Die Geburt der Idee
Oder: Als ich mein lausiges Liebesleben satthatte
»Was assoziierst du mit Verbindlichkeit in der Liebe?«, fragte ich meine Klientin. Sie antwortete »an meiner Beziehung arbeiten müssen« und machte dabei ein Gesicht, als habe sie in eine saure Zitrone gebissen. Ich konnte sie gut verstehen – als bekennende Hedonistin krampft sich beim Gedanken an stundenlange Beziehungsdiskussionen, an Verhandlungen von Beziehungsvereinbarungen und Konfliktlösungsgesprächen auch in mir alles zusammen. Glücklicherweise habe ich aber im Laufe meiner Herzensdesaster und Coaching-Ausbildungen etwas begriffen:
Was der Liebe guttut, fühlt sich gut an: Es macht Freude. Es ist genuss- und lustvoll. Das tut man gerne. Mit Leichtigkeit. Immer wieder. Und es wirkt!
Schon diese Aussage ließ meine Klientin aufatmen. Sie entspannte sich, und wir begannen all ihre negativen Gefühle und Gedanken in Bezug auf die Art des Miteinanders in einer verbindlichen Partnerschaft mit Mentaltechniken zu beseitigen. Keine halbe Stunde später fühlte sie sich ausgesprochen wohl und war sich sicher, ihre ganz persönliche Beziehungsrealität leicht, freudvoll und mühelos gestalten zu können. Was war in diesen 30 Minuten geschehen? Wir hatten an den unbewussten Wurzeln ihrer Überzeugungen gearbeitet, die in der Kindheit und in einigen schwierigen früheren Beziehungen entstanden waren. Mit meiner optimierten Version einer wenig bekannten Mentaltechnik ließen sich die hinderlichen Strukturen im Unterbewusstsein meiner Klientin ganz einfach beseitigen und durch eine Einstellung ersetzen, die ihr Liebesleben leichter machte.
Das funktioniert mit allem, was unser Beziehungsverhalten unbewusst steuert und das Miteinander komplizierter macht als nötig. Wenn Sie nun denken: »Das klingt zu schön, um wahr zu sein«, lesen Sie einfach weiter. Sie finden in diesem Buch die erforderlichen Methoden, praktischen Tipps, Denkanstöße und Hintergrundinformationen, mit denen es Ihnen gelingt, so zu denken, fühlen und handeln, wie Sie es wollen und wie es Ihrer Liebe förderlich ist.
Vorab aber einige Einblicke in meinen Weg zu diesen Erkenntnissen – damit Sie gar nicht erst auf die Idee kommen, man müsse für diese Form von Beziehungsgestaltung geboren sein oder über außergewöhnliche Talente verfügen.
Ehrlich gesagt war ich als Love-Coach lange Zeit eine gute Theoretikerin: Während ich meinen Coachees zu einer harmonischen Partnerschaft verhelfen konnte, gestaltete sich mein eigenes Liebesleben mit einem egoistischen Engländer stressig bis desaströs. Natürlich blieb ich dabei der felsenfesten Überzeugung, das müsse an ihm liegen. Ich verfügte schließlich über eine umfangreiche Coaching-Ausbildung, hatte mich mit unzähligen Konfliktbewältigungsstrategien beschäftigt, in meinem Bücherregal standen so gut wie alle Beziehungsratgeber, die auf dem Markt erhältlich waren, und bei meinen Klientinnen führten meine Beratungen zu tollen Resultaten. Außerdem war ich als Frau doch ohnehin die Beziehungsfähigere, erkannte mühelos alle emotionalen Defizite meines Engländers – und hatte deshalb doch einfach RECHT mit dem, was ich wollte und postulierte, verflixt noch mal. Nur nützte mir das nichts. Unser Umgang miteinander war verkopft, wir stritten häufig, meine Wünsche und Bedürfnisse prallten an einem lapidaren »if you have a problem it’s your problem, it’s not my problem« ab. Nein, eine schöne Beziehung sah anders aus. Unseren ersten gemeinsamen Urlaub (wir hätten das Experiment Urlaub viel früher wagen sollen) verbrachte ich vorwiegend arbeitend auf dem Zimmer oder am Pool – im Zimmer, wenn er am Pool war, und umgekehrt. Er brauchte schließlich seinen Freiraum. Vermutlich ist Ihnen längst klar, was dann folgte: Ich trennte mich und war erleichtert. Nein, so einen Mann wollte ich nicht. Ich verdiente etwas Besseres. Was Frauen in so einer Situation nun mal gerne denken.
Die Zeit verging. Tage. Wochen. Monate. Irgendwann – etwa nach eineinhalb Jahren – kam der Tag, an dem ich mir eine Frage stellte. Keine besonders angenehme Frage, eigentlich war sie sogar ganz schön unbequem. Sie lautete: »Hat das Scheitern meiner Beziehungen vielleicht etwas mit mir zu tun?« Die Frage weitete sich schnell aus zu: »Würde ich in der Rolle meines Gegenübers auf die Art, wie ich meine Wünsche und Kritik rüberbringe, offen und bereitwillig darauf eingehen und Lust bekommen, mein Verhalten zu ändern?« Wohl kaum. Beschämt musste ich mir eingestehen, dass ich doch nicht so beziehungsperfekt war wie gedacht.
Ich begann, tiefer in mich hineinzuschauen und entdeckte Ängste, Selbstzweifel, alte emotionale Verletzungen ebenso wie Kindheitsprägungen in Bezug auf die Rollen von Mann und Frau. Alles in allem eine ordentliche Menge Psychomüll, der mich steuerte, ohne dass ich es gemerkt hatte. Eine unschöne Entdeckung! Was tun damit?
Erste Idee: Wegschieben! In meinem Hinterkopf tauchte aus dem Nichts eine innere Stimme auf, die mir zuflüsterte: »Warum sollst du dich eigentlich ändern, wenn er es nicht tut? Such dir lieber einen Mann, mit dem es passt!«
Aber diese Alternative verwarf ich nach kurzem Überlegen. Denn immerhin würde ich für den Rest meines Lebens von dieser inneren Aufräumaktion profitieren. Männer mögen kommen und gehen – ein entmülltes Inneres bleibt. Und es zahlt sich auch in vielerlei anderer Hinsicht aus.
Das überzeugte die innere Stimme, und wir machten uns auf die Suche nach Möglichkeiten, mein Unterbewusstsein von allem zu befreien, was meinen Beziehungserfolg sabotierte. Es gab da so einiges, was schwer zu verändern war, denn im Unbewussten verankerte, reflexartig ablaufende Reaktionsmuster gewinnen so gut wie jeden Kampf gegen gute Vorsätze.
Um auch diese harte Nuss zu knacken, begann ich mich intensiv mit Methoden der energetischen Psychologie und Mentaltechniken zu beschäftigen. In meiner Coaching-Ausbildung hatte ich bereits NLP und Klinische Hypnose nach Milton Erickson gelernt, nun ging es weiter mit EFT (Emotional Freedom Techniques = Klopfakupressur). Ich bezirzte Erich Keller, einen der EFT-Experten in Deutschland, so lange am Telefon, bis er einwilligte, mir Einzelunterricht zu geben. Derart gerüstet, begann ich schnell, mit der Methode zu spielen und Anwendungsweisen zu entwickeln, durch die sich der liebes- und erfolgsverhindernde Psychomüll im Handumdrehen beseitigen ließ. Aber bequem und ungeduldig, wie ich nun mal bin, suchte ich schon bald nach noch einfacheren, schnelleren Lösungswegen. Und dabei entdeckte ich BSFF (Behavioral and Emotional Symptom Elimination Training For Resolving Excess Emotion: Fear, Anger, Sadness and Trauma, die Emotionsmanagement-App fürs Hirn). Als ich diese Methode einer therapieerfahrenen Freundin präsentierte, war ihre spontane Reaktion: »Oh mein Gott, ist das eine geile Sache!« Ich hätte es nicht treffender formulieren können. Mal schauen, ob Sie ähnlich darüber denken.
Ich bearbeitete also alle Gefühle, Gedanken, Glaubenssätze und Handlungsautomatismen, die mir auffielen, mit dieser Methode und spürte plötzlich eine nie gekannte Gelassenheit und Souveränität. Irritierend ungewohnt – aber ein richtig gutes Gefühl. Und weil ich in der Coaching-Praxis erlebe, wie viele (auch starke) Frauen sich mit Selbstwert und Ängsten herumschlagen, nehmen die Themen Selbstvertrauen und innere Ruhe in diesem Buch einen großen Raum ein.
Zurück zu meiner Innenschau. Als Nächstes analysierte ich meine Kommunikationsstrategien. Waren sie eigentlich Erfolg versprechend? Bewirkten sie unkomplizierte Lösungen von Unstimmigkeiten, tiefe Verbundenheit und ein freudvolles Miteinander? Kurz gefragt: Funktionierten sie für das, was ich mir wünschte? Bitte erzählen Sie es nicht weiter, aber die Antwort lautete: »Nein!« Zu kritisieren – auch wenn es zu Recht geschah – bewirkte immer nur eine miese Stimmung und nie ein einsichtiges »Stimmt. Schatz, jetzt, wo du’s sagst – das ändere ich doch sofort«. Schade aber auch. Also mussten Alternativen her. Und zwar solche, die berücksichtigten, dass Menschen eher vom Gefühl gesteuert werden als über die Vernunft. Auch Männer.
Ob die neue Art zu kommunizieren wirkungsvoll war und mein freigeputztes, gelassenes Ich besser mit dem schwierigen Engländer zurechtkommen würde, sollte ein Praxisversuch zeigen. Ich griff zum Telefon und rief ihn an. Meine erste Amtshandlung war, mich für all das von Herzen zu entschuldigen, was ich ihm während unserer Beziehung zugemutet hatte: für Kritik und fehlende Worte der Wertschätzung, für spaßbefreite Beziehungsdiskussionen, zu denen ich ihn genötigt hatte, und und und. Er war überrascht und erfreut, schlug ein Wiedersehen vor. Daraus erwuchs ein neuer Beziehungsanlauf und die verblüffende Erfahrung, einen egomanen Frosch dabei zu beobachten, wie er sich durch meine andere Art, mit ihm umzugehen, in einen liebenswürdigen, rücksichtsvollen Prinzen verwandelte. Endlich genossen wir ein lebendiges, warmes Miteinander, lachten viel und entdeckten einander neu.
Rosarotes Happy End? Fast. Es darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass auch dieser zweite Aufguss mit einer Trennung endete. Ich verließ ihn wieder. Für eine funktionierende Verbindung braucht es nämlich zweierlei: das...