das heißt, dass Mist zuerst aus dem Stall geräumt wird und anschließend in mühevoller Handarbeit etliche Quadratmeter Fläche nach Pferdeäpfeln abgesucht werden. Der Zeitaufwand für die Mistbeseitigung ist damit nicht geringer, sondern größer. Ähnliches gilt für das Füttern: Sei es, dass die Offenstallpferde Eimer umgehängt bekommen, zum Fressen angebunden oder auseinandergesperrt werden – wenn das Füttern nicht von einer Computeranlage vollautomatisch übernommen wird, dauert es länger als die Fahrt mit dem Futterwagen durch eine Stallgasse, denn anschließend müssen alle Pferde wieder losgebunden oder von Eimern befreit werden.
Da jedes Pferd vergleichsweise mehr Grundfläche benutzt als bei herkömmlicher Stallhaltung, muss von höheren Kosten für das gepachtete, entsprechend dimensionierte Gelände ausgegangen werden.
Dennoch wird jeder echte Pferdefreund wohl versuchen, bei eigener Haltung endlich den Traum vom pferdegerechten Offenstall wahr werden zu lassen.
Die zehn Grundrechte der Pferdehalterin in Eigenregie
• Sie nutzt täglich konsequent Krafttrainingsgeräte mit Rädern oder Zinken.
• Sie muss nicht in Urlaub fahren.
• Sie darf auch bei Regen im Freien arbeiten, während die Ponys vom Offenstall aus interessiert zusehen.
• Sie muss sich niemals mit einem Buch auf dem Sofa langweilen.
• Sie kann immer begründet Einladungen ausschlagen.
• Sie muss saubere Pullover niemals länger als fünf Minuten tragen.
• Sie kann besonders viele Besserwisser kennenlernen.
• Sie darf sich unbegrenzt handwerklich weiterbilden.
• Sie kann völlig frei entscheiden, ob sie pünktlich füttert oder erst, nachdem der Stall zerlegt ist.
• Sie darf zu jeder Zeit ihre Kontoauszüge den Pferden vorlesen.
Das tägliche Absammeln des Auslaufs ist ein Muss, wenn die Tretschicht lange halten und nicht die Gesundheit der Pferde bedrohen soll.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Sie durch die Entscheidungsfreiheit, die Sie als Selbstversorger haben, weitaus mehr Chancen zur sinnvollen Einsparung wahrnehmen können. Vom Futter bis zum Bodenbelag im Auslauf, vom Verhältnis eigener Arbeit bis zum Einsatz entlohnter Dienstleistung ist hier ein Abwägen in allen Bereichen möglich, das sich spürbar bezahlt machen kann.
Wenn aber ausschließlich aus Kostengründen Pferde privat gehalten werden, führt das oft zu katastrophalen und nicht mehr pferdegerechten Zuständen: Verlotterte Zäune, dreckige Matschausläufe, windschiefe Unterstände und ungepflegte Weiden sind das Ergebnis, wenn es nur ums Sparen geht. Denn dass die eigene Pferdehaltung billiger ist, das ist zumindest in den ersten zehn Jahren eine Milchmädchenrechnung!
Bevor Sie einen Kaufvertrag für einen Hof unterschreiben und Pläne machen, nehmen Sie beim Bauamt gründlich Einsicht in die Unterlagen. Es kann teuer werden, bevor im Pferdestall überhaupt ein Pferd stehen darf.
Immer wieder Rechnungen
Die wahre Kostenfalle ist nicht das Futter. Die reinen Erhaltungskosten pro Pferd sind leicht kalkulierbar, die anfallenden Kosten eines Pferdebetriebs – und darum handelt es sich schon beim kleinen Zweier-Offenstall – hingegen können überraschen.
Für den Selbstversorger kommen Ausgaben für Einstreu, Elektro- und Festzaunzubehör, Pachten, Weidepflegemaßnahmen, Dünger, Strom, Wasser, nötige Maschinen und die Kosten für Mistentsorgung und Lohnunternehmer hinzu.
Wer die Pferde im eigenen Stall hält, neigt dazu, teure Anschaffungen vermeintlich „für die Ewigkeit“ zu tätigen, um sich Arbeitszeit und die vielen wiederkehrenden Ausgaben ein für alle Mal zu ersparen: Liegematten, Bodenaufbau, Schlepper mit Frontlader.
Auf Pachtland wird man weniger investieren, beispielsweise kein Geld in einen teuren Bodenaufbau, sondern sich eher auf lange Sicht mit arbeitsreichen Provisorien abplagen.
Das heißt, die Kosten setzen sich zwar von Fall zu Fall anders zusammen, aber mit rund 150 Euro monatlich pro zwei Pferde zusätzlich zu den reinen Futterkosten sollte in den ersten Jahren jeder Selbstversorger im kleinen Stall rechnen. Damit erreicht man schnell wieder das Niveau eines Einstellbetriebes – aber die gesamte Arbeit rund um die Pferde kommt noch hinzu!
Das Bauamt: Kosten aus heiterem Himmel
Wer endlich den eigenen Stall gefunden hat, tut gut daran, vor einem Kauf viel Zeit mit Akteneinsicht im örtlichen Bauamt zu verbringen. Sie möchten hier Pferde halten? Brauchen zum Glück gar nicht viel umzubauen, zumal das Geld sowieso ein bisschen knapp ist? Dann überprüfen Sie unbedingt, ob alle bestehenden Gebäude und Anlagen überhaupt eingetragen sind und Pläne vorliegen, ob es sich beim Stall auch um einen Pferdestall handelt und nicht etwa um einen Schweinestall und ob eine Nutzung der angepeilten Fläche als Pferdeauslauf möglich oder am besten schon eingetragen ist.
Für jegliche Veränderungen, und sei es nur die Einzäunung eines Paddocks an einer Stelle, an der beispielsweise ein abgebranntes Gebäude gestanden hat, benötigen Sie einen „Entwurfsverfasser“, sprich: einen teuren Architekten, der Ihre Zäune einmisst. Sie zahlen bei Umnutzungen Gebühren ans Bauamt (und das nicht zu knapp) und Honorare an den Entwurfsverfasser. Stimmen die beim Amt liegenden Pläne nicht mit der Realität überein, fehlt zum Beispiel ein Holzbalken im Pferdestall, weil dort vom Vorbesitzer zwei Steinpfeiler gesetzt wurden, wird es unter Umständen noch teurer, denn ein Statiker muss her.
Bevor Sie einen Reitplatz anlegen oder auch nur Holzhackschnitzel auf eine Wiese kippen: Ein Reitplatz wird behandelt wie ein Gebäude, es sind Bauantrag und Baugenehmigung erforderlich, und einen ungenehmigten Platz müssen Sie im schlechtesten Fall wieder zurückbauen, wenn er etwa außerhalb der Bebauungsgrenze liegt.
Ganz ohne größere Erdarbeiten geht es beim Auslaufbau selten.
Kann teuer sein: der Auslauf
Wer nicht das Glück hat, seinem Pferd mindestens einen halben Hektar Auslauf bieten zu können, wird sich Gedanken zur Flächenbefestigung machen müssen. Die Tretschicht muss pferdegeeignet, die Auslaufpflege möglichst leicht und schnell zu bewältigen sein.
In den meisten Fällen wird ein Schotterbett mit einer darauf aufgebauten Tretschicht und einer Drainage erforderlich sein. Eine leicht zu pflegende Oberfläche ist gewaschener Flusssand, doch Vorsicht: Wenn Sie unbeschlagene Pferde halten, die diesen Sandauslauf und einen angrenzenden gepflasterten oder betonierten Futterplatz benutzen, kann der Hufabrieb möglicherweise zu groß sein. Hinzu kommt: Sand ist schwer, huffreundlicher lehmiger Sand ganz besonders, und nassen Sand sauber vom Beton zu fegen ist harte Arbeit.
Eine fantastische Lösung sind Paddock-Gitterplatten, die aber leider sehr teuer sind.
Immer wieder absammeln
Sauberkeit rechnet sich – ein täglich gepflegter Auslauf hält weitaus länger!
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