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Regulierung der Abschlussprüfung

Eine Wirksamkeitsanalyse zur Wiedergewinnung des öffentlichen Vertrauens

AutorAnja Herkendell
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl292 Seiten
ISBN9783835054479
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,44 EUR
Anja Herkendell stellt die Vorschriften des Bilanzrechtsreformgesetzes, des Bilanzkontrollgesetzes, des Abschlussprüferaufsichtsgesetzes sowie des Regierungsentwurfes des Berufsaufsichtsreformgesetzes und deren Auswirkungen auf das bestehende System der Abschlussprüfung dar und analysiert den Beitrag der nationalen Regulierungsmaßnahmen zur Wiedergewinnung des öffentlichen Vertrauens.

Dr. Anja Herkendell promovierte bei Prof. Dr. Hannes Streim am Lehrstuhl für Theoretische BWL I - Unternehmensprüfung der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist als Associate bei PricewaterhouseCoopers AG WPG in Düsseldorf tätig.

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Leseprobe
1 Einleitung (S. 1)

1.1 Problemstellung

„Die überwiegende Mehrheit der deutschen Wirtschaftsprüfer arbeitet sachgerecht und verdient das uneingeschränkte Vertrauen der Öffentlichkeit. Gleichwohl haben sich zuletzt offenkundige Prüfungsfehler gehäuft."

Ein Ziel der gesetzlichen Abschlussprüfung besteht darin, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Richtigkeit der Unternehmensabschlüsse zu festigen. Dabei ist die Abschlussprüfung seit ihrer Einführung im Jahr 1931 regelmäßiger Kritik ausgesetzt, die insbesondere auf einem divergierenden Verständnis der Öffentlichkeit von der Leistungsfähigkeit und den Aufgaben der Abschlussprüfung sowie den hierzu erlassenen gesetzlichen Vorschriften beruht. Die Ursachen und Lösungsmöglichkeiten dieses Problems werden bereits seit den 1970er Jahren im Schrifttum unter dem Aspekt der Erwartungslücke diskutiert. Vertrauensprobleme sind dem Berufsstand der Wirtschaftsprüfer somit nicht fremd.

Die Bilanzmanipulationen zu Beginn dieses Jahrhunderts führten jedoch zu einer neuen Dimension der Vertrauenskrise. Auf den Zusammenbruch des US-amerikanischen Energiekonzerns Enron im Dezember 2001 folgten sowohl in den USA als auch in Europa zahlreiche Bilanzskandale, die das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Richtigkeit der Unternehmensabschlüsse weltweit erschütterten. In der Öffentlichkeit herrschte allgemeines Unverständnis darüber, warum die Abschlussprüfer die Bilanzmanipulationen nicht verhindert oder aufgedeckt hatten.

Als im Zusammenhang mit dem Enron-Skandal zudem Pflichtverletzungen des Abschlussprüfers des Unternehmens bekannt wurden, brachte die Öffentlichkeit der Abschlussprüfung als „Garant der Rechnungslegung" verstärktes Misstrauen entgegen. Forderungen nach einer wirksameren Kontrolle der Abschlussprüfer wurden laut. Als Konsequenz der Bilanzskandale wurde in den USA im Jahr 2002 der Sarbanes-Oxley Act verabschiedet, der eine öffentliche Aufsicht über die Abschlussprüfer einführte und damit die Selbstregulierung des Berufsstands faktisch beendete.

Die EU-Kommission reagierte 2002 ihrerseits mit einer Erklärung zur Unabhängigkeit des Abschlussprüfers, deren Prinzipien 2006 in der novellierten 8. EU-Richtlinie (Abschlussprüferrichtlinie) rechtlich verankert und durch Vorschriften zur verbesserten Kontrolle von Abschlussprüfern ergänzt wurden. Der Gesetzgeber in Deutschland entsprach damit vor allem dem internationalen Druck, indem er seit 2004 umfassende Gesetze verabschiedete, welche die Regulierung im Bereich der Wirtschafts- und Abschlussprüfung wesentlich erhöhten.

Zu den Ende 2004 verabschiedeten Gesetzen zählen das Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG), das Bilanzkontrollgesetz (BilKoG) und das Abschlussprüferaufsichtsgesetz (APAG). Das Berufsaufsichtsreformgesetz (BARefG) liegt derzeit noch im Entwurf vor und tritt voraussichtlich im Sommer 2007 in Kraft. Ein gemeinsames Ziel dieser Gesetze ist die Wiedergewinnung des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Abschlussprüfung, welches sie auf unterschiedliche Weise verfolgen.

Während das BilReG insbesondere die Unabhängigkeitsanforderungen an die Abschlussprüfer verschärft, implementieren die übrigen Gesetze stärkere Kontrollen, die von erweiterten Ermittlungskompetenzen der Wirtschaftsprüferkammer (WPK) bei vermuteten Pflichtverletzungen der Berufsstandsangehörigen und der Einführung anlassunabhängiger, stichprobenartiger Untersuchungen bei Abschlussprüfern bis hin zur Einrichtung einer öffentlichen Aufsicht über die WPK reichen.

Aus diesen Maßnahmen resultieren zwei fundamentale Fragen:

1. Kommt dem öffentlichen Vertrauen in die Abschlussprüfung eine derart hohe Bedeutung zu, dass der Verlust des Vertrauens umfangreiche Eingriffe durch den Staat rechtfertigt?

2. Können die aufgezeigten Maßnahmen das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Abschlussprüfung wieder herstellen?

Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der Beantwortung dieser Fragestellungen. Darüber hinaus soll ein umfassender Überblick über die Regulierungsmaßnahmen der letzten Jahre im Bereich der Abschlussprüfung gegeben werden.

Aufgrund dieses Ziels und um die Untersuchung in einem angemessenen Rahmen zu halten, ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die im Schrifttum teilweise diskutierte Einführung eines Aktienamtes, das als staatliche Institution die Prüfungen bei Unternehmen durchführt, nicht thematisiert wird.
Inhaltsverzeichnis
GELEITWORT6
VORWORT8
INHALTSVERZEICHNIS10
ABBILDUNGSVERZEICHNIS19
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS20
1 Einleitung24
1.1 Problemstellung24
1.2 Struktur und Gang der Untersuchung25
2 Vertrauen in der Ökonomik27
2.1 Begriff des Vertrauens in der Ökonomie28
2.2 Das Phänomen des Vertrauens in dieser Arbeit30
2.3 Vertrauensvergabe als rationaler Entscheidungsprozess31
2.3.1 Das Kalkül des Vertrauensgebers31
2.3.2 Das Kalkül des Vertrauensnehmers37
2.3.3 Verlust des Vertrauens39
2.4 Personales Vertrauen und Systemvertrauen40
2.5 Problematik der Quantifizierbarkeit von Vertrauen41
3 Notwendigkeit der Durchführung von Abschlussprüfungen44
3.1 Pareto-Effizienz und Wohlfahrtsökonomik45
3.2 Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes48
3.3 Funktionenschutz durch Rechnungslegung und Kapitalmarktrecht49
3.4 Glaubwürdigkeit der Rechnungslegungsinformationen50
3.4.1 Vertrauen der Kapitalgeber in ein Unternehmen50
3.4.2 Grundzüge einer Prinzipal-Agenten-Beziehung51
3.4.3 Informationsasymmetrie und Interessendivergenz zwischen Management und Kapitalgebern52
3.4.4 Risiko des Versagens des Kapitalmarktes aufgrund von Moral Hazard54
3.4.5 Risiko des Versagens des Kapitalmarktes aufgrund von Adverse Selection54
3.4.6 Rechnungslegung als Instrument zur Überwindung von Informationsasymmetrien56
3.5 Verifizierung der Rechnungslegung durch die Abschlussprüfung57
3.5.1 Agency-theoretische Begründung der Prüfungsnachfrage57
3.5.2 Begründung der Pflichtmäßigkeit der Prüfung66
3.6 Die Einführung der Pflichtprüfung und des Berufsstands der Wirtschaftsprüfer67
3.7 Funktionen der Abschlussprüfung72
3.7.1 Kontrollfunktion72
3.7.2 Informationsfunktion73
3.7.3 Beglaubigungsfunktion73
3.8 Durchführung von Abschlussprüfungen74
3.8.1 Prüfungsgegenstand und Prüfungsumfang74
3.8.2 Berichterstattung77
4 Abschlussprüfung und Vertrauen82
4.1 Konkretisierung des Begriffs der Öffentlichkeit82
4.2 Abschlussprüfung als Kontraktgut83
4.3 Vertrauen in die Abschlussprüfung und die Abschlussprüfer – ein enger Zusammenhang86
4.4 Vertrauensbeziehung zwischen Öffentlichkeit und Abschlussprüfern87
4.4.1 Determinanten der Glaubwürdigkeit87
4.4.2 Aspekte der Vertrauenskrise112
4.5 Notwendigkeit vertrauensbildender Maßnahmen141
4.6 Maßstäbe zur Beurteilung der vertrauensbildenden Maßnahmen143
5 Internationaler Gestaltungsrahmen für die vertrauensbildenden Maßnahmen145
5.1 Sarbanes-Oxley Act145
5.1.1 Grundlagen145
5.1.2 Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB)147
5.1.3 Unabhängigkeit der Abschlussprüfer151
5.2 Maßnahmen in der EU155
5.2.1 Empfehlung der EU-Kommission zur Unabhängigkeit des Abschlussprüfers155
5.2.2 Novellierung der 8. EU-Richtlinie157
6 Maßnahmen des Gesetzgebers zur Wiedergewinnung des Vertrauens in die Abschlussprüfung160
6.1 10-Punkte-Programm der Bundesregierung160
6.1.1 Unabhängigkeit und Stärkung der Rolle des Abschlussprüfers (Punkt 5)160
6.1.2 Überwachung der Rechtmäßigkeit konkreter Unternehmensabschlüsse durch eine unabhängige Stelle („ Enforcement“) ( Punkt 6)163
6.2 Bilanzrechtsreformgesetz163
6.2.1 Regelungen zur Rechnungslegung164
6.2.2 Regelungen zur Unabhängigkeit des Abschlussprüfers165
6.2.3 Weitere Änderungen von Abschlussprüfungsvorschriften170
6.3 Bilanzkontrollgesetz172
6.3.1 Begriff des Enforcement172
6.3.2 Zweistufiges Enforcement173
6.3.3 Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung174
6.3.4 Ablauf des Enforcement176
6.3.5 Auswirkung des Enforcement auf den Abschlussprüfer180
6.4 Abschlussprüferaufsichtsgesetz183
6.4.1 Die Abschlussprüferaufsichtskommission (APAK)184
6.4.2 Ausübung der öffentlichen Aufsicht185
6.4.3 Externe Qualitätskontrolle187
6.5 Berufsaufsichtsreformgesetz192
6.5.1 Stärkung der Berufsaufsicht192
6.5.2 Turnus der externen Qualitätskontrolle195
6.5.3 Transparenzbericht195
6.5.4 Regelungen für Drittstaaten196
7 Analyse der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Wiedergewinnung des Vertrauens in die Abschlussprüfung197
7.1 Sicherung der Urteilsfähigkeit197
7.1.1 Theoretische Aus- und Fortbildung197
7.1.2 Praktische Ausbildung200
7.1.3 Fazit201
7.2 Sicherung der Urteilsfreiheit203
7.2.1 Berufsethik203
7.2.2 Haftung220
7.2.3 Berufsaufsicht und Sanktionen231
7.2.4 Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle239
7.3 Reduzierung von Fehlverhalten248
7.3.1 Verbesserung der Prüfungsbedingungen248
7.3.2 Enforcement253
7.4 Erhöhung der Transparenz262
7.4.1 Bezug zur Erwartungslücke262
7.4.2 Offenlegung des Prüfungsberichts in besonderen Fällen263
7.4.3 Transparenzbericht264
7.4.4 Einheitliches Ersetzungsverfahren264
7.5 Das Aufsichts- und Kontrollsystem über die Abschlussprüfer265
7.5.1 Überblick265
7.5.2 Zusammenspiel einzelner Komponenten im System der Abschlussprüferaufsicht267
7.6 Kritische Anmerkungen zur Verbindung der Aussagen der Rechnungslegung und der Abschlussprüfung269
7.6.1 „Gütesiegel“-Problematik269
7.6.2 Entstehen einer neuen Erwartungslücke271
8 Zusammenfassung und Ausblick275
LITERATURVERZEICHNIS282
VERZEICHNIS DER GESETZESQUELLEN310
1. GESETZE310
2. GESETZESENTWÜRFE UND BEGRÜNDUNGEN310
3. SONSTIGE QUELLEN311
4. EU-RICHTLINIEN UND VORSCHLÄGE312
5. SEC-VERORDNUNGEN312
6. PCAOB-RULES313
RECHTSPRECHUNGSVERZEICHNIS314
VERZEICHNIS DER IDW-STANDARDS315
1. PRÜFUNGSSTANDARDS315
2. PRÜFUNGSHINWEISE315

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