Für die Bewertung der verschiedenen Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung sind zunächst geeignete Kriterien zu finden, die eine umfassende und treffsichere Effizienzmessung ermöglichen. In die vorgesehene Bewertung werden ausschließlich die Prozessschritte Beschaffungswege und Auswahlinstrumente einbezogen, da die anderen Schritte keine hinreichende Differenzierung ermöglichen. Mit den festzulegenden Kriterien sind sowohl die monetären, als auch die nicht monetären Aspekte zu erfassen.
Im Zusammenhang mit der Mitarbeitergewinnung ist die Bewertung der Wirtschaftlichkeit des gesamten Personalbeschaffungsprozesses durch Betrachtung des Kosten- und Nutzenverhältnisses von besonderer Bedeutung. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht stellen der Kostenfaktor und der erforderliche Zeitaufwand den Hauptaspekt dar. Zur Beurteilung des Nutzens der Auswahlinstrumente sollen die drei Gütekriterien der klassischen Testtheorie, Objektivität, Validität und Reliabilität[63], herangezogen werden. Entsprechend der Aufgabe des Personalbeschaffungsprozesses ist die Zeitdauer und damit die Schnelligkeit der Mitarbeitergewinnung ein weiteres wichtiges Kriterium. Darüber hinaus bedeutet für die Unternehmen die Praktikabilität der anzuwendenden Methoden eine grundlegende Komponente zur Effizienzbeurteilung. Als weiterer wichtiger Einflussfaktor soll die Akzeptanz der eingesetzten Beschaffungswege und Auswahlverfahren seitens der Bewerber betrachtet werden.
Die Bewertung mittels der genannten Kriterien kann allerdings nicht streng separiert erfolgen, da diese zum Teil miteinander korrelieren.
Als die wesentlichen Kostenfaktoren sind die Kosten für die Personalwerbung, der Auswahl und die Einarbeitungskosten je Mitarbeiter zu nennen.[64] Die Einarbeitungskosten stellen jedoch kein spezifisches Unterscheidungsmerkmal für die einzelnen Beschaffungswege und Auswahlverfahren dar. Die Einarbeitung wird daher gesondert berücksichtigt. Zu den Beschaffungs- und Auswahlkosten zählen u. a. sowohl die Werbungskosten der zu gewinnenden Mitarbeiter und die Kosten für die Eignungsdiagnostik, als auch die Reisekostenerstattungen für die externen Bewerber sowie die Gehälter der zuständigen Mitarbeiter der Personalabteilung.[65] Diese mit der Beschaffung und Auswahl verbundene Ressourcenbindung des eigenen Personals erfordert einen unterschiedlichen Zeitaufwand. Im Hinblick auf die ausschließliche Bewertung des zu vollziehenden Beschaffungsprozesses werden die ggf. nachträglich entstehenden Kosten einer Neubesetzung infolge einer Fehlentscheidung nicht berücksichtigt.
Dem Kostenaspekt ist der durch die Mitarbeitergewinnung zu generierende Nutzen gegenüberzustellen. Der Wirkungsbereich unter zeitlichen und räumlichen Aspekten, in Verbindung mit der Zielgerichtetheit[66], stellt ein Maß für die Beurteilung des Nutzens der Beschaffungswege dar. Dieser wird ausgedrückt durch den Grad der Erreichung des Ziels, „…einen ’qualifizierten und ausreichend großen Bewerberkreis’ zu gewinnen.“[67]. Der Umfang und damit das Kosten- und Nutzenverhältnis der anschließend erforderlichen Auswahlverfahren wird dadurch positiv beeinflusst. Bei der Wahl der Auswahlinstrumente ist der erzielbare Nutzenzuwachs gegenüber den bisher verwendeten Verfahren von Bedeutung. Im Einzelfall kann daher das weniger valide, aber kostengünstigere Verfahren, gegenüber dem valideren, aber kostenintensiveren Verfahren, den Vorzug erhalten.[68]
Für die ökonomische Nutzenanalyse wurden in der Vergangenheit zahlreiche Modelle entwickelt, die eine vergleichende Bewertung des Nutzens verschiedener Auswahlmethoden ermöglichen. Der Validitätskoeffizient, als Ansatz der klassischen Testtheorie, wurde in diesen Modellen durch die Einbeziehung zusätzlicher, den Nutzen bestimmender, Faktoren weiterentwickelt. Das Modell von Taylor und Russell (1939) war dafür wegbereitend.[69] Allerdings werden bei diesem Modell die Kosten sowie quantitativen Faktoren vernachlässigt.[70] Dahingehende Weiterentwicklungen erfolgten u. a. im Konzept von
Brodgen (1949) sowie Cronbach und Gleser (1965), welches die Grundlage für die meisten späteren Nutzenmodelle bildete.[71]
Im Hinblick auf den erheblichen mathematischen Umfang, der in ein praxisorientiertes Entscheidungsmodell nur schwer integrierbar ist, wird auf eine weiterführende Darstellung dieser Modelle[72] verzichtet.
Da eine zeitgerechte Beschaffung der benötigten Mitarbeiter für jedes Unternehmen unter Rentabilitätsgesichtspunkten (u. a. Gefahr von Kundenabwanderung, Umsatz- und Ertragseinbußen) von essenzieller Bedeutung ist, stellt die Schnelligkeit des Beschaffungsprozesses ebenfalls eine wichtige Messgröße im Rahmen der Effizienzbetrachtung dar. Die für die Deckung des Personalbedarfes zur Verfügung stehende Zeit beeinflusst direkt die Wahl der Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung, einschließlich der anzuwendenden Auswahlinstrumente. Sind die internen Mitarbeiter für die zu besetzende Stelle geeignet, ist die Zeitdauer für Suche sowie Einarbeitung gering, eine schnelle Stellenbesetzung[73] somit möglich. Eine zu bürokratisch durchgeführte interne Beschaffung kann allerdings u. U. auch mehr Zeit beanspruchen als eine externe Gewinnung.[74] Die einzelnen Beschaffungs- und Auswahlmethoden bedingen eine unterschiedliche Schnelligkeit für Vorbereitung, Durchführung und Auswertung.
Für die Bewertung der Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung soll die Zeitdauer von der Bedarfserkennung bis zur Besetzungsentscheidung betrachtet werden. Kündigungsfristen und Einarbeitungszeiten bleiben in diesem Zusammenhang daher unberücksichtigt.
Insbesondere die eingesetzten Methoden zur Personalauswahl, einschließlich der Beurteilung der vorhandenen Mitarbeiter[75], müssen das Kriterium der Objektivität erfüllen.
Die Objektivität ist in diesem Kontext ein Maßstab für die Ergebnisunabhängigkeit von Auswahlergebnissen, d. h. verschiedene Untersucher kommen zu demselben Ergebnis bei der Eignungsfeststellung eines Bewerbers. Hinsichtlich des Zeitpunktes eines möglichen Einflusses des Untersuchers auf Testergebnisse werden drei Arten der Objektivität unterschieden. Die Durchführungsobjektivität bezieht sich auf den Grad von zufälligen oder bewussten Verhaltensvariationen des Testleiters während der Durchführung. Eine hohe Objektivität lässt sich dabei durch eine schriftliche Festlegung der Regeln sowie eine Standardisierung und Strukturierung des Testverfahrens erreichen. Das Ausmaß der objektiven Bewertung bzw. Einordnung der Antworten und Ergebnisse der Teilnehmer wird durch die Auswertungsobjektivität betrachtet. Diese ist bei gebundenen Aufgaben, im Gegensatz zu frei zu beantwortenden, entsprechend hoch. Die Interpretationsobjektivität weist den Grad der Unabhängigkeit der Auslegung der Ergebnisse durch die Untersucher aus. Werden aus gleichen Testergebnissen von verschiedenen Teilnehmern identische Schlussfolgerungen gezogen, ist die Interpretationsobjektivität gegeben.[76]
Ein hohes Maß an Objektivität erhöht auch die Anerkennung für die zu treffende Besetzungsentscheidung seitens der Bewerber.
Unter Reliabilität eines Tests ist der Grad der Genauigkeit zu verstehen, mit der ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal gemessen wird, unabhängig davon, ob er dieses Merkmal auch zu messen beansprucht.[77] Die Reliabilität gibt damit Auskunft über die Zuverlässigkeit eines Testverfahrens, d. h. in welchem Maße unter gleichen Bedingungen gewonnene Messergebnisse von ein und demselben Bewerber übereinstimmen. Dieser Grad wird durch einen Reliabilitätskoeffizienten angegeben. Die Schätzung erfolgt je nach Art der zu ermittelnden Reliabilität durch verschiedene Methoden, da eine direkte Beobachtung nicht möglich ist. Beispielsweise werden zur Erfassung der Paralleltestreliabilität einer Stichprobe von Bewerbern zwei miteinander streng vergleichbare Tests (Paralleltests) vorgelegt. Die Ergebnisse werden anschließend korreliert.[78] Weitere Reliabilitätsarten sind u. a. bei Etzel/Küppers[79] näher beschrieben.
Die Validität ist zur Beurteilung eignungsdiagnostischer...