2. Der Fußball in Deutschland
Ziel dieses Kapitel ist es, die Struktur des Fußballs international und national zu erläutern. Desweiteren wird die Nachwuchsarbeit und das Transfersystem erklärt, welches direkten Einfluss auf die Nachwuchsförderung der Vereine hat.
Der Weltverband FIFA - Fédération Internationale de Football Association - mit Hauptsitz in Zürich bildet die oberste Instanz des organisierten Fußballsports. Er dient zur weltweiten Förderung und Verbreitung des Fußballs, zur Organisation internationaler Turniere, zur Festlegung der Regeln und Bestimmungen, zur Kontrolle des Fußballs sowie zur Sicherung der Integrität des Wettbewerbs.[11] Die Mitglieder der FIFA, aktuell 208 Verbände[12], haben sich auf kontinentaler Ebene zu vom Weltverband anerkannten Konföderationen zusammengeschlossen.[13] Diese sind jedoch rechtlich nicht Mitglied der FIFA, sonder fungieren nur zur Interessenwahrnehmung der Kontinentalverbände. Auf europäischer Seite ist dies die UEFA – Union des associations européenes de football – mit Sitz in Nyon/Schweiz. Sie ist an die Statuten und Regeln des Weltverbandes gebunden und organisiert konföderale Wettbewerbe nach Absprache mit dem FIFA-Rahmenterminkalender. Hier zu nennen ist die UEFA Champions League sowie die Europa League für Vereinsmannschaften sowie die Europameisterschaft für Nationalmannschaften. Auf nationaler Ebene fungiert der Deutsche Fußball-Bund DFB mit Sitz in Frankfurt als Mitglied der UEFA und der FIFA.
Der Deutsche Fußball-Bund ist mit mehr als 6,5 Millionen Mitgliedern in knapp 26.000 Vereinen und somit über 180.000 Mannschaften der größte Sportverband im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).[14] Der DFB fungiert als Spitzenverband für den organisierten Fußball, der somit gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund eine autonome Stellung einnimmt.[15] Die Aufgaben umfassen die Vertretung der grundsätzlichen Angelegenheiten der Sportart Fußball, die Organisation der Deutschen Meisterschaften, die Auswahl der Vertretung, die bei internationalen Meisterschaften teilnimmt sowie die Weiterentwicklung des Regelwerks. Der DFB hat 21 Landesverbände, die sich wiederum in fünf Regionalverbände unterteilen. Durch die wachsende Professionalisierung und der damit einhergehenden Neuordnung des lizenzierten Fußballs, wurde im Jahre 2000 die „Deutsche Fußball Liga GmbH“ (DFL) als Ligaverband gegründet und ist ebenfalls Mitglied des DFB.[16] Die Vereine der Bundesliga und 2.Bundesliga, die bis zu diesem Beschluss als „außerordentliche Mitglieder“[17] dem DFB angehörten, sind somit zur Saison 2001/2002 aus dem Landesverband ausgeschieden und folglich nun ausschließlich Mitglied des Ligaverbands, der wiederum dem DFB untersteht. Klarzustellen ist hierbei, dass das Bestehen einer Profiliga nur durch die ausdrückliche Zustimmung des Landesverbandes rechtmäßig ist.[18]
Als Fußballprofi gilt man, wenn man die Tätigkeit „Fußballspieler“ in Vollzeit ausübt. „Die Liga – Fußballverband e.V.“[19] ist als eingetragener Verein die Vertretung der lizenzierten Vereine und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Bundesliga sowie gleichzeitig ordentliches Mitglied des DFB und hat die Stellung eines Landesverbands. Die „DFL - Deutsche Fußball Liga GmbH“ fungiert als Tochtergesellschaft des eigetragenen Vereins und übernimmt die operativen Geschäftstätigkeiten des Ligaverbandes.[20] Die DFL operiert als Ausrichter der Fußballspiele in den ihr vom DFB überlassenen Lizenzligen, desweiteren vergibt sie die Lizenzen an die sportlichen Qualifikanten der beiden Ligen.[21]
Dem Sport an sich und Fußball als Mannschaftssportart im Besonderen kommen einige Funktionen zu Teil, die die gesellschaftliche Bedeutung von Vereinen unterstreichen. Hier zu nennen sei der Erziehungscharakter, die Freizeitgestaltung, der Leistungsgedanke sowie die Kinder- und Jugendbetreuung, die den Sport durch den Staat förder bar machen.[22] Um die Wichtigkeit der Jugendförderung auf Verbandsebene herauszustellen, erstellt der DFB eine Jugendordnung, die das Geschehen im Jugendfußball regeln soll. Nach dem bereits erwähnten frühzeitigen Ausscheiden bei der Europameisterschaft 2000 hat der DFB mit dem erweiterten Talentförderprogramm versucht, das zu dieser Zeit bestehende Vakuum an talentierten und gut geförderten Jugendspielern zu beseitigen. Als Grund für den Mangel an talentierten Junioren wurde eine bisher nicht „genügend forcierte Talentförderung“[23] ausgemacht, die Defizite in der flächendeckenden Sichtung und Förderung der Jugendspieler vorweist. Unter Talentförderung versteht man in diesem Fall „gezielte Maßnahmen zur Entwicklung sportartspezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten vor allem bei jungen und talentierten Sportlern“[24].
Der Verband reagierte mit einem jährlich 10 Millionen Euro teuren Projekt zum flächendeckenden Stützpunkttraining, auf welches später (Kapitel 3.1) noch intensiver eingegangen werden soll.[25] Hierdurch greift der Verband ab dem 12. Lebensjahr der Jugendlichen aktiv in die Talentförderung der Spieler ein. Dieser Zeitpunkt wird in der Sportwissenschaft als das sogenannte „Goldenen Lernalter“[26] der fußballspezifischen Entwicklung bezeichnet. Das Stützpunktprogramm dient den Lizenzvereinen als ideales Sichtungs- und Scoutingtool, denn die talentiertesten Spieler einer Region finden sich dort zum wöchentlichen Training ein. Übergeordnet erfolgt die Eliteförderung des DFB durch Jugendnationalmannschaften, die den Verband ab der U15 international vertreten. Hier konnten in naher Vergangenheit mit den Europameisterschaftstiteln der U17, U19 und U21 große Erfolge gefeiert werden. Desweiteren wurde dem DFB 2009 die „Maurize-Burlaz-Trophäe“ für die beste europäische Nachwuchsarbeit verliehen. Eindrucksvoll belegt dies, dass Deutschland an den ehemaligen Vorbildern Frankreich und den Niederlanden vorbeigezogen ist.[27] Der DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach beschreibt das verbandsinterne Umdenken so, dass die Nachwuchsarbeit mittlerweile das Kerngeschäft des DFB darstellt.[28] Ebenfalls Teil der Nachwuchsarbeit auf Verbandsebene bilden die Landesverbände, die ihre regionalen Talente durch Landesauswahlmannschaften fördern und die grundlegenden Schritte der Talentsichtung übernehmen.
„Die Träger der fußballsportlichen Jugendarbeit sind die Fußball-Jugendabteilungen der Vereine“[29], so definiert der DFB die Stellung der Vereine in der Nachwuchsarbeit. Die Nachwuchsarbeit auf Vereinsebene variiert je nach Größe und Potenzial des Clubs. Das fußballerische 1x1 erlangen die Spieler bei ihren Heimatvereinen, die somit den Grundstein der Talentförderung bilden. Der Leistungsgedanke steht hier jedoch nicht im Vordergrund, sondern die Kinder-und Jugendbetreuung, der Erziehungscharakter und die Freizeitgestaltung, die als Funktionen des Sports gelten.[30] Die Spitze der Nachwuchsarbeit bilden die Lizenzvereine, die ab der U12 Leistungszentren unterhalten müssen und somit die Talente der Clubs in ihrem „goldenen Lernalter“ weiterentwickeln können. Der Übergang in den Seniorenbereich erfolgt nach dem vollendeten 18. Lebensjahr.[31]
Die Jugend- und Nachwuchsarbeit der Profivereine im Fußball hängt neben der internen Arbeit der Clubs, bezogen auf die Konzeption des Vereins und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, auch von externen Faktoren ab, die das Management nicht selbst beeinflussen kann. Neben gesellschaftspolitischen Anforderungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehört im Profifußball auch das Transfersystem dazu. Fußballvereine verfügen über materielle Vermögensgegenstände, wie Infrastruktur oder Anlagevermögen, welche zu Finanzierungszwecken veräußert werden können.[32] Ebenfalls zur Mittelbeschaffung gehört hier das „Transfergeschäft mit Fußballspielern“[33].
Grundlegend verändert hat das Transfergeschäft mit Fußballern im Profigeschäft das s.g. „Bosman-Urteil“. Der...