Warum das Frühstück ein guter Start in den Tag ist
Beim Thema Frühstück gehen – wie bei vielen Ernährungsthemen – die Meinungen auseinander. Es gibt Frühstücksverweigerer, die am Morgen keinen Bissen essen können und am liebsten nüchtern in den Tag starten. Andere frühstücken gemäß dem alten Sprichwort „... wie ein Kaiser“. Frühstücksmuffeln sei ans Herz gelegt: Das Frühstück liefert einen wesentlichen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung und bietet eine gute Grundlage für den Start in den Tag. Je nach geschmacklichen Vorlieben kann das Frühstück sehr unterschiedlich ausfallen, vom warmen süßen Getreidebrei bis zur deftigen Eierspeise, einer Suppe oder einem kleinen Snack für unterwegs. Auch dem Nachschub an Flüssigkeit sollten wir morgens besonderes Augenmerk schenken, vor allem dann, wenn das Frühstück ausfällt. Wer morgens nichts frühstücken kann oder möchte, sollte zumindest etwas trinken. Das „feste“ Frühstück kann dann am Vormittag nachgeholt werden.
Frühstücken wie ein (chinesischer) Kaiser …
Die Chinesen sagen: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Auch bei uns galt lange der Grundsatz: „Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein Edelmann und abends wie ein Bettler.“ Viele Naturvölker setzen bis heute auf eine warme, gekochte Mahlzeit am Morgen. Der Körper sollte Energie bekommen, wenn er sie braucht, und das ist, bevor er zu arbeiten beginnt. Früher, als die meisten Menschen körperlich noch schwer arbeiten mussten, war es ganz normal, am Morgen ausreichend zu frühstücken, damit man dann genug Kraft hatte. Auch wenn heute die körperliche Arbeit nicht mehr so im Vordergrund steht und wir mehr mit dem Kopf arbeiten: Unser Gehirn braucht trotzdem Energie und Nahrung – für Schulkinder ist das ganz besonders wichtig.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) erklärt den Wert des Frühstücks mit dem Modell des „Dreifachen Erwärmers“. Im mittleren Erwärmer – der Körpermitte mit den Organen Milz und Magen – liegt das Zentrum für die Produktion von Substanz (Qi und Blut) und die Energieverteilung im Körper. Im unteren Erwärmer – Niere und Blase – sind Vorräte (Qi und Blut) gespeichert. Nur wenn wir genug Substanz (Qi und Blut) produzieren beziehungsweise ausreichend Speicher zur Verfügung haben, gelangt auch genug in den oberen Erwärmer – Lunge, Herzkreislauf und Gehirn –, sodass wir die Anforderungen des Tages mit Kraft und Energie meistern können.
Auf das Frühstück zu verzichten bedeutet nach TCM, dass die „Mitte“ (Milz und Magen) keine Zutaten bekommt, um Substanz und Blut zu produzieren. Deshalb bleibt nur der Weg, zur Niere „schnorren“ zu gehen, um die wertvollen Speicher anzuzapfen – und wenn auch dort nicht viel zu holen ist, dann haben wir als Resultat verschlafene Morgenmuffel, die schwer in die Gänge kommen, unkonzentriert sind, keine Vitalität ausstrahlen und mit blassem, fahlem Gesicht unter großer Anstrengung in den Tag starten.
Genau genommen hat das Gehirn nicht genug Qi abbekommen, um ordentlich durchzustarten. Langfristig ist es daher nicht ratsam, dass die „Mitte“ ständig die Reserven der Niere verbraucht, ohne selbst genug Qi und Blut zu produzieren. Deshalb sollten Sie sich Zeit für ein Frühstück nehmen, im Idealfall für einen warmen Brei oder eine Suppe – das bedeutet nämlich für die Mitte (Milz und Magen), Qi und Blut in reiner Form zu bekommen. Bei einem gekochten Frühstück muss kaum noch Energie investiert werden, um die Nahrungsbestandteile in Energie umzuwandeln.
Die gesamte Verdauungsarbeit ist in kürzester Zeit erledigt, das verzehrte Essen steht dadurch rasch als Energie zur Verfügung, und im Idealfall kann sogar an die Nieren etwas zum Speichern abgegeben werden. Diese Schilderung ist schematisch sehr vereinfacht, aber sie zeigt, wie sinnvoll es ist, gut in den Tag zu starten. Sie bringen damit Ihren Körper „in die Mitte“, haben Substanz, sind geerdet, verbunden und verankert – und im hektischen Alltag wirft Sie nicht so schnell etwas aus der Bahn.
Nutzen Sie also die vielfältigen Möglichkeiten eines ausgewogenen Frühstücks als Energielieferant für die Herausforderungen des Tages.
Frühstück, nein danke – eine verpasste Gelegenheit
Viele Menschen sind der Meinung, wenn sie das Frühstück ausfallen lassen, können sie ihr Gewicht besser kontrollieren oder auch leichter abnehmen. Im heute weitverbreiteten Dauerstress fällt es auch nicht schwer, ohne Frühstück aus dem Haus zu gehen. Und überhaupt: Lieber ein bisschen länger schlafen als morgens Zeit für den Körper und seine Gesundheit investieren. Zeit ist Geld, und nichts essen spart auch Kalorien – so die landläufige Meinung. Genau genommen ist das aber ein grober Denkfehler!
Abnehmen braucht Energie! Das Frühstück wegzulassen ist deshalb der falsche Denkansatz. Weniger zu essen liefert weniger Energie und Nährstoffe; dadurch hat der Körper auch keine Kraft, um Übergewicht abzubauen. Aber es gilt, darauf zu achten, was man isst; vor allem ist wichtig, dass die einzelnen Mahlzeiten Sie gut sättigen. Schwankende Blutzuckerkurven können Heißhunger auslösen, und das gilt es zu vermeiden. Übergewicht ist nach der TCM nicht gleich Übergewicht, grob unterscheiden TCM-Therapeuten zwei Formen:
– Die „gesunden Dicken“ essen mehr, als sie brauchen, und lagern den Überschuss als Muskeln, Fett und Körpermasse ein. Sie sind im Grunde kräftig, gesund, übergewichtig und oft auch ein „Fels in der Brandung“.
– Die „kranken Dicken“ sind dagegen mehr wie ein „Gummibärchen“. Sie essen sehr ungesund, belasten das Verdauungssystem (Milz, Magen) durch viel Zucker, minderwertige Nahrung und wirken schlaff und teigig. Die Fettschichten sind im Grunde Schleim, Feuchtigkeit und „Abfall“, weil das Verdauungssystem überfordert ist und nicht wirklich Qi und Blut bilden kann.
A breakfast a day keeps the doctor away
Erst kürzlich kursierten in den Medien Schlagzeilen, dass das Auslassen des Frühstücks mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einhergeht. Dabei bezog man sich auf eine aktuelle Studie eines Forscherteams der US-amerikanischen Harvard School of Public Health. Es wurden knapp 27 000 Männer über 16 Jahre lang beobachtet (Cahill et al.: Prospective Study of Breakfast Eating and Incident Coronary Heart Disease in a Cohort of Male US Health Professionals, in: Circulation, 2013 Jul 23, 128 (4), 337–43). Der Zusammenhang zwischen Frühstücksverhalten und Herzinfarktrisiko ist jedoch entgegen den Medienberichten nicht so eindeutig. Experten von medizin-transparent.at urteilen dazu: „Es könnte sein, dass das Auslassen des Frühstücks zu Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel oder Diabetes führt.
Es wäre aber auch möglich, dass Übergewichtige zum Beispiel versuchen, weniger zu essen, und deswegen das Frühstück auslassen. Damit ist unklar, ob das Weglassen des Frühstücks zu Übergewicht führt oder das Übergewicht zum Weglassen des Frühstücks. Ein klassisches Henne-Ei-Problem also.“ Zudem wurden die Studienteilnehmer lediglich zu Beginn der Untersuchung zu ihren Frühstücksgewohnheiten befragt.
Fazit: Die derzeitige wissenschaftliche Forschungslage zum Zusammenhang vom Auslassen des Frühstücks und Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel, Diabetes sowie in weiterer Folge des Herzinfarktrisikos ist nicht eindeutig beziehungsweise wenig aussagekräftig. Weitere Studien sind erforderlich.
Für die „gesunden Dicken“ heißt es, konsequent weniger essen und regelmäßig Bewegung machen. Für die „kranken Dicken“ heißt es, das Verdauungssystem durch wertvolle, bekömmliche Nahrung zu stärken, damit die „Mitte“ wieder zu Kräften kommt und keinen „Abfall“ (Schleim, Feuchtigkeit) mehr produziert. Ein sehr wichtiger Beitrag ist dabei das warme Frühstück. Das heißt, sie dürfen sich morgens richtig satt essen, und endlich wird das Abnehmen gelingen. Dass das Frühstück ein wertvoller Beitrag zum Gewichtsmanagement sein kann, bestätigten auch Wissenschaftler der Universität von Minnesota nach einer Studie an über 2000 amerikanischen Jugendlichen. Nach fünf Jahren wogen die Testpersonen, die die erste Mahlzeit des Tages ausließen, im Durchschnitt um 2,3 Kilogramm mehr. Menschen, die ein Frühstück essen, nehmen zwar mehr Kalorien zu sich, verbrennen aber den Tag über auch mehr Energieeinheiten.
Warm frühstücken
Eine Tasse Kaffee oder Tee zum Frühstück – das schmeckt gut, wärmt den Bauch und ist für viele auch ein wichtiger Genussfaktor. Aber damit ist das warme Frühstück nicht gemeint. Warm frühstücken bezieht sich auf gekochte Zutaten, so wie das früher auch bei uns üblich war. Viele...