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ür Wickel eignen sich festere Substanzen, vor allem zerstampfte Kartoffeln, Kohl, Heilerde, Leinsamen und Quark. Je nachdem, was man erreichen möchte, sind Wickel und Kompressen kalt, warm oder heiß. Kompressen sind kleiner und eignen sich vor allem, um Flüssigkeiten aufzunehmen und auf die Haut zu bringen. Auch bei Salben nimmt man oft eine Kompresse. Einen großen Unterschied gibt es jedoch nicht, die Übergänge sind fließend.
Eine ganze Reihe von gängigen Nahrungsmitteln ist sehr gut als Wickelzusatz geeignet.
Wickel bestehen aus zwei bis drei Lagen. Die verschiedenen Schichten sollten unbedingt aus natürlichen Fasern, also Baumwolle, Wolle, Leinen oder Seide, bestehen. Vielleicht haben Sie noch alte Stoffreste zu Hause, vor allem alte Betttücher eignen sich gut. Für das Innentuch sind Baumwolle oder Leinen günstig. Ein trockenes Zwischentuch gewährleistet, dass der Abdunstungsprozess langsam und gleichmäßig vor sich geht und dient als Feuchtigkeitssperre. Auch hier sind Baumwolle, Leinen oder etwa ein Frottiertuch geeignet. Das Außentuch überragt diese beiden Innentücher. In der Regel besteht es aus Wolle, um Wärme zu speichern. Zur Not geht aber auch ein Frottiertuch. Der Kneipp-Wickel besteht traditionsgemäß aus drei Lagen, der klassische Prießnitz-Wickel aus zwei Schichten. Bei einem unruhigen Pferd ist es manchmal zu aufwendig, drei Schichten zu wickeln. Sie erreichen auch schon sehr viel mit einem Wickel, der lediglich aus Innen- und Außentuch besteht.
Wichtig ist, dass Sie faltenfrei wickeln, damit Ihr Pferd keine Druckstellen bekommt. Mit Klebeband oder Heftpflaster können Sie die Wickel und Auflagen gut befestigen. Wickeln Sie so fest, dass nichts rutscht, aber schnüren Sie keine Gefäße ab und achten Sie bei Halswickeln unbedingt darauf, dass diese nicht die Atmung behindern.
Überprüfen Sie die angelegten Wickel und Verbände am Ende noch einmal. Sie dürfen nicht zu eng sitzen. Die Faustregel lautet: Sie sollten noch zwei Finger zwischen Wickel und Körperteil schieben können. Falls Sie einen Knoten zur Befestigung machen möchten, so sollte dieser, zum Beispiel an der Fessel, seitlich außen zwischen den Sehnen liegen. Bitte achten Sie bei Knoten unbedingt darauf, dass diese nicht auf Sehnen drücken. Grundsätzlich besser geeignet zur Befestigung sind daher Klebeband oder Pflaster. Wenn Sie als Zwischenlage Watte benutzen, so muss diese oben und unten aus dem Verband herausstehen, damit es nicht zu Druckstellen kommt.
Heiße Wickel bewirken eine starke Durchblutung und Durchwärmung. Prüfen Sie vor dem Auflegen die Temperatur am eigenen Unterarm, damit es nicht zu Verbrennungen kommen kann. Meistens sind die Wickel feucht-heiß. Achten Sie darauf, das Innentuch gut auszuwringen, bevor Sie es auflegen. Die Wärme wird so besser vertragen und auch länger gehalten. Ein Wickel bleibt circa eine halbe Stunde auf der zu behandelnden Stelle liegen. Es sollten nicht mehr als zwei Wickel über den Tag verteilt zur Anwendung kommen. Trocken-heiße Wickel halten die Wärme viel länger. Kartoffelwickel, Heublumensäckchen und Leinsamenkompressen gehören zu dieser Form.
Bei den warmen Wickeln möchte man eine milde und lang anhaltende Durchwärmung erreichen. Sie sind besonders für empfindliche Pferde und Fohlen gut geeignet. Wickel mit Ölen und Salben, aber auch mit angewärmtem Quark und Heilerde gehören in diese Kategorie.
Für einen Halswickel mit Zitrone pressen Sie die Zitronen zunächst in etwas Wasser aus, tränken ein dünnes Baumwolltuch in der Flüssigkeit, legen es um den Pferdehals und decken den Wickel mit einem wärmenden Außentuch ab.
Bei kühlen Wickeln muss man unterscheiden, wie lange man den Wickel am Pferd lässt. Bei einem kurzen Kältereiz kommt es anschließend zu einer reaktiven Durchblutungssteigerung und Erwärmung. Bei länger anhaltender Kälteeinwirkung werden Blutungen gestillt und sich ausbreitende Schwellungen gebremst. Bei Fieber eignen sich feuchte und mäßig kalte Wickel.
Kohlwickel sind schnell gemacht und sehr effektiv.
Suchen Sie sich einen schönen Kohlkopf aus; besonders Wirsing und Weißkohl eignen sich hervorragend. Aus den saftigen Kohlblättern schneiden Sie die Mittelrippe heraus. Nun legen Sie die Blätter auf das Innentuch und rollen Sie kräftig mit einem Nudelholz oder besser noch mit einer Glasflasche darüber, bis Saft austritt. Legen Sie nun die Blätter samt Innentuch auf die betreffende Körperstelle auf, darüber kommt das Außentuch, und fixieren Sie das Ganze mit Klebeband. Nach einer Stunde entfernen Sie den Wickel, waschen die Haut mit lauwarmem Wasser ab und reiben sie eventuell mit Rotöl ein, um Reizungen vorzubeugen.
Kohl wirkt kühlend, schmerzlindernd und abschwellend und ist daher gut bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Quetschungen sowie bei schmerzenden Gelenken geeignet. Kohlwickel können Sie zweimal täglich anwenden. Wenn Ihr Pferd keine zu empfindliche Haut hat, können Sie den Wickel auch über Nacht anwenden.
Für einen Quarkwickel am Bein benötigt man einen Helfer,
damit die verschiedenen Schichten beim Anlegen nicht verrutschen.
Für einen Quarkwickel nehmen Sie am besten Magerquark oder Quark der Vollmilchstufe. Streichen Sie den zimmerwarmen Quark (nicht direkt aus dem Kühlschrank!) einen halben Zentimeter dick auf ein Innentuch aus Baumwolle oder Leinen oder auf eine Mullkompresse und bedecken Sie damit die betroffene Hautstelle. Darüber kommen ein Zwischen- und ein Außentuch. Sobald der Quark warm wird (nach maximal 20 Minuten), entfernt man ihn und ersetzt ihn durch neuen. Quark wirkt entzündungshemmend, kühlend und schmerzlindernd.
Für körperwarme Quarkwickel erwärmt man den auf das Innentuch oder die Kompresse gestrichenen Quark mittels einer Wärmflasche oder der Heizung. Dieser warme Quarkwickel eignet sich vor allem bei Hals- und Rachenentzündungen und muss zwischen 30 Minuten und vier Stunden einwirken.
Für den heißen Kartoffelwickel benötigen Sie fünf mittelgroße Kartoffeln. Kochen Sie sie mit Schale weich und lassen Sie sie ein wenig abdampfen. Dann legen Sie die Kartoffeln auf das Innentuch und zerdrücken sie mit der Faust oder einem Stampfer. Schlagen Sie die Kartoffeln in das Innentuch ein und fixieren Sie es mit Heftpflaster oder Klebestreifen. Prüfen Sie die Temperatur unbedingt an Ihrem Unterarm – zerstampfte Kartoffeln sind sehr heiß! Legen Sie die Kompresse auf die entsprechende Körperstelle, darüber kommen ein Zwischen- und ein Außentuch.
Die Kartoffeln halten die Wärme sehr lange und können durchaus eine Stunde liegen bleiben. Eine Anwendung pro Tag reicht meistens aus. Besonders bei Halsschmerzen und Kehlkopfreizungen haben sich Kartoffelwickel sehr gut bewährt.
Verrühren Sie Lehmpulver (erhältlich in Drogerien oder Apotheken) mit kaltem Wasser zu einem streichfähigen Brei. Verteilen Sie den Lehm etwa einen Zentimeter dick auf das Innentuch oder direkt auf die Haut. Sauberer wird die Angelegenheit, wenn Sie den Brei auf feine Gaze aufstreichen. Darüber kommt ein weiteres Tuch, das Sie mit Klebeband fixieren. Der Lehmwickel bleibt ungefähr ein bis zwei Stunden liegen, bis der Schlamm trocken geworden ist. Entfernen Sie ihn dann und waschen Sie die Haut mit lauwarmem Wasser ab.
Heilerde kann mit einem Holzspatel angerührt und auf die zu behandelnden Stellen aufgetragen werden.
Die Anwendung kann ein- bis zweimal täglich wiederholt werden. Heilerde wirkt kühlend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Ein Schuss Apfelessig ins Anrührwasser verstärkt noch die Wirkung.
Dieser kühlende Wickel eignet sich vor allem bei Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen. Tauchen Sie eine Kompresse in eine Mischung aus einem Drittel 20- bis 30-prozentigem Alkohol, einem Drittel essigsaurer Tonerde und einem Drittel kaltem Wasser. Die Kompresse mit einem Tuch und Klebeband fixieren, alle acht bis zehn Minuten wechseln. Wiederholen Sie den Vorgang drei- bis viermal.
Bei Verletzungen mit intakter (!) Haut wie Verstauchungen oder Prellungen eignen sich Umschläge mit Arnikatinktur sehr gut. Dazu verdünnen Sie die Tinktur im Verhältnis 1 : 5 bis 1 : 10 mit Wasser und tauchen ein Kompressentuch hinein. Das Tuch auflegen, mit einem weiteren Tuch abdecken und fixieren. Entweder gießen Sie das Kompressentuch immer wieder an oder wechseln die Kompresse häufig; sie muss immer feucht sein. Statt Arnikatinktur können Sie auch Arnikasalbe verwenden. Dafür streichen Sie die Salbe messerrückendick auf ein Baumwolltuch, legen es auf und wickeln ein Außentuch darüber. Der Salbenverband sollte mindestens zwei Stunden oder aber auch über Nacht angelegt...