Neben den klassischen Säurebildnern, die in allen Proteinen vorkommen, enthalten manche Nahrungsmittel zudem hohe Mengen an Purinen. Purine sorgen für eine zusätzliche Säurelast. Haben wir sie erst einmal zu uns genommen, werden sie im Körper zu Harnsäure abgebaut. Von manchen Menschen kann diese Harnsäure jedoch nicht rechtzeitig in ausreichender Menge wieder ausgeschieden werden. Dann steigt der Harnsäurespiegel im Blut. Das kann zu Ablagerungen und schwerwiegenden Schädigungen in den Gelenken führen und an den Nieren Steine und Funktionsstörungen hervorrufen. Zudem kann Harnsäure die äußerst schmerzhaften und daher oftmals gefürchteten Gichtanfälle auslösen. Immer wieder kommen Patienten zu mir, die schon einmal so einen Anfall gehabt haben. Die Beschreibungen der schweren Schmerzen, die sie bei dem Gichtanfall hatten, reichen von »kaum auszuhalten« über »schrecklich« bis hin zu »sagen Sie mir, was ich tun soll! Ich werde alles tun, um nie mehr so einen Anfall erleben zu müssen«. Wenn also bei Ihnen im Blutbild erhöhte Harnsäure-Werte festgestellt werden, kann es sehr sinnvoll sein, gerade die besonders purinreichen Nahrungsmittel zu meiden.
Vor allem Fleisch, Fisch, Innereien und Wurst sind ungünstig, wenn ein Mensch mit einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut zu tun hat. Auch Hülsenfrüchte können problematisch sein. Sehr wenig Purine enthalten alle Gemüsesorten außer Kohl und dessen Sprossen, Spinat und Spargel. Auch Obst, Milchprodukte und Getreide sind purinarm.
Bei Problemen mit der Harnsäure machen alkoholische Getränke oft zusätzliche Probleme. Bier – auch alkoholfreies – ist durch seinen Gehalt an purinreicher Hefe besonders problematisch. Auch Wein – sowohl weißer, als auch roter – setzt im Stoffwechsel viel Harnsäure frei. Dennoch müssen Sie keineswegs proteinarm leben, wenn Ihnen Harnsäure zu schaffen macht. Denn wer weniger Fleisch isst und trotzdem seinen Proteinbedarf decken will, kann bedenkenlos zu Eiern, Käse und Milchprodukten wie Quark und Joghurt greifen. Sie sind alle ebenfalls annähernd frei von Purinen. Auch Proteinpulver ist frei von Purinen, sofern es sich dabei um Milch- und Eiprotein handelt. Sie können es mit Wasser oder Milch zu Proteinshakes zubereiten. Proteinpulver und Eiweißshakes werden immer wieder als unnütz kritisiert. Dadurch, dass sie purinfrei sind, haben sie jedoch einen entscheidenden Vorteil gegenüber vielen anderen eiweißreichen Nahrungsmitteln. Ich kenne mittlerweile zahlreiche Gichtpatienten, aber auch Sportler, für die solche Proteinshakes eine willkommene purinfreie Abwechslung sind, um ihren Proteinbedarf zu decken.
Purine werden zu Harnsäure abgebaut: Puringehalt in Nahrungsmitteln
Beispiele für purinreiche Lebensmittel | mg/100 g |
Beispiele für purinreiche Lebensmittel | mg/ 100 g |
Hähnchen, Brust mit Haut | 73 |
Beispiele für purinreiche Lebensmittel | mg/ 100 g |
Immer wieder vertragen Menschen bestimmte Nahrungsmittel nicht, weil darin Stoffe enthalten sind, mit denen der betreffende Organismus individuell nicht zurechtkommt (siehe Tabelle Fühlen wie es bekommt). Und nicht immer handelt es sich dabei um Fertigkost oder säurebildende Nahrungsmittel. Auch basenbildende Nahrungsmittel, die wir eigentlich als gesund bezeichnen würden, verträgt nicht jeder Mensch gleich gut. Oft liegen die Gründe in der individuellen Genetik, am Gesundheitszustand oder auch an übermäßiger Stressbelastung.
Immer wieder kommt es jedoch auch vor, dass eine schlechte Bekömmlichkeit gegenüber bestimmten Speisen auch noch einen weiteren Grund haben kann, der häufig nicht beachtet wird, der aber oft umso wichtiger ist. Die Rede ist von der Nahrungskombination und oft geht es dabei um Komponenten, die uns einzeln gegessen gut bekommen würden. Kombinieren wir sie nun jedoch mit anderen Nahrungsmitteln, kommt es plötzlich zu Problemen, weil es zwischen den einzelnen Komponenten zu Wechselwirkungen kommt. Am häufigsten macht Menschen dabei die Kombination von Obstrohkost und gegartem Essen Probleme. Der Grund: Wenn die Reihenfolge der Aufnahme nicht stimmt, kann es zu unerwünschten Prozessen der Gärung kommen.
Magenverweildauer von verschiedenen Nahrungsmitteln im Überblick. Je höher der Protein- und Fettanteil, desto länger bleibt das Essen im Magen, bevor es weiter in den Darm wandert.
Nahrungsmittelgruppe | Menge | Verweildauer im leeren Magen |
Wasser | 1 Glasfüllung 200 ml | etwa 5 Minuten |
Obst, roh oder gekocht | 1 handelsübliche Portion, etwa 1 Handvoll | je nach Sorte, Konsistenz und somit Wasser- und Feststoffanteil etwa 30 bis 75 Minuten |
Gemüse, roh oder gekocht | 1 handelsübliche Portion, etwa 1 Handvoll | je nach Sorte, Konsistenz und somit Wasser- und Feststoffanteil etwa 45 bis 90 Minuten |
Belegtes Brötchen/Brot mit Butter, Käse, Marmelade, Wurst, Schinken oder ähnlichem handelsüblichen Brotaufstrich | 50 bis 90 Gramm Broterzeugnis, belegt spärlich bis reichlich | etwa 2 bis 4 Stunden |
Gutbürgerliches mittelschweres bis schweres Essen, zum Beispiel Schnitzel mit Pommes Frites | gastronomieübliche Tellerfüllung | etwa 5 bis 6 Stunden, unter Alkoholmissbrauch bis 9 Stunden |
Vielleicht kennen Sie das auch: Morgens, auf leeren Magen gegessen, ist der Apfel, die Mango oder anderes Obst sehr gut bekömmlich. Das Bauchgefühl ist gut, Magen und Darm sind entspannt und Sie verspüren Wohlbefinden.
Mittags, nach einem Steak mit Kräuterbutter und Bratkartoffeln, essen Sie zum Nachtisch wieder einen Apfel. Diesmal jedoch sorgt er für den Rest des Tages für Probleme wie Aufstoßen, Magenschmerz, einen Blähbauch und schlechte Stimmung.
Vielen Menschen bekommt rohes Obst, etwa Äpfel, Birnen oder Orangen auf leeren Magen ganz hervorragend. Wird das gleiche Obst nun hingegen als Dessert nach einem schwereren Essen verzehrt, kommen die Probleme.
Die Erklärung: Aufgrund seines hohen Wasser- und niedrigen Fett- und Proteingehalts passiert frisches Obst einen ansonsten leeren Magen (zum Beispiel beim Frühstück) leicht und schnell. Befindet sich dort hingegen bereits die besagte, frisch eingenommene Mahlzeit mit entsprechenden Protein- und Fettanteilen, wird diese eine Magenverweildauer von vier, fünf und manchmal sogar acht Stunden haben. Isst man nun zum Nachtisch Frischobst, verhindern das Steak und die Bratkartoffeln, dass der Apfel schnell vom Magen in Richtung Dünndarm weiterwandern kann. Und so beginnt das im Magen verweilende Obst in den Folgestunden bei 37 Grad zu gären. Im Magen entstehen nun Fuselöle, Inole, und Gase, die Blähungen verursachen und die weitere Verdauung behindern können. Es kommt zur Bildung einer vermehrten Säurelast. Die Magen- und Darmschleimhaut werden strapaziert und, zusätzlich erschwerend für den Organismus, können die Gase, Säure und anderen Gärungsprodukte auch noch in den...