Brände, schwere Unfälle, Vogelgrippe, Schweinepest, Hochwasser, Schneechaos und andere Katastrophen zeigen täglich, wie wichtig die Arbeit der Feuerwehren ist. Dass diese Arbeit größtenteils ehrenamtlich ausgeführt wird, ist aufgrund ihrer Professionalität kaum bemerkbar.[1] Doch gerade in der Ehrenamtlichkeit verbirgt sich eine besondere Schwierigkeit. Sie ist freiwillig. Städte und Gemeinden als Träger der Feuerwehren sind auf dieses Engagement angewiesen - je leerer die Haushaltskassen, umsstärker. Gleichzeitig werden die Bedingungen für das Engagement durch Wertewandel, Arbeitsmarktsituation und demographische Entwicklung immer schwieriger.
Um auch in Zukunft handlungsfähig zu bleiben, ist ein Blick auf die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements hilfreich. Häufig bleiben Handlungsvorschläge allerdings mit Schlagworten wie „Anerkennungskultur fördern“, „Bewusstseinsbildung betreiben“, „an Motivlage und Engagementbereich anpassen“ an der Oberfläche. Ohne umsetzbare Lösungen können Verbesserungen nur schwer erzielt werden. Deshalb wird mit dieser Arbeit ist ein gezielter Blick auf die Freiwillige Feuerwehr und hierauf ausgerichtete konkrete Maßnahmen gelenkt.
Der Bericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“[2] wie auch der sogenannte Freiwilligensurvey[3] zeigen, dass durchaus ehrenamtliches Potential vorhanden ist. Dies gilt es aus Sicht der Kommunen systematisch zu fördern, d.h. zu erschließen und zu erhalten, um größtmöglichen Nutzen daraus ziehen zu können. Wie aber sieht eine systematische Förderung aus? Auf diese Frage soll der theoretische Teil der Arbeit aus dem Blickwinkel des Personalmanagements Lösungsansätze liefern. Dazu wird untersucht, in wieweit die Grundsätze des Personalmanagements für gewinnorientierte Unternehmen auf ehrenamtliche Arbeit übertragen werden können. Die Möglichkeiten der Personalgewinnung und -erhaltung[4] sollen unter Berücksichtigung der besonderen Funktionsweise des ehrenamtlichen Engagements bei der Freiwilligen Feuerwehr dargestellt werden.[5] Um die Fördermöglichkeiten des Personalmanagements systematisch zu gliedern, werden Personalbeschaffung und ‑erhaltung in Anlehnung an die Unternehmensführung in die drei von Scholz unterschiedenen Managementebenen unterteilt. Dies sind die strategische Ebene, die taktische Ebene und die operative Ebene.[6]
Auf strategischer Ebene der Personalbeschaffung und -erhaltung orientiert sich ein Unternehmen – hier die Kommunen – auf Grundlage der Besonderheiten des Arbeitsplatzangebotes auf externe und interne Arbeitsmärkte. Diese Arbeitsmärkte unterliegen spezifischen Regeln, die bekannt sein müssen, um bei der Personalgewinnung und -erhaltung erfolgreich sein zu können. Klarheit bringt die Arbeitsmarktforschung. Ihre Ergebnisse bilden eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für Förderentscheidungen auf der strategischen Ebene wie auch auf der taktischen und operativen Ebene.[7]
Übertragen auf ehrenamtliches Engagement stellen sich folgende wesentlichen Fragen: Wie sieht der Markt des Ehrenamtes aus? Welche Personengruppen fragen aus welcher Motivation heraus ehrenamtliche Tätigkeiten nach und welche Rahmenbedingungen werden im Zusammenhang mit der Freiwilligen Feuerwehr geboten? Welche langfristig angelegten Handlungsmöglichkeiten ergeben sich daraus auf der unternehmensübergreifenden Ebene?
Die taktische Ebene bezieht sich auf das Unternehmen an sich. Es befasst sich mit der Durchführung von generellen, nicht einzelfallspezifischen Maßnahmen der Personalbeschaffung und -erhaltung. Im Wesentlichen sind dies Aktivitäten zur Verbesserung des Arbeitgeberimages des Unternehmens, d.h. Maßnahmen des Personalmarketings. Das Personalmarketing wendet bewusst und zielgerichtet personalpolitische Instrumente zur Akquisition von zukünftigen Engagierten und zur Bindung und Motivation von gegenwärtigen Mitarbeitern an.[8]
Zu klären ist damit, welche Instrumente des Personalmarketings beim ehrenamtlichen Engagement wirken können.
Auf der dritten, der operativen Ebene geht es schließlich um die einzelfallbezogene, konkrete Maßnahmenplanung und die spezifischen Methoden und Möglichkeiten der Personalgewinnung und -erhaltung.[9] Der Fokus dieser Ebene ist auf Maßnahmen gerichtet, die sich unmittelbar auf die potentiellen und vorhandenen ehrenamtlichen Mitarbeiter beziehen, auf die Beschaffung und Erhaltung im engeren Sinne.[10]
Der Begriff des „ehrenamtlichen Engagements“ wird im Zusammenhang nicht eng ausgelegt und streng zu artverwandten Begriffen[11] abgegrenzt, sondern bewusst weit gefasst: Es geht um freiwillige, nicht erwerbsmäßige Tätigkeiten, die der Allgemeinheit zugute kommen.[12] Sofern im Verlauf der Arbeit unterschiedliche Bezeichnungen verwendet werden, beziehen sie sich auf diesen Kerngedanken des Ehrenamtes.
Untersucht wird die kommunale Förderung ehrenamtlichen Engagements am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr. Freiwillige Feuerwehren sind im Unterschied zu Berufsfeuerwehren in der Regel mit ehrenamtlichen Mitarbeitern besetzt. In den Freiwilligen Feuerwehren größerer Städte sind neben den ehrenamtlichen Kräften auch hauptamtliche Feuerwehrleute beschäftigt. Auf Grundlage der jeweiligen Landesgesetze über den Brandschutz und die Hilfeleistung sind Freiwillige Feuerwehren von jeder Stadt und Gemeinde vorzuhalten, soweit keine Berufsfeuerwehr einzurichten ist.[13]
Innerhalb der Freiwilligen Feuerwehren existieren mehrheitlich Jugendfeuerwehren[14] sowie sogenannte Alters- oder Ehrenabteilungen. In beiden Fällen ist eine Teilnahme der Mitglieder am aktiven Einsatzdienst aus Altersgründen nicht bzw. nur sehr eingeschränkt möglich.[15] Sie werden im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht.
Die Aufgaben der Feuerwehren umfassen sowohl Menschenrettung, Tierrettung, Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung als auch Strahlenschutz und Umweltschutz, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und vorbeugenden Brandschutz. Diese Aufgaben der Feuerwehr sind in den Landesgesetzen über den Brandschutz und die Hilfeleistung der Feuerwehr, in den Katastrophenschutzgesetzen und den Rettungsgesetzen als kommunale Pflichtaufgaben festgelegt.[16] Im Rahmen der Erweiterung des Katastrophenschutzes (Zivilschutz) übernehmen die Feuerwehren den Brandschutzdienst und Technische Hilfe, einen Teil des Bergungsdienstes, den Fernmeldedienst sowie den ABC-Dienst.[17]
In den Fokus dieser Arbeit werden die kommunalen Maßnahmen zur Engagementförderung gestellt. Der Block der möglichen Maßnahmen auf Länder- und Bundesebene wird damit ebensausgeklammert, wie Maßnahmen der Organisation selbst. Einbezogen werden Kleine und Mittlere kreisangehörige Gemeinden im Sinne der Gemeindeordnungen der Länder.[18] Es werden nur solche Städte und Gemeinden betrachtet, die keine Berufsfeuerwehr unterhalten, da die Freiwilligen Feuerwehren der Städte mit Berufsfeuerwehr sich hinsichtlich ihrer Rahmenbedingungen deutlich von den übrigen Freiwilligen Feuerwehren unterscheiden.[19]
Ziel
Ziel dieser Arbeit ist, konkrete Ansatzpunkte aufzuzeigen, damit die oben genannten Pflichtaufgaben mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr möglichst lange durchgeführt werden können. Um solche Ansatzpunkte herausstellen zu können, ist ein Abgleich zwischen den Bedürfnissen bereits aktiver und potentieller Feuerwehrleute und der tatsächlichen Fördersituation erforderlich. Weichen Bedürfnisse und Fördermaßnahmen voneinander ab, ergeben sich daraus entsprechende Handlungsoptionen.
Dies setzt voraus, dass
- die Möglichkeiten zur Förderung ehrenamtlichen Engagements auf Basis des Personalmanagements ermittelt werden (vgl. Kapitel 2, 3 und 4),
- eine Bestandsaufnahme über die tatsächliche Nutzung dieser Möglichkeiten in der Praxis angefertigt wird (vgl. Untersuchung),
- eine Bestandsaufnahme über die Bedürfnisse aktiver und potentieller Feuerwehrleute erstellt wird (vgl. Untersuchung) und
- die Ist-Situation mit den Bedürfnissen abgeglichen wird, um ungenutzte Potentiale zu erkennen (vgl. Kapitel 6).
Die wesentlichen Erkenntnisse werden schließlich zu einem Handlungspapier zusammengefasst.
Die Möglichkeiten der Förderung des ehrenamtlichen Engagements in der Freiwilligen Feuerwehr werden auf der Grundlage des Freiwilligensurveys,[20] des Berichtes der Enquete-Kommission[21] sowie weiterführender Literaturrecherche ermittelt. Soweit sich ein Bezug zur Freiwilligen Feuerwehr...