Islam
„Sag: Ich bin nur ein Mensch wie ihr, (einer) dem (als Offenbarung) eingegeben wird, daß euer Gott ein einziger Gott ist. Nehmt nun Kurs auf ihn und bittet ihn um Vergebung (für eure Sünden)! Doch wehe denen, die (ihm andere Götter) beigesellen.“
(Koran 41:6)
In der gesamten Region ist kaum etwas wichtiger als der Islam, er bestimmt das Denken und Handeln nahezu aller Einheimischen. Jedem Reisenden sollte klar sein, dass er sich in einem gewissen Rahmen den islamischen Sitten und Gebräuchen anpassen muss.
Der Islam entstand auf der Arabischen Halbinsel in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Seitdem hat er sich zu einer bedeutenden Weltreligion entwickelt, die sich von der Arabischen Halbinsel über Kleinasien, Nordafrika, Südosteuropa, den Indischen Subkontinent sowie Südostasien ausdehnt und über 1,2 Milliarden gläubige Muslime zählt.
Historischer Hintergrund
Prophet Muhammad
Im heutigen Saudi-Arabien lebte vor ca. 1300 Jahren der Prophet Muhammad. Er gilt als Stifter des Islam, denn ihm wurde von Gott das heilige Buch aller Muslime, der Koran, offenbart. Damit nahm die rasante Ausbreitung dieser Glaubens- und Lebenslehre ihren Anfang.
Um das Jahr 570 n. Chr. wurde Muhammad Ibn Abdallah, so lautete der volle Name des Propheten Muhammad, in der Stadt Mekka im heutigen Saudi-Arabien geboren. Sein Vater Abdallah Ibn Abd al-Muttalib war Kaufmann, starb allerdings schon vor Muhammads Geburt, sodass er unter der Obhut seines Großvaters und später seines Onkels aufwuchs. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete Muhammad als Karawanenführer für die reiche Kaufmannswitwe Khadija, die er später heiratete. Durch die weit reichenden Handelsverbindungen erhielt er schon früh Kenntnisse über andere Völker und Religionen.
Zur Zeit des Propheten waren die Bewohner der Arabischen Halbinsel zum größten Teil Beduinen und streng in Stämmen organisiert. Doch es war eine gesellschaftliche Entwicklung in Gang gekommen, die über den einzelnen Stamm hinaus ging und auf Vereinigung zielte. Erste Ansätze zur Staatenbildung waren die Entstehung einer gemeinsamen Literatursprache und eines Handelssystems mit Märkten und kleinen Städten. Der Islam griff in diese Tendenzen ein, nicht zuletzt weil auch das Christentum und das Judentum in dieser Region kaum Fuß gefasst hatten.
Mekka war ein bedeutender Umschlagplatz an einer Handelsroute, die von Südarabien ans Mittelmeer führte. Die Kaaba in Mekka war schon in vorislamischer Zeit ein Heiligtum der Beduinen. Allah war einer ihrer Götter, der allerdings eine untergeordnete Rolle spielte und noch namenlos war. Von größerer Bedeutung waren verschiedene lokale Gottheiten.
Im Alter von vierzig Jahren erschien Muhammad der Engel Gabriel, der ihm nach und nach die Worte Allahs, den Koran, übermittelte. Muhammad sah sich zunächst als Nachfolger der Propheten des Neuen und Alten Testaments. In den ersten Jahren war sein Hauptanliegen die Schaffung eines Buches, das den heiligen Schriften der Juden und Christen entsprach und den Arabern endlich in ihrer Sprache die göttliche Offenbarung bringen sollte, die ihnen bislang vorenthalten war. Nachdem der Prophet begann, die Lehren des Islam zu verkünden, standen ihm viele Einwohner Mekkas feindselig gegenüber. Sie fürchteten, dass ihre Stadt ihre Position als Wallfahrtsort und Wirtschaftszentrum verlieren könnte.
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„Muhammad“ in kalligrafischer Spiegelschrift
Weil er in seiner Heimatstadt keine Möglichkeit sah, die neue islamische Wertordnung gegen die konservativ gesinnten Kreise von Priestern und Händlern durchzusetzen, zog Muhammad mit seinen Gefolgsleuten 622 n. Chr. von Mekka nach Yathrib. Dieser Abwanderung wird in der islamischen Welt eine so große Bedeutung beigemessen, dass sie den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert (siehe auch „Religiöse Feste“/„Islamischer Kalender“). Yathrib wurde fortan Medinat an-Nabiyy, „Die Stadt des Propheten“, genannt, was sich später zu Medina verkürzte. Hier fand Muhammad schnell weitere Sympathisanten, und er begann, feste Regeln für das Miteinander der Gläubigen aufzustellen.
Doch der Prophet wirkte nicht nur als religiöser Führer, sondern er bemühte sich auch um den Aufbau eines organisierten Gemeinwesens und wirkte als Sozialreformer. Er erhob sein Wort gegen den gesellschaftlichen und moralischen Niedergang der damaligen Zeit, in der Spannungen, Konflikte und Kriege zwischen den Stämmen an der Tagesordnung waren. In vollem Gange war der Übergang von einer matrilinearen zu einer patrilinearen Stammesorganisation. Ein schweres Los hatten die Frauen, denn sie galten zunehmend als eine Art Ware, die man kaufen, verkaufen oder vererben konnte (siehe: „Frauen im Islam“).
Muhammad wollte nicht nur eine neue Religionslehre vermitteln und soziale Ungerechtigkeiten beseitigen, er hatte auch die Vision, das zerstrittene zentralarabische Stammeswesen zu Gunsten einer großen „Gemeinde aller Gläubigen“, der arab. Umma, zu überwinden.
Mit den Bewohnern seiner Heimatstadt Mekka begann eine kriegerische Auseinandersetzung, die mit dem Sieg des Propheten und seiner Anerkennung als Führer endete. Muhammad zerstörte eigenhändig in der Kaaba stehende Götzenbilder. Der Islam breitete sich in kurzer Zeit über fast die gesamte Arabische Halbinsel aus – zeitweise durch Kämpfe und Eroberungen, zum Teil wurde der Glaube auch freiwillig angenommen.
Muhammad starb nach einer kurzen Fieberkrankheit im Jahr 632 im saudi-arabischen Medina, wo auch die den Muslimen heilige Moschee steht, in der er begraben ist. Muhammad wird nicht als Sohn Gottes angesehen, da Gott nach islamischer Vorstellung keine Kinder haben kann. Er ist der Gesandte Gottes, also ein sterblicher Mensch wie alle anderen Menschen (Koran 41:6, siehe Zitat auf Startseite dieses Kapitels). Da Muhammad nicht wie Jesus Christus göttlich verehrt wird, lehnen Muslime die Bezeichnung „Mohammedaner“ ab – dies würde die Stellung des Propheten zu Unrecht überbetonen.
Kalifate
Nach dem Tod des Propheten im Jahr 632 entbrannte ein Streit um die Führung der Gläubigen, da Muhammad keine Söhne hatte und keinerlei Verfügungen für seine Nachfolge erlassen hatte.
Die ersten vier Kalifen, die das religiöse und politische Amt Muhammads fortführten, hießen Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali. Sie werden auch „die Rechtsgeleiteten“, arab. Ar-Rashidun, genannt. In nur 50 Jahren nach dem Tod des Propheten breitete sich der neue Glaube bis zum heutigen Afghanistan im Osten und bis Libyen im Westen aus, wenig später sogar bis auf die Iberische Halbinsel.
Es gab verschiedene Gründe für diese rasche Ausbreitung des Islam. Vor allem gelang es, die zuvor zerstrittenen Stämme zu vereinen, die fortan gemeinsam im Dienste Allahs kämpften. Der Islam schaffte zudem, Elemente anderer Kulturen wie der hellinistischen, persischen und indischen aufzunehmen und zu etwas Neuem zu verschmelzen. So taten sich auch die Besiegten leichter, die neue Religion anzunehmen. Der Ausbreitung kam aber auch zugute, dass die mächtigen Reiche der damaligen Zeit – Persien, Byzanz und Rom – gegen große innere Probleme anzukämpfen hatten bzw. im Untergang begriffen waren.
Um die Führung des islamischen Reiches gab es immer wieder Zwist. Nach Ermordung des dritten Kalifen Uthman im Jahr 656 schwand die Einheit der Gläubigen und es folgten lange Bürgerkriegsjahre. Der Meuchelmord an dem vierten Kalifen Ali, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, im Jahr 661 gipfelte in einer heute fortwährenden konfessionellen Spaltung des Islam in Sunniten und Schiiten. Streitpunkt war (und ist), ob als Kalif nur ein Blutsverwandter des Propheten in Frage kommt. Die Sunniten betrachten dies als nicht notwendig – anders als die Schiiten. Die weiteren Unterschiede zwischen diesen beiden Hauptzweigen des Islam sind kleiner als die christlicher Konfessionen.
Die Sunniten stellen heute einen Anteil von über 85 % der muslimischen Weltbevölkerung. Auch in den V.A.E., in Qatar und Oman stellen Schiiten eine Minderheit dar. Anders in Bahrain, wo sich mit ca. 65 % aller Muslime die Mehrzahl zur schiitischen Glaubensform bekennt – allerdings gehört die Herrscherfamilie Al-Khalifa (siehe „Gesellschaft“/„Staat und...