2 Verhaltensauffällige und belastete Kinder
2.1 Irgendwie Anders
ZUSAMMENFASSUNG
■ ein Bilderbuch über Freundschaft und Toleranz
■ für Kinder ab 4 Jahren
Hinweise zum Erschließen
■ gute Fähigkeiten zu Empathie und Perspektivwechsel
■ grundsätzliches Abstraktionsvermögen
■ Mimik, Gestik und Körperhaltungen deuten können
Inhalt
Irgendwie Anders lebt allein in einem kleinen Haus auf einem Berg, fernab von allen anderen. Er selbst weiß, dass er anders ist als die anderen, denn das wird ihm von diesen ständig rückgemeldet. Irgendwie Anders bemüht sich um die Anerkennung und tut alles, um den anderen zu ähneln. Doch die anderen sagen ihm klar, dass er nicht zu ihnen gehört.
Schließlich klopft es an der Haustür von Irgendwie Anders. Vor der Tür steht ein oranges Wesen mit Rüssel und Flossen – das Etwas. Es betritt ohne Einladung das Haus, sieht sich um und erzählt Irgendwie Anders schließlich, wie ähnlich sie sich seien, denn sie seien beide irgendwie anders. Irgendwie Anders reagiert ablehnend und bedeutet dem Etwas zu gehen. Als das Etwas mit trauriger Miene das Haus verlässt, bereut Irgendwie Anders seine Entscheidung. Das Etwas sei zwar nicht wie er, aber wen interessiere das schon. Irgendwie Anders lädt das Etwas ein, bei ihm zu bleiben. All das, was Irgendwie Anders von den anderen unterschied, teilt er jetzt mit dem Etwas. Als ein Menschenkind an ihrer Tür klopft, lehnen sie es nicht ab. Ihr Sessel hat schließlich auch Platz für drei, wenn man ein wenig zusammenrückt.
Pädagogische Empfehlung
Irgendwie Anders erlebt Abweisung durch die anderen und verhält sich daraufhin gegenüber dem Etwas zunächst genauso – bis er erkennt, was echte Freundschaft bedeutet. Es gelingt ihm, an sich selbst zu arbeiten und er findet im Etwas einen Freund, der zwar anders als die anderen ist, aber mit Irgendwie Anders doch sehr viel gemeinsam hat. Sie bilden schließlich eine offene Gemeinschaft, die Platz für Andersartige hat – sogar für ein Menschenkind. Das mit dem UNESCO-Preis ausgezeichnete Bilderbuch ermöglicht die Auseinandersetzung mit zahlreichen Themen – darunter Akzeptanz, (Ambiguitäts-)Toleranz, Ausgrenzung, Andersartigkeit, Außenseiterrollen und Freundschaft. Es eignet sich für einen niedrigschwelligen Einstieg in diese Thematiken und kann sowohl präventiv als auch interventiv eingesetzt werden.
Die Phantasiewesen Irgendwie Anders und Etwas lassen viel Raum für Interpretation und ermöglichen eine Identifikation. Die eindrucksvollen, kindgerechten und cartoonhaften Zeichnungen sowie die überraschenden Handlungsmomente bieten Gesprächsanlässe und regen zum Beschreiben, Nachfragen und Weitererzählen an.
Anregungen zur Arbeit mit dem Buch
■ Rollenspiele und Standbilder zu verschiedenen Szenen zum Thema Außenseiterrollen und Freundschaft entwerfen
■ Irgendwie Anders und Etwas erhalten auf der letzten Seite einen neuen Mitbewohner. Wie sieht das Zusammenleben nun aus?
■ Thematisierung:
– vom Anderssein: Ist es immer wichtig, wie alle anderen zu sein?
– von Authentizität: Was bedeutet es, sich selbst treu zu bleiben?
– von Freundschaft: Was macht Freundschaft aus? Müssen Freunde genau gleich sein? Woran erkennst Du, dass Irgendwie Anders und Etwas befreundet sind?
Cave, K., Riddell, C. (1994): Irgendwie Anders. 15. Aufl. Oetinger, Hamburg
2.2 Robbi regt sich auf
ZUSAMMENFASSUNG
■ ein Bilderbuch über Wut und Zorn bei Kindern
■ für Kinder ab 3 Jahren
Hinweise zum Erschließen
■ gute visuelle Wahrnehmungsfähigkeiten, Gefühlsausdrücke in Mimik und Gestik deuten können, längere Konzentrationsspanne zum Betrachten
■ Transferfähigkeiten zur Identifikation
■ Abstraktions- und Vorstellungsvermögen
Inhalt
Robbi kommt schlecht gelaunt nach Hause. Als er seine Schuhe durch den Gang schleudert und sich über das Essen beschwert, wird er vom Vater in sein Zimmer geschickt. Er soll dort bleiben und sich beruhigen, doch Robbis Wut wird größer statt kleiner. Er läuft vor Wut so rot an, dass er ein großes Monster ausspuckt. Das so genannte „Ding“, legt schnell damit los, das Zimmer zu verwüsten. Bei Robbis Spielkiste angelangt, möchte dieser, dass es aufhört. Doch „das Ding“ macht unbeirrt weiter und zerstört sogar den Lieblingslaster. Schließlich gelingt es Robbi „das Ding“ wegzuschicken und er macht sich daran, den Lastwagen zu reparieren und alles andere aufzuräumen. Dabei wird das Monster immer kleiner, bis es schließlich verschwindet. Am Ende ruft Robbi von seinem Zimmer aus nach unten und fragt freundlich, ob er noch Nachspeise bekommen kann.
Pädagogische Empfehlung
Das Buch bietet zahlreiche Möglichkeiten für Kinder, an Erfahrungen anzuknüpfen, bei denen sie von Wut und Zorn übermannt wurden. Die Qualität des Buches ist es, dabei nicht stehen zu bleiben, sondern die Schwierigkeit zu thematisieren, dass man die eigene Wut nicht mehr kontrollieren kann. Den Wunsch, der Wut zu entkommen, dies aber nicht zu können, kennen Kinder aus eigener Erfahrung. Die Schlüsselszene des Buches verdeutlicht dies aufs Beste, als sich die Wut gegen geliebte Gegenstände richtet. Das Buch zeigt aber auch, dass es möglich ist, der Wut zu entkommen und bietet Lösungsmöglichkeiten an, wieder in einen positiv gestimmten Kontakt zur Welt und zu den Mitmenschen zu finden.
Auffällig ist, dass die Wörter „Wut“, „wütend“ oder „Zorn“ etc. nicht vorkommen. Die Bilder sprechen für sich und lassen Kindern die Freiheit, die emotionale Lage von Robbi selbst zu versprachlichen. Die Möglichkeit, sich in Robbi hineinzuversetzen oder sich mit ihm zu identifizieren, wächst damit.
Wut, Zorn und Aggression werden nicht tabuisiert, sondern ihnen wird als Emotionen berechtigt Raum gegeben. Die Aufforderung des Vaters, Robbi solle sich abreagieren und könne dann wiederkommen, kann nicht als Freifahrtschein missverstanden werden, sondern lässt Wut und Aggression als Emotionen bewusst und unaufgeregt zu.
Für jüngere Kinder könnte es schwierig sein, zu realisieren, dass Robbi und das Monster letztlich eins sind, auch wenn sie getrennt voneinander dargestellt werden und Robbi diesen Teil von sich zunehmend befremdlich erlebt.
Anregungen zur Arbeit mit dem Buch
■ Robbi hat einen schlechten Tag hinter sich, als er nach Hause kommt: Erzählen, schreiben, malen von dem, was ihm widerfahren sein könnte.
■ Thematisierung von:
– Wut: Das Monster zerstört Dinge, die Robbi sehr gerne hat. Gegen was und vor allem wen, hätte sich das Wutmonster noch richten können?
– Wut als mächtiges Gefühl: Einfärben von Gegenständen mit roter Farbe, gegen die sich die eigene Wut richten könnte
– von Emotionen: Gefühlsbarometer basteln
■ Ideensammlung und mögliche Aufgabenstellungen:
– Arbeit mit einem Bild des wütenden Robbi: Sammlung körperlicher Anzeichen von Wut (Arme und Beine, Gesicht und Bauch in Verbindung mit eigenen körperlichen Erfahrungen)
■ Sammeln von Situationen, die wütend machen: Was hilft mir, wenn ich wütend bin? Basteln eines Monsters, das in eine Schachtel gepackt wird.
d‘ Allancè, M. (2017): Robbi regt sich auf. 7. Aufl. Beltz, Weinheim
2.3 Anna und die Wut
ZUSAMMENFASSUNG
■ ein Bilderbuch über Wut bei Kindern
■ für Kinder ab 3 Jahren
Hinweise zum Erschließen
■ grundsätzliches Symbolverstehen
■ gute Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsfähigkeit
■ gute Selektionsfähigkeit
Inhalt
Anna wird sehr schnell wütend. Sie muss dann schreien, schimpfen, beißen und treten. Anna tritt und verletzt auch andere, einfach weil sie in der Nähe sind. Ständig gehen Dinge zu Bruch und Anna hat oft Ärger mit anderen Kindern, weil sie auf sie losgehen „muss“, obwohl diese stärker sind. Annas Eltern raten ihr, die Wut einfach zu schlucken oder ihr aus dem Weg zu gehen. Beides hilft ihr auf Dauer nicht weiter.
Schließlich hat Annas Opa eine großartige Idee. Er schenkt Anna eine Trommel, damit sie ihre Wut wegtrommeln kann. Anna ist zunächst skeptisch, wagt aber den Versuch. Und es funktioniert tatsächlich! Sobald Anna die Wut aufsteigen spürt, beginnt sie zu trommeln. Schließlich bekommt sie von den anderen Kindern sogar Komplimente dafür. Sie wünschen sich weitere Trommelkonzerte, doch Anna gerät allmählich an ihre Grenzen: Sie weiß nicht mehr, woher sie die ganze Wut...