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E-Book

Psychologische Diagnostik

AutorAndré Beauducel, Anja Leue
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl326 Seiten
ISBN9783840922565
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Psychologische Diagnostik kommt in vielen Bereichen, wie z. B. der Personalauswahl und der Begutachtung sowie der Entscheidung über therapeutische Maßnahmen, zum Einsatz. Das Ziel dieses Lehrbuches ist es, grundlegende Prinzipien dieses Faches zu vermitteln. Einleitend werden die Aufgaben der psychologischen Diagnostik vorgestellt, wobei auch auf rechtliche Rahmenbedingungen und fachlich-ethische Perspektiven des psychologisch-diagnostischen Arbeitens eingegangen wird. Weiterhin wird die Frage thematisiert, was genau der diagnostische Prozess ist und mithilfe welcher Informationen er gestaltet werden kann, um zu einer Entscheidung hinsichtlich der diagnostischen Fragestellung zu gelangen. In weiteren Kapiteln vermittelt der Band fundiertes Wissen zu wesentlichen Gütekriterien diagnostischer Testverfahren, wie Objektivität, Reliabilität und Validität. Ebenso werden die wichtigen Themen der Messinvarianz, Testfairness, Normen und Verzerrungstendenzen behandelt. Schließlich werden Kenntnisse vermittelt, wie diagnostische Informationen unter Berücksichtigung der relevanten fachlichen Standards adäquat erhoben, ausgewertet, interpretiert und im Rahmen diagnostischer Entscheidungsfindungen integriert werden können. Ein abschließendes Kapitel geht auf Qualitätsbeurteilungssysteme (z. B. DIN 33430, ISO 10667) ein. Zahlreiche Kästen mit zentralen Inhalten und Definitionen strukturieren den Text. Prüfungsfragen ermöglichen es, das Gelernte zu reflektieren und zu wiederholen. Die Band enthält ein Glossar zum Nachschlagen der wichtigsten Fachbegriffe. Verständnisfragen und Lösungshinweise und weitere Informationen für Studierende und Lehrende werden auf der Website psychlehrbuchplus zur Verfügung gestellt. Hinweis: Hier geht es direkt zum Psychlehrbuchplus

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorwort
  2. Kapitel 1 Definitionen, Aufgaben und Rahmenbedingungen der psychologischen Diagnostik
  3. Kapitel 2 Psychologische Diagnostik als Prozess
  4. Kapitel 3 Testgütekriterien I: Objektivität und Reliabilität
  5. Kapitel 4 Testgütekriterien II: Validität
  6. Kapitel 5 Nebengütekriterien und Wechsel­beziehungen zwischen Gütekriterien
  7. Kapitel 6 Messinvarianz, Testfairness und Normen
  8. Kapitel 7 Verzerrungstendenzen
  9. Kapitel 8 Psychometrische Einzelfalldiagnostik
  10. Kapitel 9 Psychologische Begutachtung
  11. Kapitel 10 Qualitätsbeurteilung in der psychologischen Diagnostik
  12. Anhang
Leseprobe
Schmidt-Atzert und Amelang (2012) beziehen nun nicht mehr wie Amelang und Schmidt-Atzert (2006) die psychologische Diagnostik zunächst allgemein auf Merkmalsträger, sondern vertreten explizit die Auffassung, dass der Gegenstand der psychologischen Diagnostik Menschen seien . Zur Relativierung dieser Position wird hier nur exemplarisch auf die Studie von Capitano und Widaman (2005) verwiesen, in der Persönlichkeitseigenschaften von Rhesusaffen eingeschätzt wurden . Diese individuelle Zuschreibung von unterschiedlichen Ausprägungen von Persönlichkeitseigenschaften zu Rhesusaffen wird hier auch als ein Vorgang der psychologischen Diagnostik gesehen . Eine Verhaltensbeobachtung und eine anschließende Einschätzung der Eigenschaften von Menschen (beispielsweise im Rahmen eines Assessment-Centers) konstituiert kein grundsätzlich anderes Vorgehen . Ein anderes Beispiel für eine psychologische Diagnostik an Tieren ist die Beurteilung manisch-hyperaktiven Verhaltens von Mäusen in ihren Käfigen (Scotti et al ., 2011) . Die Autoren beobachteten das hyperaktiv-manische Verhalten an den Mäusen vor und nach einer Medikation . Solche Studien, in denen Verhaltenstendenzen („Verhaltensphänotypen“) von Tieren diagnostiziert werden, können für die Klinische Psychologie von großer Bedeutung sein . Aus Sicht der Autoren dieses Buches erscheint es nicht zweckmäßig, die vielen psychodiagnostischen Vorgänge, die vor allem in der Forschung nicht ausschließlich am Menschen erfolgen, aus der psychologischen Diagnostik auszuschließen . Auch ein Beschränken der psychologischen Diagnostik auf die Praxis würde einen großen Teil interessanter psychologischer Diagnostik, die notwendigerweise auch in der Forschung stattfindet, ausblenden . Insofern wird im Rahmen dieses Buches explizit weiterhin auf Merkmalsträger verwiesen .

Der Überblick über die Definitionen der psychologischen Diagnostik verdeutlicht bereits viele Gesichtspunkte, die für das Fach von zentraler Bedeutung sind . Inzwischen hat die Diskussion um Qualitätsmaßstäbe in der psychologischen Diagnostik – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der DIN 33430, die Qualitätsmaßstäbe für die berufsbezogene Eignungsdiagnostik feststellt – eine Konvergenz und eine erhebliche Relevanz erreicht (DIN, 2002; Hornke & Winterfeld, 2004) . Dies spiegelt sich auch in den Definitionen psychologischer Diagnostik von Ziegler und Bühner (2012) sowie von Schmidt-Atzert und Amelang (2012) wider . Daher sollen auch nach Meinung der Autoren dieses Buches wissenschaftliche Minimalstandards sowie der Bezug zu den fachlichen Kompetenzen bei der Formulierung einer Definition für die psychologische Diagnostik nicht fehlen . Um zum anderen den mit Bezug zu Dieterich (1973) und Westmeyer (1995) erwähnten Aspekt zu betonen, dass eine essenzialistische Interpretation der Merkmale nicht nur für die Merkmalsträger problematische Konsequenzen haben könnte, sondern auch wissenschaftlich nicht angemessen erscheint, sollte eine Definition der Diagnostik auch verdeutlichen, dass nicht an sich gegebene Merkmale oder Charakteristika sondern psychologische Konstrukte und Theorien der Gegenstand der psychologischen Diagnostik sind . Schließlich sollte auch der in Amelang und Schmidt-Atzert (2006) berücksichtigte Gesichtspunkt nicht fehlen, dass es bei der psychologischen Diagnostik auch um Präzision geht, d .h . dass wir Merkmalsausprägungen und Charakteristika niemals genau erfassen, sondern lediglich mit einer bestimmbaren Genauigkeit schätzen . Ziegler und Bühner (2012) umgehen die genannten Probleme, die sich aus der Zuschreibung von Merkmalsausprägungen zu Merkmalsträgern ergeben, indem sie diesen Aspekt, der in der Vergangenheit auch zu problematischen Interpretationen geführt hat, aus ihrer Definition der psychologischen Diagnostik heraushalten (siehe oben) . Auch Schmidt-Atzert und Amelang (2012) schlagen eine Definition psychologischer Diagnostik vor, die ohne die Zuschreibung von Konstruktausprägungen zu Merkmalsträgern auskommt . Schmidt-Atzert und Amelang (2012, S . 3) begründen die Beschränkung auf das Erleben und Verhalten und damit die Vermeidung des Konzepts der Konstrukte, der „Merkmale“ und der Merkmalszuschreibung mit einem Beispiel:

Wenn sich etwa ein Mensch sozial zurückzieht und starke Angst erlebt, kann dies auf ein traumatisches Ereignis zurückzuführen sein und nicht auf seine Persönlichkeitsmerkmale . Die Formulierung „menschliches Verhalten und Erleben“ lässt also offen, ob situative Faktoren oder „psychische Merkmale“ (Eigenschaften) verantwortlich sind . Schmidt-Atzert und Amelang (2012) wollen mit diesem Beispiel verdeutlichen, dass dem Erleben und Verhalten nicht unbedingt eine Eigenschaft zugrunde liegen muss . Sicherlich kann man in dem Beispiel sowie in der Definition der Diagnostik offen lassen, ob „psychische Merkmale“ oder situative Faktoren ein Verhalten und/oder Erleben verursachen . Dennoch vertreten die Autoren dieses Buches die Auffassung, dass auch die Aussage, dass ein Mensch sich „sozial zurückzieht und starke Angst erlebt“ als Personenzuschreibung der Ausprägung eines Zustandes („States“) „starke Angst“ gesehen werden sollte . Es gibt diagnostische Inventare, die sich auf die Zuschreibung der Ausprägung von Angstzuständen zu Personen spezialisiert haben, z . B . das State-Trait-Angstinventar (Laux, Glanzmann, Schaffner & Spielberger, 1981) . Darüber hinaus kann auch das methodische Vorgehen beim Diagnostizieren ein Grund dafür sein, dass bestimmte Merkmalsausprägungen zunächst als Zustand interpretiert werden, wenn beispielsweise aufgrund des Designs zeitliche Stabilität eines Merkmals nicht nachgewiesen werden kann . Insofern verdeutlicht das hilfreiche Beispiel von Schmidt-Atzert und Amelang (2012), dass Merkmalsausprägungen der Merkmalsträger temporär und durch situative Aspekte verursacht sein können . Eine Zuschreibung von Merkmalsausprägungen zu Merkmalsträgern findet allerdings auch dann statt . Selbst die Tendenz der Person sich sozial zurückzuziehen, könnte als möglicherweise temporäres Merkmal der Person zugeschrieben werden .

Auch wenn die „starke Angst“ auf ein traumatisches Ereignis zurückzuführen sein mag, sollte man sie als ein temporäres „psychisches Merkmal“ also als psychischen Zustand der Person auffassen . Denn man kann sich kaum vorstellen, dass situative Faktoren ohne die Interaktion mit Zuständen und Eigenschaften der Person (dazu zählen auch Kognitionen) direkt das Erleben und/oder Verhalten der Person determinieren können . Auch in der Verhaltensgleichung von Cattell (1990) oder in der kognitiv-affektiven Systemtheorie der Persönlichkeit von Mischel und Shoda (1995) werden Situationen stets nur in Interaktion mit Merkmalen in der Person relevant . Insofern kommt die psychologische Diagnostik, auch bei situativ bedingtem und zeitlich instabilem Erleben und Verhalten, nicht ohne eine Zuschreibung von Merkmalsoder Konstruktausprägungen zu Merkmalsträgern aus .
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis und Vorwort9
Kapitel 1 Definitionen, Aufgaben und Rahmenbedingungen der psychologischen Diagnostik15
1.1Definitionen der psychologischen Diagnostik16
1.2Aufgaben psychologischer Diagnostik24
1.3Rahmenbedingungen26
Zusammenfassung38
Fragen39
Kapitel 2 Psychologische Diagnostik als Prozess41
2.1Definitionen des diagnostischen Prozesses43
2.2Richtlinien zur Umsetzung des diagnostischen Entscheidungsprozesses46
2.3Strategien der Urteilsbildung und Entscheidungsfindung im diagnostischen Prozess52
2.4Entscheidungsarten im diagnostischen Prozess58
2.5 Zur Relevanz von Verzerrungstendenzen im diagnostischen Prozess60
Zusammenfassung64
Fragen65
Kapitel 3 Testgütekriterien I: Objektivität und Reliabilität67
3.1Objektivität68
3.2Reliabilität und Klassische Testtheorie71
Zusammenfassung104
Fragen105
Kapitel 4 Testgütekriterien II: Validität107
4.1Definitionen der Validität108
4.2Kontentvalidität (Inhaltsvalidität)111
4.3Kriteriumsvalidität121
4.4Konstruktvalidität127
Zusammenfassung135
Fragen136
Kapitel 5 Nebengütekriterien und Wechsel­beziehungen zwischen Gütekriterien137
5.1Nebengütekriterien138
5.2Wechselbeziehungen zwischen Gütekriterien147
5.3 Maximierung der Gütekriterien im Rahmen der Verfahrenskonstruktion150
Zusammenfassung156
Fragen157
Kapitel 6 Messinvarianz, Testfairness und Normen159
6.1Messinvarianz, Differential-Item-Functioning und Testfairness160
6.2Normen168
Zusammenfassung181
Fragen183
Kapitel 7 Verzerrungstendenzen185
7.1Arten von Verzerrungstendenzen187
7.2Möglichkeiten der Messung von Verzerrungstendenzen189
7.3 Einfluss von Verzerrungstendenzen auf die Konstruktvalidität200
7.4 Diagnostisches Potenzial und Grenzen von Verzerrungstendenzen203
Zusammenfassung204
Fragen205
Kapitel 8 Psychometrische Einzelfalldiagnostik207
8.1Normierte Testwerte209
8.2 Bestimmung von Konfidenzintervallen für individuelle Testwerte210
8.3 Bestimmung kritischer Differenzen individueller Testwerte212
8.4Interpretation individueller Profile216
8.5Robustheit von Reliabilitätskoeffizienten225
Zusammenfassung232
Fragen233
Kapitel 9 Psychologische Begutachtung235
9.1Einsatzbereiche236
9.2Diskussion um die Detailliertheit psycho­logischer Gutachten239
9.3 Arten psychologischer Gutachten und Stellungnahmen243
9.4Formaler Aufbau eines Gutachtens244
9.5Qualitätsmerkmale eines Gutachtens247
9.6Auswahl diagnostischer Verfahren im Rahmen der Begutachtung249
9.7Reliabilität und Validität diagnostischer Informationen in psychologischen Begutachtungen253
Zusammenfassung255
Fragen256
Kapitel 10 Qualitätsbeurteilung in der psychologischen Diagnostik257
10.1Systeme und Standards der Qualitäts­berurteilung258
10.2 Anwendungsbeispiel: Qualitätsbeurteilung des diagnostischen Inventars START-P anhand der DIN Screen265
Zusammenfassung292
Fragen293
Anhang295
Literatur297
Glossar315
Sachregister325

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