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E-Book

Neue Kommunikationsmöglichkeiten im Web 2.0

Eine soziokulturelle Untersuchung zur Selbstdarstellung von Nutzern der Social Software studivz

AutorSilke Mohr
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl127 Seiten
ISBN9783640312870
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Internet, vor gut zehn Jahren ein neues und dabei zunächst unterschätztes Medium, hat sich mittlerweile so weit etabliert, dass es den Status des Besonderen verloren hat und selbstverständlich in den Alltag vieler Menschen integriert ist. Der tägliche Umgang mit dem WorldWideWeb und die dabei gewonnen Erfahrungen haben zu Kulturtechniken geführt, die im Rahmen der neuen Technologie und deren Möglichkeiten neu entstanden sind oder in diesen Rahmen übertragen wurden. Die unter dem Begriff Web 2.0 einhergehende und zunehmende Wandlung des Internetnutzers zum Internetmacher hat in den letzten drei Jahren eine gewaltige Bandbreite von Online-Portalen und Kommunikationsplattformen mit entsprechenden Zugriffszahlen und damit verbundenem ökonomischen Wert hervorgebracht. Die hier marktbeherrschenden Portale wie YouTube, MySpace oder die Plattform studiVZ verzeichnen explodierende Teilnehmerzahlen und werden auch als Quelle von kreativen Ideen seitens der Film-, TV- und Musikbranche genutzt. Die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (= AGOF) liefert mit den 'internet facts 2007-III' aktuelles Zahlenmaterial über die deutsche Online-Szene. Hier stieg das studiVZ von null auf Platz 22 des Rankings mit 3,45 Millionen Nutzern ein. Das bedeutet, dass 8,6 Prozent der deutschen Internetnutzer im dritten Quartal 2007 die Website besuchten. Die Nutzer des Web 2.0 können nicht nur Inhalte anschauen und lesen, sondern Eigenes erschaffen, sich austauschen, Querverweise zu anderen Inhalten herstellen oder Vorhandenes erweitern und korrigieren. Die Nutzer selbst gestalten den virtuellen Raum des Internets. Um in dieser global vernetzten virtuellen Welt aufzufallen, stellt es für den einzelnen Nutzer eine große Herausforderung dar, sich in seiner ganzen Person beachtenswert darzustellen. Welches Selbst wird dabei entworfen? Ist es ein erweitertes Selbst oder wird es als losgelöst von der eigenen Persönlichkeit betrachtet? Bei der Mitgliedschaft in der internetbasierten Social Software studiVZ ist die Selbstpräsentation ganz ausdrücklich im Spiel. Anonymität ist nicht erwünscht, sondern steht viel mehr im Gegensatz zum Sinn und Zweck einer Mitgliedschaft: Dem Aufbau und Erhalt eines sozialen Netzwerkes, dass über das WWW hinaus greifen und Freundschaften bewahren soll. Die Selbstdarstellung ist dabei ein Thema, das keineswegs nur psychologisch interessant und erforschenswert ist, sondern auch ethnologisch, wie diese Arbeit zeigen wird.

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Leseprobe

3. Das Web 2.0


 

Die durch Presse und Fernsehen vertrauten Formen der Massenkommunikation schließen jede Interaktion zwischen den Menschen aus. Dagegen formiert sich das Internet als Weltkommunikationskanal. Unter dem nicht verbindlich definierten Begriff Web 2.0[32] steht alles, was sich im Netz und um das Netz herum entwickelt hat, seien es wirtschaftliche Aspekte des Web oder soziale Phänomene. Was das Web 2.0 genau ist, kann auch hier nicht geklärt werden, allerdings wird der Begriff so weit erläutert, dass er verständlich und erkennbar logisch mit der gängigen Sichtweise in der Literatur[33] vereinbar und auch in dieser Arbeit adäquat einsetzbar ist.

 

Der Begriff Web 2.0 steht für eine „radikaldemokratische“ Zusammenarbeit und Kooperation der Kommunikationsfreudigen aller Länder. Es wird damit jenes Medium betitelt, dessen Inhalte von den Nutzern selbst produziert werden.[34] Das Web 2.0 funktioniert demnach nur, wenn die Nutzer die Websites nicht nur konsumieren, sondern auch aktiv an Webangeboten und -plattformen mitwirken, sich somit im Prinzip ihr eigenes Angebot an Informationen und Inhalten schaffen. Web 2.0 ist das Kürzel für ein einfach zu bedienendes „Mitmach-Internet“. Es geht um Partizipation, Vernetzung, Darstellung und Austausch, zumeist über eine spezielle, dafür bereitgestellte Plattform.[35] Diese Plattformen gehören zu den Social-Software-Systemen. Was eine Social Software ist und welche verschiedenen Erscheinungsformen sie besitzt, wird im folgenden Abschnitt nachgegangen.

 

3.1 Social Software


 

Wie bereits erwähnt, entwickelt sich das WWW seit dem Jahr 2002 mehr und mehr zu einem Kommunikationsmedium für Gleichgesinnte, indem Menschen mit gleichen oder ähnlichen Interessen ihr Wissen miteinander austauschen können und dabei ein soziales Netzwerk knüpfen. Diese Eigenart des Internets beziehungsweise des neuen Nutzerverhaltens, hat den Begriff Web 2.0 mitgeprägt. Außerdem bringt diese Etikettierung zum Ausdruck, dass Inhalte nicht mehr nur von Medienanbietern, sondern auch in gleichem Maße von den Nutzern der vorhandenen Angebote bereitgestellt werden. Das Web, zunächst als reiner Vertriebskanal von Medienunternehmen, ist nunmehr ein interaktives Massenmedium, in welchem der Nutzer gleichzeitig Anbieter sein kann.[36]

 

Softwaresysteme, die die menschliche Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit unterstützen, werden als Social Software bezeichnet. Mit der Etablierung von Weblogs und Wikis[37] entstand der Begriff etwa im Jahr 2002. Den Systemen ist gemein, dass sie den Aufbau und die Pflege sozialer Netzwerke und Communities unterstützen und weitgehend mittels Selbstorganisation funktionieren.[38] Sie wurden zu einem sozialen Raum in der virtuellen Welt, in dem Erfahrung und Austausch über die Grenzen der Zeit und des Raumes möglich ist.

 

Ebenso wie der Begriff Web 2.0 ist allerdings auch der Begriff Social Software nicht exakt definiert und wurde hier nach der gängigen Meinung in der Literatur gedeutet.

 

3.1.1 Erscheinungsformen der Social Software


 

Es gibt im Internet verschiedene Möglichkeiten, um aktiv an dessen Inhalten teilhaben zu können. Foren, Instant Messenger, Wikis, Weblogs, Videoportale, Social Bookmarks und Social Networks sind einige Varianten der Social Software. Wo liegen jedoch die Unterschiede und Eigenarten der verschiedenen Erscheinungsformen? Dieser Frage wird im Folgenden nachgegangen. Die dabei angeführten und als Beispiel dienenden Internetadressen beziehen sich auf den deutschsprachigen Raum.

 

Das Forum

 

Ein Forum ist eine Diskussionsplattform auf einer Website. In ihm können Diskussionsbeiträge zu einem bestimmten Thema (sog. Threads) hinterlassen werden, auf die andere Teilnehmer reagieren und Antworten schreiben können. Es ist aber auch möglich, sich die Beiträge im Web nur anzuschauen, um so einen Einblick in die jeweilige Thematik zu erhalten.[39] Foren betreiben nahezu alle großen Nachrichtendienste, Zeitschriften und Gruppierungen wie www.spiegel.de/forum/, www.pcwelt.de/forum/, http://forum.tagesschau.de/, www.medizin-forum.de oder www.forum-fuer-senioren.de/, um nur einige zu nennen.

 

Instant Messaging

 

Instant Messaging ist ein serverbasierter Dienst, der es ermöglicht, mittels einer Client Software[40] in Echtzeit mit anderen Teilnehmern zu kommunizieren. Die Kommunikation erfolgt über die Computertastatur, ist somit textuell und wird als ‚Chatten’ bezeichnet. Die Software bietet mittlerweile viele nützliche Funktionen an, so dass der Nutzer sich beispielsweise informieren kann, ob ein Kommunikationspartner gerade online und somit ein Chat möglich ist. Das lange Warten auf die Beantwortung einer wichtigen Email kann dadurch umgangen werden und die Zielperson direkt und in Echtzeit kontaktiert werden.[41] Instant Messenger sind beispielsweise MSN[42], Skype[43] oder ICQ[44]. Skype bietet zudem eine Internettelefonie (= voipen[45]) an, in der Mitglieder kostenfrei untereinander über das Internet telefonieren und sich, bei entsprechender Ausrüstung, via Webcam in Echtzeit dabei auf dem Desktop anschauen können. Wird ein Guthaben mittels Lastschrift erworben, ist es ebenfalls möglich sehr günstig (ab 0,017 €/Min)[46] ins globale Festnetz zu telefonieren.

Wiki

 

Ein Wiki (Hawaiisch für „schnell“[47]) ist eine Sammlung von Websites, die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch direkt online geändert oder ergänzt werden können. Wikis ermöglichen es verschiedenen Autoren, gemeinschaftlich an Texten zu arbeiten. Wie bei Hypertexten[48] üblich, sind die einzelnen Seiten eines Wikis durch Querverweise (Hyperlinks) miteinander verbunden. Zur Vernetzung von verschiedenen Wikis dient das Konzept der InterWiki-Verweise. Wikis gehören zu den Content-Management-Systemen[49], setzen aber auf die Philosophie des offenen Zugriffs. Die Änderbarkeit der Seiten durch jedermann setzt eine ursprüngliche Idee des WWW erstmals konsequent um und erfüllt weiterhin eine wesentliche Anforderung an die Social Software und das Web 2.0.[50] Das weltgrößte Wiki ist die 2001 gegründete Wikipedia[51], eine freie Enzyklopädie. Weitere, im deutschsprachigen Raum bekannte Wikis sind beispielsweise das Stadtwiki Karlsruhe[52], das JuraWiki[53], die Reiseführer Wikivoyage[54] und Wikitravel[55], die Wikipedia-Parodien Stupidedia[56] und Kamelopedia[57] sowie die Science-Fiction-Datenbank zu Star Trek Memory Alpha[58].

 

Der Blog bzw. Weblog

 

Der Begriff Weblog leitet sich ab von web, der englischen Bezeichnung für das Internet, dem WWW und dem Logbuch. Meist wird er in seiner verkürzten Version Blog verwendet.[59]

 

Ein Blog ist ähnlich einem Tagebuch. Er handelt über ein spezifisches Thema und wird von einem einzelnen Autor, dem so genannten Blogger erstellt. Leser können durch Kommentarbeiträge einen Artikel des Bloggers kommentieren. Durch das Kopieren der entsprechenden Trackback[60]-URL kann sich der Blogger auf einen anderen Blog beziehen. So lässt sich automatisch ein Netzwerk von Beiträgen und Kommentaren aufbauen. Es lassen sich mit einem Weblog also Online-Communities für private und öffentliche Zwecke bilden, Informationen auf vielen Ebenen verlinken und Wissenssammlungen anlegen. Die Gesamtheit aller Blogs wird als Blogosphäre bezeichnet. Die aktuellen Beiträge sind in einem Blog immer zuoberst, die Darstellung erfolgt also in umgekehrter chronologischer Reihenfolge. Thematisch kann in einem Blog alles vertreten sein. Die Bandbreite reicht von Fachblogs, Fotoblogs, Werbeblogs und journalistischen Blogs über öffentliche Blogs hin zu den Tagebüchern. Blogs gelten auch als Frühwarnsysteme zur Erkennung neuer Kundentrends.[61] Weblog-Plattformen finden sich unter folgenden Webadressen: www.blogger.com, www.myblog.de, www.netvibes.com oder www.technorati.com.

 

Das Videoportal

 

Ein Videoportal erlaubt Benutzern das einfache Hochladen und Ansehen von, in der Regel kurzen, selbst gedrehten Filmen, aber auch von aufgezeichneten Sendungen aus dem Fernsehen, was bereits zu Copyright-Problemen führte. Jedoch haben die Unternehmen bald bemerkt, dass die eigene Popularität durch die Medienaufmerksamkeit größer wurde, so dass Partnerschaften (wie zum Beispiel von YouTube und NBC Universal) zustande kamen. Die selbst erstellten Filme stehen allerdings im Vordergrund. Jeder Internetnutzer kann mit einem Handy oder einer (Web-)Kamera eigene Filme drehen und sie auf die Plattform eines Videoportals hochladen. Eines der bekanntesten Videoportale ist YouTube.[62] Hier können die Videos anderer Benutzer nicht nur angesehen, sondern auch abonniert werden. Die Abonnements anderer Benutzer können durchstöbert werden, Nachrichten können ausgetauscht und Kommentare zu den einzelnen Videos...

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