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E-Book

Papa To Go

Intensivkurs für Väter

AutorChristian Busemann
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl400 Seiten
ISBN9783641087487
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Gebrauchsanleitung für die moderne Familie
Dieser Intensivkurs hält alles bereit, was ein moderner Vater wissen muss: einen Schnellkurs im Geschichtenerzählen, Tipps für die Freizeitgestaltung mit Kindern, einen Ausflug in den »Kosmos Kita« - und was tun, damit die Romantik in der Zweierbeziehung nicht zu kurz kommt? Christian Busemann weiß, wovon er spricht, denn er ist selbst Vater zweier Töchter und teilt seine Erfahrungen kompetent und humorvoll mit. So bleibt jeder junge Vater cool, wenn die Turbulenzen nach der Ankunft des zweiten Kindes überhand nehmen und weiß sich zu helfen, wenn er mal kurz eine Auszeit braucht, ohne schlechtes Gewissen zu haben.

Christian Busemann produziert seit Jahren Unterhaltungsfernsehen. Zusätzlich und mit großer Hingabe verdingt er sich regelmäßig als Autor für diverse Moderatoren oder als Redakteur für unterschiedliche Zeitschriften. Christian Busemann lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Hamburg.

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Leseprobe

Extra-XXL-Aufmerksamkeit

Wie ihr es in der Testphase vor der Geburt Nummer zwei bereits durchexerziert habt, kommt jetzt dein großer Auftritt! Während deine Partnerin die Brandherde in der Altersstufe null bis drei Monate austritt, umgarnst du dein großes Kind mit ganz viel Liebe, der Extraportion Milch, Aufmerksamkeit und, ganz platt gesagt, schnöder Unterhaltung. Ja, jetzt könnt ihr regelrecht zu den Bonny und Clyde des Spielzimmers zusammenwachsen, zu einem Cluster der innigen Liebe verklumpen, der sich im ausgelassenen Freudentanz eines kleinen, großen hüpfballähnlichen Menschen widerspiegelt, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst.

Dieses Sich-dem-Kind-Widmen ist allerdings lediglich der erste Schritt. Durch Ablenkung aus der Schusslinie der Mutter genommen, sind zwar ein bisschen Eifersucht und Kränkung gemildert, das reicht aber nicht! Nun folgt der zweite Streich: Räume auftun, und zwar Freiräume ohne Baby. In denen kann sich deine Partnerin voll und ganz dem älteren Kind verschreiben.

Du siehst, es ist das Ziel, in dieser emotional sehr aufrührenden Anfangsphase wie gewohnt die Beständigkeit der Liebe von Mama und Papa unter Beweis zu stellen. Eine Art Liebes-»Care«-Paket-Versorgung startet.

Teilhabe

Des Volkes Neugier ist ungebremst! Alle wollen das zweite Prachtexemplar aus eurem Hause bestaunen können, es erleben, preisen und beschenken. Kündigt sich die Schar an »Babygaffern« an, erlaube dir freundlich, von den Besuchern ebenfalls ein Präsent für dein erstes Kind als Pflichtgabe zu fordern. Winken nämlich nur dem Kind in der Krippe Gold und Weihrauch, könnte das bei dem Kollegen, der im Gegensatz zum Bettlägerigen die Keule schon halten kann, zu einer dummen Übersprungshandlung führen. Keiner soll hier traurig und eifersüchtig sein, beide Herzen dürfen lachen – das ist die Regel. Das ältere Kind kann durch Besucherfragen zum Neuling unter den Aufmerksamkeitsschirm schlüpfen. »Wo ist denn dein Bruder?« oder »Wie heißt er denn?« oder »Und hat er dir auch was mitgebracht?« oder »Kannst du noch gut schlafen, oder ist das Baby sehr laut?« etc. Das macht die »Großen« mächtig stolz und schließt sie in das Geschehen mit ein.

Das Geschenk aus dem Bauch

Um direkt mit einem Eins zu Null ins Spiel zu starten, empfiehlt sich die Taktik »Geschenk aus dem Bauch«. Die Idee dahinter ist so einfach wie genial: Das Baby hat ein Geschenk »dabei«, das zufälligerweise exakt dem Wunsch entspricht, den das Erstgeborene seit Wochen täglich beschwört. Woher das Geschenk tatsächlich stammt, das ahnen nur die Erstgeborenen, die schon nicht mehr an den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder den Bundespräsidenten glauben. Der Rest nimmt’s dankbar an und versieht die Geburt des Geschwisterchen gleich mit einem imaginären Häkchen dahinter, für »gute Erfahrung«.

Der Begrüßungskatalog als Gegengeschenk

In freudiger Erwartung und Ehrerbietung für den Nachfolger kannst du gemeinsam mit der Nummer eins einen Begrüßungskatalog für Nummer zwei erstellen, der liebevolle Zeichnungen und Fotos der buckligen Verwandtschaft enthält sowie selbst gemalte Bilder oder Skizzen von Kuscheltieren. Das selbst gebastelte Oeuvre erhält der Neuling als offiziellen Begrüßungscocktail seines Bruders oder seiner Schwester. Damit kann der Winzling natürlich noch nichts anfangen, aber das muss er auch nicht, steigert diese Idee doch eher die Vorfreude des Erstgeborenen auf einen potenziellen Spielgefährten und bezieht ihn eng in diese Phase mit ein.

Ritualtreue

Es lohnt sich, den bisherigen ritualisierten Alltag beizubehalten, darin jedoch großzügige »Ausrasterflächen« fest einzuplanen, in denen der Erste nicht angepasst und erzieherisch angemessen funktionieren muss, sondern die Möglichkeit hat, sich mit der neuen Konstellation anzufreunden und seine Verlustängste auszuleben. Lustlosigkeit, Traurigkeit oder Zorn und Widerstand sind keine Seltenheit in dieser Zeit. Rücksicht und Verständnis nehmen wir uns dafür vor und erlauben unserem Widder, die Wände hochzugehen. Er kriegt sich schon wieder ein. Interveniere nur, wenn die »Anfälle« deiner Meinung nach grenzwertig sind.

Laberrhabarber

Klar dreht sich alles um die Mannschaft und den Teamgeist, aber jeder einzelne Akteur muss auch und ebendeshalb Raum für Entfaltung und Feedback zugestanden bekommen. Gerade im Umgang mit dem ersten Sprössling bieten diese unzählige Einzelgespräche. Eine intensive Kommunikation ist und bleibt das Nonplusultra, das Schmiermittel im Familienbetrieb für die kommende Zeit und danach. Immer wieder mal kurz nachfragen, Gedanken verstehen, nachvollziehen, was das Kind umtreibt und mit ihm drüber reden, das schafft Achtsamkeit, Vertrauen, ein Miteinander. Dein Kind wird Vergleiche zum Baby ziehen wollen, aus unserer Sicht banale Dinge fragen, wie, ob es auch den Schnuller ablehnte oder sich den Brokkoli ins Ohr steckte. Mit einem gemeinsamen Blick ins Fotoalbum oder einem kleinen selbst gedrehten Video von früher kannst du angereichert um Erzählungen gleich visualisiert Belege aus der Vergangenheit auffahren, die nicht nur versöhnen, sondern auch zur weiteren Akzeptanz beitragen.

Engagement im Pflegeteam

Romy war festes Ensemblemitglied im täglichen Baby-Impro-Abwicklungstheater: Schnuller oder Fläschchen aus dem Vaporisator holen, Mütze auf Babykopf setzen, die Hand eincremen, Windeln, Feuchttücher, Wickelunterlagen aus dem Schrank zaubern, die Haare (mit einer sehr weichen Bürste) kämmen oder auch mal ein bisschen Brei füttern – für sie alles machbare Aufgaben, deren Erledigung sie mit Verantwortungsgefühl und Stolz erfüllte. »Ich bin die große Schwester«, leuchtete da aus ihren Augen – tadaaahh! Wir mussten gleichzeitig aber auch immer ein Auge auf sie haben, damit sie nicht vor lauter Selbstbewusstsein komplett durchdrehte, wie damals, als sie Hanna hinstellte, obwohl diese nicht einmal sitzen konnte oder sie im Vierfüßlerstand von hinten wie eine Lokomotive anschob und Hanna aufs Gesicht fiel. Romy ist von Natur aus der Typ, der gerne in Arbeitsabläufe involviert wird. Folglich mussten wir sie nicht nötigen, uns zur Hand zu gehen. Ist dein Kind eher eine Verpisser-Natur, ist auch das völlig in Ordnung, dann kannst du ihm das Baby-Zeitarbeitspaket nur schmackhaft offerieren, sein Interesse wecken und abwarten, was passiert.

Ein Erwachsener, zwei müde Kinder

Es wird etliche Abende geben, an denen ihr euch beim Zubettbringen der Kinder nicht unterstützen könnt. Ich kündige meiner Frau heute noch täglich nachmittags an, ob ich pünktlich abends zu Hause sein werde oder nicht. Wenn ich das Gefühl habe, meine Frau pfeift wegen eines extrem betreuungsintensiven Tages auf dem letzten Loch und braucht dringend Unterstützung, breche ich auch mal meine Arbeit ab und verlege sie in den Abend, nachdem die Kinder im Bett sind. Als Selbstständiger ist das gut möglich.

Wenn auch du so flexibel bist oder dein Arbeitgeber es dir ermöglicht, ist diese Freiheit für euer Familienklima ideal.

Wenn ich dennoch aus verschiedenen Gründen mal nicht mit dabei sein kann, bringt meine Frau Hanna ins Bett, während Romy entweder eine Kindersendung auf DVD sehen oder ein Hörspiel hören darf.

Mitternachtsjoggen

Weil es zum Basis-»Remmidemmi« nun mit dem nächsten Lebewesen den »Krawallzuschlag« gibt, fällt es vielen schwer, in der spärlichen bis nicht vorhandenen Freizeit noch Sport zu treiben. Bequemer sind da allemal Rotwein, Zartbitterschokolade und DVD gucken. Einmal abschalten, für sich sein, ruhen und entspannen. Diese Bedürfnisse sind auch mehr als berechtigt.

Natürlich kostet es ziemlich viel Überwindung und Kraft, sich gerade in der Anfangszeit zu viert körperlich zu mobilisieren. Oft ist es abends zu spät, oder die Nacht war zu kurz, der neue Rhythmus, die Arbeit, alles wie immer viel und gleichzeitig. Doch vielleicht tut sich ab und zu mal eine Lücke auf, und du wagst einen Mitternachtslauf, weil du wider Erwarten noch wach bist und Gedanken im Kopf kreisen. Oder du stellst dir den Wecker früher und treibst Sport. Die Bewegung, die Luft, die Geräusche der Natur, das Schwitzen, der Einklang von Körper und Geist – das tut dir gut, weckt deine Lebensgeister und sorgt für Ausgeglichenheit und Endorphine!

Buchtipps

In der Prä-Hanna-Phase haben wir mit Romy geburtsvorbereitende Bücher gelesen, die sich mit dem Baby im Bauch der Mutter, der Zeit nach der Geburt und dem neuen Geschwisterchen im Alltag auseinandersetzen und die großen Kleinen für das Thema sensibilisieren. Sie war begeistert davon. Am besten gehst du mal in eine Buchhandlung und lässt dir Werke mit dieser Thematik empfehlen, wie zum Beispiel Wir sind jetzt vier! von Sabine Cuno, aus der Reihe »Wieso? Weshalb? Warum? Junior« Das Baby oder von Gunilla Hansson Ein Baby für uns alle!.

Umgang mit Eifersucht

Nicht jedes Erstgeborene tobt vor Freude, ist der Bruder oder die Schwester erst da. Es weiß noch nicht mit der neuen Situation umzugehen und reagiert vielleicht eifersüchtig. Wie kannst du dich verhalten, nimmst du leiseste Anzeichen wahr?

Baby-Drücken

Drückt, boxt oder knufft dein »klitschkoeskes« Erstkind das Baby, schmeiße das Handtuch in den Ring und trenne die beiden voneinander. Selbst wenn keine Aggression im Spiel war, sondern »nur« ein aus Neugier motiviertes Doktorspiel stattgefunden hat, um die Reaktion...

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