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E-Book

Reise-Tagebuch eines Pilgers

90 Tage auf dem Jakobsweg

AutorAlfred Berghammer
VerlagVerlag Anton Pustet
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783702580148
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Das 'Reise-Tagebuch eines Pilgers' eröffnet dem Leser ungewöhnliche Perspektiven auf den sonst schon viel beschriebenen Jakobsweg. Der Autor und Pilger Alfred Berghammer erzählt über die drei Monate und rund 2700 Kilometer seiner Wanderschaft von Salzburg nach Santiago de Compostela als herausragende Erfahrung und echte Pilgerreise. Unüblich ist dieses Buch vor allem durch die Wahl der Route: Nicht der Trubel des viel begangenen Camino Francés durch das nordspanische Hochland, sondern die Beschaulichkeit der einsamen, dafür aber landschaftlich großartigen Wege an der atlantischen Küste wird in Wort und Bild vermittelt. Zu Beginn des Frühlings machte sich der Autor auf den Weg und beschreibt zuerst einige der schönsten Regionen Österreichs, der Schweiz und Frankreichs, durch die der Weg ihn führte, bis er in der Blütenpracht des Frühsommers Santiago de Compostela in Spanien erreichte. Der Autor vermittelt die Höhen und Tiefen seiner Pilgerreise mit einer beträchtlichen Portion Selbstironie, die einem die Mundwinkel nach oben wandern lässt. Viele Fotos machen Lust, ausgewählte Strecken dieses besonderen Jakobswegs selbst einmal unter die Wanderschuhe zu nehmen.

Alfred Berghammer, Dr. iur., geboren 1949 in Salzburg, ist Jurist und vor seiner Pensionierung viele Jahre in leitenden Funktionen der Salzburger Landesverwaltung tätig. Er hat sein Leben nach drei Schwerpunkten ausgerichtet: Familie, Glaube und Sport. Als Übergang von der Berufstätigkeit zur Pension ist er drei Monate lang den Jakobsweg gewandert und bezeichnet die dort gemachten Erfahrungen als einen Höhepunkt seines Lebens.

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Leseprobe

 

DER JAKOBSWEG ALS SINNBILD DES LEBENS


Am Vierwaldstättersee, in einer der zweifelsohne schönsten Landschaften der Welt, verwirklichen sich die Kantone der Schweiz im „Weg der Schweiz“. Der Kanton Thurgau tut dies mit folgender Tafel:

Pilgerweg vom Bodensee zum Vierwaldstättersee

Seit dem ersten Jahrtausend strömen Pilgerzüge durch ganz Europa, um an den Gräbern Jesu Christi in Jerusalem, der Apostel Petrus und Johannes in Rom und an jenem des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela zu beten, zu bitten oder Busse zu tun. Millionen von Menschen sind im Laufe der Jahrhunderte auf den Pilgerwegen nach Süden geströmt, und haben ein europäisches Wegnetz geschaffen, das seinesgleichen sucht. Viele sind aufgebrochen und haben ihr ganzes Vermögen für die Pilgerreise ausgelegt, sind unter äussersten Entbehrungen monatelang marschiert, waren den Gefahren der Natur und übler Menschen ausgesetzt, haben Freud und Leid erlebt, und viele sind nie mehr zurückgekehrt: Der Pilgerweg als Metapher des menschlichen Lebens schlechthin.

Einer der wichtigsten Pilgerwege führt durch den Kanton Thurgau, von Konstanz über Märstetten und Fischingen nach Rapperswil und dem Marienwallfahrtsort Einsiedeln. Pilger aus ganz Nordosteuropa benutzen den Ostschweizer Pilgerweg, Polen, Tschechen, Slowaken und Deutsche, vor allem Schwaben, weshalb das Wegstück im Volksmund auch Schwabenweg heisst. Kapellen, Kirchen, Wegkreuze und Klöster begleiten den Weg, der sich im Mittelalter immer mehr auch zur wichtigen Verkehrsader für Handel und Reisen entwickelte.

Der Jakobsweg, von dem auf dieser Tafel die Rede ist, übt seit mehr als 1000 Jahren eine schwer erklärbare Faszination aus, die gerade in letzter Zeit immer mehr Menschen aus der ganzen Welt ergreift. So wandern jedes Jahr Tausende nach Santiago de Compostela am Westrand Europas, wo der heilige Apostel Jakobus der Ältere in besonderer Weise verehrt wird. Es sind Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, Junge und Alte, sie kommen aus der ganzen Welt. Viele werden geradezu süchtig. Ich habe Leute getroffen, die schon bis zu zehnmal auf den verschiedensten Routen nach Santiago gepilgert sind. Was macht diese Faszination aus? Ist es die Mystik, die Hoffnung auf eine Gebetserhörung, die schöne Landschaft und ihre Kulturschätze, die uralte Geschichte, die Menschen auf dem und am Weg, die kulinarischen Genüsse? Wohl von jedem etwas.

Die Anziehungskraft des Jakobsweges wird selbst dann nicht geringer, wenn man ihn – so wie ich – von Salzburg nach Santiago begangen hat. Deshalb bin ich nach meiner Pilgerreise im Jahr 2009, die ich im Folgenden schildere, dabei, meiner Frau einen großen Teil der zurückgelegten Wegstrecke in zwei- bis dreiwöchigen Etappen pro Jahr zu zeigen. Bei diesen Nachbegehungen zu teilweise anderer Jahreszeit sind weitere Fotos des Jakobsweges entstanden. Da bei diesen Bildern die Vegetation und das Wetter mit dem Text der Erstbegehung natürlich nicht in Einklang steht, sind sie mit einer Jakobsmuschel gekennzeichnet.

Ich möchte anhand meiner eigenen Erfahrungen auf der ersten dreimonatigen Pilgerreise ein wenig dem Gedanken nachspüren, der auf der Tafel des Kantons Thurgau genannt ist. Was hat der Jakobsweg mit unserem Leben zu tun?

WIE KAM ES DAZU?


Oft wurde ich gefragt, auch von Mitpilgern, weshalb ich denn die Entbehrungen und Mühen des Jakobsweges auf mich nähme. Eine freundliche Gastgeberin in Pfaffenhofen wollte sogar wissen, ob ich denn so große Schuld auf mich geladen hätte, die einer solchen Buße bedürfe. Deshalb möchte ich ein wenig auf die wichtigsten Gründe eingehen, die mich dazu gebracht haben, den Jakobsweg zu gehen. Sie liegen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

VERGANGENHEIT


Mehr als 40 Jahre Berufstätigkeit mit Höhen und Tiefen, davon die längste Zeit in leitender Stellung im öffentlichen Dienst, hatten sich in einem großen Teil meines Bewusstseins, aber auch meines Unterbewusstseins festgesetzt. Ich wusste: Wenn ich jetzt in der Pension einen neuen Lebensabschnitt beginne, dann muss das mit einem eindrücklichen Akzent geschehen. In den Begriffen des Computerzeitalters ausgedrückt: Auf der Festplatte meines Gehirns sollte die Berufslaufbahn zwar nicht gelöscht, aber doch Platz für eine neue Software geschaffen werden.

GEGENWART


Ich bin gläubiger Christ und überzeugt, dass beharrliches Beten Früchte trägt: Für meine große Familie, meine Freunde, die Pfarre, den Orden, in dem ich mich engagiere, und für unser Gemeinwesen. Ein ganz besonderes Gebetsanliegen war mir mein Schwager, durch den ich die Liebe zu den Bergen neu entdeckt habe und der nach einem Herzinfarkt fast zwei Jahre im Wachkoma lag.

ZUKUNFT


Ich fühle mich gesund, leistungsfähig und in der Lage, neue Herausforderungen zu bewältigen. Deshalb möchte ich auch in Zukunft positive Beiträge für Gesellschaft und Kirche leisten – dort, wo ich gebraucht werde. Aber wo ist das?

DIE ANTWORT


Seit einiger Zeit ging mir der Jakobsweg nicht mehr aus dem Kopf – der Jakobsweg, wie er seit mehr als 1000 Jahren gepilgert wurde: Von zu Hause bis zum Grab des heiligen Apostels Jakobus. Vielleicht ist dieser Pilgerweg die Antwort auf meine Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Aber so einfach war das nicht. Meine geliebte Gattin Sissy, von der ich lange gehofft hatte, sie werde mich begleiten, war alles andere als begeistert. Sie hat offensichtlich befürchtet, dass ich nicht nur die Festplatte meiner Berufstätigkeit, sondern auch die meines Privatlebens überschreiben könnte. Eine andere Sorge war, dass ich mich nach diesem langen Marsch sofort auf den Operationstisch zum Austausch meiner nicht mehr taufrischen Gelenke begeben müsse. Erst als ich ihr versicherte, dass dies sicher nicht der Fall sein würde, konnte sie damit leben, dass ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte. Ihre Akzeptanz wurde dadurch erleichtert, dass wir ein gutes Stück gemeinsam zu gehen planten.

Mir war aber auch bewusst, dass die veranschlagten drei Monate Pilgerweg für mich nicht das reine Honigschlecken sein würden: Ich liebe meine Frau und meine Familie über alles und würde unter der langen Trennung leiden. Da war eine Verkürzung dieses Zeitraums durch die Begleitung meiner Frau schon ein sehr erfreulicher Aspekt.

Keineswegs sicher war ich, ob ich das Vorhaben überhaupt schaffen würde. Ich bin zwar nicht unsportlich, aber Knöchel, Knie und Hüfte spüren den Zahn der Zeit und wollen häufig nicht mehr so, wie ich will.

DIE VORBEREITUNG


Es war mir ein Anliegen, so gut wie nur möglich vorbereitet zu sein. So habe ich ein Jahr vorher zu trainieren begonnen: Ich ließ meine geliebten Berge links liegen und bin im flachen Gelände marschiert. Noch vor zehn Jahren hätte ich nur mitleidig gelächelt, wenn mich jemand dafür hätte gewinnen wollen. In den Rucksack habe ich in den letzten Monaten so lange Bücher gepackt und mich mit ihm auf die Waage gestellt, bis das Körpergewicht plus 10 kg erreicht war.

Neben der sportlichen Vorbereitung gab es aber auch meine (mangelnden) Sprachkenntnisse zu bedenken. Bei den besuchten Französisch- und Spanischkursen zeigte sich, wie standhaft sich so ein älteres Gehirn widersetzt, sich mit neuen Worten und Redewendungen in einer anderen Sprache vertraut zu machen! Keine Chance, für mein Vorhaben nur mit dem Kurs auszukommen! Also musste ich in meiner ohnehin spärlich bemessenen Freizeit auch noch Vokabeln und Grammatik pauken. So schaffte ich es unfreiwillig, noch einmal in eine Blütezeit von Zeitnot und Stress hineinzugeraten, welche die Sehnsucht auf den immer näherkommenden Jakobsweg noch verstärkte.

Auch logistische Maßnahmen waren zu treffen. Es war abzusehen, dass mir im März die Überquerung des Arlbergs Schwierigkeiten bereiten würde. Deshalb habe ich bei einer Fahrt in die Schweiz alte Tourenski samt Fellen und Skischuhen bei der Verwandten eines lieben Nachbarn in St. Anton am Arlberg deponiert.

Weiters wollte ich auch meine Umgebung auf meine mindestens dreimonatige Abwesenheit vorbereiten. Denn Terminanfragen als Nachlese zu beruflichen und den weiterlaufenden sonstigen Verpflichtungen gab es schon einige. Das ließ sich ziemlich problemlos klären, hatte aber den unangenehmen Effekt, dass ich meine Pläne praktisch nicht mehr aufgeben konnte, ohne mich unsterblich zu blamieren, was mich durchaus etwas unter Druck brachte. Ich war Geisel meiner großspurig verkündeten Pläne geworden.

Interessant war auch das Echo derer, die von meinem Plan hörten. Ein Teil zeigte echte Begeisterung und Bedauern, nicht selbst mitgehen zu können. Ein größerer Teil täuschte Bewunderung vor und beim sprachlosen Rest konnte man oft an den Mienen ablesen, dass sie sich dachten: So ein...

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