RALLY OBEDIENCE
eine Erfolgsgeschichte
Rally Obedience kommt, wie so viele andere Hundesportarten, aus den USA und wurde dort Ende der 1990er-Jahre von Charles „Bud“ Kramer entwickelt. Im Lauf der folgenden Jahre schrieben sich zwei große amerikanische Hundesportverbände die Förderung von Rally Obedience auf ihre Fahnen: die APDT (Association of Pet Dog Trainers) und der AKC (American Kennel Club). Regelwerke entstanden, Trainer, Richter und Stewards wurden ausgebildet, in immer mehr Vereinen trainierten Hundesportler Rally Obedience, regionale und nationale Turniere wurden ausgerichtet; die Zahl der Anhänger stieg rasant.
Schnell verbreitete sich Rally Obedience nicht nur in den USA und in Kanada (CARO, Canadian Association of Rally Obedience), sondern es fand in den letzten Jahren auch seinen Weg über den Atlantik nach Europa. In Großbritannien, den skandinavischen Ländern, in Italien, in Slowenien und schließlich auch im deutschsprachigen Raum, in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland entdeckten immer mehr Hundefreunde Rally Obedience (auch RallyO oder RO genannt) für sich als Hundesportart.
Das Besondere an Rally Obedience
Was an Rally Obedience so besonders ist, so anders im Vergleich zu den herkömmlichen Hundesportarten, und warum es so viele Menschen begeistert, ist leicht erklärt: Erstens ist Rally Obedience für wirklich alle Hundefreunde geeignet und zweitens macht es riesigen Spaß. Es gibt kaum einen Hund oder einen Menschen, der diese Sportart nicht ausüben könnte! Große und kleine, alte und junge, dicke und dünne, unbegrenzt mobile und mobilitätsbegrenzte Menschen und Hunde, ob mit Handicap oder ohne, alle können und dürfen teilnehmen.
Auch die Anforderungen an den Trainingsstand halten sich in Grenzen: Schon mit ein bisschen Übung ist ein Anfängerparcours erfolgreich zu bewältigen.
Ganz abgesehen davon wird für den Rally-Obedience-Parcours so wenig Zubehör benötigt, dass sich jeder mit minimalem materiellen und finanziellen Aufwand seinen persönlichen Parcours zusammenstellen kann.
Bevor es mit dem Hund in einen Parcours geht, laufen die Hundeführer den Parcours ab. (Foto: Angelika Schröder)
Rally Obedience als Hundesport
Was genau kann man sich nun unter Rally Obedience vorstellen? Eine Gehorsamkeitsrallye? Die Idee des Erfinders ging tatsächlich in diese Richtung. Nach der Grundausbildung seines Hundes stehen für den Besitzer Sportarten wie Obedience oder Agility zur Auswahl. Aber nicht jedem liegt die beim Obedience geforderte Perfektion, und nicht jeder Hund (und auch nicht jeder Hundeführer) ist hinsichtlich Sprungstärke und Schnelligkeit den Anforderungen des Agility gewachsen. Gehorsamkeitstraining oder Unterordnung mit dem Hund war und ist nicht besonders beliebt. Darum wurde versucht, die klassische Unterordnung neu zu gestalten, um Hundebesitzer und Hundefreunde dafür zu begeistern. Da Agility überall auf der Welt große Begeisterung hervorruft, diente der Aufbau eines Agilityparcours als Inspiration. Das Ziel war, dem Gehorsamkeitstraining mit dem Hund seinen Charakter als lästiges Pflichtprogramm zu nehmen und es zu einer schönen, beglückenden Beschäftigung für Mensch und Hund zu machen.
Beim Agility absolvieren die Teams eine Vielzahl von Hindernissen in immer wieder unterschiedlicher Reihenfolge. Das ist eine Herausforderung für den Menschen: Er muss eine Strategie entwickeln, um den Hund so schnell wie möglich fehlerfrei durch den Parcours zu führen. Diese Idee wurde auf Rally Obedience übertragen. Hier gibt es jedoch anstelle der Hindernisse Übungsstationen. Die Stationen bestehen aus Schildern in DIN-A4-Größe, die dem Team durch Symbole sagen, was an dieser Stelle zu tun ist und in welche Richtung es nach Erfüllung der Aufgabe weitergeht. Die Aufgabe selbst kann sich aus dem Obedience beziehungsweise der Unterordnung oder aus dem allgemeinen Gehorsamkeitstraining ableiten. Gefordert sind Übungen wie Wendungen in jede Richtung, um 90, 180, 270 oder 360 Grad, ein Slalom um Pylonen, das Voraussenden über eine Hürde, Bleibübungen, Vorsitzübungen, Platz aus der Bewegung und viele weitere. Außerdem sehen manche Rally-Obedience-Regelwerke Übungen zur Futterverweigerung und zum Apport vor.
Ziel ist es nun, dass sich das Team möglichst schnell durch den Parcours bewegt, wobei der Hund bei Fuß geht und die unterschiedlichen Stationen so präzise wie möglich abgearbeitet werden.
Ein Parcours besteht im Schnitt aus 20 Übungen und muss normalerweise innerhalb von vier Minuten absolviert werden. Er wird auf einem 20 mal 30 Meter großen Areal (oder kleiner) aufgebaut. Ähnlich wie im Agility werden von den Richtern stets neue Parcours erdacht. Sie unterscheiden sich durch die Auswahl der Übungen und durch deren Reihenfolge.
Im Gegensatz zur klassischen Unterordnung und zum Obedience dürfen Mensch und Hund während des Parcours nach Lust und Laune miteinander kommunizieren. Der Hundeführer darf den Hund ansprechen, er darf ihn motivieren und anfeuern. Er darf beliebig viele Hör- und Sichtzeichen geben. Tabu ist nur jegliche Korrektur des Hundes – sei es durch Hand, Leine oder Stimme. Sie führt zu Punktabzug oder sogar zur Disqualifikation des Teams.
Auf seinem Weg von Amerika nach Europa hat sich Rally Obedience weiterentwickelt. In den verschiedenen Nationen wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, einige Übungen wurden verändert, abgewandelt, ergänzt, es kamen ganz neue Übungen hinzu – Rally Obedience blühte auf.
Ein grundlegender Unterschied der Regelwerke, der sogar schon bei den beiden amerikanischen Verbänden auftauchte, liegt in der Art der erlaubten Belohnung der Hunde. Die Belohnung mit Futter ist in einigen Regelwerken in den unteren Schwierigkeitsklassen nach bestimmten Übungen erlaubt, in anderen nicht. So erlauben in Österreich und in der Schweiz die übergeordneten Verbände die Futterbelohnung in den unteren Schwierigkeitsklassen, während in Deutschland in allen Klassen belohnt werden darf.
Ein Sport für alle
Für wen Rally Obedience der richtige Sport ist, wurde ja bereits angesprochen: für jede und jeden! Denn genau das ist die Idee, die dahintersteckt. Der Spaß am Umgang mit dem Hund, die freudige Zusammenarbeit stehen im Vordergrund, und diese sind unabhängig von Alter, Geschlecht, Statur, Gewicht oder Erfahrung.
Selbst Kinder können hier ihre ersten „Gehversuche“ mit einem Hund machen: Einfache Unterordnungsübungen werden spielerisch erlernt, Lob wird großzügig verteilt, und zwar an beide Teile des Teams, was eine Leidenschaft für das gemeinsame Tun weckt. Kinder haben oft weniger Vorbehalte, sich auch einmal für ihren Hund zum Clown zu machen, um ihn aufzumuntern, was besonders bei ruhigen, schüchternen Hunden hilft. Die Hunde lernen, was die anfangs noch ungeschickten Sichtzeichen der Kinder bedeuten, sie passen sich in bewundernswerter Weise ihren jungen Teampartnern an. Häufig haben die Kinder und Jugendlichen auch eine raschere Auffassungsgabe beim Erlernen und Umsetzen der Übungsschilder als Erwachsene.
Ebenso wie Kinder mitmachen können, steht Rally Obedience selbstverständlich auch Junghunden offen. Erste Gehorsamkeitsübungen mit viel Hilfe, Lob und Futterbelohnung zu erlernen und dabei nette Hundekollegen und nette Menschen zu treffen, nimmt der Grundausbildung die Strenge und lässt sie wie ein unterhaltsames Spiel mit dem menschlichen Partner erscheinen. Und das Erlernte hilft durchaus bei der Vorbereitung auf spätere Prüfungen und Herausforderungen im Hundesport.
Aber auch Senioren, sowohl menschliche als auch hündische, finden hier Aufnahme und anregende Beschäftigung. Viele ältere Hunde können die klassischen Hundesportarten wegen der hohen körperlichen Anforderungen nicht mehr ausüben. Vielen älteren Hundebesitzern geht es genauso. Im Rally Obedience treffen die Seniorenteams auf moderate Anforderungen in Bezug auf Schnelligkeit und körperliche Fitness. Bei körperlichen Behinderungen der Hunde können Sprünge angepasst, die schwierigeren Linksdrehungen weggelassen und so Überforderungen vermieden werden. Selbst taube oder blinde Hunde können mit entsprechender Unterstützung mitmachen. Taube Hunde lernen, auf die Sichtzeichen ihres Hundeführers zu achten, blinde Hunde bekommen durch Hörzeichen wie Schnalzen oder Klatschen akustische Hilfen, um sich orientieren zu können, und Sprünge können und dürfen entsprechend angepasst werden, indem die Stange niedriger oder gegebenenfalls ganz auf den Boden gelegt wird.
Auch ein blinder Hund kann mitmachen. (Foto: Claudia Träger)
Ist der Hundeführer oder der Hund gehbehindert, kann ihm mehr Zeit zur Bewältigung des Parcours eingeräumt werden. Für Rollstuhlfahrer ist ein...