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E-Book

MiniMax für Lehrer

16 Kommunikationsstrategien mit maximaler Wirkung. Mit E-Book inside

AutorHeike Winkler, Manfred Prior
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783407631862
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die 16 Strategien werden anhand von typischen Schulsituationen beschrieben. Sie können sie mit einem minimalen Aufwand erlernen und mit maximalem Erfolg anwenden und sich somit Erleichterung im Schulalltag verschaffen. Nicht nur in der Schule sind die Strategien hilfreich, sie lassen sich darüber hinaus leicht auf andere Situationen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen übertragen. Beispiele: • Sprechen Sie über Fehler, Schwächen oder Schwierigkeiten eher in der Vergangenheitsform • Formulieren Sie Instruktionen positiv • Machen Sie aus Vorwürfen Wünsche

Dr. Manfred Prior ist einer der renommiertesten Hypnose-Ausbilder im deutschsprachigen Raum und vermittelt seit über 20 Jahren Psychotherapeuten, Ärzten und Beratern Techniken effektiver Kommunikation. Heike Winkler hat über 30 Jahre Erfahrung in Unterricht, Ausbildung und Beratung und lebt in Marburg a.d. Lahn. Dieter Tangen, Kunstpädagoge, Maler, Illustrator und Fotograf, lebt und arbeitet in Oldenburg

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Leseprobe

MiniMax Nr. 5

»Dein Problem ist vergleichbar mit … Es ist wie …«


Manche Menschen benutzen eine sehr bildhafte Sprache. Beispielsweise sprach ein hochrangiger Manager aus dem Pharmabereich eines Weltkonzerns im Coaching wütend darüber, dass über 70 Prozent seiner Arbeit quasi darin bestehe, Unkraut zu rupfen. Ich griff diesen Vergleich auf und malte ihn aus: »Das ist ja nervig, Sie müssen so viel Ihrer kostbaren Zeit mit Unkrautrupfen verbringen, dabei sind Sie ja quasi der Landschaftsarchitekt und sollten Entwürfe und Konzeptionen erarbeiten.« Er stimmte mir zunächst zu, gab dann allerdings zu bedenken: »Na ja, aber immer nur am Schreibtisch zu sitzen und die großen Konzeptionen zu entwickeln wäre ja auch einseitig … Ein bisschen Unkrautrupfen muss schon sein …« Ich machte daraufhin einen »Nicht-Vorschlag« (s. MiniMax Nr. 13: Nicht-Vorschläge): »Aber beim Unkrautrupfen kann man nicht an die großen Konzeptionen denken und die weiterentwickeln …« Er daraufhin: »Warum eigentlich nicht? Immer und nur geht das sicher nicht, aber ein bisschen kann man das schon machen …« Wir untersuchten daraufhin, wie man das Unkrautrupfen quasi »nebenher« machen und in Gedanken dabei die großen Konzeptionen weiterdenken könne. Beim nächsten Gespräch berichtete der Manager, wie er beim »Unkrautrupfen« immer ganz fröhlich an seine Pläne und Konzeptionen gedacht und sie weiterentwickelt habe. Er werde jetzt nicht mehr so mit dieser »Hilfsgärtnerei« hadern, habe sich eher etwas mit ihr versöhnt und könne ihr jetzt sogar gute Seiten abgewinnen.

Dieses Beispiel mit dem Unkraut rupfenden Manager zeigt: Wenn man die Vergleiche und Bilder des Gesprächs aufgreift und die Fortsetzung davon erzählt, so können daraus Geschichten entstehen, die helfen, die Wirklichkeit anders zu erleben. Wenn der andere in seiner Beschreibung des Problems keine Vergleiche benutzt, dann können Sie als Gesprächspartner Vergleiche anbieten, denn Vergleiche setzen häufig Lösungspotenziale frei und eröffnen neue Möglichkeiten. Deswegen empfiehlt es sich sehr, in (Sprach-)Bildern, Metaphern, Gleichnissen und Vergleichen zu sprechen und seine Sätze beginnen zu lassen mit: »Dein Problem (oder: deine Situation) ist vergleichbar mit … Das ist ja wie …«

Das Lösungspotenzial von Vergleichen kann man darüber hinaus noch um ein Vielfaches verstärken, wenn es gelingt, Problembereiche mit den Stärken und Ressourcen eines Menschen zu verbinden. Hierzu drei Geschichten von Menschen, die das sehr erfolgreich gemacht haben:

Der berühmte Berliner Arzt Rudolf Virchow (1821–1902) hat sich nicht nur mit seinen Forschungen im Bereich Pathologie und Anatomie um den Fortschritt der Medizin verdient gemacht. Er war auch in der Politik sehr erfolgreich. Ihm verdanken die Berliner neben dem Bau vieler Krankenhäuser, dass die deutsche Hauptstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein gut funktionierendes Kanalisationssystem bekam. Dadurch konnte die Cholera bekämpft werden, die bis dahin in großen Epidemien immer wieder Zehntausende dahingerafft hatte. Rudolf Virchow wurde oft gefragt, wie es ihm als Arzt gelungen sei, in der Politik so weitreichende Reformen auf den Weg zu bringen. Er antwortete meist mit einem Vergleich zwischen der Politik und dem, was er als Arzt über die Vorgänge im menschlichen Körper wusste: »Politik ist weiter nichts als Medizin im Großen.« Auch in der Politik gebe es unterschiedliche Organe, die aus zahlreichen einzelnen Zellen gebildet würden. Und alle diese Zellen und Organe stünden miteinander im Zusammenhang. Man müsse das medizinische Wissen vom Körper des Menschen auf die Politik übertragen, dann könne man die richtigen präventiven und therapeutischen Maßnahmen einleiten.

Als das erste öffentliche Schachspiel des jungen Hamburger Großmeisters Jan Wahls gegen den damals stärksten Schachcomputer Deep Thought angesetzt war, war es Jan Wahls mulmig zumute. Er hatte großen Respekt vor den zehn Millionen Stellungen, die der Computer pro Sekunde berechnen konnte. Jan Wahls war daher zunächst in einem alles andere als optimalen Zustand, um gegen diesen Rechengiganten aus dem IBM-Forschungszentrum gut spielen zu können. Die Lösung kam von Jan Wahls‘ Freundin. Sie wusste, dass Jan gegen Frauen fast noch nie verloren hatte und gegen Frauen immer sehr gut spielte. Sie sagte, er solle sich einfach vorstellen, Deep Thought sei eine Frau. Jan Wahls gewann das Spiel – nach 28 Zügen gab der Computer auf.

Anfang der 90er-Jahre wurde in Niedersachsen die Greenpeace-Aktivistin Monika Griefahn Umweltministerin. Viele fragten sich damals, wie ihr wohl der Wechsel von der Greenpeace-Aktivistin zur Umweltministerin gelingen würde, denn Umweltministerin zu sein sei doch etwas völlig anderes, als Greenpeace-Aktionen durchzuführen. Monika Griefahn sah das anders und meinte: »Was ich als Ministerin mache ist eigentlich wie Greenpeace-Arbeit: Ich mache wie bei Greenpeace Kampagnen, arbeite in Gremien, versuche, Menschen zu überzeugen und zu motivieren, setze mich für unsere Umwelt ein etc. etc.«

Welche Strukturen liegen diesen drei Beispielen zugrunde?

  • Rudolf Virchows Problem war, dass Berlin eine neue, leistungsfähige Kanalisation brauchte, um die Seuchengefahr zu reduzieren.Virchows Stärke war, dass er ein guter Arzt war.

    Seine Lösung war, seine politische Arbeit mit seiner Arbeit als Arzt zu vergleichen und auf Gemeinsamkeiten zu achten.

  • Jan Wahls’ Problem war, dass er gegen einen von ihm als mächtig erlebten Computer spielen musste.

    Jan Wahls’ Stärke war es, gegen Frauen als Gegnerinnen zu spielen. Gegen Frauen hatte er immer stark gespielt, sich immer in einem für das Spiel optimalen Zustand befunden.

    Seine Lösung war, den Computer als eine Schachspielerin anzusehen.

  • Monika Griefahns Problem war, dass sie plötzlich Umweltministerin geworden war.

    Ihre Stärke war Greenpeace-Arbeit.

    Ihre Lösung war, ihre Regierungsarbeit mit Greenpeace-Arbeit zu vergleichen, auf die Gemeinsamkeiten zu achten und ihre Erfahrungen aus der Greenpeace-Arbeit auf die Regierungsarbeit zu übertragen.

Die Struktur dieser drei besonderen Leistungen war: Vergleiche dein Problem mit einer deiner großen Stärken und achte auf die Gemeinsamkeiten!

Zu ganz neuen Perspektiven und Möglichkeiten hat diese Strategie einem begabten Berufsmusiker verholfen. Sein Wunsch war es, nach langen Single-Jahren eine Frau zu finden, mit der er in einer harmonischen Beziehung verbunden sein kann. Ich dachte mit ihm darüber nach, inwiefern das nähere Kennenlernen einer zu ihm passenden Frau ein wenig vergleichbar damit sein könnte, wie er sich in neue Musikstücke einarbeitet: Manche gefallen einem auf Anhieb, sind dann aber nach kurzer Zeit fad, andere entfalten ihre ganze Tiefe erst, wenn man sich länger und immer wieder mit ihnen befasst, wiederum andere gefallen zwar, passen aber nicht zu einem. Manche Stücke muss man lange üben, um mit ihnen etwas anfangen zu können, andere hingegen sind einem wie auf den Leib geschrieben, und bei wiederum anderen ist der Aufwand an Bemühungen so groß, dass es sich nicht lohnt, zumal wenn sie einem nicht so gut gefallen. Dann gibt es Stücke, da hakt es immer an der einen Stelle, die man nur sehr schwer harmonisch spielen kann. Und vom Musizieren kennt man das ja: Man muss auch ein bisschen in der richtigen Stimmung sein, und manchmal läuft es einfach nicht so richtig, da sind von Anfang an Misstöne drin.

Ich gestehe, dass es mir mit dieser Strategie auf etwas fragwürdige Art und Weise gelang, einem Computerfachmann mit einem ähnlichen Problem weiterzuhelfen. Sein Problem war, dass er sehr ängstlich, ungeübt und unbeholfen im Umgang mit Frauen war. Im Umgang mit Computern hingegen war er durch lange Übung ausgesprochen souverän und sicher geworden. Wohl wissend, dass mir andernorts deswegen mit Fug und Recht nicht nur jegliche Gender-Sensibilität, sondern aller gesunder Menschenverstand abgesprochen werden würde, stellte ich die absurde These auf, dass Frauen wie Computer seien. Durch die dadurch angeregte, für Außenstehende natürlich völlig groteske Diskussion erkannte der Computerexperte, dass auch im Umgang mit Frauen Übung den Meister macht, dass man auch bei Frauen nicht falsche Schlüsse vom...

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