Leitlinien des Standortes im globalen Geschehen
Erfolgskritischer Umgang mit „weichen“ Ressourcen des Standortkapitals: der Standort unterliegt einem dynamischen Wandel und Anpassungsdruck: insbesondere der richtige Umgang mit dem Standortkapital als Ressource wird für die Zukunft immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. D.h.: die vorhandenen Ressourcen müssen auf den Ausbau und die Weiterentwicklung des Standortes optimiert werden. Gegenüber dem Management klassischer Produktionsfaktoren hat das Management der Standortfaktoren (auch der "weichen Standortfaktoren" wie Image als Wirtschaftsstandort, Image als Wohnstandort, Umwelt, Lebensqualität und Sicherheit, unternehmensfreundliche und flexible Verwaltung) seine Zukunft noch vor sich. Im harten Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen genügt potentiellen Investoren der Verweis auf die Prosperität, hervorragende Infrastruktur und geografische Lage nicht mehr. Es geht um die Lösung der Fragen: wie kann der Standort mit der Dynamik des ihn umgebenden Umfeldes mithalten? aus welchen individuellen und kollektiven Standortfaktoren setzt sich das Kapital des Standortes zusammen, auf das er bei der Lösung seiner Aufgaben zurückgreifen kann? sind die notwendigen Fähigkeiten vorhanden, um das vorhandene Potential produktiv nutzen zu können? wie kann man die vorhandenen Erfolgsfaktoren des Standortes am bündeln und konzentrieren? Die Wirtschaftsförderung braucht daher neue Impulse, um in ihrem Bereich die Zukunft von Arbeitsplätzen zu sichern.
Für Kommunen hat sich die Wettbewerbssituation weiter verschärft, für Unternehmen ist die Gewerbesteuer vielfach zur wichtigsten Steuer geworden. Es hat ein Wettlauf der Standorte („Gewerbesteuer-Kannibalismus“) um Gewerbesteuerzahler begonnen (wenn ein Unternehmen mehrere Standorte hat, werden die betroffenen Kommunen entsprechend ihrem Beschäftigten-Anteil beteiligt). Dabei versuchen Standorte, sich gegenseitig Unternehmen abspenstig zu machen. Während der Steuerwettbewerb auf internationaler Ebene offen ausgetragen wird, verläuft dieser auf kommunaler Ebene auf einer niedrigeren Wahrnehmungsebene. Die Gewerbesteuer hat in ihrer relativen Bedeutung zugenommen und kann indirekt dazu beitragen, dass sich der Standortwettbewerb um Ansiedlung von Unternehmen zwischen den Kommunen weiter verschärft. Es soll daher ein Konzept entwickelt werden, das beschreibt/ vorgibt, wie sich der Standort anhand der ihn aus-/kennzeichnenden (immateriellen) Faktoren im Wettbewerb/ Markt, gegenüber Investoren/ Standortinteressenten sowie gegenüber anderen Standorten (in der Nähe, aber im Rahmen einer sich globalisierenden Wirtschaft auch in der Ferne) positionieren will. Dabei geht es um die Feststellung der für den Standort relevanten Geschäftsprozesse, Erfolgsfaktoren. Es muss untersucht und transparent gemacht werden, wie gut der Standort tatsächlich aufgestellt ist und wo sich möglicherweise noch zusätzliche Profilierungs- und Zukunftschancen verbergen.
Es geht um das am Standort vorhandene Strukturkapital sowie das Humankapital und Beziehungskapital. Das hierzu definierte Paket von ca. 25 Einflussfaktoren kann an die nachfolgenden Bearbeitungsschritte Bewertung, Messung, Wirkungsbeziehungen, Auswertung weitergeleitet werden. Hat man die wesentlichen Standortfaktoren vergleichbar zu der Bilanzanalyse eines Unternehmens strukturiert, ist eine Grundlage geschaffen, um diese Komponenten der wirtschaftlichen Standortentwicklung auch für Dritte nachprüfbar bewerten und messen zu können. Weiter können Wirkungszusammenhänge zwischen einzelnen Bilanzpositionen beschrieben und hinsichtlich ihrer Wirkungsstärke analysiert werden. Eine Aufgabe der Standortbilanz besteht u.a. darin, dazu beizutragen, den Einfluss von „weichen“ Faktoren auf die Standortentwicklung als Hebelkraft zu nutzen. Gerade über immaterielle Vermögenswerte liegen oft nur wenige oder keine verlässliche Daten vor. Deshalb müssen insbesondere die weichen Faktoren erst einer systematischen Entwicklung und Steuerung zugänglich gemacht werden. D.h. Methoden/ Instrumente zur systematischen Steuerung der wichtigsten immateriellen Standortressourcen werden zunehmend unverzichtbar. Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, wenn es darum geht etwas zu bewerten, das man nicht mit dem Millimetermaß des Finanzcontrolling angehen kann. Nicht alles was gemessen wird, muss deshalb auch von Bedeutung sein; nicht alles was wichtig ist, muss deshalb auch zu messen sein. Leitfragen sind beispielsweise: herrscht eine ausgesprochen quantitativ-finanzorientierte Kultur vor oder wurde bereits mit qualitativen Methoden oder Erfolgsmessung experimentiert ? sind bereits regelmäßig erhobene Daten oder ganze Meßsysteme verfügbar, die in Form einer Standortbilanz aggregiert werden könnten? welche sind im speziellen Fall die Aktiva und Passiva in einer Standortbilanz? Mehr Transparenz für eine komplizierte Standortumwelt: niemand kann es sich noch leisten, dass seine u.U. wertvollen Standortressourcen unentdeckt und damit unbrauchbar bleiben. Dabei kann allgemein eher über zu viel als zu wenig Information verfügt werden. Was fehlt, ist die Fähigkeit, Transparenz in diese komplizierte Standortumwelt zu bringen, d.h. alle Standortfaktoren vollständig zu identifizieren.
Es geht um eine Bewertung des „Unbewertbaren“, d.h. die Bewertung von (nach manchen Auffassungen) nicht bilanzierbaren Standortwerten. Eine wichtige Grundlage dafür stellt das Instrument der Standortbilanz dar, mit dem sich eine umfassende Bestandsaufnahme und Bewertung auch von immateriellen Faktoren realisieren lässt: mit dem Konzept der Standortbilanz lässt sich zudem eine Systematik anwenden, die auch zu den (zahlenorientierten) Denkstrukturen des Finanzbereichs passt. Die Standortbilanz macht Zusammenhänge zwischen Zielen, Geschäftsprozessen, Standortressourcen und Geschäftserfolg transparenter: die Verwendung der Standortressourcen wird dokumentiert und Zielerreichungen hieraus werden bilanziert. Durch das Hinterfragen komplexer Prozesse wird die Basis für zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten gelegt. Da sich die Standorte nach Größe, wirtschaftlichem und sozialem Umfeld und nicht zuletzt auch hinsichtlich politischer Zielsetzungen unterscheiden, muss jede Kommune eine eigene Lösung entwickeln, die ihrem individuellem Profil am besten entspricht und zur Differenzierung von anderen Standorten die Stärken überzeugend herausstellt, gleichzeitig aber mögliche Schwachpunkte nicht verschweigt. Dabei ist die Potenzialperspektive ein strategisches Kernelement. Die Schwierigkeit des Erkennens von Potenzialen liegt vor allem darin, dass sie häufig mehr in Form von Visionen als in Form von exakt mess- und kontrollierbaren Zahlenwerten fassbar gemacht werden können. Ein ambitioniertes Planungsverständnis sollte dafür sorgen, dass das detaillierte Bild der immateriellen Standortfaktoren nicht länger unschärfer ist als beispielsweise das Wissen über Topografie, Flächennutzung, Landschaft und Umwelt.
In einer Standortbilanz interessieren alle jene Kriterien, nach denen Unternehmen ihre Entscheidungen für und gegen Neu- bzw. Erweiterungsinvestitionen treffen. Es soll daher ein Konzept entwickelt werden, das beschreibt/ vorgibt, wie sich der Standort anhand der ihn aus-/ kennzeichnenden (immateriellen) Faktoren positionieren will. Die Entwicklung des Standortes ist das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren. Aufgrund von Untersuchungen lassen sich einige, besonders relevant erscheinende Bereiche hervorheben. Anhand dieser sowohl wachstumsbeschleunigenden als auch bremsenden Einflussfaktoren, muss jeder Standort für sich genau analysieren, ob er bisher langsamer oder schneller gewachsen ist, sich besser oder schlechter entwickelt hat, als die Standortfaktoren erlaubt hätten.
Innovation: die Entwicklung eines Standortes ist eng mit der Entwicklung von Innovations-Fähigkeit verknüpft. Da sich der Innovationsoutput schwerer messen lässt, sollte der Innovationsinput (beispielsweise Ausbildungsstand des Humankapitals, Ausgaben für Forschung & Entwicklung) als indirekte Messgröße erhoben werden. Erreichbarkeit: die Entwicklung eines Standortes wird im Zeitalter der Globalisierung wesentlich durch seine Erreichbarkeit bestimmt. Eine gute Verkehrsanbindung ist heute für nahezu alle konkurrenzstarken Standorte gegeben. Sie wird mehr oder weniger als gegeben vorausgesetzt. Besteuerung: Steuern stellen sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmer eine wichtige Kostenkomponente dar. Im Standortwettbewerb spielt die Höhe der Hebesätze eine große Rolle. Regulierung: untersucht werden sollte die Regulierungsdichte einschließlich bremsender oder fördernder Auswirkungen sowohl auf Produktmärkten als auch auf dem Arbeitsmarkt.
Ausgangssituation und Geschäftsumfeld/ -modell des Standortes: in einer zahlenorientierten Finanzwelt reichen hierzu nur verbale Darstellungen nicht aus. Eine der Hauptursachen, warum komplizierte, da an vielen Stellen miteinander vernetzte Sachverhalte des Standortes bislang so wenig sicht- und greifbar gemacht wurde, liegt in der komplizierten Bewertung und Messung immaterieller sogenannter weicher Faktoren begründet. Es geht darum, anhand von immateriellen Faktoren eine Marktposition zu erobern. Die richtige Positionierung basiert nicht ausschließlich auf materiellen oder immateriellen Standorteigenschaften, sondern auch auf der Zielrichtung, d.h. dem Finden der richtigen Zielgruppe. Wenn die Wirtschaftsförderung Bemühungen auf bestimmte Segmente konzentriert, ist es leichter, spezifische Anforderungen von Investoren zu verstehen und sich hierauf einzustellen. Dies erhöht die Erfolgsaussichten. Trotz zahlreicher Einzelaktivitäten gibt es an vielen Stellen noch Lücken, die eine bestmögliche Ausschöpfung der im...