Vorwort
Paraguay ist schon aufgrund der fehlenden Küste kein typisches Touristenziel. Die Anreise aus Europa ist langwierig und die Sehenswürdigkeiten, die das Land durchaus vorzuweisen hat, sind zahlenmäßig überschaubar. Die Infrastruktur ist vielerorts nicht auf Touristen eingestellt.
In den letzten Jahren hat sich vieles in Paraguay geändert, und das Land hat große Fortschritte gemacht, die touristische Infrastruktur durch neue innovative Angebote speziell für ausländische Touristen auszubauen. Auch die Infrastruktur allgemein hat in den letzten zehn Jahren einen starken Entwicklungssprung gemacht.
Tatsächlich ist die Zahl der Touristen insbesondere ab dem Jahr 2010 rasant gestiegen: von 2010 bis 2014 um rund 40 Prozent auf 650.000 Personen und in dem einen Jahr von 2014 auf 2015 nochmals um 65 Prozent! Die Mehrzahl der Touristen kommt aus den umliegenden lateinamerikanischen Ländern – über 70 Prozent allein aus Argentinien und Brasilien. Nur knapp 50.000 Personen aus Europa besuchten 2014 das Land, davon 11.000 Deutsche.
Dennoch verzeichnet das Land insgesamt gerade einmal eine Million Touristen jährlich, es ist also weit entfernt davon, überlaufen zu sein. Es spricht viel dafür, das Land jetzt zu besuchen, wenn man das ursprüngliche Südamerika sehen möchte. In vielen Bereichen – vor allem im näheren Umfeld um die Großstädte Asunción, Ciudad del Este, Encarnación, aber auch Villarrica – ist die Infrastruktur für Touristen mittlerweile so gut ausgebaut, dass man auch ohne große Erfahrung oder mit Kindern gut Urlaub machen kann. Allerdings ist es in keiner Weise barrierfrei; Reisen mit Rollstuhl sind quasi unmöglich. Viele Bereiche und Gegenden insbesondere im weiteren Inland sind aber noch immer sehr ursprünglich, was für Individualreisende zu einem wunderbaren Abenteuer werden kann. Nur selten kann man an einer Sehenswürdigkeit Postkarten, Getränke oder ähnliches kaufen. Sehenswürdigkeiten sind im Inland nur wenig ausgeschildert, und das Reisen ist oft abenteuerlich: Es gibt nur wenig asphaltierte Straßen, die Zielorte der Busse stehen meist handgeschrieben auf den Schildern, Bushaltestellen gibt es kaum – Handzeichen reicht – und bei Regen ist vieles ohnehin kaum befahrbar. Und im Internet ist verlässliche Information kaum zu finden.
Doch genau dies macht einen Großteil des Charmes von Paraguay aus – fast nirgendwo wird man von Verkäufern belästigt, fast immer kann man die besuchten Stätten allein genießen. Außerdem funktioniert das Postwesen im Land ohnehin so gut wie gar nicht, so kann man sich das Ansichtskartenschreiben sparen auf die Besichtigung und eigene Fotos konzentrieren. Das Land bietet daher all denjenigen, die abseits vom Massentourismus ein Land mit vielfältiger Natur entdecken, Menschen kennenlernen und wirklich Ungewöhnliches erleben möchten, ein ganz besonderes Reiseziel.
Die meisten europäischen Touristen kennen bereits zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus aller Welt. Paraguay kann hier kaum mit eigenen Weltrekorden konkurrieren – es gibt andere Länder mit älteren Ruinen, Ziele mit größeren Stränden, Städte mit schönerer Architektur. Aber Paraguay bietet viele Dinge für die Augen eines Menschen aus einem Industrieland, die man fast nur noch hier sehen und erleben kann. Bei Fahrten durch das Land erlebt man zahlreiche kleine Schätze: seien es die die freundlichen Menschen, die Pferdekutschen in Villarrica und Encarnación (die nicht extra für Touristen existieren, sondern für die Einheimischen), die einfachen Reifenreparaturshops (Gomerias) entlang der Fernstraßen, die seltene Gesteinsformation Cerro Koi bei Areguá, viele indigene Einflüsse oder das stimmungsvolle “Luz y Sonido” abends in der Jesuitengegend von Jesús und Trinidad. Einheimischen fällt oft gar nicht auf, dass es genau solche Kleinigkeiten sind, die uns Europäer interessieren – für Paraguayer bedeutet “Urlaub” oder “Tourismus” fast ausschließlich, “irgendwo baden zu gehen”.
Dieser Reiseführer soll daher eine Brücke schlagen – er zeigt Touren im gesamten Land auf, die für Touristen gut allein oder mit Unterstützung lokaler Reiseanbieter gut und praktisch durchführbar sind. Es gibt jeweils genaue individuelle Angaben zur Anreise per Auto oder Bus, zu Kombinationsmöglichkeiten oder zur Dauer, die man für die einzelne Tour einplanen sollte. Viele “Touristen” kommen, um sich das Land als potentielles Einwanderziel anzuschauen. Dabei hat man dann viel bürokratische Schritte zu erledigen, aber immer wieder auch einmal einen oder einen halben Tag frei. Dieser Tatsache wird ebenfalls mit diesem Reiseführer Rechnung getragen, indem viele Touren so beschrieben sind, dass man sie einfach zwischendurch “einschieben” kann und auch außerhalb der Hauptstadt einen guten Eindruck vom Land ermöglichen. Die Fotos zu den einzelnen Zielen wurden bewusst so ausgewählt, dass sie eine Mischung aus den üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten und eben diesen Besonderheiten darstellen.
Alle Informationen sind aktuell recherchiert – sämtliche Daten wurden im Zeitraum von Juni bis Oktober 2016 nochmals überprüft und aktualisiert. Dies ist besonders wertvoll, weil die meisten Informationen sowohl im Internet als auch in Broschüren zwar präzise scheinen, es auf den zweiten Blick aber oft nicht sind.
Bei der Erstellung des Reiseführers haben wie immer viele Menschen geholfen, sei es durch Informationen, Kontakte, Fotos, Korrekturvorschläge und vieles mehr.
Spezieller Dank gebührt der paraguayischen Tourismusbehörde SENATUR unter Leitung der Ministerin Marcela Bacigalupo, die mir freundlicherweise viele Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt hat. Vor allem ihre Mitarbeiterinnen Teresa Espinola, Doris Penoni und Juana Quevedo und ihr Team haben mir immer wieder bei Rückfragen und mit Foto- und Kartenmaterial geholfen.
Besonders bedanken möchte ich mich bei Martin Bachmann von der Grupo Portal del Sol, Clifford Dueck von der Kooperative Chortitzer, Gati Harder von Filadelfia Turismo, Noemí Jara vom Tourismusbüro Hohenau, Mario Pereira Guillén vom Casa de Retiro Marianela in Atryra, Derlis Portillo, Christine Hostettler von ProCosara, Mirian Raatz de Soley von Yerba Mate Pajarito aus Bella Vista, Sonia Riquelme, Veronica Royg von Terranova, Brenda Sawatzki aus Filadelfia, Magali Steinfatt vom Hotel Paraiso in Villarrica, Juan José Vergara von Alamao/National sowie Heinz Wiebe von der Kolonie Neuland. Viele weitere Menschen haben unterwegs beim Besuchen und Testen der einzelnen Ziele immer wieder auf unterschiedliche und unglaublich freundliche und hilfsbereite Weise geholfen, so dass dieser Reiseführer zustande kommen konnte.
Besonders möchte ich mich bei Irene Reinhold bedanken, die nicht nur wieder lektoriert, sondern auch das Kapitel über die Vogelbeobachtung beigetragen hat.
Viel Spaß beim Kennenlernen des Landes!
Asunción, im Oktober 2016, Kerstin Teicher
(Kontakt: paraguaywirtschaft@hotmail.com)
Formale Hinweise und Tipps zur Organisation
Die meisten Informationen über Paraguay, seine Sehenswürdigkeiten, aber auch die zu Verkehrsverbindungen liegen nur im Land und auf Spanisch vor; nur teilweise auf Englisch oder Deutsch (oft in etwas verwunderlichen Übersetzungen). Sehr häufig sind – auch offizielle – Informationen zu Öffnungszeiten oder der Ausschilderung von Sehenswürdigkeiten leider falsch oder überholt, egal, ob sie überhaupt im Internet auffindbar sind oder in gedruckter Form vorliegen. Oft werden veraltete Informationen von einem Angebot zum nächsten kopiert, so dass man ein und dieselbe Information zwar vielfach im Internet findet, was sie aber nicht notwendigerweise korrekter macht. Die in diesem Reiseführer vorliegenden Informationen wurden persönlich aktuell (Juni bis Oktober 2016) nachrecherchiert. Nichtsdestotrotz kann es passieren, dass sich die Situation vor Ort geändert hat oder der einzige Mitarbeiter, der für eine Angelegenheit zuständig ist, gerade nicht da ist. Daher ist es insbesondere vor langen Fahrten unbedingt ratsam, sich rückzuversichern (Telefon bzw. WhatsApp). Verlassen Sie sich nicht auf pauschale Informationen! Email-Anfragen sind wenig erfolgreich – selten erhält man eine Antwort.
Zur besseren Erkennbarkeit sind Straßennamen und einige Sehenswürdigkeiten mit Anführungszeichen gekennzeichnet, da man viele sonst als solche nicht erkennen würde. Sie beruhen nämlich häufig auf wichtigen historischen Daten oder Personen (Beispiele: die Straßennamen “14 de Mayo”, “Dr. Bestaro” oder “Cap. Gumercindo Sosa” oder auch die Stadt “25 de Diciembre”).
Verzichtet wurde auf lange Hotel- und Restaurantempfehlungen in den einzelnen Städten. Zum einen sind auch hier die Informationen nicht immer korrekt oder es gibt keine Website, sondern nur eine Telefonnummer, was ohne Spanischkenntnisse nicht hilfreich ist. Viel besser kann man heutzutage über Hotel-Buchungsmaschinen auch in Paraguay Unterkünfte ansehen und buchen. Darüber hinaus gibt es im Anhang des Reiseführers eine Liste von Hotels, in denen Deutsch gesprochen wird. In Gegenden, in denen es sonst keine Information gibt oder zu besonderen Restaurants gibt es direkt Hinweise im Text.
Übersicht der verwendeten Symbole
| Abstecher | | Kombination mit anderen Touren |
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