Die Nikon D7200 kennenlernen
Im ersten Kapitel erfahren Sie die wichtigsten Neuerungen der D7200, welche Bedienelemente sie besitzt, wie Sie die D7200 startklar machen und wie Sie schnell erste Fotos mit der Kamera aufnehmen können.
1.1 Neuerungen und Verbesserungen der D7200
Mit der Nikon D7200 hat Nikon sein Flaggschiff mit APS-C-Sensor runderneuert und versetzt Anwender und Testmagazine in Begeisterung. Nikon hat es geschafft, mit den Verbesserungen weitgehend genau dort anzusetzen, wo noch Schwachstellen in der schon sehr guten D7100 vorhanden waren. So besitzt die D7200 jetzt einen deutlich größeren Pufferspeicher, den superschnellen EXPEED-4-Bildprozessor, eine verbesserte Autofokusleistung – vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen – durch den Multi-CAM 3500DX II, integriertes WLAN/Wi-Fi und NFC, den 1080/60p-Videomodus und nicht zuletzt eine geradezu sagenhafte Akkuausdauer.
Der schlanke wetterfeste Kamerabody entspricht weitgehend dem der Nikon D7100. Das gesamte Handling und die Menüführung sind in vielen Bereichen erhalten geblieben, wer sie gewohnt ist findet sich gleich zurecht. Also im positiven Sinne wenig Veränderung und Umgewöhnung. Den professionellen Anspruch der D7200 unterstreicht wohl auch die Tatsache, dass sie jetzt die einzige aktuelle Kamera im DX-Lager ist, die einen Autofokusmotor hat und somit auch Objektive ohne eigenen Motor bedienen kann.
Leichtes Gehäuse und großer Pufferspeicher
Wenn man mit der Nikon D7200 erste Serienaufnahmen macht, fällt als Erstes der lange Zeitraum auf, mit dem die Fotos aufgenommen werden können, ohne dass die Geschwindigkeit einbricht. Der Pufferspeicher ist nun so groß ausgelegt, dass die Kamera für JPEG-Bilder erst nach den voreingestellten 100 Aufnahmen stoppt und immerhin 16–18 RAW-Aufnahmen (Grundeinstellung: 14 Bit, verlustfrei komprimieren) ohne Pause zwischenspeichert. Das ist für JPEG eine Verdoppelung und für RAW-Fotos sogar eine Verdreifachung der Werte! Gewicht und Maße des Kameragehäuses haben sich nicht verändert, 674 g für den Body sind erfreulich leicht. Nikon verwendet nach wie vor ein sehr robustes Magnesium-Chassis in Monocoque-Bauweise, wie sie z. B. auch in der Luftfahrtindustrie verwendet wird. Durch die Schalenbauweise ist hohe Steifigkeit bei geringer Masse möglich.
Sensor ohne Tiefpassfilter
Nikon spricht von einem überarbeiteten Sensor, die Pixelanzahl ist minimal von 24,1 auf 24,2 MP gestiegen. Die Pixelgröße beträgt 3,92 μ. Der Tiefpassfilter ist auch in der D7200 nicht mit an Bord.
Der modifizierte CMOS-Sensor (Bild: Nikon)
Der Anti-Aliasing-Filter dient in vielen Spiegelreflexkameras dazu, den Moiré-Effekt zu unterdrücken. Der Moiré-Effekt entsteht vor allem, wenn sich feine Linienraster gegeneinander verdrehen. Es entstehen dann häufig (farbige) Muster, die Interferenzen sehr ähnlich sehen. Um diesen Effekt zu unterdrücken, werden entsprechende Filter vor den Sensor gesetzt, die das Bild ein ganz klein wenig unscharf machen, was den Moiré-Effekt meist zuverlässig unterdrückt. Es leuchtet ein, dass das Weglassen dieses Filters das Bild geringfügig schärfer macht bzw. die Auflösung erhöht. Die Sensoren und Objektive sind mittlerweile so gut geworden, dass der Moiré-Effekt nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.
Neuer Image-Prozessor EXPEED 4
Jetzt ist der schnelle EXPEED-4-Image-Prozessor auch in der D7200 zu finden und beschleunigt die Bildverarbeitung deutlich. Da der Image-Prozessor sich um zahlreiche Aufgaben kümmern muss, schlägt die höhere Geschwindigkeit nicht auf die Serienbildgeschwindigkeit durch. Sie liegt weiterhin bei guten 6 Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung. Im Cropmodus (1,3-fach) sind es ca. 7 Bilder pro Sekunde bei noch gut 15 Megapixeln.
Integrierte WLAN-Funktion
Ebenfalls ein lang ersehntes Feature für die 7000er-Reihe ist die integrierte WLAN-Funktion mit NFC. Die Verbindung läuft mit 54 Mbps ausreichend schnell. Die Ersteinrichtung und Konfiguration über NFC läuft fast ohne Benutzereingriff, zu Fuß ist sie etwas fummelig gelöst. Mehr dazu unter „Das WLAN-Modul in Betrieb nehmen“ auf Seite 39.
Toll ist natürlich, dass man jetzt nicht mehr an den externen WLAN-Klotz denken muss, wenn man sich unterwegs seine Bilder drahtlos auf dem Tablet ansehen will oder die Kamera steuern möchte. Mit der zugehörigen Nikon-App wird allerdings nur das Nötigste an Bedienkomfort abgedeckt. Aber diese Bresche schließen andere Anbieter, z. B. meine Lieblings-App DSLR Dashboard.
Erweiterte ISO-Empfindlichkeit
Die Bandbreite der ISO-Empfindlichkeit hat sich deutlich verbessert und verfügt jetzt über die Bandbreite einer aktuellen Vollformatkamera von ISO 100 bis ISO 25600. Die Empfindlichkeit kann nominell nach oben (Hi SW1 und Hi SW2) auf ISO 51200 und ISO 102000 erweitert werden, nimmt dann aber nur noch im Schwarz-Weiß-Modus auf.
Video
Die Auflösung ist weitgehend unverändert, immerhin ist nun Full HD (1.920 × 1.080) mit 60 Vollbildern pro Sekunde möglich. Die hohe Bildfolge ist aber nur im 1,3x-Cropmodus möglich. Nikon hat auch sonst viel auf die Anfragen der Videofreunde gehört und weitere zahlreiche Verbesserungen eingebaut.
Während des Filmens ist es jetzt zum Beispiel möglich, wie bei der D810 überstrahlte Bereiche mit einem Linienmuster kenntlich zu machen.
Mit der Nikon D800/E wurde die Möglichkeit eingeführt, während des Filmens über die Funktionstasten die Blende weich auf- und abzublenden. Allerdings funktionierte das nur bei der Aufnahme auf externe HDMI-Rekorder. An der D7200 ist dies jetzt auch bei einer internen Aufnahme möglich.
Ebenfalls besonders für Filmer interessant ist die Möglichkeit, jetzt die Auto-ISO-Funktion im voll manuellen Modus M einzusetzen. Die automatische ISO-Anpassung ergibt im Film häufig eine unauffälligere Helligkeitsanpassung als z. B. eine Änderung der Blende. Die Auto-ISO-Einstellungen werden für Videoaufnahmen separat gesteuert und gelten nicht für Fotos.
Picture Control
Der neue Picture-Control-Stil Ausgewogen (Flat), der mit der D810 eingeführt wurde, steht jetzt der D7200 ebenfalls zur Verfügung. Er setzt noch unter dem Stil Neutral an, soll Bilddetails und Tonwertinformationen in Lichtern und Schatten noch naturgetreuer erhalten und eignet sich besonders gut für eine umfangreiche Nachbearbeitung des Ausgangsmaterials.
Neu ist die feinere Abstufung und die Differenzierung in Global- und Detailkontrast (Clearity) in den Picture-Control-Einstellungen.
Ebenfalls neu ist die Videooption Gemäß Fotoeinstellungen. Sie veranlasst, dass für Filmaufnahmen die gleichen Picture-Control-Einstellungen wie für Fotos genutzt werden.
Kein Speicherplatz sparender sRAW-Modus
Nikon führt mit der D810 ein kleineres RAW-Format ein, ein komprimiertes 12-Bit-RAW-S-Format mit 3.680 × 2.456 Bildpunkten. Das ist in der D7200 nicht vorgesehen.
Überarbeitetes Autofokussystem
Der Multi-CAM 3500DX II und der RGB-Sensor der Nikon D7200 (Bilder: Nikon)
Nikon verspricht in der D7200 einen nochmals, gegenüber der D7100, verbesserten Autofokus mit dem Advanced Multi-CAM 3500DX II. Vor allem in Situationen mit wenig Licht zeigte der Autofokus keine Schwächen und gehört zu den besten, die uns bisher untergekommen sind. Mit einem Erfassungsbereich von –3 LW (bei ISO 100/20 °C) ist er deutlich besser als der der D7100. Geerbt hat er die sehr guten 51 AF-Messpunkte mit 15 zentralen Kreuzsensoren.
Es gibt noch eine Reihe von kleineren Verbesserungen, wie z. B. die hervorragende Ausdauer des Akkus, der durchschnittlich sehr gute 1.110 Fotos (nach CIPA-Standard) durchhält. Als Akku kommt wieder der EN-EL15 zum Einsatz. Ich finde es wirklich prima, dass jetzt in so vielen Kameras die gleichen Akkus und Ladegeräte eingesetzt werden können. Weitere Änderungen werden an entsprechender Stelle im Text noch näher vorgestellt.
1.2 Die erste Inbetriebnahme der Nikon D7200
Vielleicht ist die Nikon D7200 nicht die erste DSLR, die Sie einsetzen und kenne bereits die Grundlagen. Es ist aber auch ein deutlicher Trend erkennbar, gleich mit einer sehr hochwertigen Kamera in die Fotografie einzusteigen, und da das Buch nicht nur für Profis geschrieben ist, werden zumindest die Grundzüge einer ersten Inbetriebnahme besprochen. Wer sich bereits auskennt, kann den Rest des ersten Kapitels locker überspringen. Ich gehe in dieser Einführung davon aus, dass Sie ein Objektiv Ihrer Wahl bereits vorliegen haben.
Als Erstes schrauben Sie die Abdeckung am hinteren Ende des Objektivs ab, unter der das Objektivbajonett zum Vorschein kommt. Als Nächstes wird mit einer Drehung im Uhrzeigersinn...