II. »Wo stehe ich? Wohin will ich?«
Die Bestandsaufnahme.
Das Ziel
Auch ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Wo starten Sie?
»Entschuldigung! Wie komme ich denn am besten von hier nach ...?« Jeder von uns kennt solche Fragen. In dieser Formulierung steckt ein interessanter Aspekt: Es ist durchaus möglich, dass der Fragende die Straße, das Museum oder das Kaufhaus kennt, vielleicht schon zigmal dort war. Aber er weiß nicht, wie er »von hier« dorthin kommt. Vielleicht kennt er sich in diesem Stadtteil nicht aus. Oder er weiß gar nicht, wo er überhaupt ist. Dann hat er zwar ein Ziel vor Augen, aber ohne Start keinen Weg. Das beste Navi der Welt ist nutzlos, wenn es das Ziel gespeichert hat, aber der Satellit nicht lokalisieren kann, wo das Auto gerade steht.
Der Fagerström-Test
Benutzen Sie diesen von Dr. Karl Olav Fagerström entwickelten Test, um Ihre Tabaksucht einzuschätzen. Er bestimmt den Grad der Abhängigkeit von Rauchern. Er beantwortet die Frage: »Wo stehe ich?« Der Fagerström-Test ist international verbreitet, standardisiert und sehr zuverlässig. Bitte beantworten Sie die folgenden sechs Fragen. Dann zählen Sie die dazugehörigen Punkte zusammen. (Und denken Sie daran: Wenn Sie schummeln, betrügen Sie nur sich selbst!)
Frage | Wahlmöglichkeit | Bewertung in Punkten |
Wann nach dem Aufstehen rauchen Sie Ihre erste Zigarette? | innerhalb von 5 min | 3 |
Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist (z.B. Kirche, Bücherei, Kino usw.), das Rauchen zu unterlassen? | ja | 1 |
Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen? | die erste am Morgen | 1 |
Wie viele Zigaretten rauchen Sie im Allgemeinen pro Tag? | bis 10 | 0 |
Rauchen Sie am Morgen im Allgemeinen mehr als am Rest des Tages? | ja | 1 |
Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen? | ja | 1 |
Der Fagerström-Test teilt die Zigarettensucht in vier Abhängigkeitsstufen ein:
- •gering (0–2 Punkte),
- •mittel (3–5 Punkte),
- •stark (6–7 Punkte) und
- •sehr stark (8–10 Punkte).
Jetzt wissen Sie noch besser, wo Sie stehen: wie ausgeprägt Ihre Sucht ist. Machen Sie sich diesen Ihren Startpunkt bewusst. Er entscheidet mit über Ihr weiteres Vorgehen. Nehmen Sie sich jetzt Ihr Ziel vor:
Ein erstes Ziel: »Ich will endlich aufhören mit dem Rauchen.«
Gut! Das ist ein Ziel, und ein lohnendes dazu. Aber warum? Wie? Und wann? Beantworten Sie die Fragen im Laufe dieser Einführung, damit Ihr Ziel konkret und plastisch wird.
Zuerst zum Warum – warum genau wollen Sie aufhören? Die folgenden Motivationen werden häufig genannt. Die Auflistung soll Ihnen Anregungen geben, sich über Ihr Motiv klarzuwerden und darüber nachzudenken. Denn nur wenn man weiß, warum man eine wichtige Veränderung in seinem Leben vornehmen möchte, kann man sie auch konsequent verfolgen. Sie können gern mehrfach ankreuzen.
Meine Motivation zum Aufhören:
- •Das Rauchen ist mir mittlerweile zu teuer.
- •Ich will meine Gesundheit nicht weiter schädigen.
- •Ich spüre schon gesundheitliche Beeinträchtigungen.
- •Rauchen stiehlt mir zu viel Zeit.
- •Ich kann mich nicht mehr gut konzentrieren, wenn ich eine Weile nicht geraucht habe.
- •Ich will schlicht von nichts abhängig sein.
- •Mein Umfeld mag mein Rauchen nicht.
- •Mein Partner mag mich kaum noch küssen.
- •Ich fürchte, das Rauchen gehört bei mir mit zu viel Alkohol zusammen.
- •Es »schmeckt« mir eigentlich gar nicht mehr, aber ich komme nicht davon los.
- •Ich bin bei Bewegung und Sport eingeschränkt.
- •Ich will mir einfach zeigen, dass ich es schaffe.
- •Andere Menschen oder die Umstände zwingen mich dazu.
- •Ich will wieder mehr riechen und schmecken.
- •Der Mundraum fühlt sich nach dem Rauchen so scheußlich an.
Weitere Motivationen können Sie gern hinzufügen. Arbeiten Sie mit diesem Ratgeber! Dazu ist er da. Idealerweise hängen die Seiten nur noch in Fetzen am Buchrücken, wenn Sie mit ihm fertig sind. Dann brauchen Sie ihn ohnehin nicht mehr.
»Wie mache ich das?« – Die Angst vor der letzten Zigarette
Das Wie ist Thema des ganzen Ratgebers. Mit allen drei Säulen. Raucherentwöhnung kann man dauerhaft und erfolgreich nur ganzheitlich angehen. Mit dem Rauchen ist es wie mit Computerviren: Sie schreiben ganze Programme um. Es reicht nicht, das Virus zu entfernen. Man muss auch die infizierten Programme reparieren. Aber keine Sorge – dieser Ratgeber zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie das geht.
Schreiben Sie das Programm Ihres Lebens um.
Wie gehen Sie den Gedanken an, das letzte Mal zu rauchen und dann nie mehr? Mit der Angst vor der letzten Zigarette ist das so eine Sache. Dahinter steckt ein vorauseilendes, wehmütiges »Nur noch ein Mal und dann nie wieder.« Das Ganze verbindet sich oft mit dem Wunsch, die letzte Fluppe noch einmal besonders zu zelebrieren. (So wie in »Blue in the Face«, der Fortsetzung von »Smoke«, wo Jim Jarmusch lange im Tabakladen sitzt und nie seine letzte Zigarette anzündet.)
Wenn die Angst vor diesem letzten Mal bei Ihnen stark ausgeprägt ist, dann setzen Sie sich nicht zusätzlich unter Druck. Selbst wenn Sie nach Ihrem Starttermin der Entwöhnung noch mehrere Zigaretten rauchen, ist Ihr Projekt damit nicht gescheitert. Irgendwann schmeckt Ihnen die...