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Pause mit Pfiff. Spiel als Möglichkeit zur sinnvollen und entwicklungsgemäßen Pausengestaltung in der Grundschule

Spiel als Möglichkeit zur sinnvollen und entwicklungsgemäßen Pausengestaltung in der Grundschule

AutorInes Rieder
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783638363235
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine alltägliche Situation!? - Kinder kommen schreiend, unruhig, teilweise wütend und aufgebracht aus der Pause, rasen lautstark auf ihre Plätze, alles 'niedermähend', was sich ihnen in den Weg stellt und werden erst nach mehrmaligem Ermahnen des Lehrers einigermaßen ruhig, sodass der Unterricht wieder beginnen kann. Viele Lehrer und meine bisherigen Beobachtungen bestätigen mir das Geschilderte als durchaus 'normal', bzw. alltäglich. Aber liegt das Verhalten der Schüler tatsächlich an der Pause an sich, also an 20 bis 30 Minuten unterrichtsfreier Zeit? Dieser Frage will ich im Folgenden nachgehen und auch versuchen zu ergründen, ob es Möglichkeiten der Pausengestaltung gibt, die die oben beschriebene Situation der Vergangenheit angehören lassen bzw. wie solche Pausen aussehen könnten. Von einigen Pausendefinitionen, die ich in der Fachliteratur gefunden habe, scheint mir die Ferdinand Kopps eine sehr passende und umfassende zu sein; er definiert Pause wie folgt: 'Die Pause soll in einem gesitteten Schulleben mehr sein als eine unvermeidliche Unterbrechung des Unterrichts. Oft wird übersehen, dass die Pausenzeit nach der reinen Unterrichtszeit den größten Zeitraum beansprucht, in dem die Kinder in den Schulen festgehalten werden, dass sie also viele Möglichkeiten zu erzieherischem Einfluss bietet. Denn nichts, was in der Schule geschieht, kann aus der Erziehung ausgeklammert werden. Die Schulpause ist zunächst vom Standpunkt der Schulorganisation aus zu beurteilen; die Pausenordnung kann nicht in das Belieben des einzelnen Lehrers gestellt werden. Zum andern ist die Schulpause im Blick auf Länge und Einordnung schulhygienisch richtig zu setzen. Während hier über Zeitdauer keine Einigkeit besteht schwanken die Angaben zwischen 25 und 75 Minuten), bleiben die allgemeinen Forderungen selbstverständlich: ungekürzte Gewährung einer Pause, vor allem keine Kürzung zur Strafe, Pause möglichst in frischer Luft, ruhiger Verzehr des Pausebrotes, kein unbeherrschtes Herumtollen.' [...]

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Leseprobe

2 Das Spiel


 

 

„Er treibt ein falsches Spiel mit Dir!“, „Was Spannendes, was zum Spielen und Schokolade“, „Das Spiel mit

 

dem Feuer“, „Jeder der spielt, gewinnt – auch, wenn er verliert.“, „Spiel – Satz  und Sieg“, „Er spielt mit seinem Leben.“, „Das Leben ist kein Spiel!“ oder auch Kartenspiel, Brettspiel, Bundesligaspiel, Rollenspiel, Liebesspiel, Farbenspiel, Computerspiel und vieles mehr... Das Spiel ist heutzutage in unserer Gesellschaft „in aller Munde“...aber was ist eigentlich „das Spiel“?

 

2.1 Definitionen


 

In Meyers Taschenlexikon findet man zu dem Begriff folgendes:

 

Spiel: [15]

 

Pädagogik: Tätigkeit, die aus Vergnügen an der Ausübung als solcher bzw. am Gelingen vollzogen wird. –V.a. in den ersten Lebensjahren übt das Kind mit Hilfe häufig wiederholter Bewegungen und Handlungsabläufe körperl. Funktionen ein (Funktions-S.); meist während des 2. Lebensjahres setzt die Form des Fiktions-S. ein, in dem das Kind mit Mimik und Gestik Handlungen und Verhaltensweisen anderer nachahmt. Bis zum Vorschulalter bleibt das S. meist Einzelbeschäftigung (Einzel-S.), erst später, als Gruppen-S., bekommt es Wettbewerbscharakter und wird durch die Einigung auf bzw. Vorgabe von Vorschriften zum Regel-S.; Wettbewerbs- und Regel-S., v.a. die sog. Gesellschafts-S., dienen der Entspannung im Erwachsenenalter.“

 

Da diese Begriffsbestimmung sehr allgemein gehalten und wenig pädagogisch ausgerichtet ist, möchte ich im Folgenden die Definition aus dem „Kleinen Lexikon der Pädagogik und Didaktik“[16] von Herrn Prof. Dr. Zöpfl anführen:

 

Spiel: Das Spiel ist eine Grundweise menschlichen Seins und kann auch eine didaktische Grundform sein. „Der Mensch ist ein Spieler, und zwar in so ursprünglicher Weise, wie er ein denkender, ein handelnder, ein bildender, ein liebender ist“ (F. J. J. Buytendijk). Das Spiel ist jene Weise des Existenzvollzuges, in der der Mensch ganz allein in der Gegenwart aufgeht. Der Spielende verfolgt im Grunde genommen auch keine besondere Absicht mit dem Spiel, er spielt im Spiel nicht um eines außerhalb desselben gelegenen Zweckes Willen, sondern der Zweck des Spieles ist allein das Spiel. Dabei ist es gleichzeitig eine Bestätigung in Freiheit. Das währt nur so lange, wie es aus spielerischer Freude, aus Freude am Augenblick geschieht. Aus der Tatsache, dass Spiel und Spielender ganz aus dem Augenblick leben, das Zukünftige eigentlich gar nicht interessiert, in die spielerische Gegenwart gar nicht hereinzuspielen vermag, folgt ein weiteres Charakteristikum des Spieles: Es muss offen sein. Spiele können nicht einen schon vorher bestimmten Verlauf nehmen. Planung hat im Spiel grundsätzlich nichts zu suchen. Im Spiel überlässt sich der Mensch dem Augenblick, er lässt sich von der je neuen Spielsituation ganz und gar überraschen. Gerade in dem Wagnis des Augenblicks, in dem man eine Situation ausnützen oder verfehlen kann und nur Gelegenheit gegeben wird, das Spiel glücklich zu entscheiden oder zu verlieren, liegt der Reiz des Spieles.

 

Wenn auch dem Gesagten zufolge der Spielende nicht aus einem bestimmten Zweck heraus spielt, so besagt das dennoch nicht, dass das Spiel nicht in den Dienst der Erziehung gestellt werden könnte. Das an sich zweckfreie Spiel kann eine große erzieherische Bedeutung haben, insoferne der Spielende in ihm besonders eindringlich seine geschichtliche Existenz erfährt: Die Bedeutung des Augenblickes, der ein ständiges Wagnis erfordert und die Möglichkeit des Glückens oder Scheiterns in sich birgt. Dem Wesen des Spieles entsprechend, darf der Erzieher das Spiel freilich dem Zögling nicht aufzwingen, sondern muss besondere Spielsituationen suchen, die eine freie Zuwendung des Zöglings gestatten. Der Unterricht lässt sich zwar nicht in eine spielerische Betätigung auflösen, aber es gibt besondere Ansatzstellen zum Spiel, die nicht übersehen werden dürfen:

 

1. Konstruktionsspiele (Bauen, Zusammensetzen, Figurenlegen werden zu einem Element des Unterrichts durch Lernspiele mit den besonderen Lern- und Übungsnotwendigkeiten der Schule in Verbindung gebracht).

 

2. Bewegungsspiele (nehmen besonders in der Grundschule Kinderlied und Kindervers mit auf, damit also Kreis- und Geschicklichkeitsspiele, dienen so der Belebung des Gesamtunterrichts und Wecken und Erhalten die Darstellungs- und Ausdrucksfreude).

 

3. Kampfspiele (haben ihren eigentlichen Platz in der Leibeserziehung, können aber als „Wettkämpfe“ sogar bei rein schulischen Übungen noch abklingen).

 

4. Rollenspiele (wandeln in vielerlei Form den Unterricht ab und sind bereits eine erste Form des Schulspiels).

 

5. Schulspiele (wollen kindliche Ausdrucks- und Spielfreude in den Unterricht hereinholen).“

 

Wie diese beiden sehr unterschiedlichen Definitionen schon vermuten lassen, gibt es noch unzählige weitere Begriffsbestimmungen und Umschreibungen zum Thema Spiel, welche entsprechend der Fachdisziplinen geartet sind, denen sie entspringen (z.B. Soziologie, Volkskunde, Phänomenologie, Schulpädagogik, versch. Sparten der Psychologie etc.).

 

Demzufolge werde ich mich im Folgenden auf eine Sammlung von Charakteristika beschränken, die den Begriff Spiel im Bezug auf das Thema dieser Arbeit (also Spiel von Grundschülern, bzw. Spiel in der Pause an der Grundschule) annähernd eingrenzen bzw. beschreiben.

 

Beginnen möchte ich hierbei mit Aspekten, die Zöpfl in obigem Text benutzt hat, um selbige dann zu ergänzen mit weiteren Wesensmerkmalen des Spiels.

 

 

 

2.2 Voraussetzungen und Bedingungen


 

2.2.1 Interne Grundlagen


 

Günter Walter beschreibt im Bezug auf die „subjektimmanenten Bedingungen spielerischen Handelns“[17] die verschiedenen Voraussetzungen im Inneren des Menschen, welche für das Spielen vorhanden sind, bzw. sein müssen. Genauer gesagt seien diese Grundlagen für Spielbereitschaft und Spielfähigkeit essentiell.

 

Unter Berufung auf Pädagogen, Psychologen, Psychoanalytiker fasst Walter selbige Faktoren wie folgt zusammen:

 

1. „Spielbereitschaft und Spielfähigkeit, das Spielen-Wollen und Spielen-Können stehen wie alle anderen menschlichen Handlungen mit den inneren Organen, Motiven, Einstellungen, Kräften und Fähigkeiten des Menschen in einem ursächlichen Zusammenhang. Die physischen, kognitiven, motivationalen und unbewussten Faktoren beeinflussen das spielerische Handeln und werden im Spielprozess je nach Spielform unterschiedlich stark gefordert und gefördert.

 

2. Das Spiel erwächst aus einem inneren, natürlich vorhandenen Antriebssystem, in dem Neugier- und Explorationstrieb beinhaltet sind. Spielerische Handlungen sind mit Lust und Freude, Vergnügen und Befriedigung verbunden. Kinder spielen in allererster Linie deshalb, weil es ihnen Spaß macht. Spielangebote, Spielmittel, Spielzeug bilden den Ausgangspunkt für freies, selbstbestimmtes Handeln allein oder mit anderen.

 

3. Spiel kann von außen zwar beeinflusst, es darf dafür geworben, nicht aber erzwungen werden. Es ist von der Einwilligung und damit vom Spielenwollen des Spielenden abhängig. Spiel unterliegt dem Prinzip der Freiwilligkeit.

 

4. Das Denken und Handeln – besonders im freien Spiel – wird durch die Wünsche und Bedürfnisse des Spielenden gesteuert, der nach individueller Bedürfnisbefriedigung strebt. Spiel ist in diesem subjektivem Sinnbezug nicht zweckfrei. Im freien Spiel drückt das Kind aus, was es gerne wäre, was ihm wichtig ist, welche Probleme es klären, was es im Sinne einer Selbsterprobung kann. Es entwickelt im Spiel seine Spielfähigkeit und nach [...] besondere Spielschemata.

 

5. Spiel ist „aktive Assimilation der Wirklichkeit an das Ich“. Die Wirklichkeit wird der eigenen Handlung untergeordnet. Spiel verschafft das Gefühl, Wirklichkeit kontrollieren zu können, was aber keineswegs der Fall ist. Das reale Leben wird von den Erwachsenen bestimmt.

 

6. Durch Exploration und Spiel gewinnt der Spielende Schemata, Kenntnisse etc. aus seiner Umwelt. Im Spiel werden Teile dieser Realität durch schöpferische Akte, durch Umkehrung, Varianz und Abstraktion spielerisch verwandelt, variiert und im Rahmen einer „Quasi-Realität“ neu geschaffen. Es entsteht eine sich weiterentwickelnde Spielfertigkeit.“[18]

 

Natürlich bilden diese subjektimmanenten Faktoren nicht die einzige Grundlage für das Spiel. Im Gegenteil stehen sie im ständigen Bezug und in dauernder Wechselwirkung zu der Realität mit derer externen Spielbedingungen.

 

2.2.2 Externe Bedingungen


 

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