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Primäre Prävention in der Grundschule zum Thema 'sexueller Missbrauch': Praktische Implikationen des momentanen Wissensstandes

AutorTobias Düsterdick
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl50 Seiten
ISBN9783955499310
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Wer im Rahmen eines Praktikums in einer Psychiatrie eine Vielzahl von Patienten kennenlernt, die Jahre oder gar Jahrzehnte nach einem sexuellen Missbrauch unter dessen Folgen leiden, stellt sich fast unweigerlich die Frage, wie man Verbrechen dieser Art verhindern kann. Die vorliegende Arbeit liefert einen Lösungsansatz für diese Problematik. Der Autor verdeutlicht, wie Programme der primären Prävention sexuellen Kindesmissbrauches, die im institutionellen Kontext der Grundschule durchgeführt werden, aufgebaut sein sollten, damit diese erfolgversprechend sind. Dies geschieht vorwiegend auf Grundlage des momentanen Forschungsstandes in diesem Bereich. Nach einer Bestimmung der Fachtermini erfolgen die Darstellung essenzieller Informationen sowie eine Untersuchung der generellen Wichtigkeit von Programmen der primären Prävention sexuellen Missbrauchs. Auf diesem Erkenntnisstand aufbauend werden ausführlich Kenntnisse und Fähigkeiten herausgearbeitet, welche im Rahmen der primären Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs in ihrer Entwicklung gefördert werden sollten, damit Programme der besagten Art erfolgversprechend sind. Abschließend werden eine Auswahl von didaktischen Methoden erschlossen, die für die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten im Kontext der Arbeit mit potenziellen Opfern, deren Eltern sowie Lehrkräften sinnvoll erscheinen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 5.2, Alter der Opfer: Im Rahmen von polizeilichen Ermittlungen in diesem Kontext wurde festgestellt, dass das durchschnittliche Alter des erstmaligen Missbrauches bei polizeilich bekannten Fällen geschlechtsunabhängig bei ca. 11 Jahren liegt. Zu diesem Zeitpunkt besucht eine Person entweder noch die Grundschule oder die erste Klasse der Regelschule oder des Gymnasiums. Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass ein geringes Durchschnittsalter die Realität eher widerspiegelt, denn an sexuelle Grenzüberschreitung speziell im Säuglings- und teilweise Kleinkindalter erinnern sich die Opfer nicht. Dies ist damit zu begründen, dass durch den alterstypischen kognitiven Entwicklungsstand Erinnerungen an bestimmte Situationen grundsätzlich nicht möglich sind. Somit bleiben Missbräuche in diesem Alter zumeist im Dunkelfeld. Dieser aktuelle Wissensstand im Bereich des Hellfeldes kann als ein Beleg für die Wichtigkeit von Präventionsprogrammen gegen sexuellen Missbrauch von Kindern speziell in der Grundschule gewertet werden. Allerdings muss dabei kritisch bedacht werden, dass bei diesem Vorgehen nicht jene Kinder profitieren können, die bereits vor dem Eintritt in die Grundschule Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Daher ist es notwendig festzuhalten, dass bereits vor diesem Zeitpunkt mit primärer Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs begonnen werden sollte. Allerdings wird diese Arbeit durch die begrenzten kognitiven Fähigkeiten jener Kinder, sowie dem Umstand dass keine Pflicht für den Besuch der genannten Institutionen besteht, erheblich erschwert. Deswegen muss die Wirksamkeit solcher Maßnahmen zumindest angezweifelt werden. Somit ist es legitim, die vorliegenden Daten in die Richtung zu interpretieren, dass das Grundschulalter die letzte Möglichkeit darstellt, um wirksame Präventionsarbeit leisten zu können. Diese Lesart unterstreicht die Wichtigkeit von Programmen der primären Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs in der Grundschule. 5.3, Überblick über Risikofaktoren: Der größte Risikofaktor scheint im Kontext des sexuellen Kindesmissbrauchs die weibliche Geschlechtszugehörigkeit zu sein. So zeigt die aktuelle PKS, das in über 80% der Fälle Mädchen Opfer sexuellen Missbrauchs wurden. Ein Grund für diese statistische Häufung ist darin zu sehen, dass weibliche Kinder überwiegend innerhalb des familiären Kontextes missbraucht werden. In diesem haben die Täter einen erleichterten sowie dauerhaften Zugang zu ihren Opfern. Demgegenüber werden Jungen vorwiegend im institutionellen Kontext, z.B. in kirchlichen Einrichtungen, Sportvereinen sowie Schulen, sexuell missbraucht. In diesem Bereich ist der Zugang zu potenziellen Opfern nicht in dem Maße gegeben, wie es im familiären Kontext der Fall ist. Eine ähnliche Verteilung wird ebenfalls im Dunkelfeld vermutet. So wurde auf Grundlage der bereits erwähnten retrospektiven Befragung geschätzt, dass 18,1% aller Mädchen gemäß der weiten Definition von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Bei männlichen Personen des gleichen Alters beträgt der geschätzte Anteil 7,1%. Überdies scheinen jene 'Kinder, die ihr Familienleben als unglücklich empfinden, die eine schlechte Beziehung zu ihren Eltern haben, eine unglückliche Partnerschaft miterleben, zu wenig Aufmerksamkeit, Interesse und Zärtlichkeiten erhalten, gefährdeter [zu sein], Opfer sowohl inner- sowie als auch außerfamiliärer Gewalt zu werden.' Dies ist statistisch am häufigsten bei Kindern aus Familien der Fall, bei denen ein hohes Maß an Streitigkeiten vorzufinden ist, welche körperlich gewaltsam ausgetragen werden. Selbiges gilt für jene, in denen ein überdurchschnittlich hohes Maß an Alkohol konsumiert wird. Überdies wurde das Entstammen aus einer Scheidungsfamilie ebenso als einer der größten Risikofaktor hinsichtlich sexuellen Missbrauchs bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres eruiert. Dies ist zum einen dadurch zu erklären, dass durch die sich daraus eventuell entwickelnden emotionale Defizite Täter leichter das Vertrauen dieser Kinder gewinnen können. Wie dieser Vorgang von Statten geht wird im Kapitel 8.3 'Täterstrategien' ausführlich erläutert. Zum anderen legen Befunde in diesem Bereich nahe, dass eine dysfunktionale Familienstruktur dazu beiträgt, dass die Hemmschwelle für sexuelle Grenzüberschreitung gegenüber einem Kind merklich sinkt.
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