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Psychische Distanz und Internationalisierung von KMU

Empirische Untersuchung am Beispiel des sächsisch-tschechischen Grenzraumes

AutorRadka Hodicová
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl301 Seiten
ISBN9783835054547
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Radka Hodicová geht der Frage nach, wie die Besitzer von KMU bei der Suche nach einem ausländischen Kooperationspartner vorgehen und welche Faktoren die Überlegungen und Entscheidungen dieser Unternehmer beeinflussen. Sie greift die These auf, dass der Persönlichkeit des Unternehmers dabei eine zentrale Rolle zukommt und dass Unternehmer eher solche Auslandsmärkte in Betracht ziehen, die sie als vertraut empfinden.

Dr. Radka Hodicová promovierte bei Univ.-Prof. Dr. Cornelia Zanger am Lehrstuhl für Marketing und Handelsbetriebslehre der Technischen Universität Chemnitz. Sie ist als Consultant bei IVENTA Czech Management Consulting tätig.

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Leseprobe
2 Die Rolle des Unternehmers bei der Internationalisierung von KMU (S. 7)

2.1 Die Entscheidung über die Aufnahme von Auslandsaktivitäten als strategisches Entscheidungsproblem

2.1.1 Spezifika des Informations- und Entscheidungsverhaltens in KMU

Unter Entscheidung ist ein Wahlakt zwischen Alternativen zu verstehen, welcher die Existenz von mindestens einem Entscheidungssubjekt (einem Entscheidungsträger) voraussetzt (vgl. Kahle, 1997, S. 9). Dieser Wahlakt, der entweder individuell oder kollektiv getroffen werden kann, ist durch einen prozessualen Charakter geprägt. Demzufolge können unter Entscheidungen grundsätzlich „Prozesse der Gewinnung und Verarbeitung von Informationen" (Bamberger/ Evers, 1997, S. 107) verstanden werden.

Den theoretischen Grundlagen von betrieblichen Entscheidungen wird in der einschlägigen Literatur große Aufmerksamkeit gewidmet (vgl. bspw. Pfohl/Braun, 1981, S. 21ff., Kirsch, 1988, S. 1ff., Bamberg/Coenenberg, 1992, S. 1ff., Kahle, 1997, S. 9ff.). Dabei wird ein spezielles Augenmerk auf die Rationalität solcher Entscheidungen gelegt. Neben der Unterscheidung zwischen formaler und substantieller Rationalität werden in der Literatur insb. objektive und subjektive Rationalität thematisiert (vgl. bspw. March/Simon, 1976, S. 129ff., Kirsch, 1988, S. 6ff., Neulinger, 1992, S. 64ff., Kahle, 1997, S. 11).

Die auf dem Homo-Oeconomicus-Modell aufbauende objektive Rationalität kann allerdings auf Grund der in der Realität nicht anzutreffenden Bedingungen das reale Entscheidungsverhalten kaum erklären. Die Gründe dafür bestehen neben der Notwendigkeit der Kenntnis aller Alternativen sowie deren Konsequenzen auch darin, dass der Entscheidungsträger den Nutzen aller Konsequenzen kennen müsste (vgl. March/Simon, 1976, S. 130).

Die in der Realität fehlenden Informationen sowie situative Einflüsse, kulturelle Heterogenität5 oder auch das Zufriedenstellen mit einer nicht nutzenmaximierten Lösung führen dazu, dass das tatsächliche Verhalten „von den Modellvorgaben abweicht" (Zellenberg, 1994, S. 31). Die Einbeziehung von verhaltenswissenschaftlichen Aspekten in die entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre hatte zur Folge, dass der Mensch mit seiner individuellen Motivstruktur in den Vordergrund gestellt wurde (vgl. Lindert, 1993, S. 42).

Die Individuen gehen bei ihren Entscheidungen von einem subjektiven Modell der Realität aus (vgl. Kirsch, 1988, S. 12), in dem neben rationellen, logischen Kriterien auch Intuition oder Emotionen eine Rolle spielen, deren Einfluss auf betriebliche Entscheidungen eine lange Zeit als destruktiv und dysfunktional bezeichnet wurde (vgl. Nippa, 2001, S. 216). Darüber hinaus sind die Entscheidungsprozesse durch individuelle Entscheidungsanomalien (im Sinne der objektiven Rationalität) gekennzeichnet, die u. a. in Reihenfolgeeffekten, ungenügender Prognosefähigkeit oder im Konservatismus bestehen (vgl. Müller/Kornmeier, 2002, S. 456ff., Klose, 1994, S. 43ff.).

Die in der normativen Entscheidungstheorie vorausgesetzte objektive Rationalität mit ihrer formalen Entscheidungslogik wird durch für die subjektive Rationalität eher zutreffende sog. Psycho-Logik ersetzt (vgl. Neulinger, 1992, S. 64). Die Entscheidungsprozesse werden von zahlreichen Variablen beeinflusst. Aus dieser Vielfalt von Einflussfaktoren folgt, dass die komplexen Entscheidungsprobleme auf Grund kognitiver Beschränkungen des Individuums vereinfacht werden müssen (vgl. Zellenberg, 1994, S. 33).
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Abkürzungsverzeichnis18
1 Einleitung19
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit19
1.2 Aufbau der Arbeit23
2 Die Rolle des Unternehmers bei der Internationalisierung von KMU25
2.1 Die Entscheidung über die Aufnahme von Auslandsaktivitäten als strategisches Entscheidungsproblem25
2.1.1 Spezifika des Informations- und Entscheidungsverhaltens in KMU25
2.1.2 Einflussfaktoren auf eine Entscheidung über die Aufnahme von Auslandsaktivitäten27
2.1.3 Der Unternehmer als Schlüsselvariable bei Internationalisierungsentscheidungen – ein Zwischenfazit34
2.2 Die Bedeutung des Unternehmers in theoretischen Internationalisierungsansätzen34
2.2.1 Internationalisierungsentscheidungen in theoretischen Ansätzen34
2.2.2 Die Rolle des Menschen in der behavioristischen Theorie von Aharoni36
2.2.3 Die Rolle des Menschen in den behavioristischen Prozessansätzen der Internationalisierung38
2.3 Die Bereitschaft des Unternehmers zur Aufnahme von Auslandsaktivitäten als zentraler Aspekt der Internationalisierung von KMU44
2.4 Wahrgenommene Unterschiede zwischen Ländern als mögliche Barrieren der grenzüberschreitenden Kooperation49
2.4.1 Landesbezogene Länderunterschiede49
2.4.2 Produkt- und unternehmensbezogene Länderunterschiede51
2.4.3 Kulturelle Unterschiede als eine übergeordnete Kategorie51
2.4.4 Wahrgenommene Länderunterschiede als Grundlage für die Entstehung von psychischer Distanz58
3 Das Konstrukt der psychischen Distanz61
3.1 Die Bedeutung der psychischen Distanz im Internationalisierungsprozess61
3.2 Psychische Distanz – Entwicklung des Begriffsverständnisses62
3.3 Abgrenzung des Begriffs ‚psychische Distanz’ von anderen Distanzkonzepten69
3.4 Entstehung und Minderung von psychischer Distanz75
3.4.1 Theoretische Grundlagen der Entstehung von psychischer Distanz75
3.4.2 Minderung der psychischen Distanz79
3.5 Konzeptualisierung und Messung der psychischen Distanz82
3.5.1 Wahrgenommene Unsicherheit82
3.5.2 Wahrgenommene Unterschiede84
3.5.3 Wahrgenommene Nähe/Distanz88
3.5.4 Wahrgenommene Fremdartigkeit90
3.5.5 Wahrnehmung von Stimuli der psychischen Distanz94
3.5.6 Zusammenfassende Würdigung bestehender Konzeptualisierungen und Messkonzepte der psychischen Distanz96
3.6 Mängel der Forschung zur psychischen Distanz98
3.7 Heutige Relevanz des Konstrukts der psychischen Distanz104
3.8 Zusammenfassung und Zwischenfazit105
4 Psychische Distanz als intervenierende Variable der Bereitschaft des Unternehmers zur grenzüberschreitenden Kooperation107
4.1 Theoriegeleitete Konzeptualisierung des Konstrukts der psychischen Distanz107
4.1.1 Die Konzeptualisierung von psychischer Distanz im Überblick107
4.1.2 Wahrgenommene Merkmale des Auslandsmarktes109
4.1.3 Landesimage117
4.1.4 Subjektiv wahrgenommene Unterschiede zwischen Auslands- und Heimatmarktimage121
4.1.5 Subjektive Bewertung der Konsequenzen für eine grenzüberschreitende Kooperation125
4.2 Psychische Distanz und die Bereitschaft zur grenzüberschreitenden Kooperation – ein Zwischenfazit127
5 Der qualitative Forschungsprozess129
5.1 Begründung der qualitativen Vorgehensweise im Hinblick auf die Ziele der Arbeit129
5.2 Forschungsdesign der empirischen Studie131
5.2.1 Vorbereitung und Durchführung der empirischen Studie131
5.2.2 Probleme bei der Durchführung der empirischen Studie134
5.3 Vorstellung der befragten Unternehmer136
5.3.1 Erläuterungen zu den Kurzporträts der befragten Unternehmer136
5.3.2 Kurzporträts der befragten Unternehmer Herr ACZ137
5.4 Auswertung der qualitativen Interviews150
5.4.1 Grundzüge der qualitativen Inhaltsanalyse150
5.4.2 Das Prinzip der strukturierten Zusammenfassung156
5.4.3 Vorgehensweise bei der Auswertung der empirischen Untersuchung158
5.4.4 Prinzipien der Darstellung qualitativer Ergebnisse162
6 Empirische Ergebnisse165
6.1 Darstellung empirischer Ergebnisse165
6.2 Befragte Unternehmer und grenzüberschreitende Kooperation166
6.2.1 Zusammenhang zwischen Unternehmer- und Unternehmensmerkmalen und der Intensität der grenzüberschreitenden Kooperation166
6.2.2 Einstellung befragter Unternehmer zur grenzüberschreitenden Kooperation173
6.3 Mögliche Erklärungsvariablen des Konstrukts der psychischen Distanz bzgl. der Bereitschaft des Unternehmers zur grenzüberschreitenden Kooperation180
6.3.1 Landesbezogene Merkmale180
6.3.2 Produkt- und unternehmensbezogene Merkmale218
6.3.3 Kenntnisse und Erfahrungen228
6.4 Zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Ergebnisse234
6.4.1 Kernvariablen des Konstrukts der psychischen Distanz234
6.4.2 Weitere wichtige Variablen des Konstrukts der psychischen Distanz237
6.5 Erklärungsvariablen der psychischen Distanz am Beispiel der Bereitschaft zur sächsisch- tschechischen Unternehmenskooperation243
7 Gestaltungsempfehlungen zum Aufbau grenzüberschreitender Kooperationsbeziehungen251
7.1 Generelle Gestaltungsempfehlungen251
7.1.1 Kritische Würdigung bestehender praxisbezogener Implikationen251
7.1.2 Die Rolle externer Institutionen und Wirtschaftssubjekte beim Abbau von psychischer Distanz252
7.1.3 Ansatzpunkte zur Senkung der psychischen Distanz potentieller Kooperationspartner257
7.2 Gestaltungsempfehlungen für die Kooperation von KMU im sächsischtschechischen Grenzraum260
8 Zusammenfassung der Arbeit und weiterer Forschungsbedarf269
Literaturverzeichnis275
Anhangverzeichnis291
Anhang 1: Interviewleitfaden292
Anhang 1: Okruhy otázek pro dotazování (Interviewleitfaden – tschechische Version)294
Anhang 2: Anlagen zum Interviewleitfaden296
Anhang 3: Positionierung der Länder auf konzentrische Kreise299
Anhang 4: Beispiel einer Transkriptionstabelle300

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