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Psychosomatische Vorsorgemedizin

Seelische Balance durch polares Denken und altchinesische Phasenwandlungslehre

AutorFelix Badelt
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl353 Seiten
ISBN9783211792674
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,98 EUR

Ärzte sind oft mit psychosomatischen Beschwerden konfrontiert, die auf die unterschiedlichsten psychosozialen Konstellationen der Patienten zurückgehen. Der Autor präsentiert ein neuartiges Modell zum Verständnis dieser Beschwerden, in dem er Elemente der altchinesischen Phasenwandlungslehre durch Begriffe der westlichen Psychologie ersetzt hat. Stressfaktoren können so entschlüsselt und präventivpsychologische Gegenstrategien entwickelt werden. Das Buch dient als Hilfe zur (Selbst-)Hilfe und bei der Betreuung von Patienten mit solchen Beschwerden.

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Leseprobe
6. Kapitel Polare Aspekte der Phase D – Selbstbewusstsein: Selbstbegrenzung und Motivation (S. 135-136)

Wer bin ich? Wozu bin ich? Diese Grundfragen individueller menschlicher Existenz haben und werden immer Rätsel aufgeben, weil die Antwort auf diese Fragen letztendlich ein übermenschliches Bewusstsein erfordert. Dennoch stellen sich diese Fragen immer wieder für jeden Einzelnen von uns. Mögliche Antworten sind einem ständigen persönlichen Entwicklungsprozess unterworfen. Auch altchinesische Muster können diese Fragen nicht beantworten. Sehr wohl können sie aber westliche Gedankengänge zum Ich, zum „Selbst“ ergänzen und Wege aufzeigen, unter welchen Bedingungen sich ein realistisches Selbstbewusstsein natürlich oder ein realitätsfremdes Ich widernatürlich entwickeln kann.

Natürlich bedeutet hier wiederum Mehrfaches:

1. natürlich – im Sinne von ausgewogen, balanciert (siehe Tabelle 6a polare Aspekte),

2. natürlich – im Sinne der naturgemäßen, uhrzeigergerechten Phasenwandlung entstanden, indem realistisches Selbstbewusstsein auf verantwortungsbewusster Unterscheidung und ehrlichen Vergleichen aufbaut (D-Funktionen unmittelbar aus C-Funktionen entwickelt),

3. sowie natürlich komplex: Im Selbst wirkt auch das Zusammenspiel verschiedenartiger anderer Elemente.

Qualitativ ähnlichartige Begriffe verschiedener Bereiche von Natur und Körperfunktionen werden tabellarisch in der Akupunkturliteratur (etwa unter dem Oberbegriff Funktionskreis bei König-Wancura) wie folgt gemeinsam betrachtet, wobei ergänzend m. E. auch Ideen von Halt und Festigung mittels Abgrenzung und Bereitstellung (wie in Tabelle 2a bereits angeführt) für ein besseres Gesamtverständnis hilfreich sind:

Wandlungsphase Ruhe und Latenz (Latenz aus heutiger Sicht: genetische Information), Element Wasser (das Bild eines ruhenden Sees), Jahreszeit Winter, belastender Wetterfaktor Kälte, typische Emotion Angst, Sinnesfunktion hören, Körperschicht Knochen, Knochenmark, zugeordnetes Hauptmeridianpaar: Niere – Blase, zugeordnete Tugend: Weisheit (bei Heribert Schmidt).

6.1 Begriffsumfang polarer Funktionen in Phase D – Selbstbewusstsein

Die oben erwähnte Assoziationskette wird verständlich, wenn wir bedenken, dass es auf körperlicher Ebene die Knochen sind, die dem Menschen Halt und Festigkeit verleihen. In psychosozialer Hinsicht bewerkstelligen Selbstbewusstsein und ein gewisses Ausmaß von Selbstbestimmung (persönliche Macht und Kompetenz) Halt und Festigkeit.

Auch das Gehör, das Zuhören können, unterliegt ganz wesentlich einem psychosomatischen Wechselspiel mit persönlicher Einstellung, Motivation, Interesse – oder entsprechendes Desinteresse, wie die Erfahrung beweist: So antworten vier von fünf Eltern auf meine Routinefrage an sie bei schulärztlichen Untersuchungen ihrer zehn- bis elfjährigen Kinder: „Hört Ihr Kind normal?“ mit: „Ich glaube schon. Mein Kind hört alles, was er (sie) nicht hören soll (bzw. nur das, was ihn interessiert, sonst ist er (sie) manchmal wie taub).“ Dieser scherzhafte Zusatz basiert jedenfalls auf realen Beobachtungen über die Kombinationen persönlicher Einstellungen oder persönlicher Aufgeschlossenheit und Hörvermögen. Jedenfalls können solche Beobachtungen genau so bei Erwachsenen gemacht werden bzw. entsprechen diese auch meinen alltäglichen Erfahrungen, etwa in der ärztlichen Praxis.

So ist die hier ebenfalls zugeordnete Emotion Angst einerseits meist mit fehlender Aufgeschlossenheit (gedankliche Einengung bei Phobien) oder ausufernder Aufgeschlossenheit mit Haltlosigkeit (ungerichtete Angstzustände) verbunden.

Außerdem werden Ängste oft von Hörfunktionsstörungen begleitet: Ängstliche Patienten können einerseits anderen oft schlecht zuhören. Andererseits hören ängstliche Patienten oft übertrieben in sich hinein („sie hören gleichsam im eigenen Körper das Gras wachsen“).
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
Danksagung13
Vorsorgemedizin ohne umfassende psychosoziale Gesundheitstheorie?15
1 Der Mensch als psychosomatische Einheit – eine Realität in der ärztlichen Praxis15
2 Unterschiedliche vorsorgemedizinische Gewichtungen und Strategien17
3 Maßstäbe zur Definition psychischer (psychosozialer) Gesundheit19
4 Gliederung des Buches27
5 Achtung auf eigene Balance – eine Hilfe zur Selbsthilfe28
Polares Denken31
1.1 Sinologische Interpretationen von Yin, Yang, Tao und Tai Chi31
1.2 Polares Denken aus westlicher Sicht33
1.3 Polares Denken und ( medizinische) Psychologie38
1.4 Gesunde Dynamik polarer Funktionen: Tai Chi Symbol und Ludwig van Bertalannfys Homöostasebegriff41
1.5 Gestörte Dynamik polarer Funktionen44
Die Altchinesische Phasenwandlungslehre ( Elementelehre) als psychosoziales Entwicklungsmodell50
2.1 Wege zu Erkenntnis: Denken in Mustern, Erkenntnisse über Vergleiche, Synthese und Analyse50
2.2 Fünf Elemente ( fünf Wandlungsphasen) und ihre Vernetzung53
2.3 Das Elementesystem ( das Phasenwandlungssystem) als psychosoziales System57
2.4 Die sechste außerordentliche Hauptqualität – die Entwicklungsatmosphäre EA Lust, Zeit und Lebensraum ( psychosoziales Umfeld)59
2.5 Manifestationen von Verschiedenartigkeit auf unterschiedlichen Ebenen62
2.6 Polarität – vernetzt betrachtet64
2.7 Phasenwandlung unter Einwirkung von Lust und Umwelt67
2.8 Das Gesamtsystem als psychosoziales Entwicklungsmodell71
Polare Aspekte der Phase A – Kontakterlebnisse: Verbindung und Loslösung73
3.1 Begriffsumfang – Kontakterlebnisse73
3.2 Dynamik und Fehldynamik innerhalb von Kontakterlebnissen75
3.3 Kontakterlebnisse in Wechselwirkung mit den anderen Phasen85
3.4 Tragende psychosoziale Elemente menschlicher Gemeinschaften. Das Phänomen der Verschachtelung der verschiedenen Hauptfunktionsarten88
3.5 Psychosomatische Aspekte und Phase A90
3.6 Sozialpolitische Auswirkungen individueller unausgewogener Kontakterlebnisse – Lösungsansätze92
3.7 Präventivpsychologische Überlegungen – Zusammenfassung98
Polare Aspekte der Phase B – Sorgsamkeit: Vorsorge und Konsumation100
4.1 Begriffsumfang – Sorgsamkeit100
4.2 Dynamik und Fehldynamik innerhalb der Wandlungsphase B – Sorgefunktionen103
4.3 Wechselwirkungen der Phase B ( Sorgsamkeit) mit anderen Wandlungsphasen106
4.4 Elementare Komponenten in Pflegesituationen – Phase B unter Mitwirkung der anderen Wandlungsphasen109
4.5 Sozialpolitische Probleme bei individuellen Balancestörungen im Bereich Sorgsamkeit ( bzw. in Phase B)112
4.6 Psychosomatische Aspekte und Phase B115
4.7 Psychosomatische und psychosoziale Vorsorge in Phase B – Zusammenfassung118
Polare Aspekte der Phase C – Gewissen, Verantwortung, Ordnung: Unterscheidung und Ausgleich120
Stellungnahme zu ursprünglichen, traditionell chinesischen Zuordnungen120
5.1 Erweiterter Begriffsumfang polarer Funktionen in Phase C – Verantwortung, Ordnung121
5.2 Dynamik und Fehldynamik innerhalb der Wandlungsphase C – Gewissen und Ordnung124
5.3 Verantwortung und Ordnung (Phase C) und ihre Wechselbeziehungen mit anderen Wandlungsphasen129
5.4 Verantwortung als Prozessgeschehen – Zur Verschachtelung der anderen Hauptqualitäten in Phase C133
5.5 Gesellschaftliche Schieflagen und häufige individuelle Balancestörungen in Phase C135
5.6 Balancestörungen in den Bereichen Verantwortung, Ordnung, Wertschätzung und Diskretion als psychosomatische Risikofaktoren143
5.7 Präventivpsychologische Überlegungen zum Thema Eigenverantwortung144
Polare Aspekte der Phase D – Selbstbewusstsein: Selbstbegrenzung und Motivation146
6.1 Begriffsumfang polarer Funktionen in Phase D – Selbstbewusstsein147
6.2 Dynamik und Fehldynamik in Phase D: Selbstbewusstsein: Selbstbegrenzung und Motivation152
6.3 Wechselwirkungen der Phase D mit anderen Wandlungsphasen157
6.4 Fraktale Muster in Phase D163
6.5 Gesellschaftliche Schieflagen durch individuelle Balancestörungen in Phase D167
6.6 Psychosomatische Aspekte und Balancestörungen in Phase D169
6.7 Persönliche Stressprophylaxe und Wege aus der Angst171
Polare Aspekte der Phase E – Persönliche Leistung: Entfaltung und Zurückhaltung176
7.1 Psychosozialer Begriffsumfang polarer Funktionen der Wandlungsphase E176
7.2 Dynamik und Fehldynamik polarer Funktionen in Phase E180
7.3 Eigene Leistung in Bezug zu den anderen Wandlungsphasen180
7.4 Optimale persönliche Effizienz über Verschachtelungsphänomene anderer Hauptqualitäten in Wandlungsphase E184
7.5 Gesellschaftliche Schieflagen durch Häufung individueller Balancestörungen in Phase E187
7.6 Psychosomatische Aspekte und persönliche Entfaltung, Leistung191
7.7 Präventivpsychologische Überlegungen zu Phase E – Zusammenfassung193
Polare Aspekte der Entwicklungsatmosphäre EA: Lebenszeitgestaltung und Sprachentwicklung im Spannungsfeld zwischen Lust und Umwelt195
8.1 Allgemeine Einführung195
8.2 Eigene Lebenslust – als innerer Entwicklungsantrieb204
8.3 Entwicklung über Umwelteinflüsse219
8.4 Zeiterleben und Gesundheit223
8.5 Lust, zeitliche und räumliche Abstimmung – gemeinsam betrachtet228
8.6 Typische psychosomatische Leitsymptome der Qualität EA231
8.7 Zusammenfassung235
Anhang zu Kapitel 8236
Psychosoziale Fehldynamik aus altchinesischer und westlicher Sicht238
9.1 Fehldynamik polarer Funktionen238
9.2 Fehldynamik im Phasenwandlungssystem – Überblick240
9.3 Fehldynamik im Phasenwandlungssystem – Beispiele245
9.4 West- östlich vergleichende Zusammenschau möglicher Ursachen und Auswirkungen psychosozialer Fehldynamik258
Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe – Direkte und indirekte Wege zu mehr Balance268
10.1 Wege zur Erkenntnis von ( eigenen) Balancestörungen269
10.2 Zu mehr Balance über direkte und indirekte Hilfestellung275
10.3 Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe beim Leitsymptom Eigensinn279
10.4 Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe bei gesteigerter Aggressivität287
10.5 Hilfe sowie Hilfe zur Selbsthilfe bei Einsamkeit291
Narzissmus „männlicher und „ weiblicher Art – Beziehungsfallen zwischen autoritären und abhängigen Persönlichkeiten299
11.1 Narzissmusphänomene – differenziert betrachtet299
11.2 Gesteigerter Narzissmus „männlicher Prägung ( autoritärer, aggressiver Narzissmus)304
11.3 Narzissmus weiblicher Prägung und Dependenz312
11.4 Kombinationen männlich-weiblicher narzisstischer Phänomene319
11.5 Mögliche Bewältigungsstrategien für Narzisst/innen319
Funktionelle Beschwerden und ihre psychosomatische Gliederung gemäß den 3 Energieumläufen in der Akupunktur322
12.1 Funktionelle Beschwerden – eine tägliche Herausforderung in der ärztlichen Praxis322
12.2 Westliche Erklärungen zur Entstehung funktioneller Beschwerden: Der Körper als Schlachtfeld unverarbeiteter emotionaler Belastungen?323
12.3 Beispiele und Symptome funktioneller Beschwerden325
12.4 Das Konzept der 3 Energieumläufe zur Erklärung häufiger psychosomatischer Zusammenhänge328
12.5 Funktionelle Beschwerden und körperliche Krank-heiten als Überkompensation seelischer Defizite?342
Schlussbetrachtung348
1. Wertvolle und wertfreie Psychotherapie348
2. Ziel oder Zufall? – Polares Denken und Phasenwandlungssystem als Brücken zwischen Psychologie, Ethik und Religion349
3. Östliches Gedankengut zur Ergänzung westlicher naturwissenschaftlicher Blickwinkel: Heilung und Gesundheit als geistiges Prinzip?351
Literaturverzeichnis und weiterführende Literatur353

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