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E-Book

Praktische Adoleszentenmedizin

AutorFranziska Baltzer
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl243 Seiten
ISBN9783456946924
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Jugendliche gelten als «schwierige» Patienten. Sie tauchen oft erst dann in der Praxis auf, wenn sie mit massiven Problemen zu kämpfen haben: Suchtverhalten, Gewalttaten, ungeplante Schwangerschaften u. ä. Medizinische Anforderungen werden überlagert von für die Adoleszenz typischen Fragen der physischen und psychosozialen Entwicklung. Wer aber einige Grundregeln des Umgang mit jugendlichen Patienten verinnerlicht hat, kann eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und Weichen stellen für den lebenslangen Umgang mit dem eigenen Körper. Dabei kommt es darauf an, sowohl dem Autonomiestreben der Jugendlichen Rechnung zu tragen als auch der wichtigen Rolle, die die Eltern in diesem Lebensabschnitt noch spielen und spielen sollen.

Dieses Buch beruht auf mehr als 15 Jahren Erfahrung mit adoleszenten Patienten. Es fasst, ohne den Stoff von Pädiatrielehrbüchern wiederholen zu wollen, praktische Anleitungen zur Diagnostik und Therapie jugendspezifischer Erkrankungen zusammen und beschränkt sich auf die häufigsten Krankheitsbilder, die den Jugendlichen in die Sprechstunde bringen. Der Schwerpunkt liegt auf den Problemen der sexuellen und der psychischen Entwicklung und dem Verhalten gegenüber Gesundheit und Krankheit.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Geleitwort/Vorwort
  3. Teil 1 Allgemeines
  4. Teil 2 Probleme der sexuellen Entwicklung
  5. Teil 3 Probleme der psychischen Entwicklung
  6. Sachregister
Leseprobe
Susanne kommt zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung im Alter von 14 Jahren. Susanne war Ihre Patientin von der Geburt bis ins achte Lebensjahr, als die Familie in eine andere Stadt übersiedelte. Jetzt ist sie zurückgekommen.

Susanne hatte sich zuerst normal entwickelt. Sie haben aber im Alter von 8 Jahren eine prämature Adrenarche mit dunkler Behaarung der großen Labien sowie einem physiologischen Ausfluss diagnostiziert. Die endokrinologische Abklärung hatte für das Alter normale Werte der Schilddrüsenhormone, der Nebennierenhormone sowie der Sexualhormone ergeben. Das MRI des Gehirns war normal. Das Knochenalter war mit 10 Jahren deutlich beschleunigt (s. Abb. 1-3 auf S. 21).

Hat Sie das Knochenalter erstaunt? Was war Ihre Diagnose? Wie haben Sie die Situation mit den Eltern besprochen?

Susanne hat den Beginn einer idiopathischen Pubertas präcox mit prämaturer Adrenarche aufgewiesen. Das Knochenalter entsprach dem üblichen chronologischen Alter für den Beginn der Pubertätsentwicklung. Sie haben mit den Eltern besprochen, dass das Mädchen früh die Pubertät durchläuft, also früh menstruieren wird. Damit wird die zu erwartende Erwachsenengröße eher klein ausfallen. Die Pubertätsentwicklung wird aber an sich normal verlaufen. Psychologisch wird das Mädchen viel Unterstützung benötigen, bis seine Altersgenossen in der körperlichen Entwicklung aufgeholt haben. Sie haben das Mädchen seither wegen des Wohnortswechsels aus den Augen verloren. Sie erwarten eine kleinwüchsige Jugendliche, ins Sprechzimmer kommt jedoch ein völlig normal großes Mädchen (vgl. Abb. 1-3, S. 21). Susanne erzählt, dass sie mit 11 Jahren zum ersten Mal menstruierte. Seither war ihre Periode nie regelmäßig, die letzte liegt mehrere Monate zurück.

Woran denken Sie differenzialdiagnostisch?
?? Schwangerschaft
?? Gewichtsveränderung
?? hormonale Störung
?? exzessiver Sport

Susanne macht seit vielen Jahren Ballett, in letzter Zeit trainiert sie drei bis vier Mal die Woche und hatte mehrere Auftritte. Ihr Gewicht ist seit der Menarche immer etwa gleich. Susanne macht keine eigentliche Diät, isst aber bewusst, da sie beim Ballett ein gewisses Gewicht nicht überschreiten soll. Susanne hat keinen Freund und verneint jeglichen Geschlechtsverkehr. Sie verneint auch Fragen nach vermehrtem Haarwuchs, Haarausfall, Akne, Verstopfung, Müdigkeit.

Klinische Untersuchung:
?? Gewicht 45 kg (P 25), Länge 160 cm (P 50), BD 110/65 mmHg
?? Haut, Haare normal
?? Herz, Lunge, Abdomen normal
?? Tanner B4, P4, äußeres Genitale normal mit normal großer Klitoris.

Welche Untersuchungen verordnen Sie? Wie setzen Sie deren Priorität?
Anamnestisch und klinisch haben Sie keine Anhaltspunkte für eine Essstörung, eine Schwangerschaft, eine Hypooder Hyperthyreose. Auf Grund der Anamnese mit der prämaturen Adrenarche besteht ein erhöhtes Risiko für eine Hyperandrogenämie, auch wenn klinisch keine Zeichen einer erhöhten Testosteronproduktion vorliegen.

Also Labor in folgender Reihenfolge:
?? DHEAS, 17OH-Progesteron, Testosteron, Östradiol, ev. LH/FSH
?? TSH ?? ßHCG
?? Blutbild mit Senkung.

Wie erwartet fallen alle Resultate normal aus. Die unregelmäßigen Menstruationen sind sehr wahrscheinlich dem intensiven Sport zuzuschreiben.

Haben Sie eine Erklärung für das Ausbleiben der Pubertas präcox?

Verschiedene Pubertätszeichen können isoliert auftreten, also nicht im Rahmen des Ablaufes des ganzen Prozesses. Die Adrenarche bei Susanne ist jedoch insofern ungewöhnlich, da sie zu einer Akzeleration des Knochenalters geführt hat. Was genau den begonnenen Pubertätsablauf zum Stillstand gebracht hat, ist nicht klar.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Geleitwort/Vorwort10
Teil 1 Allgemeines14
1. Die Adoleszenz16
1.1 Die biologische Ebene16
1.2 Die psychologische Ebene26
1.3 Die soziale Ebene29
1.4 Die spirituelle Ebene30
2. Grundsätze der Adoleszentenmedizin34
2.1 Die Arzt-Patient-Dyade wird zur Arzt-Patient-Eltern-Triade35
2.2 Urteilslose Begegnung37
2.3 Unser Problem ist seine/ihre Lösung38
2.4 Die zweite Geburt39
2.5 Das Anamneseschema: HEADSS40
2.6 Die körperliche Untersuchung41
3. Jugendliche mit chronischen Krankheiten43
3.1 Angeborene oder in der Kindheit beginnende chronische Krankheiten44
3.2 Typischerweise in der Adoleszenz beginnende chronische Krankheiten48
3.3 Früher im Kindesalter tödliche Krankheiten53
Teil 2 Probleme der sexuellen Entwicklung56
4. Antikonzeption58
4.1 Methoden der Antikonzeption60
4.2 Spezielle Situationen66
5. Menstruationsstörungen72
5.1 Anovulatorische uterine Blutung (AUB)72
5.2 Dysfunktionelle uterine Blutung (DUB) bei sexueller Aktivität78
5.3 Hyperandrogenämie oder PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom)82
6. Dysmenorrhö, Endometriose und prämenstruelles Syndrom89
6.1 Dysmenorrhö89
6.2 Endometriose94
6.3 Prämenstruelles Syndrom96
7. Ovarialschmerz98
7.1 Mittelschmerz99
7.2 Ovarialzyste100
7.3 Torsion von Ovar oder paraovariellen Strukturen102
7.4 Muskelrisse der Bauchdecke103
8. Die Brust des adoleszenten Mädchens108
8.1 Normale Brustentwicklung109
8.2 Normvarianten109
8.3 Pathologische Brustentwicklung110
8.4 Pathologische Zustände der Brust111
8.5 Sekretion der Brust112
8.6 Brusttumoren113
9. Unspezifische Entzündungen und Infektionen von Vulva und Vagina115
9.1 Vulvadystrophie115
9.2 Soor-Vulvovaginitis116
9.3 Bakterielle Vaginose117
10. Sexuell übertragene Infektionen122
10.1 Sexuell übertragene Infektionen123
10.2 Salpingitis und tubo-ovarieller Abszess129
11. Die männliche Pubertät133
11.1 Physiologische Veränderungen133
11.2 Gynäkomastie134
11.3 Pathologie des Hodens und Nebenhodens136
11.4 Enuresis nocturna138
11.5 Hämaturie139
12. Sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt143
12.1 Inzest, chronischer sexueller Missbrauch144
12.2 Vergewaltigung, Date Rape147
12.3 Sextourismus, Jugendprostitution148
12.4 Die rechtliche Situation148
12.5 Die medizinische Untersuchung149
12.6 Therapie153
Teil 3 Probleme der psychischen Entwicklung156
13. Ernährung in der Adoleszenz158
13.1 Körperliche Veränderungen während der Adoleszenz158
13.2 Essensgewohnheiten der Jugendlichen160
13.3 Mode-Diäten und vegetarische Ernährung161
13.4 Beurteilung von Gewicht und Größe164
13.5 Nährstoffbedarf164
13.6 Ernährungsberatung in der Adoleszenz168
14. Essstörungen: Anorexie, Bulimie, Adipositas172
14.1 Anorexie172
14.2 Bulimie184
14.3 Adipositas189
15. Drogenkonsum197
15.1 Psychoaktive Drogen197
15.2 Stufen des Drogenkonsums200
15.4 Warum entwickeln manche jugendlichen Drogenkonsumenten Probleme und andere nicht?201
15.5 Was tun bei problematischem Drogenkonsum?204
15.6 Stadien des Veränderungsprozesses204
16. Medienkonsum209
16.1 Telefon209
16.2 Zeitungen, Zeitschriften210
16.3 Fernseher211
16.4 Internet212
17. Gewalt gegen Jugendliche217
17.1 Bullying und Taxieren218
17.2 Date Rape219
17.3 Rivalisierende Banden220
17.4 Gewalt in der Familie220
17.5 Gewalt von Autoritätspersonen gegen Jugendliche222
18. Riskantes Verhalten, Selbstverletzung, Delinquenz228
18.1 Riskantes Verhalten229
18.2 Selbstverletzung232
18.3 Delinquenz233
Sachregister240

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