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Prävention von Entwicklungsstörungen

AutorWaldemar von Suchodoletz
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl296 Seiten
ISBN9783840919800
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis30,99 EUR
Prävention kann zur Verbesserung der Entwicklungschancen von Kindern mehr beitragen als jede Therapie und Rehabilitation. Bislang werden aber die Möglichkeiten zur Vorbeugung von Entwicklungsauffälligkeiten unzureichend genutzt. Das Buch gibt einen aktuellen und umfassenden Überblick über Methoden zur Prävention von Entwicklungsstörungen.

Neben Ansätzen zur Vorbeugung motorischer, sprachlicher und kognitiver Entwicklungsstörungen werden insbesondere auch Anstrengungen zur Verhinderung emotionaler Auffälligkeiten und von Fehlentwicklungen des Bindungs- und Sozialverhaltens erläutert. Ziel des Buches ist es, einen konsequenteren Einsatz präventiver Maßnahmen zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen anzuregen.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort
  2. Inhalt
  3. 1 Möglichkeiten und Grenzen von Prävention
  4. 2 Prävention motorischer Störungen
  5. 3 Prävention von kognitiven Entwicklungsstörungen und geistiger Behinderung
  6. 4 Prävention umschriebener Sprachentwicklungsstörungen
  7. 5 Prävention von Lese- Rechtschreibschwierigkeiten
  8. 6 Prävention von Rechenstörungen
  9. 7 Prävention von Angststörungen
  10. 8 Prävention von Interaktionsstörungen in Familien mit autistischen Kindern
  11. 9 Prävention von emotionalen und Bindungsstörungen
  12. 10 Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen mit dem Triple P- Elterntraining
  13. 11 Faustlos für Kindergarten und Schule
  14. 12 Prävention von Störungen des Sozialverhaltens – Entwicklungsförderung in Familien: das Eltern- und Kindertraining EFFEKT
  15. 13 Entwicklungsbezogene Prävention dissozialer Verhaltensprobleme: Eine Meta- Analyse zur Effektivität sozialer Kompetenztrainings
  16. 14 Prävention sozial-emotionaler Störungen bei Kindern mit Behinderung ( PESS)
  17. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes
  18. Stichwortverzeichnis
Leseprobe
7 Prävention von Angststörungen ( S. 115)

Judith Blatter &, Silvia Schneider

7.1 Einleitung

Ängste sind ein wichtiges Thema in der Kindheit. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Vielfalt von ersten Bilderbüchern für Kinder zum Thema Angst (Bohdal, 1996, Boie, 2001, Heine, 2001, Janisch &, Jung, 2002, Schreiber-Wicke &, Holland, 2001, Vrtal, 1996). Angst oder Furcht kennt jedes Kind. Sowohl Angst als auch Furcht gehören zur normalen Entwicklung eines Kindes. Mit Furcht wird eine wichtige, fundamentale Emotion bezeichnet, die in allen Altersgruppen, Kulturen, Ethnien und Spezies zu beobachten ist.

Sie richtet sich in der Regel auf bedrohliche Reize wie beispielsweise bedrohliche Situationen, Objekte oder Tiere. Unter Angst wird hingegen ein unangenehmes Gefühl verstanden, das Furcht und Besorgnis umfasst. Angst ist im Vergleich zur Furcht weniger präzise und ungenauer. Sie ist in der Regel ein Produkt aus verschiedenen, angeborenen, fundamentalen Emotionen, die durch Lernen und Erfahrungen modifi ziert werden.

Angst zeigt sich in drei verschiedenen Bereichen: im Körper, in den Gedanken und im Verhalten. Im Körper macht sie sich durch Herzklopfen, Zittern, Schwitzen oder starke Bauchschmerzen bemerkbar. Typische Gedanken in Angstsituationen sind „Das schaffe ich eh nicht!", „Nichts wie weg hier!" oder „Das überlebe ich nie!". Vor allem wird die Angst aber im Verhalten sichtbar. Weinen, schreien, flüchten und vermeiden der als beängstigend erlebten Situationen sind häufi ge Reaktionen.

Eine erste Angstreaktion zeigen Kinder im Alter von etwa 9 Monaten in Form des Fremdelns. Auch in seiner weiteren Entwicklung wird ein Kind von verschiedenen Ängsten begleitet. Die Angstinhalte scheinen dabei an den Entwicklungsstand des Kindes gekoppelt zu sein. So haben beispielsweise viele der zwei bis vierjährigen Kinder Angst vor Dunkelheit oder vor Monstern unterm Bett. Bei diesen Ängsten, die gehäuft in einem bestimmten Alter auftreten, spricht man von alterstypischen Ängsten.

Sie sind vergleichsweise mild und temporär. Ängste können aber auch zur Qual bzw. zur Krankheit werden. Hinweise für das Vorliegen einer Angsterkrankung können die Intensität, die Unangemessenheit, die Dauer der Angst und die daraus resultierende Beeinträchtigung sein. Wenn Ängste sehr stark und unangemessen sind und über die Entwicklungsphase, für die sie eventuell typisch sind, andauern, und außerdem eine Beeinträchtigung im Alltag vorhanden ist, kann das Ausmaß einer Angststörung erreicht sein. Die Grenzen zwischen einer alterstypischen, normalen Angst und einer Angststörung sind dabei fl ießend. Zur Abgrenzung und Diagnosestellung dienen die Kriterien der ICD-10.

Angsterkrankungen gehören im Kindes- und Jugendalter mit einer 6-Monats- bzw. 1-Jahresprävalenz (Häufi gkeit in den letzten 6 bis 12 Monaten) von ca. 10 % und einer Lebenszeitprävalenz (Häufi gkeit des Auftretens zu irgendeinem Zeitpunkt während der gesamten Lebensspanne) zwischen 14 und 19 % zu den häu- fi gsten psychischen Erkrankungen (Essau et al., 2004b). Entgegen früherer Annahmen wachsen sich Angsterkrankungen bei Kindern nicht einfach wieder aus.

Sie sind stabil und können als Risikofaktor für die Ausbildung von Angststörungen, affektiven Störungen und Substanzabhängigkeiten im Erwachsenenalter betrachtet werden (Brückl et al., in Druck, Schneider &, Nündel, 2002). 90 % der in der Studie von Brückl und Kollegen untersuchten Kinder mit Trennungsangst litten beispielsweise noch im jungen Erwachsenenalter an einer psychischen Störung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort6
Inhalt8
1 Möglichkeiten und Grenzen von Prävention10
1.1 Begriffsbestimmung10
1.2 Einteilung präventiver Maßnahmen11
1.3 Nutzen von Prävention12
1.4 Anforderungen an Präventionsprogramme14
1.5 Schlussfolgerungen17
Literatur18
2 Prävention motorischer Störungen20
2.1 Einleitung20
2.2 Motorische Störungen21
2.3 Prävention25
2.4 Zusammenfassung34
Literatur35
3 Prävention von kognitiven Entwicklungsstörungen und geistiger Behinderung38
3.1 Kognitive Entwicklungsstörungen und geistige Behinderung38
3.2 Prävention40
3.3 Zusammenfassung50
Literatur51
4 Prävention umschriebener Sprachentwicklungsstörungen54
4.1 Umschriebene Sprachentwicklungsstörungen54
4.2 Prävention61
4.3 Zusammenfassung80
Literatur83
5 Prävention von Lese- Rechtschreibschwierigkeiten90
5.1 Lese-Rechtschreibschwierigkeiten90
5.2 Prävention92
5.3 Zusammenfassung102
Literatur103
6 Prävention von Rechenstörungen106
6.1 Rechenstörungen106
6.2 Theoretische Hintergründe zur Prävention108
6.3 Primäre Prävention113
6.4 Sekundäre Prävention117
6.5 Fazit und Empfehlungen für die Praxis121
Literatur121
7 Prävention von Angststörungen124
7.1 Einleitung124
7.2 Angststörungen im Kindes- und Jugendalter125
7.3 Prävention von Angststörungen129
7.4 Fazit und Empfehlungen für die Praxis137
Literatur138
8 Prävention von Interaktionsstörungen in Familien mit autistischen Kindern142
8.1 Störungsbild des Autismus142
8.2 Familienbasierte Rehabilitation von Kindern mit Autismus147
8.3 Evaluation der Familienbasierten Rehabilitation von Kindern mit Autismus162
8.4 Fazit aus der Evaluation und Empfehlungen für die Praxis167
Literatur170
9 Prävention von emotionalen und Bindungsstörungen176
9.1 Emotionale Auswirkungen von Bindungsstörungen176
9.2 Primäre Prävention von Bindungsstörungen mit dem SAFE- Programm177
9.3 Sekundäre Prävention von emotionalen Störungen mit B.A.S.E.186
Literatur188
10 Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen mit dem Triple P- Elterntraining192
10.1 Kindliche Verhaltensstörungen192
10.2 Vorbeugen statt Behandeln194
10.3 Elterntrainings195
10.4 Triple P – Positive Parenting Training199
Literatur208
11 Faustlos für Kindergarten und Schule212
11.1 Alltägliche Konflikte212
11.2 Reaktionen auf Konflikte213
11.3 Sozial-emotionales Lernen als Gewaltprävention216
11.4 Die entwicklungspsychologischen Dimensionen von Faustlos219
11.5 Das Curriculum219
11.6 Ergebnisse von Evaluationsstudien221
Literatur222
12 Prävention von Störungen des Sozialverhaltens – Entwicklungsförderung in Familien: das Eltern- und Kindertraining EFFEKT224
12.1 Einleitung224
12.2 Die Erlangen-Nürnberger Studie227
12.3 Beschreibung der Präventionsprogramme227
12.4 Evaluationsergebnisse234
12.5 Ausblick238
Literatur239
13 Entwicklungsbezogene Prävention dissozialer Verhaltensprobleme: Eine Meta- Analyse zur Effektivität sozialer Kompetenztrainings244
13.1 Einführung244
13.2 Meta-analytische Methodik246
13.3 Ergebnisse249
13.4 Diskussion257
Literatur260
14 Prävention sozial-emotionaler Störungen bei Kindern mit Behinderung ( PESS)268
14.1 Sozial-emotionale Störungen bei Kindern mit Behinderung268
14.2 Das Programm PESS277
14.3 Schlussfolgerungen für die Praxis285
Literatur288
Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes290
Stichwortverzeichnis292
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