Verhaltenstipps von A bis Z
■ Aberglaube: Viele Cubaner richten ihr Verhalten an Vorstellungen aus, die nach unseren Maßstäben in die Kategorie verrückter Hokuspokus fallen – vom Glauben an mächtige überirdische Wesen über Liebeszauber bis hin zur Furcht vor der ominösen „schwarzen Katze“ ist alles dabei. Hintergrund ist der von Außenstehenden oft unterschätzte Einfluss der weitverbreiteten afrocubanischen Kulte, allen voran der Santería (vgl. Verhaltenstipp „Religion“).
Viele Cubaner empfinden ein Gefühl der Ohnmacht gegenüber den diversen Widrigkeiten ihres Alltags und flüchten sich privat in eine Welt voller Magie. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie im Kapitel „Religion und Magie: rote Insel – schwarze Götter“ ab Seite 219.
■ Armut und Bettelei: Offene Bettelei kommt am ehesten in der Nähe von großen, viel besuchten Kirchen vor. „Zielpersonen“, die sich nicht vom ersten Kontakt an knallhart abweisend zeigen, werden die Bedürftigen nur mit großer Mühe wieder los. Die empfindlichen Sanktionen, die Cubanern drohen, die den Straftatbestand der „Touristenbelagerung“ (asedio) verwirklichen, sorgen dafür, dass Ausländer nur selten unverblümt um Bares angeschnorrt werden.
„Touristenabzocke“ läuft daher meist viel subtiler ab, etwa mithilfe des allgegenwärtigen Provisionssystems (vgl. Verhaltenstipp „Schlepper/Guides“), diverser Formen der Anbiederung, Verkauf minderwertiger oder gefälschter Waren und Manipulationsversuchen via Lügengeschichten. Mehr zum Thema im Kapitel „Begegnungen – Cubaner und Ausländer“ ab Seite 261.
■ Ausländer/Touristen: Ausländische Touristen sind gern gesehen und werden ganz überwiegend positive Erfahrungen im Umgang mit Cubanern machen. Wer brenzlige Situationen nicht geradezu heraufbeschwört, wird kaum ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Dass die Bereisten in vielerlei Hinsicht einen völlig anderen Blick auf die Welt und das Leben haben, ist eine der Hauptursachen für Kulturschocks. Mehr zum Thema im Kapitel „Begegnungen – Cubaner und Ausländer“ ab Seite 261.
■ Anrede: Auf Cuba duzt man sich. Ausnahmen gelten für Amtspersonen und Geistliche. Bei großem Altersunterschied siezt die jüngere Person die ältere vorsichtshalber erst einmal, wird von dieser dann aber häufig rasch eingeladen, zum vertraulicheren „Du“ zu wechseln. Anreden wie mi amor (meine Liebe) und cariño (Liebling) sind übrigens normalerweise keine Anmache, sondern Ausdruck grundsätzlicher Sympathie. Mehr zum Thema im Abschnitt „Grundregeln cubanischer Umgangsformen“ ab Seite 113.
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Cubas flache Sandstrände laden zum Relaxen ein
■ Baden/Nacktbaden: Cubaner machen gerne Ausflüge an ihre Strände – wobei das Bad im Meer gegenüber dem geselligen Beisammensein eine eher untergeordnete Rolle einnimmt. Hintergrund ist auch, dass viele Cubaner nicht besonders gut schwimmen können.
Wer außerhalb explizit dafür vorgesehener Hotelstrände nackt badet, darf nicht mit dem Verständnis der in dieser Hinsicht prüden einheimischen Bevölkerung rechnen. Oben-ohne sorgt außerhalb der Touristengegenden ebenfalls für Aufsehen.
■ Bekleidung: Das subtropische Klima erlaubt es, Cuba das ganze Jahr über in Sommerkleidung zu bereisen, zumindest tagsüber. Für die Abendstunden, in Gebäuden und Transportmitteln mit Klimaanlage und an manchen Tagen im cubanischen „Winter“ sollte man einen Pulli und lange Hosen dabeihaben.
Wer Anerkennung für sein Äußeres erwartet, sollte auf ein gut sitzendes und sauberes Outfit achten. Legerer Gammel-Look gilt als Armutszeugnis und ist Cubanern in der Öffentlichkeit ebenso zuwider wie alle anderen Erscheinungsformen ungepflegter Plumpheit. Mehr zu diesem Thema im Abschnitt „Lifestyle der Jugend“ auf Seite 193.
■ Berührungen/Körperkontakt: Cubaner gehen viel schneller auf Tuchfühlung, als man dies bei uns gewohnt ist. Küsschen für die Damen und kräftige Umarmungen unter Männern gehören zu jeder vernünftigen Begrüßung und Verabschiedung. Gesprächspartner wecken bzw. erhalten die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers durch häufiges Berühren, vorzugsweise an Schultern und Armen. Mehr dazu im Abschnitt „Grundregeln cubanischer Umgangsformen“ auf Seite 113.
■ Bestechung: Kleine und große Schmiergelder beschleunigen auf Cuba so einiges. Die gute Nachricht: Touristen werden damit kaum konfrontiert. Der Staat räumt ausländischen Reisenden eine so privilegierte Stellung ein, dass sie sich eine bevorzugte Behandlung nicht mehr extra erkaufen müssen. Gegenüber Amtsträgern sollte man niemals von sich aus Bestechungsversuche unternehmen. Mehr zum Thema im Abschnitt „Bürokratie und Korruption“ auf Seite 85.
■ Bürokratie: Immer gelassen und sachlich bleiben – auch wenn es mal wieder (viel) länger dauert als es sollte … Die erfolgversprechendste Taktik ist ein gewinnendes Lächeln! Mehr dazu im Abschnitt „Bürokratie und Korruption“ auf Seite 85.
■ Drogen: Auf Cuba erlaubte Drogen sind Musik, Tanz, Erotik, Rum, Aufopferung für das Gemeinwohl und erhöhte Endorphin-Ausschüttung aufgrund revolutionärer Inbrunst. Bereits der Besitz geringer Mengen illegaler Betäubungsmittel wird drakonisch bestraft. Unbedingt Finger weg! Mehr zum Thema im Abschnitt „Kriminalität und illegale Drogen“ auf Seite 201.
■ Einkaufen/Märkte: Centros comerciales sind Shopping-Malls mit allen erdenklichen Waren. Selbstversorger decken sich auf den agros genannten Bauernmärkten mit frischen Lebensmitteln ein. In ersteren wird mit CUC, in letzteren mit CUP (vgl. Verhaltenstipp „Geld“) bezahlt. Mehr dazu im Abschnitt „Einkaufen – alltägliches Geduldsspiel“ auf Seite 178.
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Das Warenangebot auf den Bauernmärkten ist üppig
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Landestypisch arrangierte Meeresfrüchte mit Beilagen
■ Einladungen: Cubaner, die Ausländern anbieten, bei ihnen zu essen oder gar zu übernachten, wollen mit ihrer Einladung oft nur ihre grundsätzliche Sympathie ausdrücken. Eingeladene, die auf Nummer sicher gehen wollen, lehnen die nett gemeinte Offerte zunächst einmal wortreich dankend ab. Mehr zum Thema im Abschnitt „Einladungen als Kommunikationsritual“ auf Seite 115.
■ Ess- und Trinksitten: Cubaner sind allen Sinnesfreuden gegenüber sehr aufgeschlossen, auch und gerade dem Essen und Trinken. In Sachen Mahlzeiten bevorzugt man tendenziell Deftiges, Fettes und Süßes. Rindfleisch ist eine Riesendelikatesse. Die Art und Weise wie Speisen und Getränke serviert und eingenommen werden, unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei uns üblichen. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt „Cocina criolla – cubanische Gaumenfreuden“ auf Seite 180.
■ Fotografieren: Die meisten Cubaner lassen sich gerne ablichten, wenn man sie vorher um Erlaubnis bittet. Vor allem an touristischen Brennpunkten muss aber mit der Aufforderung zu einer Gegenleistung gerechnet werden. Die explizit fotogenen, Zigarre schmauchenden alten Leutchen in der Altstadt von La Habana sitzen dort also keineswegs zufällig den ganzen Tag herum. In Museen wird oft eine zusätzliche Gebühr erhoben. Militärische Objekte, Militärangehörige, Flugplätze und Fabriken dürfen nicht fotografiert werden.
■ Freundschaften: Nur sehr naive Zeitgenossen verkennen, dass „Freundschaften“ mit finanziell deutlich schlechter gestellten Cubanern stets auch materielle Erwartungen wecken – Aussicht auf Geschenke, Einladungen oder gar die Möglichkeit, das Land zu verlassen. Natürlich muss solch Kalkül nicht in jedem Fall im Vordergrund stehen. Mehr dazu im Kapitel „Begegnungen – Cubaner und Ausländer“ auf Seite 261.
■ Geld: Offizielle Zahlungsmittel sind derzeit der Peso Cubano (CUP oder auch moneda nacional, also „nationales Geld“) und der an den US-Dollar gekoppelte von den Einheimischen als divisa und chavito bezeichnete Peso Convertible (CUC). Für 1 CUC bekommt man 25 Pesos Cubanos...