Verhaltenstipps
von A bis Z
■ Aberglaube: Die meisten Thais sind sehr abergläubisch. Zahlreiche Männer tragen Amulette, die Unheil fernhalten sollen. Manche dieser Talismane, die von angesehenen Mönchen gesegnet oder sogar verkauft und vermarktet werden, können ausgesprochen teuer sein. Der Glaube an Geister ist weitverbreitet, nicht wenige Thais fürchten sich beispielsweise vor einer Übernachtung in einer fremden Umgebung, da dort u. U. Geister hausen könnten. Die Geister werden in zahlreiche Unterklassen eingeteilt, denen jeweils besondere Eigenschaften und Untaten zugeordnet werden. An Häusern werden für die in der Umgebung lebenden Geister – bzw. diejenigen, die durch den Hausbau vertrieben wurden – kleine Schreine oder „Geisterhäuser“ angelegt, in denen diese Wesen mit Opfergaben besänftigt werden sollen. Beim Vorbeigehen an Tempeln legen viele Thais die Hände zum wai (s. S. 71) zusammen, da man annimmt, dass es Unglück heraufbeschwört, wenn man Buddha nicht den erforderlichen Respekt zollt. Zudem gibt es zahlreiche weitere Handlungen (bzw. das Unterlassen von bestimmten Handlungen), die angeblich Unheil nach sich ziehen können (siehe das Kapitel „Aberglaube“ ab Seite 46).
■ AIDS: Etwa 1,5 % der thailändischen Bevölkerung ist mit dem HI-Virus infiziert, in der Rotlicht-Szene dürfte diese Zahl jedoch erheblich höher sein. Zuverlässige Angaben gibt es nicht. Von ungeschütztem Geschlechtsverkehr in diesem Milieu ist dringend abzuraten, aber auch im „normalen“ Umfeld besteht ein nicht unerhebliches Risiko. Ein nicht geringer Prozentsatz von Thais lebt sehr promisk: Die Partner werden häufig gewechselt und viele jüngere Menschen unterhalten gleich mehrere Geschlechtspartner, auf Thai gig genannt, was im Englischen oft mit fuck buddy übersetzt wird.
■ Alkohol: In Statistiken bezüglich des weltweiten Alkoholkonsums belegt Thailand regelmäßig einen der vordersten Plätze. Es wird reichlich gezecht und Abstinenzler sind eher die Ausnahme. Auch unter Frauen ist der Konsum von Alkohol weitverbreitet. Abgesehen von der muslimischen Minderheit, stellt das Trinken von Alkohol keinen Tabubruch dar. Selbst Totenfeiern oder Mönchsweihen bieten Anlass, zur Flasche zu greifen, und es kann unerwartet heiter zugehen. Die ärmeren Bevölkerungsschichten auf dem Lande konsumieren gerne billigen, aber hochprozentigen Reisschnaps oder preiswerte Biermarken; die „besseren“ Kreise bevorzugen u. a. importierten Whisky, dessen Konsum als Statussymbol gilt. Alkoholische Getränke werden oft Geistern in deren eigens angelegten Häusern geopfert, siehe Stichwort „Aberglaube“.
■ Amulette, Tätowierungen: Das „richtige“ Amulett zu finden, das den Träger vor Unheil (Unfälle, böse Geister, Angriffe oder Mordanschläge von Feinden etc.) beschützt, ist eine Kunst für sich: Auf speziellen Amulettmärkten kann man beobachten, wie potentielle Käufer die Talismane fachmännisch mit der Lupe begutachten. Es gibt sogar Zeitschriften, die ausschließlich Amuletten gewidmet sind. Als besonders wirkungsvoll gelten Amulette, die von einem hoch angesehenen Mönch gesegnet oder gar nach dessen Anweisungen hergestellt wurden. Solche Talismane können mehrere hunderttausend oder gar Millionen von Baht kosten.
Die gleiche Schutzwirkung wird bestimmten Tätowierungen zugesprochen. Deren Motive sind oftmals magische Symbole und Schriftzeichen. Häufig stammen sie aus dem kambodschanischen Kulturkreis; gerade der kambodschanischen Magie wird eine hohe Wirksamkeit zugesprochen. Tätowierungen sollen u. a. unverwundbar machen, auch gegen Pistolenkugeln oder Messer. So mancher Tätowierte, der die Schutzwirkung gleich ausprobieren wollte und einen Freund auf sich schießen ließ, erhielt eine bittere – oft tödliche – Lektion.
In der jüngeren Generation gibt es heute auch reine Mode-Tätowierungen, die aber eher in den unteren Gesellschaftsschichten vorkommen. Thailändische Frauen mit Tätowierungen werden häufig automatisch der Prostituiertenszene zugerechnet.
■ Anrede: Die generell übliche höfliche Anrede lautet Khun. Sie wird dem Vornamen der angesprochenen Person vorangestellt (also „Khun Klaus“, „Khun Gerda“ etc.). Dazu gibt es zahlreiche weitere Anreden, die eine Art „Anrede-Hierarchie“ bilden. Ein Ausländer braucht diese nicht zu beherrschen – Khun genügt (s. S. 186).
■ Ansehen, Gesicht wahren: Das Wahren des „Gesichtes“ oder des Ansehens einer Person ist in Thailand von großer Bedeutung. Das Verhalten der Menschen ist so angelegt, dass niemand in seiner Würde, seinem Ansehen und seiner Ehre verletzt wird. Kritik wird nicht geübt. Man vermeidet es, Menschen seine wahre Meinung zu sagen oder sie zu maßregeln, denn Kritik an einer Person wird nicht als konstruktiv empfunden, sondern als eine Herabsetzung der Persönlichkeit. Tadelnde Äußerungen können brutale Racheakte zur Folge haben. Die Unfähigkeit, Kritik zu verdauen, deutet auf ein mangelndes Selbstwertgefühl und Minderwertigkeitskomplexe hin. In der Tat gibt es in der thailändischen Gesellschaft, die äußerst hierarchisch strukturiert ist und in der Geld und (Macht-)Position meist über den „Wert“ einer Person entscheiden, genügend Anlass, sich vielen Menschen gegenüber „minderwertig“ zu fühlen. Statt Gefahr zu laufen, jemandes Würde zu verletzen, werden besser keine unangenehmen Themen angeschnitten, dafür wird ordentlich geschmeichelt (s. S. 106).
■ Arbeitskollegen: Das Thema „Gesicht wahren“ ist auch am Arbeitsplatz von großer Bedeutung. Kritik gegenüber Vorgesetzten ist tabu, kritisiert ein Höhergestellter einen Untergebenen, so sollte dies relativ schonend und sanft vor sich gehen.
Aufgrund der strikten Hierarchien am Arbeitsplatz werden sich Vorgesetzte abseits des Arbeitsplatzes nur selten mit normalen Angestellten abgeben. Sind letztere unter sich, werden sie alles daran setzen, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und auch außerhalb des Büros viel Spaß miteinander zu haben. Private Treffen und Freundschaften unter Angestellten sind eher die Regel als die Ausnahme. Der unter Thais auch am Arbeitsplatz sehr ausgeprägte Sinn für Spaß steht der Effizienz oft im Wege.
■ Armut und Bettelei: Thailand kennt (fast) keine Armut, die mit der Not in südasiatischen Ländern wie Indien oder Bangladesch vergleichbar wäre. Praktisch alle Bürger des Landes verfügen über genügend Lebensmittel, denn Thailand ist bis heute eine weitgehend agrarische Gesellschaft. Die meisten Menschen haben Familienmitglieder, die Landwirtschaft betreiben und auf deren Scholle man sich im Notfall zurückziehen könnte. Die Ausnahme bilden Menschen aus Familien, die seit Generationen in Bangkok leben. Zudem ist die Mehrheit der Thais zu stolz, um zu betteln. Der Großteil der Bettler, den Touristen zu sehen bekommen (in erster Linie in Bangkok), stammt aus Kambodscha und wird von professionellen Schlepperbanden eingeschleust. Oft sind es Frauen, die zur Erzeugung von Mitleid noch ein Kleinkind oder ein Baby mit sich führen. Der Obolus, den der gutgläubige Tourist abdrückt, endet dann zum großen Teil in den Taschen der Schleppersyndikate.
■ Ausländer/Touristen (generelles Verhältnis zu ∼, Ansehen): Ausländer sind im Allgemeinen hoch angesehen, zumindest die weißhäutigen farang aus westlichen Gefilden. Es hat sich eine Art Hierarchie gebildet, in der bestimmte Landsleute anderen vorgezogen werden – so sind z. B. russische Touristen in Pattaya und Phuket (gelinde gesagt) weniger angesehen als Westeuropäer. Japaner und Koreaner sind weit beliebter als Inder und Araber. Schwarzhäutige Afrikaner stehen in der Rangliste ziemlich weit unten. Sowohl Hautfarbe als auch Verhalten (tatsächliches und vermeintliches) beeinflussen den Status einer ganzen Nationalität oder Ethnie.
Generell wäre es übertrieben zu sagen, dass Thais Ausländer lieben oder besonders schätzen – in den meisten Fällen werden Ausländer eher toleriert als gemocht. Geliebt wird jedoch, zweifelsohne, das Geld, das sie im Lande ausgeben. Kein Wunder, dass die thailändische Tourismusbehörde unermüdlich um Besucher aus dem Ausland wirbt (weitere Informationen zum Thema Ausländer ab Seite 177).
■ Baden/Nacktbaden: Wenn sich Thais überhaupt am Strand aufhalten, machen sie das wohlbekleidet. Männer tragen Badehosen, Frauen setzen sich oft mit voller Montur in die Brandung. Bikinis werden nur von sehr wenigen Frauen getragen. Die meisten Thais können schwimmen.
Nacktbaden, selbst Sonnenbaden ohne Oberteil, ist im...