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Nordkorea vor dem Zusammenbruch? Eine Analyse des politischen Systems Nordkoreas

AutorOliver Stroh
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl42 Seiten
ISBN9783863416720
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
'North Korea will collapse soon'. Dieser Satz stammt von Kim Jong-Nam, dem ältesten Sohn des im Dezember 2011 verstorbenen ehemaligen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Il. Das Bemerkenswerte ist jedoch nicht der Inhalt dieser Äußerung, sondern vielmehr die Tatsache, dass der Satz aus einer nordkoreanischen Quelle stammt. Westliche Beobachter sagen schließlich schon lange die Implosion dieses politisch oftmals ebenso rätselhaft wie unberechenbar agierenden Staates voraus. Beispielhaft hierfür können die Äußerungen des deutschen Politikwissenschaftlers Hanns W. Maull angeführt werden, der 2009 wiederholt auf den akuten politischen sowie wirtschaftlichen Reformbedarf Nordkoreas hinwies, da der nordkoreanische Staat, laut Maull, nicht länger überlebensfähig sei. Fakt ist, dass beide angeführten Zitate zwei Gemeinsamkeiten aufweisen: Sie sind erstens inhaltlich weder neu, noch sind sie zweitens bisher Realität geworden. Folglich drängt sich in diesem Zusammenhang unweigerlich die Frage auf, wie stabil dieses einzigartige, totalitäre politische System tatsächlich noch ist. Das vorliegende Buch beschäftigt sich daher mit der Thematik der Systemstabilität und den sich daraus ergebenden zukünftigen Überlebenschancen des Staates Nordkorea. Zur Beantwortung der existenziellen Frage in Bezug auf das weitere Fortbestehen des in der Vergangenheit schon oftmals totgesagten nordkoreanischen Patienten werden eine innenpolitische und eine außenpolitische Analyseebene angewandt. Demzufolge setzt sich der Autor sowohl mit elementaren innenpolitischen Faktoren, wie z.B. der Jahrzehnte andauernden, omnipräsenten ideologischen Durchdringung der nordkoreanischen Bevölkerung und den zaghaften ökonomischen Liberalisierungen im Anschluss an die (vorerst) letzte große Hungerkatastrophe 1998 auseinander, als auch mit bedeutenden außenpolitischen Einflussfaktoren wie den überlebensnotwendigen und zugleich äußerst ambivalenten Außenbeziehungen zwischen Pjöngjang und seinen wichtigsten Hilfslieferanten in Peking, Seoul und Washington. Darüber hinaus wird das nordkoreanische Atomprogramm hinsichtlich seiner Funktion als hocheffektives Erpressungsinstrument für den fortlaufenden Erhalt von internationalen humanitären Hilfsmaßnahmen untersucht. Abschließend begründet der Autor anhand der beiden dargelegten Analyseebenen die Überlebenschancen des gegenwärtigen politischen Systems Nordkoreas und weist auf mögliche Gefahrenpotenziale diesbezüglich hin.

Oliver Stroh, Jahrgang 1986, studierte von 2007 bis 2011 an der Ruhr-Universität Bochum den Bachelorstudiengang Wirtschaft und Politik Ostasiens. Dabei beschäftigte er sich insbesondere mit den verschiedenen politischen Systemen Ostasiens. Aus Faszination von der dortigen politischen Kultur sowie zur Gewinnung eigener, persönlicher Erfahrungswerte verbrachte der Autor im Rahmen von Praktika und Auslandsstudienaufenthalten eineinhalb Jahre in China und Indien. Ausschlaggebend für die Themenwahl dieses Buchs war hingegen die enorme lokale Medienpräsenz der vorerst letzten großen militärischen Konfrontation zwischen Nord- und Südkorea Ende 2010, da der Autor zu diesem Zeitpunkt im Rahmen eines akademischen Austauschprogramms in Peking studierte. Darüber hinaus befasste er sich bereits im Verlaufe seines Bachelorstudiums intensiv mit dem weltweit einmaligen politischen sowie militärischen Konfliktpotenzial auf der koreanischen Halbinsel. Seit Oktober 2011 studiert Oliver Stroh an der Freien Universität in Berlin den Masterstudiengang Chinastudien.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.1, Die binnenwirtschaftliche Entwicklung Nordkoreas seit 1998: Nicht zuletzt aufgrund der extremen Militärisierung von Staat und Gesellschaft ist es wenig verwunderlich, dass der Großteil des BIP für das Militär aufgewendet wird. Zwar sind diesbezüglich offizielle nordkoreanische Angaben nur sehr schwer zugänglich, jedoch beziffert sich vorsichtigen Schätzungen zu Folge der prozentuale Anteil der Militärausgaben am BIP seit Jahren auf mindestens 30%. Verglichen dazu belaufen sich beispielsweise die US-amerikanischen Militärausgaben 2011 lediglich auf 5,2% des BIP. Besonders gravierend hierbei ist, dass das nordkoreanische BIP seit 1998 keineswegs mit den steigenden Militärausgaben Schritt halten kann. So gab es zwar einen Anstieg des BIP in den ersten Jahren nach der Hungersnot 1998 um teilweise über 6% jährlich, allerdings verlangsamte sich dieses Wachstum ab 2004 merklich, bis es 2009 schließlich erneut im negativen Bereich bei -0,9% angelangte. Dem gegenüber steht jedoch der stetige Ausgabenanstieg für die weltweit fünftgrößte Armee, welcher alleine zwischen 2006 und 2009 offiziellen Angaben zu Folge um beinahe ¼ - von 470 Millionen US $ (2006) auf 570 Millionen US $ (2009) - rapide anwuchs. Insgesamt befand sich das nordkoreanische BIP 2009 pro Kopf auf Platz 194 von weltweit 227 aufgeführten Nationen. Die Militärausgaben von mindestens 30% des BIP sind weltweit gleichwohl mit großem Abstand die Höchsten. Daher ist für die vorliegende Arbeit besonders relevant, wieso dieser bewiesenermaßen sowohl außenwirtschaftlich als auch binnenwirtschaftlich marode und reformbedürftige Staat dennoch keinerlei langfristige Wirtschaftsreformen einleitet. Kapitel 4.2, Die Frage nach Wirtschaftsreformen in Nordkorea: So gab es, wie bereits in Kapitel 2.4 kurz erwähnt, 2002 einige zaghafte Wirtschaftsreformen, allerdings sind diese kurzfristigen Reformen in der Nachbetrachtung als dringend notwendige Veränderungen anzusehen, die lediglich zur Milderung der akuten humanitären Not beitrugen. Die wichtigsten binnenwirtschaftlichen Bereiche der neuen Preispolitik betrafen das Preissystem und das staatliche Distributionssystem. Dementsprechend wurden in der Folge staatliche Subventionen für landwirtschaftliche Produkte massiv reduziert, wodurch eine deutliche Preiserhöhung für landwirtschaftliche Produkte, wie beispielsweise Reis oder Mais, einsetzte. Betrug der Preis pro Kilo Mais vor der Reform noch 0.49 nordkoreanische Won, stieg der Preis nach 2002 auf 20 Won. Noch eklatanter war die Preissteigerung für Reis. Kostete das Kilo vor 2002 0.08 Won, so verteuerte sich im Zuge der Reform der Reis auf 44 Won. Hauptziel dieser Preisreform war die staatliche Angleichung an die Preise auf den vor Allem seit der Nahrungsmittelknappheit ab 1995 prosperierenden nichtstaatlichen Märkten. Zweites binnenwirtschaftliches Reformfeld war das staatliche Distributionssystem. Dadurch, dass das Verteilungssystem von Nahrungsmittelrationen reduziert wurde, mussten die Nordkoreaner zwangsläufig mehr Produkte auf den vergleichsweise teureren nichtstaatlichen Märkten beziehen. Somit wurde nicht nur die private Nachfrage künstlich gesteigert, ebenso wuchs der Anreiz für die Produzenten, auf den nichtstaatlichen Märkten in die Erhöhung ihres Angebots zu investieren. Ungleich mehr internationale Beachtung fand die Gründung einer Sonderwirtschaftszone im nordkoreanischen Kaesong im Jahre 2003. In einem riesigen Areal wurde eine Industriezone samt Wohn- und Erholungsbereich aus dem Boden gestampft, in welchem mittlerweile mehr als 15.000 nordkoreanische Arbeiter/innen in südkoreanischen Unternehmen, vor Allem der arbeitsintensiven Leichtindustrie, Beschäftigung finden. Obwohl der politische Symbolcharakter dieses Prestigeobjekts zwischen Nord- und Südkorea sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist, ist darüber hinaus erwähnenswert, dass Nordkorea jährlich mit zusätzlichen Einnahmen von 1,3 Milliarden US $ aus dieser Sonderwirtschaftszone rechnet.
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