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Pirat im Dienst der Queen

Berichte, Dokumente und Zeugnisse des Seehelden und seiner Zeitgenossen 1567-1596

AutorSir Frances Drake
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl350 Seiten
ISBN9783843800754
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
'Auf allen Gebieten der Seefahrt war er bei weitem geschickter als je einer vor ihm.(...). Sein Name versetzte Franzosen, Spanier, Portugiesen und Indianer in Schrecken.' Er war der wohl berühmteste Seefahrer des elisabethanischen Zeitalters und wurde zu einem der gefährlichsten und erbittertsten Gegner Spaniens. Was aber ist wahr und was ist Legende an seiner kometenhaften Karriere, an seinen wüsten Raubzügen und seinen draufgängerischen Kämpfen gegen die Spanier? Die in diesem Band abgedruckten Augenzeugenberichte lassen den vielbewunderten Zeitgenossen Shakespeares und seine waghalsigen Abenteuer lebendig werden.Wenige Gestalten in der Geschichte der Seefahrt sind so faszinierend und schillernd wie die Sir Francis Drakes. Der englische Pirat und Erdumsegler wurde schon zu Lebzeiten als Volksheld verehrt. In der vorliegenden Ausgabe werden seine Abenteuer nochmals lebendig: Sei es die Schlacht von San Juan, die Sklavenjagd mit John Hawkins, der Überfall auf Panama oder die Reise um die Welt von 1577-1580 mit der 'Golden Hind' - die erste britische, und nach Magellan die zweite Weltumsegelung überhaupt. Die Berichte stellen aber auch durchaus kritische Fragen. Es ist die Chronik eines abenteuerlichen Lebens in einemgroßen Jahrhundert. In allen Beiträgen wird jedoch deutlich: Drake war nicht nur ein genialer Seefahrer und kühner Freibeuter, sondern er hatte auch wesentlichen Anteil an den großen Entdeckungen seiner Zeit. Für seine Verdienste wurde er am 04. April 1581 von Elisabeth I. zum Ritter geschlagen und durfte sich fortan Sir Francis Drake nennen.

Sir Francis Drake (1543-1596), der große englische Seefahrer, Pirat und Erd-umsegler, ist eine der fas-zinierendsten Gestalten des Elisabethanischen Zeitalters überhaupt. Als genialer Seemann, tollkühner Haudegen und Abenteurer großen Formats wurde er schon zu Lebzeiten als Held verehrt. Obgleich Spanien und Portugal noch für einige Zeit die Weltmeere dominieren sollten, prägte Drake maßgeblich das Bild Englands als aufstrebender Seemacht. Es gelang ihm, den spanischen Welthandel mit seinenNadelstichen zu stören, denn die Spanier waren nun zu kostspieligen Schutzmaßnahmen gegen die englischen Kaperfahrten gezwungen. Er hatte auch Anteil daran, dass die spanische Invasion der britischen Inseln scheiterte. All dies trug zum Aufstieg Englands als Seemacht bei.

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VORWORT


Durch den nicht enden wollenden Strom von Schiffskaperungen in der Straße von Aden und vor der ostafrikanischen Küste ist die Seepiraterie mittlerweile wieder in aller Munde. Doch während heute die soziale Not diese Menschen in die Illegalität treibt, war es zu Lebzeiten von Sir Francis Drake, einem der berühmtesten Freibeuter und Seehelden, der Kampf um die politische Vorherrschaft in den Weltmeeren, der ihn zu jener berühmten, zugleich aber auch umstrittenen Figur werden ließ, als die er heute gilt. Im 15. Jahrhundert war es den Spaniern gelungen, diese Vorherrschaft an sich zu ziehen, nachdem unter König Philipp I. von Kastilien (1478–1506) sowie unter Kaiser Karl V. (1519–1556) die reichen Edelmetallvorkommen aus Mittel- und Südamerika nach Europa gelangt waren und dem Land zu einer unerwarteten Blüte, aber auch zu einer nicht vorhersehbaren Geldentwertung verhalfen. Unter Letzterer hatte besonders König Philipp II. (1556–1598) zu leiden, der von seinem Vorgänger Schulden in Höhe von 36 Millionen Golddukaten übernommen hatte und unter dessen Herrschaft es in Spanien wiederholt zum Staatsbankrott kam. Zur Stabilisierung der wirtschaftlichen, aber auch der politischen Situation bemühte sich Philipp um ein Bündnis mit England, das durch einen Eheschluss mit Königin Elisabeth I. von England (1558–1603) besiegelt werden sollte. Elisabeth hatte jedoch andere Pläne, bei deren Verwirklichung Francis Drake eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Denn Elisabeth wollte nicht passiver Teil im europäischen Machtgefüge ihrer Zeit bleiben, sondern selbst die Zügel in die Hand nehmen und ihrem Land zu einer bis dahin nicht gekannten Größe verhelfen. Ohnehin befand sich ganz Europa zu jener Zeit in einem größeren politischen Umbruch, sodass die ambitionierten Pläne der Königin nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt sein mussten.

Francis Drake, der Sohn eines Pfarrers, sammelte ab einem Alter von 13 Jahren erste seemännische Erfahrungen, die er sich im Rahmen der Küstenschifffahrt nach Frankreich und in die spanischen Niederlande erarbeitete. Sein nautischer Lehrer vermachte ihm sein Schiff, doch war es allem Anschein nach das Verbot Spaniens, das im Jahr 1564 englischen Händlern den Warenumschlag in den Niederlanden untersagte, das Drake zur Aufgabe seines Gewerbes zwang. In der Folgezeit stellte Elisabeth englischen Schiffsverbänden Kaperbriefe aus, die es erlaubten, spanische Schiffe zu entern und deren Warenbestand partiell auch zugunsten der englischen Staatskasse zu übernehmen. So machte es nunmehr auch Drake, der auf dem Schiff von Kapitän James Lovell angeheuert hatte. Unweit der Kapverdischen Inseln, einer der wichtigsten Stationen für den Sklavenhandel von Afrika nach Südamerika, ging James Lovell nun daran, das spanische Monopol in diesem Gewerbe zu untergraben. Das Seegefecht konnten die Engländer zu ihren Gunsten entscheiden, um die auf den spanischen Schiffen geladenen Sklaven selbst zu übernehmen und in ihrem ursprünglichen karibischen Bestimmungsort auf eigene Rechnung an die spanischen Großgrundbesitzer zu verkaufen. Gleichwohl scheiterte die Unternehmung letzten Endes, da man Lovell den Import untersagte, doch sollte Drake auch später noch auf die bei dieser Gelegenheit gewonnenen nautischen und militärischen Erfahrungen zurückgreifen können.

Ein vergleichbares Unternehmen, das sein Cousin John Hawkins zwischen 1567 und 1569 mit einer Flotte aus sechs Schiffen leitete, führte zu Drakes erstem eigenen Seekommando. In Venezuela und Kolumbien konnte man die spanischen Gouverneure durch geschickte Manöver dazu zwingen, einen großen Teil der 1568 im Gebiet des heutigen Sierra Leone versklavten Schwarzafrikaner zu kaufen, doch führten heftige Stürme und ein dadurch unvermeidliches Zusammentreffen mit der spanischen Kriegs- und Silberflotte zur Zerstörung der meisten englischen Schiffe. Zwar gelang es Drake und seinem Cousin auf ihren eigenen Schiffen zu entkommen, doch konnte man die gesamte Unternehmung nicht als Erfolg ansehen: Der Flottenverband hatte bezahlt und ausgerüstet werden müssen, und um die entstandenen Kosten aufzufangen oder gar einen Gewinn einzufahren, war man unbedingt auf den wirtschaftlichen Erfolg solcher Kaperfahrten angewiesen.

Erste eigene Fahrten als Freibeuter unternahm Drake, dem der Konflikt mit Spanien allem Anschein nach zu einer persönlichen Angelegenheit geworden war, in den Jahren 1571–1572 sowie 1572–1573. Während die erste Fahrt ohne wirtschaftlichen Erfolg blieb, was Drake geschickt zu kaschieren versuchte, konnte er im Verlauf der zweiten Unternehmung wiederholt spanische Schiffe in der Karibik aufbringen oder Stützpunkte seiner Feinde einnehmen und plündern. Beinahe zu einem Desaster geriet jedoch sein Versuch, einen der spanischen Silbertransporte zu Lande im Bereich des heutigen Panama-Kanals zu überfallen. Es ist unklar, ob Drake hier auf eigenen Antrieb hin handelte oder ob er von der wohlwollenden Zustimmung der englischen Krone ausgehen konnte, da eine solche Unternehmung, wurde sie entdeckt, zu ernsthaften politischen und diplomatischen Verwicklungen hätte führen können. Wie viel Beute Drake im August 1573 mit nach England brachte, ist unklar, doch allem Anschein nach bemühte man sich in den folgenden drei bis vier Jahren darum, Drake aus der offiziellen politischen Schusslinie zu nehmen. Zwar hatte England das spanische Seehandelsmonopol des 16. Jahrhunderts durch solch überraschende Aktionen, wie sie Francis Drake ausführte, nicht ernsthaft gefährden können, insbesondere nicht im Bereich der Karibik und von Lateinamerika, doch fanden diese Kaperfahrten, die die Verwundbarkeit des spanischen Handelsnetzes aufgezeigt hatten, in der Folgezeit zahlreiche Nachahmer.

Mit dem Namen Francis Drake ist eine weitere Unternehmung verbunden, die seinen Ruf als den eines exzellenten Seefahrers begründen sollte: seine Famous Voyage, zu der er im Dezember 1577 aufbrach. Wiederum bleibt unklar, ob er in offiziellem Auftrag der Königin agierte und die Erlaubnis zum Kapern fremder Schiffe besaß, oder ob es in erster Linie wirtschaftliche Interessen waren, die ihn zu diesem Abenteuer veranlassten. Einiges spricht für das Letztere, da er für die Ausstattung seiner fünf Schiffe Geldgeber benötigte – denen er nach seiner Rückkehr im Jahr 1580 zu einem satten Gewinn verhelfen konnte. Unklar ist auch, ob Drake von vornherein an eine Weltumsegelung gedacht hatte oder ob nicht etwa bislang unbekannte Ziele im pazifischen Raum England zu einem eigenen, weltumspannenden Handelsnetz verhelfen sollten. Von England aus segelte der Schiffsverband zur Magellanstraße, wobei bereits zwei Schiffe vor der Küste Südamerikas verloren gingen. Ein weiteres kenterte nach der erfolgreichen Passage der Magellanstraße, und das letzte Begleitschiff wurde durch die raue See von Drakes Schiff, der Golden Hind, unmittelbar danach getrennt und segelte nach England zurück, nachdem man sich vor dem nunmehr entdeckten Kap Hoorn nicht mehr wiederfand.

Die Fahrt entlang der südamerikanischen Westküste nutzte Drake für zahlreiche Überfälle auf spanische Niederlassungen und Schiffe, wobei er sich des Überraschungseffektes bediente und ankernde spanische Kriegsschiffe versenkte, ohne dass es tatsächlich zu jenen zahllosen Heldentaten gekommen wäre, von denen in den Aufzeichnungen die Rede ist. Durch seine ungezügelte Piraterie und mit reicher spanischer Beute versehen war Drake jedoch der Rückweg entlang der südamerikanischen West- und Ostküste abgeschnitten, sodass er nach Alternativen suchen musste, wieder nach England zu gelangen. Dazu blieben ihm nur zwei Möglichkeiten offen: entweder den langen Weg nach Osten über den Pazifik zu nehmen oder die sagenumwobene Nordwestpassage oberhalb von Neufundland und Sibirien zu finden, um auf diese Weise in den vertrauten Atlantik vorzustoßen.

Drake versuchte zunächst über den Weg nach Norden in seine Heimat zu gelangen, musste dieses Vorhaben jedoch aufgrund schweren Eisgangs, der sein Schiff gefährdete, rasch aufgeben, obwohl es noch Frühjahr war. So landete er im Sommer 1579 unweit des heutigen San Francisco in Nordamerika, um von dort aus die Weltumsegelung anzugehen, die ihn über die Molukken und Java, teils mit mehr Glück als Verstand, nach Südafrika führte, das er im Juni 1580 erreichte. Nach einer Fahrt entlang der westafrikanischen Küste traf Francis Drake am 26. September 1580 in Plymouth ein. Aufgrund seiner Verdienste für die englische Krone wurde Drake im April 1581 zum Ritter geschlagen, wobei es Elisabeth I. geschickt vermied, Drakes Erhebung in den Adelsstand selbst durchzuführen. Dieser legte sich daraufhin einen neuen Adelssitz in der Nähe von Plymouth zu, um bis zum Jahr 1585 in England zu bleiben und dort erstmals auch politische Funktionen wahrzunehmen.

Neuerliche Kaperfahrten führte Drake zwischen 1585 und 1586 durch. Womöglich waren auch seine finanziellen Ressourcen aufgebraucht, sodass er sich um neues Geld bemühen musste. Aufgrund seiner früheren Erfolge war es für Drake jedoch keine größere Schwierigkeit, Investoren für die Ausstattung seines Flottenverbands aus 33 Schiffen zu finden. Zudem besaß Drake Kaperbriefe seiner Königin, da Philipp II....

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