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Pornographie und sexuelle Identität: Wie wirkt sich der Konsum von Pornographie auf die Entwicklung der männlichen Sexualität aus?

Eine Fallstudie

AutorRobin Junker
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783863416935
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welchen Einfluss Pornographie auf die Entwicklung der sexuellen Identität des Mannes hat. Ein Grund in diese Richtung zu forschen, ist die häufige Konfrontation mit sexuellen Inhalten in der Öffentlichkeit durch Fernsehwerbung, Plakate oder Filme. Die Darstellung von sexuellen Inhalten im öffentlichen Leben hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Hinzu kommt der Faktor, dass die Beschaffung von pornographischem Material durch Medien wie das Internet heute so leicht ist wie nie zuvor. Diese gesellschaftlichen Tendenzen und die Frage nach ihren Auswirkungen veranlassten den Autor nachzuforschen, welche Auswirkungen dieser Trend, vor allem im Hinblick auf die Entwicklung der sexuellen Identität eines männlichen Heranwachsenden, haben kann. Dabei ist auch zu klären, ob Pornographie die Ursache für bestimmte sexuelle Neigungen oder Störungen sein kann, oder ob diese ihren Ursprung eher in anderen Entwicklungs- und Einflussvariablen haben. Dies ist auch deshalb für die Pädagogik relevant, da die Sexualerziehung in einer Gesellschaft, in der Sexualität vermehrt in den Fokus rückt, eine immer bedeutsamere Stellung einnimmt. Auch die Positionierung der Erzieher und Eltern im Hinblick auf Pornographie spielt hierbei natürlich eine entscheidende Rolle.

Robin Junker, B.A., wurde 1988 in Mönchengladbach geboren. Er studierte Erziehungswissenschaften B.A. in Jena und schreibt derzeit seine Master-Abschlussarbeit im psychologischen Bereich der Universität Erfurt. Während der Zeit seines Studiums absolvierte er zahlreiche Praktika im pädagogisch-psychologischen Bereich. Neben dem Mitwirken bei diversen Forschungsprojekten begleitete er auch Beratungs- und Therapieeinrichtungen bei ihrer Paar-, Eltern- und Jugendarbeit. Bei der Arbeit mit Jugendlichen fiel Robin Junker der enorme Einfluss der Medien auf die Sozialisation von Heranwachsenden auf. Die bisher, im Gegensatz zu anderen Bereichen, noch spärliche Erforschung der Auswirkungen von Pornographie veranlasste ihn dazu, den Einfluss von Pornographie auf die Entwicklung der männlichen sexuellen Identität mit Hilfe einer qualitativen Studie genauer zu beleuchten.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4.1, Gesellschaftliche Perspektiven: zwischen Freiheit und Moral: Der Kampf zwischen den, auf die Sexualität bezogenen, gesellschaftlichen Perspektiven der Freiheit und der Perversion ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch es gab immer wieder Extreme in der geschichtlichen Entwicklung. Dabei war die Menschenbewegung, die für sexuelle Freiheit kämpfte häufig davon überzeugt, dass eine rigide zurückgehaltene Sexualität den Menschen krank mache. Die moralische Opposition, welche die freie Sexualität für pervers erklärte, war hingegen der Auffassung, es mache den Menschen krank und faul, sich seinem sexuellen Verlangen hinzugeben. Vor allem über den Kampf der beiden Parteien in der Neuzeit ist heute Einiges bekannt. So wurde die erste Periode der sexuellen Enthaltsamkeit vom Konzil von Trient 1563 als Antwort auf die Reformation angestoßen und strikt von den Klerikern umgesetzt. Diese Tendenz wurde dann auch zunehmend von der Dorfbevölkerung übernommen. Zu dieser Zeit warnte der christlich-normative Diskurs auch öffentlich vor Wollust. Das Ideal für Mann und vor allem für die Frau war somit vollkommene Enthaltsamkeit. Dieses konnte etwa durch den Eintritt ins Kloster verwirklicht werden (vgl. Muchembled 2008, S. 38). Zwischen Mitte des 16. Jahrhunderts und Ende des 17. Jahrhunderts wurde die sexuelle Repression schließlich durch Gesetze und sogenannte Sittlichkeitsvorschriften von der Kirche normativ verankert (vgl. ebd., S. 39). Von 1700 bis 1960 propagierten die Kirchenväter im Beichtstuhl dem klassischen Ehepaar, das in dieser Zeit die Zentrale Einheit in der Gesellschaft darstellte (vgl. ebd., S. 40), die einzige zulässige Sexposition, die Missionarsstellung (vgl. ebd., S. 41). Die ungezügelte weibliche Lust wurde als teuflisch deklariert. So sollte die Frau in göttlicher Direktive lediglich ihre sexuellen Pflichten gegenüber ihrem Ehemann erfüllen. Dies bedeutete für sie, die reine Empfängnis ohne Lust erleben zu müssen. Im 19. Jahrhundert setzte sich dann vollkommen die Vorstellung einer keuschen und gehorsamen Frau durch. Der Mann stand in einer doppelmoralischen Rolle, da er ein frenetischer Geliebter sein konnte und es ihm gleichzeitig möglich war, ohne Schuldgefühle zu Prostituierten zu gehen (vgl. ebd., S. 48). Es war in dieser Zeit sogar ein besonderer Beweis für die Männlichkeit, Prostituierte regelmäßig aufzusuchen (vgl. ebd., S. 49). Trotz der großflächigen Befolgung der christlichen Normen gab es auch zu dieser Zeit Vertreter der sexuellen Freiheit. Der Adel, der sich weiterhin in Zügellosigkeit und am Ideal unbegrenzten Konsums orientierte, ließ es nicht zu, sich Schuldgefühle für die ausgelebte Freiheit machen zu lassen (vgl. ebd., S. 46). Das Bild von Sexualität, das der Klerus vertrat, behielt jedoch die Übermacht, bis sich in den 1960er Jahren in Europa und den U.S.A. ein neues hedonistisches Modell ausbreitete. Darin enthalten waren ein starkes Ersuchen einer Neudefinition der Sexualitätsformen, die erotische Selbstbestimmung für Frauen und die Anerkennung der Rechte von Homosexuellen (vgl. ebd., S. 40). Die Voraussetzungen für diese enorme Erweiterung der sexuellen Freiheit entwickelten sich aus dem Nahrungsmittelüberfluss, der zu dieser Zeit viel weniger Armut hervorbrachte als in den Jahren zuvor, der gestiegenen Lebenserwartung (vgl. Muchembled 2008, S. 52), der Verbreitung der Antibabypille, der Enttabuisierung von Pornographie, der Studentenbewegungen, Frauengruppen, Aktionsgruppen von Lesben und Schwulen (vgl. Herzog 2005, S. 173) und vielen anderen Faktoren. In Deutschland war die Entwicklung vor allem ein Ergebnis des wütenden Aufschreis über die sexuelle Repression des dritten Reiches (vgl. ebd., S. 174). Für die Männer hatte sich durch diese Entwicklung ein höherer Leistungsdruck abgezeichnet. Die sexuellen Grenzen zwischen den höheren Altersgruppen und verschiedenen Bevölkerungsgruppen wurden flexibler. Die Ehe war nun keine verpflichtende Voraussetzung mehr für sexuellen Verkehr. Mit dem Verschwinden dieser Normen umzugehen, war für viele Männer schwierig (vgl. Muchembled 2008, S. 54). Trotzdem behielt die Bewegung ihre Stärke und es kam als Folge der sexuellen Befreiung zu einer Überarbeitung von Gesetzen, die Ehebruch/Scheidung, Homosexualität, Pornographie, Prostitution und Abtreibung betrafen (vgl. Herzog 2005, S. 174). Die Kleinfamilie, die für die soziale Deformation und den massiven Triebverzicht (vgl. ebd., S. 371) der eigenen Generation verantwortlich gemacht wurde, wurde von Befürwortern der sexuellen Revolution verdammt (vgl. ebd., S. 207). So erklärten sie weiterhin, dass der sexuelle Trieb empfindsam sei und die Freude am Sex, die nicht natürlich und notwendigerweise vorhanden sein muss, gezielter Kultivierung bedürfe (vgl. ebd., S. 206). Nicht ausgelebte Sexualität führe hingegen zu Aggressivität und Mordlust (vgl. ebd., S. 192). Die Entwicklungen der sexuellen Veränderungen der 60er und 70er Jahre sind auch heute noch zu spüren. Auf beiden Seiten des Atlantiks werden heute die alten Leitsätze der freiwilligen Keuschheit mit Nachdruck zurückgewiesen (vgl. Muchembled 2008, S. 61). Die katholische und protestantische Kirche haben massiv an Macht verloren (vgl. ebd., S. 59). Doch gleichzeitig ertönen Stimmen, welche die heutige Welt als eine des schrankenlosen Genusses bezeichnen. Familien bestehen, vor allem durch Möglichkeiten der Verhütung, häufig aus Triaden oder gar nur noch aus einer Dyade ohne Kind. Ob diese Familienform der Ausdruck eines übermäßig gesteigerten Egoismus' darstellt, ist noch nicht geklärt (vgl. ebd., S. 58). Doch es kann festgehalten werden, dass die beiden Pole der Sexualität und der Moral, ebenso wie der Pornographie und der Zensur, schon lange Zeit miteinander existieren und im Kampf gegeneinander um Macht und Einfluss ringen. Möglicherweise wäre ihre Existenz ohne den jeweiligen Gegenpart nicht denkbar (vgl. Seeßlen 1994, S. 391). Die heutige Sicht auf Sexualität und die daraus resultierende Sexualerziehung scheint sich auf einem Mittelweg zwischen den zwei Extremen zu befinden. Sexualität wird von einigen Menschen immer noch häufig tabuisiert und als 'verdorben' und 'triebhaft' angesehen. Auf der anderen Seite scheint die Erreichung einer positiven Einstellung zum eigenen Körper für die moderne Gesellschaft wichtig zu sein (vgl. Altenthan 2002, S. 382 f). Die Mischung der beiden Polaritäten zeigt sich in den, vom Buch 'Pädagogik' (Althenthan et al. 2002) formulierten, Zielen der modernen Sexualerziehung. Als wichtigste Faktoren werden hier eine positive Einstellung zu Sexualität, die Auffassung der Sexualität als Bestandteil des Menschen, Akzeptanz des Körpers und seiner Funktionen, Wahrnehmung und Mitteilung von Gefühlen und Bedürfnissen, Vorbereitung auf reifebedingte Entwicklung, Bejahung des eigenen, Schätzen des anderen Geschlechts und verantwortungsvolles Praktizieren von Sex (vgl. ebd., S. 385 f). Man erkennt zwar durch Formulierungen wie die Akzeptanz der körperlichen Bedürfnisse eine klare Distanzierung zur moralischen Ansicht der 'Gelüste des Fleisches', findet aber auf der anderen Seite durch die Akzentuierung der sexuellen Verantwortung eine nicht abzustreitende Abgrenzung zur 68er-Bewegung, welche die Verantwortung, die Sexualität mit sich bringt, nicht unbedingt in den Vordergrund ihrer Kampagne setzte.
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