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Relationen zwischen Sadomasochismus und dem Buch 'Shades of Grey - Geheimes Verlangen'

AutorMichaela Daffner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl125 Seiten
ISBN9783656917090
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Psychologie - Allgemeine Psychologie, Note: 1,1, FernUniversität Hagen (Institut für Psychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Die unterschiedlichen Anschauungen und Einschätzungen zu Sadomasochismus (SM) in den heterogenen Bereichen Sexualwissenschaft, Sexualtherapie und von Menschen, die SM praktizieren, wurden in einer subjektiven Auswahl aus ca. 100 Jahren dargestellt. Auch auf Ergebnisse aus der Hirnforschung zu Lust und Schmerz wurde kurz eingegangen. Diesen Ausführungen wurden differierende Definitionen wichtiger Begriffe zu Sadomasochismus vorangestellt. Umfangreiche Recherchen eruierten Bestrebungen der modernen wissenschaftlichen Theorien und therapeutischen Ansätze, konsensuellen Sadomasochismus und seine Praktizierenden aus der pathologischen Spezifizierung der Vergangenheit herauszunehmen und vorurteilsfrei zu erforschen. Es konnte aufgedeckt werden, dass schon Krafft-Ebing, entgegen allen recherchierten Zitationen, eine Differenzierung in Perversitäten (Laster) und Perversionen (Krankheit) unternahm. Anschließend wurden in einer Online-Erhebung Unterschiede in den fünf Dimensionen der Persönlichkeit von Lesenden und Nicht-Lesenden des Buches 'Shades of Grey' (N = 1576) untersucht. Als Moderator wurde schon mal mit SM beschäftigt eingesetzt. Die Ergebnisse werden entweder nicht signifikant oder erreichen nach Konvention von Cohen nur kleine Werte. Die niedrigeren Werte bzgl. Neurotizismus sowohl bei den SM-Vertrauten unter den Lesenden als auch unter den Nicht-Lesenden überraschten und sollten weiter untersucht werden. Teile aus der Studie von Brockmann (1991) wurden repliziert, mittels derer allgemein nach Meinung und Affinität zu SM gefragt wurde. Die Ergebnisse lassen eine Liberalisierung vermuten, allerdings sind Stichprobeneffekte sehr wahrscheinlich. Auf Skalen von jeweils 1 bis 100 erreichten die SM-Frauen bei der Selbsteinschätzung des Emanzipations- und Selbstbewusstseinsgrades höhere Werte als die Vanilla - Frauen. Unter den SM-Unerfahrenen zeigten die Auswertungen der selbst generierten Items, dass Lesende von 'Shades of Grey' signifikant mehr über SM wissen als Nicht-Lesende. Vor allem bei den negativ formulierten Items, wie z.B. 'Sadomasochismus (SM) hat mit Gewalt zu tun', zeigten die Lesenden bei mittleren Effektgrößen mehr Wissen über SM als die Nicht-Lesenden. 'Shades of Grey' regte zwar 56% der SM-unerfahrenen Lesenden an über eigene Phantasien nachzudenken, die Lust, Spielarten des SM real auszuprobieren war aber sowohl bei den Lesenden als auch bei den Nicht-Lesenden gering.

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Leseprobe

3 Methode


 

3.1 Untersuchungsaufbau


 

Die Datenerhebung erfolgte mittels Online-Fragebogen über Unipark der FernUniversität Hagen. Es sollten Lesende, Nicht-Lesende, SM-lerinnen und Vanillas[9] befragt werden. Aus technischen Gründen musste der Pretest-Fragebogen benutzt werden. Zunächst wurden von den N = 3136 Datensätzen diejenigen gelöscht, die als Pretest bis einschließlich 05.05.2013 ausgefüllt worden waren. Die verbleibenden N = 3120 Datensätze wurden auf Vollständigkeit geprüft. Auf Grund der hohen Anzahl der erhobenen Daten wurde entschieden alle nicht vollständig ausgefüllten Fragebögen zu eliminieren. Zur statistischen Auswertung kamen N = 1576 Datensätze.

 

3.2 Stichprobe


 

3.2.1 Rekrutierung der Stichprobe


 

Da zu erwarten war, dass unter den Psychologie-Studierenden der FernUniversität Hagen nicht genügend SM-lerinnen und Lesende des Buches „Shades of Grey“ zu rekrutieren sein würden, wurde nach Alternativen gesucht. Nach einem Vertrauen bildenden Telefonat mit Herrn Grimme (es war ihm wichtig auszuschließen, dass das Ziel der Studie ist, SM-lerinnen als pervers und krank darzustellen) postete er den Aufruf zur Teilnahme an der Studie auf schlagzeilen.de und bei facebook. Außerdem stellte er sich als Experte für die Bewertung der SM-Szenen des Buches und die Wissensfragen zu SM zur Verfügung, was dankend angenommen wurde. Durch Vermittlung eines Freundes erschien der Aufruf auf der BDSM – Plattform sklavenzentrale.com.

 

Auf der Fan-Seite des Goldmann-Verlags[10] wurde mit den Worten „Wer der “Shades of Grey” – Wissenschaft selbst einen Dienst erweisen möchte, hat dazu jetzt auch Gelegenheit!“ zur Teilnahme an der Studie aufgerufen. Die Autorin war sich der Tatsache bewusst, dass durch diese Rekrutierung bei der Bewertung des Buches ein Bias ins Positive zu erwarten sein würde.

 

Die meisten Probanden (39%) wurden über die Fanseite SoG auf die Studie aufmerksam, 31% kamen über die Plattform sklavenzentrale.com und schlagzeilen.de, 19% über die FernUniversität Hagen und 12% über persönliche Einladung.

 

Separiert nach Lesenden und Nicht-Lesenden, zeigte sich eine deutlich ungleiche Verteilung (siehe Abbildung 3). Erwartungsgemäß kamen die meisten der Lesenden (61%) über die Fanseite SoG und die Erotik-Seiten (22%). Die meisten der Nicht-Lesenden rekrutierten sich über die Erotik-Seiten (45%) und die FernUniversität (32%).

 

 

Abbildung 3: Gruppiertes Balkendiagramm zum Item: „Wie sind Sie auf die Studie aufmerksam geworden?“ unterschieden nach Lesenden und Nicht-Lesenden in Prozent.

 

3.2.2 Beschreibung der Stichprobe


 

Die Stichprobe setzte sich aus 78% weiblichen und 22% männlichen Teilnehmenden zusammen. Die Altersspanne reichte von 15 bis 86 Jahren (M = 33.7, SD = 11.50). Eine Altersangabe von 8 Jahren wurde bei einem sonst korrekt und vollständig ausgefüllten Fragebogen eliminiert, da ein Eingabefehler vermutet wurde (Leonhart, 2009).

 

Aufgrund der Ausreißer vor allem im hohen Altersbereich (81 und 86 Jahre) wurde auch der Median (Md = 31) berechnet. Der Modus liegt bei 22 Jahren (Mo = 22). Das Histogramm zeigt eine rechtsschiefe Verteilung.

 

Die Auswertung zum Bildungsstand zeigt mit 42% Fachabitur/Abitur (Abbildung 4) eine deutliche Abweichung zum Bevölkerungsdurchschnitt. Laut Bildungsexpertennetzwerk (Bax, 2012) lag im Jahr 2007 der Anteil der Bevölkerung in Deutschland mit Fachabitur/Abitur bei 23%.

 

 

Abbildung 4: Bildungsverteilung der Gesamtstichprobe

 

Fast 47% der Befragten bezeichneten sich als konfessionslos, 24% bekannten sich zum katholischen, 22% zum evangelischen Glauben. 59% der Befragten waren ledig, 29% lebten in einer monogamen homo- oder heterosexuellen Partnerschaft.

 

In Anbetracht der zu untersuchenden Hypothesen wurde die Stichprobe auch hinsichtlich der demographischen Daten Genus, Alter, Bildung, Religion und Partnerschaft nach Lesenden und Nicht-Lesenden und nach SM-lerinnen und Vanillas unterschieden und ausgewertet. Um immer wieder den Bezug zu den Studien von Spengler und Wetzstein et al. herstellen zu können, wird die Gruppe der SM-lerinnen in der Stichprobe ausführlicher beschrieben.

 

3.2.2.1 Lesende (Les)

 

Die Stichprobe der Lesenden umfasste 965 Personen (N = 965) und setzte sich aus 91%  (N = 877) weiblichen und 9% (N = 88) männlichen Teilnehmenden zusammen. Die Altersspanne reichte von 15 bis 86 Jahren (M = 33.0, SD = 10.3). Aufgrund der Ausreißer im oberen und unteren Bereich wurde auch der Median (Md = 28) berechnet. Der Modus liegt bei 22 Jahren (Mo = 22). Das Histogramm zeigte eine rechtsschiefe Verteilung. 42% der Lesenden gaben als Schulabschluss Abitur/Fachabitur an, 33% Realschulabschluss und 19% Universitätsabschluss. 61% der Lesenden wurde über die Fanseite „Shades of Grey“ rekrutiert. Als konfessionslos empfanden sich 44% der Befragten, jeweils 25% ordneten sich der katholischen und der evangelischen Religion zu. Ledig waren 61% der Befragten, verheiratet 30%. Dennoch lebten 56% der Befragten in einer monogamen homo-/oder heterosexuellen Partnerschaft, 21% führten zum Zeitpunkt der Erhebung keine Partnerschaft, 12% eine lockere Beziehung. Die meisten Partnerschaften (53%) bestanden seit weniger als fünf Jahren.

 

3.2.2.2 Nicht-Lesende (N-Les)

 

Die Stichprobe der Nicht-Lesenden umfasste N = 610 und setzte sich aus 57% weiblichen und 43% männlichen Teilnehmenden zusammen. Die Altersspanne bewegte sich zwischen 18 und 81 Jahren (M = 38.0, SD = 12.0). Der Median (Md = 37) lag bei 37 Jahren, der Modus bei 44 Jahren. Das Histogramm zeigte fast eine Normalverteilung, worauf schon die Nähe zwischen Mittelwert und Median hinwies. 44% der Nicht-Lesenden kamen über eine Internetplattform mit erotischem oder SM-Bezug, 32% über die FernUniversität Hagen und 20% über persönliche E-Mail Einladung zum Fragebogen. 44% der Nicht-Lesenden haben Abitur oder Fachabitur, 34% einen Hochschulabschluss, 14% Realschulabschluss. Als konfessionslos bezeichneten sich 51%, dem evangelischen Glauben ordneten sich 22% zu, dem katholischen Glauben 17%. Ledig waren 57% der Nicht-Lesenden, 29% waren verheiratet. 51% gaben an in einer monogamen hetero- oder homosexuellen Partnerschaft zu leben, 18% lebten in keiner Partnerschaft, 12% in einer lockeren Beziehung. 50% der Partnerschaften bestanden seit weniger als fünf Jahren.

 

3.2.2.3 SM-lerinnen

 

Genderneutrale Wortschöpfungen wie SM-Anhängende oder SM-Praktizierende wurden wieder verworfen, vor allem auch um keine Verwechslung mit der später beschriebenen Teilgruppe der SM-Beschäftigten zu provozieren.

 

Als SM-lerinnen wurden alle Teilnehmenden definiert, die bei dem Item „Haben Sie sich schon einmal mit Sadomasochismus beschäftigt bzw. auseinander gesetzt?“ mit „Ja“ geantwortet haben und sich bei dem nachfolgenden Item „Welcher Seite fühlen Sie sich hauptsächlich zugehörig?“ eine Seite nannten. Die Stichprobe der SM-lerinnen umfasste N = 969 und setzt sich aus 72% weiblichen und 28% männlichen Teilnehmenden zusammen.

 

Die Altersspanne bewegte sich zwischen 15 und 81 Jahren (M = 35,4, SD = 11.8). Der Median lag bei 33 Jahren (Md = 33), der Modus bei 27 Jahren (Mo = 27). Die Frauen unter den SM-lerinnen erreichten einen Mittelwert von 33 Jahren (M = 32.5, SD = 10.23), die Männer von 43 Jahren (M = 42.7, SD = 12.49). Das Histogramm zeigte eine rechtsschiefe Verteilung.

 

 

Abbildung 5: Alterskategorien der SM-lerinnen in Jahren

 

Wie bei Wetzstein et al. fanden sich in allen Alterskategorien Personen, die sich als SM-lerinnen bezeichnen (Abbildung 5). Im Vergleich zu den Ergebnissen von Wetzstein et al. schien es eine Tendenz hin zum jüngeren Alter zu geben. Dies kann einem tatsächlichen Trend entsprechen oder an den unterschiedlichen Erhebungsmethoden mit ihrer altersabhängigen Erreichbarkeit liegen. Gemäß einer Untersuchung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (2011) nutzen 94% der Menschen zwischen 14 und 29 Jahren aktiv soziale Netzwerke im Internet, bei den über 50-jährigen sind 47% aktive Nutzer (Budde & Huth, 2011).

 

Tabelle 1: Altersstrukturvergleich Wetzstein et al. (1993) und vorliegende Studie (2013)

 

 

Fasst man die Alterskategorien zwei und drei zusammen, ergeben sich in etwa gleich große Werte (44,6% vs. 44,3%). Die Separierung nach Frauen und Männern zeigte eine deutliche Abweichung zur Altersverteilung bei Wetzstein et al., die keine genauen Angaben zur Genusverteilung machten (Tabelle 1). Während mehr als 50% der Frauen zwischen 18 und 30 Jahren alt waren, war die Verteilung in den Alterskategorien bei den Männern bis 60 Jahre relativ ausgeglichen (20%...

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