Die meisten Arbeiten, bei denen der Hund uns im Haushalt, im Büro, während des Stadtbummels oder beim Spaziergang unterstützen kann, beinhalten ein wichtiges Grundelement: das Apportieren. Aber das Wiederbringen geworfener oder verlorener Gegenstände jeglicher Art ist nicht der einzige Bestandteil dieser Übung. Entscheidend ist das Festhalten, bis wir zum Loslassen auffordern. Sobald das Festhalten funktioniert, ergibt sich das Tragen fast von selbst. Schließlich besteht dieses nur daraus, dass der Hund etwas im Fang hält und damit einige Schritte zurücklegt. Für Hunde, die das Festhalten und Tragen noch nicht beherrschen, folgt nun eine Kurzanleitung zum Trainingsaufbau.
Festhalten, Tragen, Hergeben
Für fast alles, das wir unserem Hund beibringen möchten, gibt es verschiedene Wege zum Ziel. Folgende Methoden sind Erfolg versprechend und sollten entsprechend passend zum hündischen Individuum gewählt werden:
Methode eins – für Hunde, die nicht loslassen möchten
So mancher Hund möchte seine Beute partout nicht mehr loslassen. Er schleppt begeistert alles zu uns, was wir geworfen oder ausgelegt haben; aber es wieder herzugeben hat er nicht vorgesehen. Im Austausch für das Abgeben bieten wir dem Hund deshalb eine tolle Leckerei oder ein noch besseres Spielzeug an und belegen das Loslassen mit dem gewählten Hörzeichen (beispielsweise „Aus“ oder „Danke“), indem das Wort gesagt wird, während der Hund das Maul öffnet. Den Zeitpunkt der Herausgabe verzögert man nun Schritt für Schritt, um dem Hund zu vermitteln, dass er das Objekt der Begierde bis zur Aufforderung halten und dann abgeben soll. Nach einigen Wiederholungen kann man auch andere Verhaltensweisen mit Beute im Maul einbauen, das Sitzen während des Festhaltens ist ein guter Einstieg. Ein Hund, der seinem Ball hinterherrast, mit diesem dann auf kürzestem Weg zu seinem Menschen rennt, sich brav setzt und das Spielzeug erst auf Aufforderung ausspuckt, der beeindruckt auch hundelose Augenzeugen. Nur wenige Übungen, die so schnell erlernbar sind, lassen den Hund so wohlerzogen wirken.
Click, Tauschleckerchen und Spielzeug zu koordinieren ist eine Kunst für sich. (R. Weires)
Das Tragen klappt bei einem Hund, der sowieso nicht gern loslässt, fast wie von selbst: Sobald er mit seiner Beute zu uns kommt, gehen wir ein paar Schritte rückwärts und motivieren ihn verbal zum Mitkommen und Herbringen. Bei uns hört sich das mitunter wie folgt an: „Suuuuper, Mausi! Bring mit! Fein!“ Schon am Tonfall sollte der Hund erkennen, dass das, was er gerade tut, bei seinem Menschen großartig ankommt. Und keine Sorge, er wird schnell merken, dass es das Tragen/?Bringen ist, das uns Menschen in dieser Situation zu Fröhlichkeitsausbrüchen veranlasst. Sollte der Hund dann vor lauter Freude über unseren Spaß doch das Apportel fallen lassen, so senden wir ihn umgehend zurück, mit der Aufforderung, das fallen gelassene Objekt wieder zu holen. Körperlich kann man den Hund unterstützen, indem man sich selbst ebenfalls zu dem fallen gelassenen Gegenstand begibt und darauf zeigt.
Als Nächstes können wir üben, dass der Hund einen Gegenstand nicht nur hinterher-, sondern auch neben uns herträgt. Auch hier hilft das verbale Lob, die Strecke zu überbrücken und auszuweiten. Ist der Hund bei uns angekommen, motivieren wir ihn weiter mitzukommen. Erst nur ganz wenige Schritte und im Lauf der Übung immer ein paar mehr. Irgendwann kann man dann auch alles beliebig kombinieren: Bring diesen oder jenen Gegenstand, komm zu mir, trag ihn noch ein paar Meter mit mir, setz dich und gib ihn wieder her.
Info: Falls der Hund sein Spielzeug so sehr liebt, dass er es für eine Leckerei nicht hergeben möchte, kann man es zum Beispiel gegen ein noch beliebteres Spielzeug eintauschen (versuchen Sie es vielleicht mal mit einem, das quietscht). Am besten benutzt man dann jedoch generell zum Training des Tragens und Abgebens ein weniger attraktives Objekt. Alternativ empfiehlt sich die Arbeit mit einer Futtertube: Da der Fang des Hundes mit einem Gegenstand darin ohnehin leicht geöffnet ist, kann man in den hinteren Winkel des Mauls einen Klecks Leberwurst oder dergleichen platzieren. Er wird lecken wollen und das festgehaltene Objekt loslassen.
Sie sehen: Der Einfallsreichtum des Zweibeiners kann durch solche vermeintlichen Schwierigkeiten erst recht gefördert werden – so haben sowohl Mensch als auch Hund etwas davon, falls es nicht auf Anhieb funktionieren sollte.
Wichtig: Da es für viele zukünftige Übungen, Tricks und Spielereien essenziell ist, dass der Hund das Tragen und Festhalten gut findet, wird ein Objekt, das er nicht loslassen möchte, niemals mit Gewalt entrissen. Das Festhalten soll ihm ja nicht verleidet werden – zur Not muss man die eigene Kreativität spielen lassen, dann findet sich schon das Richtige, das man zum Tausch anbieten kann.
Methode zwei – für Hunde mit empfindlichem Maul
Manche Hunde mögen es gar nicht, etwas aufzunehmen und durch die Gegend zu tragen. Für solche Fälle eignet sich die Arbeit mit einem Futterbeutel. In diesen wird etwas sehr Leckeres eingefüllt, dem Hund gezeigt und anschließend wird in kleinen Schritten gearbeitet: Futterbeutel hinlegen oder festhalten, und sobald der Hund den Beutel kurz mit Maul oder Zähnen berührt, loben und aus dem Beutel füttern! Den Abstand zwischen Berührung mit Maul oder Zähnen bis zum Lob und Futter sollte man dann in winzigen Schritten vergrößern. Irgendwann, nach vielen, geduldigen Wiederholungen, hält der Hund den Beutel dauerhaft fest. Und da er bis dahin den Begriff „Tragen“, „Apport“, oder was auch immer Sie möchten, mit seiner Handlung verknüpft haben sollte, kann man die Übung auf andere Objekte übertragen. Da der Hund den Gegenstand so schnell wie möglich loslassen möchte, muss das Abgeben in der Regel nicht intensiv geübt werden – es ergibt sich während der Festhalte-Übungen sozusagen von selbst.
Info: Hat der Hund erst einmal begriffen, dass der Futterbeutel seine Lieblingsleckereien enthält, kann man den Beutel auch probeweise wenige Meter von sich werfen. Rennt er hinterher, bitte unbedingt darauf achten, dass er sich damit nicht aus dem Staub machen und in Ruhe seine...