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E-Book

Neuengland - VISTA POINT Reiseführer Reisen Tag für Tag

Reiseführer

AutorHannah Glaser
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783957334114
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Über den Reiseführer Neuengland Die Route: In 16 Tagesetappen begleitet dieses Buch die Reisenden zu den historischen, kulturellen und landschaftlichen Highlights: Von der Metropole Boston mit ihrem liebenswerten europäischen Flair geht es entlang der Küste nach Norden in die Wald- und Felsenwildnis von Maine und durch New Hampshires Seenidylle ins Outdoor-Paradies Vermont. Über Massachusetts traditionsreiche Collegestädtchen und die prächtigen Schlösser von Newport führt die Rundreise zu den Sommerfrischen der Halbinsel Cape Cod mit ihren endlosen, wildromantischen Stränden und auf den Spuren der ersten Pilger über Plymouth wieder zurück nach Boston. Mit den besten Tipps für die Praxis - von charmanten Bed&Breakfast-Adressen über kernige Hummerkneipen bis zur Ticketreservierung für Kulturfestivals - finden Sie alle Bausteine für eine erfolgreiche Reiseplanung. Und wer noch ein bisschen Zeit übrig hat, kann unter den Geheimtipps für genussreiche Extratage wählen: in abgelegener Bergwildnis, im kultursatten Trubel einer mondänen Hafenstadt oder an den weiten, von wilden Rosen gesäumten Sandstränden kaum bekannter Inseln. Die Reportagen: Die mit insgesamt 130 Farbfotos reich bebilderten Reportagen zu jedem Reisetag folgen dem Prinzip des wandernden Blickpunkts. Sie bringen dem Leser Geschichte, Natur und Menschen nahe und wecken die Entdeckerlust. Damit nichts schiefgeht, helfen Routenkarten, detaillierte Streckenprotokolle mit Angabe von Entfernungen und Serviceadressen bei der Planung. Ein ausführlicher Serviceteil hält alles Wissenswerte für die Reiseplanung sowie Sprachhilfen bereit. 20 Detailkarten im Reiseführer sorgen für eine gute Orientierung vor Ort.

Hannah Glaser ist Absolventin der Deutschen Journalistenschule in München (DJS), lebt in der Nähe von Frankfurt am Main und schreibt als freie Autorin über Reise- und Kul-turthemen. Seit zwei Jahrzehnten ist sie immer wieder mit Begeisterung in den Neu-england-Staaten unterwegs, die so ganz anders sind, als das Amerika, das wir kennen. Manches würde sie gerne von dort mit nach Deutschland bringen. Die Kultiviertheit der neuenglischen Provinzstädte zum Beispiel, aber auch den tosenden Atlantik mit seiner frischen Meeresküche. Und in jedem Fall zwei, drei der zigtausend wildromantischen Seen Neuenglands für ihre Frankfurter Heimat.

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Leseprobe

Neuengland erleben und genießen


Übernachten
Willkommen im 19. Jahrhundert


Schlafen in Neuengland verspricht jeden Abend eine neue Überraschung. Zumindest, wenn man in einer landestypischen Bleibe, im historischen Bed & Breakfast übernachtet. Denn dann können das Haus und die Gastgeber viel über die Geschichte der Region erzählen.

Überall in den USA säumen sie die Highways, die kahlen Motels mit schriller »Vacancy«-Neonschrift, schnelle, unpersönliche Nachtlager mit röhrender Klimaanlage und ewig laufendem TV. Und oft mit einer kaugummikauenden Lady hinter der Reception, die – »Goodnight Honey« – gelangweilt den Zimmerschlüssel rüberschiebt. Überall in den USA sind solche Herbergen der Standard – nur nicht in Neuengland.

Hier bettet man sein Haupt in herrschaftliche Betten, die so majestätisch hoch sind, dass man nicht selten eine kleine Treppe braucht, um hineinzukommen. Und bereits zum Frühstück wird geschlemmt – immer vorausgesetzt, man nächtigt in einem der historischen B & Bs. Denn etliche der schönsten Villen Neuenglands wurden zu dekorverliebten Privatpensionen umgebaut und bieten romantische Zimmer mit Baldachin und Blumentapeten.

Teuer und heiß begehrt: Cottages auf Martha’s Vineyard

Während B & B in Großbritannien als Synonym gilt für ein preiswertes Bett mit Familienanschluss, garantiert Bed & Breakfast in Neuengland die beste Variante der Übernachtungskultur. Die heutigen Besitzer der historischen Preziosen sind nicht selten Aussteiger aus der Karrierehatz, die es sich leisten können, Geld und Begeisterung in ihr zweites Leben als Gastgeber zu investieren, und gerne mit Tipps für Konzerte, Museen, Strände und Restaurants bei der Hand sind.

Wer in solch einer noblen Bleibe das gebuchte Zimmer betritt, muß erst mal tief durchatmen, weil der neuenglische Flower-Power-Stil mit seiner überbordenden Fülle aus Spitzen und geblümten Stofftapeten, aus Decken, Kissen, Bettüberwürfen, Troddeln, Vorhängen und Lampenschirmen für leichten Schwindel sorgt – doch an das feine Leben als Weichei kann man sich schnell gewöhnen. So zelebrieren etliche B & Bs am späten Nachmittag in britischer Tradition einen High Tea für die Gäste, der mit einer sündhaft köstlichen Kuchenauswahl daherkommt. Dieser Exzess ist genauso im Übernachtungspreis eingeschlossen wie das Frühstück am nächsten Morgen, das oft als dreigängiges Menü serviert wird – vom Blaubeerpfannkuchen mit Ahornsirup bis zu pochierten Eiern mit Kräutern aus dem eigenen Garten.

Der Adele Turner Inn in Newport ist so ein Fall, mit Rooftop-Hot-Tub in der Dachgarten-Suite und mit täglicher Teatime samt Scones und Schokotörtchen (www.adeleturner.com). Auch der Stonecroft Country Inn aus dem Jahr 1807 gehört dazu, in Ledyard bei Mystic, Connecticut, das komplett unter Denkmalschutz steht und in der ehemaligen Scheune Sterneküche serviert (www.stonecroft.com). Und natürlich Captain Lord Mansion in Kennebunkport, Maine, die klassische Kapitänsvilla von 1812 mit Ausguck auf dem Dach (www.captainlord.com), deren überbordend ausstaffierte Zimmer bereits in ziemlich allen amerikanischen Freizeitmagazinen abgebildet waren.

Wenn das ausgewählte B & B nur eine Handvoll Zimmer hat, sorgen sich die Gastgeber nicht selten um jeden Besucher ganz persönlich. So wie Eva Amuso im Harbour House Inn in Cheshire, Massachusetts, die für ihre Gäste, die zum Freiluftkonzert ins nahe Tanglewood fahren, einen kompletten Picknickkorb packt mit allem, was das Herz begehrt, einschließlich der Kerzen für den stimmungsvollen Ausklang auf der Konzertwiese (www.harbourhouseinn.com).

Wer dabei irgendwann an seine Grenzen stößt und eine Auszeit braucht von so viel Hätschelei und Völlerei, findet natürlich immer auch ein ganz normales Motel am Straßenrand. Dort gibt es garantiert keinen geklöppelten Spitzenbaldachin überm Bett und als Frühstück im besten Fall einen Kaffee im Styroporbecher. Neben den üblichen Motels sind auch empfehlenswerte Ketten wie Marriott, Hilton, Holiday Express oder Hampton Inn überall in Neuengland vertreten, die jeweils mit identischer Ausstattung und Leistung aufwarten, was ab und an auch ein Vorteil ist: Man kennt sich bereits aus, freut sich nach all dem Dekorations-Overkill auf schlichte weiße Wände und auf ein Bett, in das man sich fallen lassen kann, ohne vorher gefühlte drei Millionen Kuschelkissen zu entfernen.

Harbour House Inn in Cheshire: mit feinem Picknickkorb zum Konzert

Und man bekommt einen kostenlosen Parkplatz zum Zimmer, was gerade in den Städten eine Menge Geld spart, denn das übliche Valet-Parking, bei dem man dem Doorman den Autoschlüssel überlässt, der das Gefährt an einem unbekannten Ort parkt, ist manchmal pro Nacht so teuer ist wie ein Motelzimmer. Deshalb der dringende Rat: Wer irgend kann, bucht den Mietwagen erst am Ende des Aufenthalts in Boston und spart sich so Parkärger und Valet-Gebühren.

Freies Parken ist auch bei den Resorts und Inns die Regel, die neben den B & Bs die zweite große Gruppe der traditionellen Urlaubsquartiere in Neuengland ausmachen und sich mit eigenen Freizeiteinrichtungen, mit Pools und Restaurants für einen längeren Aufenthalt anbieten. Natürlich kann man im Emerson Inn by the Sea in Rockport auf Cape Ann auch nur eine Nacht bleiben, aber allein um alle kleinen Köstlichkeiten des Frühstücksbuffets auszuprobieren, bucht man besser gleich eine Woche (www.EmersonlnnByTheSea.com).

Auch im Basin Harbor Club in Vermont am weiten, einsamen Lake Champlain beneidet man die amerikanischen Familien, die ihre kompletten Sommerferien hier verbringen, während man selbst schon am nächsten Tag dieses klassische Resort verlassen muss, in dem die Zeit seit den 1950er Jahren stehengeblieben zu sein scheint.

Essen und Trinken
Neuenglands Küche


Gibt es lukullische Spezialitäten, die typisch sind für Neuengland? Hummer natürlich, der berühmte Lobster aus dem kalten Atlantik vor der Küste von Maine. Ahornsirup aus Vermont, der auf keinem Pancake fehlen darf, genauso wenig wie die köstlichen Blaubeer-Muffins auf dem Frühstücksbuffet. Und schließlich die clam chowder, die so typisch ist für Neuengland wie das Baguette für Frankreich. Die sämige Suppe mit Kartoffeln, Zwiebeln, Muscheln und Kabeljau steht auf jeder Menükarte und ist überall ein beliebter Snack – aus dem Plastikschälchen oder dem Styroporbecher gelöffelt, mit ein paar Crackern dazu.

Aber das war’s auch schon an Geschmackssensationen, die über Neuenglands Grenzen hinaus bekannt geworden sind. Generell darf man nicht vergessen, dass die Puritaner einst nicht nur die Namen ihrer heimatlichen Städte und Dörfer mit in die Neue Welt brachten, sondern eben auch die englische Küche. Und gemäß der asketischen Denkungsart der Puritaner war das Essen nicht zum Vergnügen da, sondern sollte sättigen und die Energie für das Tagwerk liefern – kein idealer Nährboden für eine verfeinerte oder gar opulente Esskultur.

Die haben denn auch die Einwanderer mitgebracht, vorneweg die Italiener, die das North End in Boston zu jenem lukullischen Dorado machten, das es heute ist. Ohnehin bietet Boston mit Chinatown, mit den Feinkostständen im Quincy Market, den Italienern im Nordend und dem Kneipenmix rund um Harvard eine multikulturelle Auswahl an Restaurants, allen voran das historische Schwergewicht Union Oyster House, »Amerika’s Oldest Restaurant«, wie auf der Speisekarte zu lesen ist. Mit diesem Titel hat man auch ganz selbstbewusst ein eigenes Kochbuch verlegt mit Klassikern der amerikanischen Küche, von Crab Cakes bis zur Apple Pie.

Aber auch unterwegs trifft man immer wieder auf Restaurants, in denen man einen unvergesslichen Abend verbringt und die man beschwingt und bestens gelaunt verlässt. Local 121 in Providence ist so ein Fall (www.Local121.com), wo man mit Biozutaten aus der Umgebung erstklassige Gerichte zaubert. Generell sollte man in allen guten Restaurants (das sind jene mit Tischdecke, in denen auf Porzellan serviert wird und nicht wie sonst üblich auf Plastikgeschirr) einen Tisch reservieren. Meist gilt dort auch eine in unseren Augen eher antiquiert wirkende Kleiderordnung: Krawatte und Jackett sind für Männer obligatorisch, Frauen haben da mehr Spielraum, aber Jeans und Turnschuhe sind nicht gerne gesehen. Wer unsicher ist, fragt bei der Reservierung nach dem dress code.

Beim Betreten des Restaurants wartet man darauf, dass man einen Tisch zugewiesen bekommt, dadurch wird die Zahl der Gäste möglichst gleich unter den Kellnern aufgeteilt, die von diesen Jobs leben. Deshalb ist das Trinkgeld hier keine nette Geste, die man auch mal ausfallen lassen kann, sondern ein Muss. Also bitte nicht knausrig sein, nur bei wirklich schlechtem Service lässt man weniger als 15 Prozent vom Endpreis als tip auf dem Tisch liegen, im Normalfall verdoppelt man den Betrag, der auf der Rechnung als Steuer ausgewiesen ist.

All diese Regeln kann man getrost vergessen wenn man sich ein lukullisches Vergnügen ganz anderer Art gönnt, wie es nur an Neuenglands Küste möglich ist. Kleine Fischerboote am Holzpier und dampfende Kessel vor windschiefen Imbissbuden zeigen schon von Weitem, was hier auf den Teller kommt: Hummer und sonst nichts. Lobster in the rough heißt der Spaß, dem wir uns am 8. und 12. Tag der Kern- und am 1. Tag der Nordroute ausführlich widmen und den man zumindest einmal auf dieser Reise...

Blick ins Buch

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