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KAPITEL 1
Seine Frau
Außer der Zeit, die Sie investieren müssen, ist noch eine andere Voraussetzung nötig, damit die Fürbitte für Ihren Mann Erfolg hat. Gott kann Ihre Gebete nur erhören, wenn Sie ein reines Herz haben, und deshalb fängt die Fürbitte für Ihren Mann bei seiner Frau an. Falls in Ihrem Herzen Bitterkeit, Groll, Zorn oder andere negative Gefühle schwelen, werden Sie lange warten müssen, bis die gewünschten Veränderungen stattfinden. Doch sobald Sie aufrichtig zu Gott kommen und ihn bitten, diese falschen Emotionen wegzunehmen, wird Ihre Fürbitte zu einer Geheimwaffe, die ungeahnte Kräfte freisetzt. Leider sabotieren viele Frauen ihre eigenen Gebete von vornherein, indem sie Gott nicht zuerst um ein reines Herz und die richtige Einstellung bitten. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich dieses Prinzip begriffen hatte.
Mein Lieblingsgebet
Zwar würde ich gerne von mir behaupten, dass ich vom Anfang meiner Ehe bis heute regelmäßig für meinen Mann gebetet habe, doch leider war das nicht der Fall. Obgleich ich mich immer wieder an Gott wandte, ähnelten meine Gebete keineswegs jener Art von Fürbitte, die ich in diesem Buch empfehle. Ich beschränkte mich stattdessen auf einige wenige Stoßgebete wie: »Bewahre ihn, Herr« oder »Rette unsere Ehe«. Mein Lieblingsgebet umfasste nur drei Worte und lautete: »Verändere ihn, Herr!«
Als Michael und ich heirateten, war ich noch nicht sehr lange Christin, und da meine Vergangenheit von vielen schrecklichen Erlebnissen geprägt war, musste ich zunächst einmal begreifen, dass ich durch Gottes Kraft vollständig befreit und geheilt werden konnte. Damals hielt ich meinen Mann für nahezu vollkommen und seine wenigen Schwächen erschienen mir der Ausdruck seiner dynamischen Persönlichkeit zu sein. Mit der Zeit drängten sich diese Schwächen jedoch in den Vordergrund und begannen mich zu irritieren, und anstatt ihn weiterhin für vollkommen zu halten, ging mir Michaels Perfektionismus auf die Nerven. Ich kam zu dem Schluss, dass Michael sich an diesen Punkten ändern müsse und dann wäre alles in Ordnung.
Es dauerte einige Jahre, bis ich begriff, dass mein Mann sich niemals so verändern würde, wie ich es mir vorstellte. Und noch ein paar Jahre später war mir klar geworden, dass ich Michael überhaupt nicht dazu bringen konnte, sich in irgendeinem Punkt zu ändern. Erst, als ich mit meinen Wünschen und Anliegen zu Gott kam, trat langsam eine Wandlung ein, und nicht einmal dann liefen die Dinge so ab, wie ich es mir gedacht hatte. Anstatt sich sofort meinen Mann vorzunehmen, arbeitete Gott zunächst einmal an mir. Ich war diejenige, die sich allmählich veränderte, denn mein eigenes Herz musste gereinigt, geformt und nach Gottes Maßstäben umgewandelt werden, bevor Gott die erste Veränderung an meinem Mann geschehen ließ. Zuerst einmal musste ich lernen, die Dinge von Gottes Standpunkt aus zu betrachten und meine eigene Haltung zu korrigieren.
Schließlich wurde mir immer deutlicher bewusst, dass es unmöglich war, intensive Fürbitte für meinen Mann zu leisten, bevor ich mein eigenes Herz ganz genau unter die Lupe genommen hatte. Ich konnte mich nicht an Gott wenden und von ihm erwarten, dass er meine Gebete erhört, solange ich noch Bitterkeit oder Groll in meinem Herzen duldete. Wenn ich wieder einmal mein Lieblingsgebet äußerte, wusste ich eigentlich ganz genau, dass Gott diese Worte umformulieren und von mir die Bitte hören wollte: »Verändere mich, Herr.«
Wie bitte? Ich soll mich ändern?
Sagen Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt! Falls Sie sich nämlich darauf einlassen, intensiv und regelmäßig für Ihren Mann zu beten, werden die Veränderungen nicht auf sich warten lassen. Allerdings werden die ersten sichtbaren Wandlungen nicht an Ihrem Mann stattfinden, sondern an Ihnen selbst. Falls Sie über diese Tatsache genauso empört sind, wie ich es damals war, werden Sie jetzt einwenden: »Einen Moment mal! Ich bin doch nicht diejenige, die sich ändern muss!« Aber Gott blickt tiefer als wir und weiß genau, in welchen Bereichen wir an uns arbeiten müssen. Er braucht nicht lange zu suchen, bis er Einstellungen und Gewohnheiten entdeckt, die nicht seinem Willen entsprechen. Da jede Sünde uns von Gott trennt und unseren Gebetserhörungen Steine in den Weg legt, sollen wir nicht einmal in Gedanken sündigen. In Psalm 66,18 erklärt der Verfasser eines Dankliedes: »Hätte ich Böses im Sinn gehabt, so hätte der Herr mich nicht gehört.« Gott möchte, dass unsere Herzenshaltung stimmt, damit er unsere Gebete uneingeschränkt beantworten kann.
Diese Voraussetzung kommt Ihnen wahrscheinlich besonders hart vor, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Mann Sie unfreundlich, respektlos oder gleichgültig behandelt hat. Womöglich hat er Sie sogar verlassen, hintergangen oder misshandelt. Doch in Gottes Augen wiegen Unversöhnlichkeit, Zorn, Hass, Selbstmitleid, Lieblosigkeit und Rachsucht genauso schwer wie jene schlimmen Verfehlungen. Bekennen Sie Gott daher alle Ihre Sünden und bitten Sie ihn, Ihre falsche Einstellung zu korrigieren. Eines der größten Geschenke, die Sie Ihrem Mann machen können, ist Ihre eigene seelische Gesundheit. Falls Sie sich zum Ziel gesetzt haben, dass Ihr Mann sich verändern soll, dann erreichen Sie dieses Ziel vermutlich am ehesten, indem Sie zunächst an sich selber arbeiten.
Glauben Sie nur nicht, dass mir dieser Prozess leicht gefallen wäre! Sobald Michael und ich wieder einmal einen toten Punkt erreicht hatten, spielte sich zwischen Gott und mir ungefähr folgende Unterhaltung ab:
»Siehst du, wie unmöglich er ist, Herr?«
»Siehst du, wie du selber bist?«
»Willst du damit etwa behaupten, dass es Dinge gibt, die du an mir verändern willst?«
»Ja, und zwar einige. Soll ich sie dir aufzählen?«
»Okay, wenn es sein muss.«
»Sag mir Bescheid, wenn du sie wirklich hören willst.«
»Aber warum soll gerade ich mich ändern, Herr? Er ist doch derjenige, der es am nötigsten hätte!«
»Es geht nicht darum, wer es am nötigsten hat, sondern wer tatsächlich dazu bereit ist.«
»Das ist einfach nicht fair, Gott!«
»Ich habe nie behauptet, dass das Leben fair ist, doch du kannst dich darauf verlassen, dass ich gerecht bin.«
»Aber ich . . .«
»Einer muss den Anfang machen.«
»Schon, aber. . .«
»Wie viel liegt dir daran, dass deine Ehe funktioniert?«
»Sehr viel, denn eine Trennung oder Scheidung kommt für mich nicht in Frage.«
»Dann kann ich nur wiederholen, was ich gesagt habe: Du musst bereit sein, dich zu ändern.«
»Kannst du mir die richtige Einstellung dazu schenken, Herr?«
»Das hängt allein von dir ab.«
»Muss ich für meinen Mann beten, obwohl er nicht für mich betet?«
»Ja!«
»Aber das ist einfach nicht … okay, okay, ich habe es kapiert: Das Leben ist nicht fair, sondern du bist gerecht.«
(Wortloses Kopfnicken)
»Also gut, ich gebe auf. Du hast gewonnen. Allerdings befürchte ich, dass das eine sehr schmerzhafte Angelegenheit werden wird. Ich bringe diesen Satz beinahe nicht über meine Lippen: Ver … verändere … (tiefer Atemzug) verändere mich, Herr.«
Natürlich wird es Sie schmerzen, Ihre eigenen Wünsche aufzugeben und das zu tun, was Gott von Ihnen verlangt. Und es fällt Ihnen vermutlich noch schwerer, wenn Sie fest davon überzeugt sind, dass Ihr Partner diese Veränderungen viel nötiger hätte als Sie. Doch die Schmerzen, die Sie durchmachen, könnte man mit Geburtswehen vergleichen, da sie dazu beitragen, dass schließlich neues Leben entsteht. Die andere Alternative tut genauso weh und führt letztendlich den Tod eines Traumes, einer Beziehung und einer Familie herbei.
Gott ist in der Lage, die zerrüttetste Ehe wieder zum Leben zu erwecken, doch wir müssen uns auf seine Bedingungen einlassen. Zuerst müssen wir uns vor ihm demütigen und bereit sein, seinen Geboten zu gehorchen. Dazu gehört, dass wir unseren Ehemann lieben, ihm vergeben und seine Wünsche über unsere eigenen stellen. Wir müssen die Vergangenheit mit allen ihren Verletzungen loslassen und uns dazu entschließen, bei künftigen Auseinandersetzungen nachzugeben, anstatt auf unserem Recht zu beharren. Damit will ich allerdings nicht sagen, dass Sie Ihre eigene Persönlichkeit, Ihre Gefühle oder Gedanken aufgeben und wie eine Marionette nach jeder Laune Ihres Mannes tanzen sollen. So etwas erwartet Gott keineswegs von Ihnen. (Falls Ihnen in Ihrer Ehe körperlicher oder seelischer Schaden zugefügt wird, sollten Sie unbedingt die Initiative ergreifen und jemanden um Hilfe bitten. Sie können während einer vorübergehenden Trennung für Ihren Mann beten, bis er seine Probleme mit Hilfe eines Seelsorgers bewältigt hat.)
Echte Unterordnung ist eine Herzenshaltung und keine Pflicht, die man erzwingen kann. Jesus hat gesagt: »Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen« (Matthäus 10,39). Diese Entscheidung können nur Sie selbst treffen, und niemand sonst kann Sie Ihnen abnehmen. Irgendwann sollten Sie jedoch an den Punkt kommen, an dem Sie von ganzem Herzen sagen können: »Herr, ich will alles tun, was du von mir verlangst. Zeig mir, was du von mir erwartest, und verändere mich.«
Gebet erzeugt Liebe
Sobald wir für eine andere Person beten, geschieht in uns selbst eine erstaunliche Veränderung. Plötzlich schmilzt die Härte und Bitterkeit in unserem Herzen...