Einführung
Kenntnisse über die Produktion und Logistik gehören nicht nur für Studenten der Betriebswirtschaft zum Basiswissen. Grundkenntnisse darüber, wie ein Produkt entwickelt wird, wie der Einkauf von Material und Dienstleistungen funktioniert oder die Verwertung von verbrauchten Produkten abläuft, sind auch für Ingenieure und Juristen interessant. In den Unternehmen ist die Arbeit in interdisziplinären Teams heute eher die Regel als die Ausnahme. Das Wissen über das Fachgebiet anderer Teammitglieder ist hier sehr hilfreich. Kenntnisse über Produktion und Logistik sollten aber auch ein Teil der Allgemeinbildung sein. Zunehmend wird über die Abschottung von Volkswirtschaften nach außen diskutiert. Sie können in Diskussionen kompetent mitreden und beurteilen, wie sich dies auf Produktion und Logistik auswirkt, wenn Sie dieses Buch gelesen haben.
Über dieses Buch
Wenn Sie auf die Homepage großer Versandbuchhändler gehen und die Begriffe »Produktion und Logistik« eingeben, erhalten Sie über 1.000 Angebote entsprechender Literatur. Warum sollten Sie gerade dieses Buch lesen? Ich habe das Fachgebiet an der Hochschule gelehrt und viele angebotene Bücher geprüft. Ein bedeutendes Unterscheidungsmerkmal dieses Buches ist der ganzheitliche Ansatz. Viele Fachbuchautoren haben Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Das merken Sie dann an der Auswahl der Themengebiete. Ich habe als »roten Faden« die Logik des Ablaufs von der Produktentwicklung bis zur Entsorgung verwendet. Ich stelle alle Themen mit gleicher Gewichtung vor, die bei diesem Lebenszyklus eines Produkts von Bedeutung sind.
Über »Produktion und Logistik« kann man problemlos ein Buch mit 650 Seiten schreiben. Jedes Fachgebiet lässt sich vertiefen und mit mehr Details und Fachkonzepten anreichern. Das ist nicht mein Ziel. Mir geht es vielmehr um die leicht verständliche, aber dennoch fachlich kompetente Darstellung der wichtigsten Elemente bei Produktion und Logistik. Sie sollen einen Überblick gewinnen und die Grundlagen verstehen. Die Kapitel sind so aufgebaut, dass man sie unabhängig voneinander lesen kann. Wollen Sie sich über das Thema »Einkauf« informieren, können Sie direkt in dieses Kapitel einsteigen, ohne vorher die Themen »Produktion« oder »Materialbedarfsplanung« gelesen zu haben.
Ich habe durch meine Hochschultätigkeit viel Erfahrung in Didaktik gewonnen. Die Rückmeldungen der Studenten zum Verständnis vorgestellter Fachkonzepte hat mir geholfen einen Weg zu finden, auch anspruchsvolle Themen gut verständlich, aber dennoch mit akademischem Anspruch zu präsentieren. Meine Praxiserfahrung aus einem namhaften Industrieunternehmen hat geholfen, die Anforderungen der Betriebe an das Wissen in Produktion und Logistik und den dort üblichen Gebrauch von Fachbegriffen in das Buch einfließen zu lassen.
Vorlesungen an den Hochschulen zu Produktion und Logistik gelten als große Hürde beim erfolgreichen Abschluss des Studiums. Grund hierfür ist zum einen der Umfang des Fachgebiets, aber auch der mathematische Anspruch bei einzelnen Bereichen wie zum Beispiel der Produktionsplanung. Auch in diesem Buch kommen Sie nicht um das Verständnis über einige elementare Formeln herum. Aber keine Sorge, die vier Grundrechenarten reichen für das Verständnis der Formeln aus. Mathematische Zusammenhänge werden so erklärt, dass selbst Leser, die mit der Mathematik auf Kriegsfuß stehen, keine Verständnisprobleme haben sollten.
Begriffe, die in diesem Buch verwendet werden
Die in Fachbüchern so beliebten ausführlichen Definitionen mit vertiefenden Erläuterungen werden Sie in diesem Buch nicht finden. Fachbegriffe sind so erklärt, dass die dahinterliegende Bedeutung sofort zu verstehen ist. Ein Phänomen in der Logistik und der Produktion ist die Verwendung englischer Fachbegriffe. Hier war es mir wichtig, die in der Praxis üblichen Begriffe zu verwenden. Die immer wieder anzutreffende »Eindeutschung« halte ich für unangemessen. Allerdings sind die englischen Begriffe mit einer deutschen Übersetzung hinterlegt, sodass keine Verständnisprobleme auftreten sollten.
Konventionen in diesem Buch
Die einzelnen Kapitel können ohne Vorkenntnisse gelesen und verstanden werden. Die wichtigsten Inhalte sind jeweils am Anfang jedes Kapitels aufgeführt. Tipps, Warnungen, Praxisbeispiele und internationale Aspekte sind mit Symbolen im Text gekennzeichnet und ergänzen die Ausführungen zu den vorgestellten Aspekten.
Törichte Annahmen über den Leser
Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass der Leser von Produktion und Logistik für Dummies kein hohes Bildungsniveau hat. Genau dies ist nicht der Fall. Wer es wagt, ohne Vorkenntnisse in dieses Themengebiet einzusteigen, ist nicht nur mutig, sondern vor allem wissbegierig und auf der Suche nach einem verständlichen Einstieg in das Thema. Darüber hinaus erwartet Sie auch ein hohes fachliches Niveau.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Die einzelnen Kapitel sind unabhängig voneinander lesbar, ohne dass das Verständnis leidet. Dennoch folgen die Kapitel einem roten Faden. Das Thema wird entlang des Lebenszyklus eines Produkts dargestellt, beginnend mit der Produktentwicklung über die Produktion bis hin zur Entsorgung des verbrauchten Produkts. Den Einstieg bildet allerdings eine methodische Grundlage, die in allen folgenden Kapiteln immer wieder aufgegriffen wird.
Teil I: Produktion und Logistik prozessorientiert gestalten
Sie können sich den roten Faden des Buches, den Produktlebenszyklus, als einen Prozess vorstellen, dessen Elemente nahtlos ineinandergreifen. Selbstverständlich könnte man jeden Prozessschritt im Produktlebenszyklus unabhängig voneinander organisieren. Welche Folgen das hat, können Sie jeden Tag in Betrieben erleben, die nicht prozessorientiert arbeiten. Die Abteilungen arbeiten unabhängig voneinander, die eine weiß nicht, was die andere tut, und es gibt viele Probleme und Fehler.
Deshalb beginnt das Buch mit einem Kapitel über die prozessorientierte Gestaltung von Produktion und Logistik. Dahinter steht eine Denkweise, die das Ziel aller Prozesse im Auge hat: dem Kunden ein Produkt zu liefern, das seine Erwartungen so gut wie möglich erfüllt. Weil diese Denkweise in den meisten Unternehmen praktiziert wird und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt hat, steht die Prozessorganisation am Anfang aller Kapitel.
Teil II: Produkte entwickeln und verkaufen
Sie erfahren in diesem Teil, wie ein Produkt entsteht. Dazu braucht es nicht nur eine gute Idee, sondern auch Informationen darüber, was sich im Markt verkaufen lässt. Unternehmen können es sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr leisten, »ins Blaue« hinein ein Produkt zu entwickeln und zu hoffen, dass es auch gekauft wird. Es ist sehr viel Vorarbeit notwendig, bevor die eigentliche Entwicklung des Produkts starten kann. Bei der Produktentwicklung geht es einmal um die technische Seite, aber auch um die Kosten, zu denen das Produkt hergestellt werden kann.
Ist das Produkt fertig entwickelt, beginnt der Verkauf. Denn erst nach Abschluss der Produktentwicklung steht fest, wie es beschaffen ist und zu welchen Kosten es herstellbar ist. In dieser Phase kann es immer noch passieren, dass das Produkt technisch nicht so funktioniert wie vorgesehen oder der berechnete Verkaufspreis für die Kunden zu hoch ist. Dies passiert allerdings relativ selten, sodass bei ausreichender Bereitschaft der Kunden zum Kauf die Produktion geplant werden kann.
Teil III: Material beschaffen und Produkte herstellen
Ist die Anzahl der herzustellenden Produkte bekannt, kann der Einkauf mit der Beschaffung des notwendigen Rohmaterials und der erforderlichen Bauteile beginnen. Der Betrieb muss zunächst entscheiden, welche Bestandteile des Produkts er selbst herstellen möchte und was von Lieferanten eingekauft werden soll. »Der Gewinn liegt im Einkauf« – Sie kennen diese Aussage. So pauschal nicht ganz richtig, aber ein wahrer Kern liegt schon darin. Es ist also im Interesse des Unternehmens, diesen Teilprozess so zu gestalten, dass Chancen zur Verbesserung der Gewinnsituation nicht schon in dieser Phase verspielt werden.
Ist alles eingekauft, was für die Produktion notwendig ist, kann die Herstellung beginnen. Sie erfahren, welche unterschiedlichen Arten von Produktionsprozessen es gibt. Da ist der Kunde, der bei einer Werft ein Containerschiff kauft, oder eine Familie, die einen neuen Kühlschrank benötigt. So unterschiedlich die Produktionsprozesse für diese Beispiele sind, ist ihnen doch eines gemeinsam: das Ziel, den Produktionsprozess so zu gestalten, dass so wenig Kosten wie möglich entstehen, um das Produkt in der geplanten Menge herzustellen. Dabei soll die Qualität, die dem Kunden wichtig ist, nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie erfahren, wie Unternehmen diesen Spagat mithilfe von Methoden für das Produktionsmanagement erfolgreich bewältigen.
Teil IV: Die Logistik der Verteilung der Produkte und deren Rücknahme
Die meisten Menschen denken beim Begriff »Distribution« an die großen...