1 WORAN DU MERKST, DASS DU SCHEISSE PROGRAMMIERT BIST
Es könnte alles so einfach sein. Ist es aber nicht.
Kennst du diese witzige Zeichnung, in der ein Mensch und ein Hund an einem sonnigen Tag zusammen im Park spazieren gehen? Beide haben eine Denkblase über dem Kopf. Die Denkblase des Menschen ist riesengroß und angefüllt mit hunderttausend Sachen. Da gibt es Häuser und Autos, volle Schreibtische, leere Portemonnaies, viele schwarze Wolken, Rechnungen, Mahnungen, zerbrochene Herzen, kaputte Teller und so weiter. Die Denkblase des Hundes ist klein. Darin sind ein Baum, ein Strauch, die Sonne und eine Wurst. Untertitelt ist das Ganze mit den Worten: »Warum dein Hund glücklicher ist als du.«
Denken wir zu viel? Statt den Spaziergang mit dem Hund zu genießen, sich die Sonnenstrahlen auf die Nase scheinen zu lassen, das Grün der Bäume und des Rasens in sich aufzunehmen und dem Hund Stöckchen zuzuwerfen, sind wir oft nur körperlich anwesend. In Gedanken sind wir ganz woanders, irgendwo zwischen Büro, Grundstückshypothek und Scheidung. Schade, denn so verstreicht wieder einmal eine Möglichkeit, sich des Lebens zu erfreuen, ungenutzt.
Du könntest jetzt einwenden, dass der Hund sich nicht mit Büros und Hypothekenraten befassen muss, weil er seinen Schlafplatz und sein Fressen kostenlos gestellt bekommt. Und falls ihm seine Hundefreundin nicht mehr zusagt, braucht er sich nicht scheiden zu lassen, sondern kann ihr einfach den Rücken zukehren.
Das stimmt schon. Andererseits hilft es uns nicht weiter, uns andauernd den Kopf zu zergrübeln und dabei die Sonne, die Natur und die leckeren Mahlzeiten zu übersehen.
Falls du dich in der Person aus dem Cartoon wiedererkennst, weißt du, dass auf deiner Festplatte eine Schadsoftware installiert ist. Dein Fokus ist auf das Negative (schwarze Wolke, leeres Portemonnaie, zerbrochenes Herz) und nicht auf das Erfreuliche gerichtet (Baum, Strauch, Sonne, Wurst). Du bist mit den Gedanken nicht da, wo dein Körper ist, sondern in deiner privaten, kleinen Hölle.
Jedes Mal, wenn du Stress hast, kannst du sicher sein, dass bei dir gerade ein Scheißprogramm läuft. Stress löst kein einziges Problem. Er entsteht, wenn du dir Sorgen über Dinge machst, die dich entweder überhaupt nichts angehen oder die du entspannt viel wirksamer in Ordnung bringen könntest.
Auch ein Hund könnte sich wegen allem Möglichen Stress machen. Tut er aber nicht. Er knurrt zwar mal einen Rivalen an oder ist hinter einer attraktiven Hundedame her, die sein Interesse nicht erwidert, aber das ist es dann auch schon. Vielleicht versucht er noch hin und wieder, die Rangordnung mit Herrchen oder Frauchen neu zu regeln. Doch sobald die Verhältnisse klargestellt sind, ist auch das schnell wieder vorbei.
Denken wir zu viel? Ja, das auch. Häufiger jedoch denken wir das Falsche zur falschen Zeit am falschen Ort. Wenn du dich schlecht fühlst, Blech redest, Mist baust, keine Energie oder Ärger mit deiner Umwelt hast, sind das deutliche Anzeichen, dass das Programm, das auf deiner Festplatte gerade aktiv ist, dringend ein Update braucht.
Manchmal ist sogar ein Reset nötig, zum Beispiel wenn du deine Ziele und Träume immer wieder selbst sabotierst. Oder wenn du Wichtiges ständig auf morgen verschiebst. In diesem Fall läuft dein System zu langsam. Ein Neustart wird erst recht unumgänglich, wenn du wiederholt emotional und verhaltenstechnisch abstürzt. Mit diesen Situationen beschäftigen wir uns auf den nächsten Seiten zuerst.
Selbstsabotage
Gehörst du zu denen, die bereits mehrfach beschlossen haben, etwas für ihre Fitness zu tun? Du bist wild entschlossen, dreimal in der Woche Sport zu machen?
In den ersten Tagen läuft es ganz gut. Aber dann fangen Stimmen in deinem Kopf an, dir die Sache auszureden. Sie sagen: »Heute bist du viel zu müde. Draußen ist es kalt und dunkel. Mach dir einfach einen gemütlichen Abend« oder »Wer hat sich eigentlich diese bescheuerte Selbstquälerei ausgedacht? Bist du jetzt auch in die Falle dieser irren Fitness-Gurus getappt?« oder »Dein Leben ist schwer genug, warum willst du es dir noch schwerer machen? Leg dich aufs Sofa und gut is«.
Was nun? Zuerst konterst du die Stimmen noch: »Doch, ich mache das. Das ist gut für mich!« oder »Wenn ich mich für etwas entschieden habe, dann zieh ich das auch durch!« Aber mit jedem neuen Tag schwinden deine Widerstandskräfte. Du ertappst dich immer öfter bei dem Gedanken: »Na ja, vielleicht lasse ich das Training heute mal ausfallen.« An sich kein Problem. Aber was ist, wenn du am nächsten Tag dasselbe denkst? Und so geht es weiter, bis du Sport Sport sein lässt. War da was? Du kannst dich an nichts mehr erinnern.
Vor einigen Jahrhunderten haben die Menschen in solchen Fällen den Teufel für ihre Schwächen verantwortlich gemacht. Sie waren überzeugt, er habe seine Hand im Spiel, wenn sie Böses taten und Gutes ließen. Daran glaubt heute kaum noch jemand. Der innere Schweinehund ist auf der Bildfläche erschienen. Irgendjemand muss ja schuld sein. Immerhin sind wir der Wahrheit damit ein Stück nähergekommen; denn es ist nicht der mit dem Pferdefuß und dem Schwefelgestank, der uns einen Strich durch die Rechnung macht. Den inneren Schweinehund können wir jedoch auch gleich wieder vergessen.
Das Problem verdient einen schlichteren Namen. Wie wäre es mit Selbstsabotage? Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein kleines Programm in unserem Gehirn, welches verhindert, dass wir unsere guten Vorsätze auf Dauer beibehalten.
Selbstsabotage ist nichts anderes, als mehr oder weniger negative Gedanken hin und her zu bewegen. Sie läuft immer auf eines hinaus: Man redet sich etwas Gutes und Hilfreiches schlecht. Alles, was man tun muss, ist also, das Schlechtreden zu stoppen und sich auf anspornende, motivierende Gedanken zu besinnen.
Schauen wir uns das Sport-Beispiel genauer an:
»Aber es ist so kalt und dunkel draußen!«
»Stimmt, aber sobald ich mich in Bewegung gesetzt habe, wird mir gleich warm! Und ob es dunkel ist oder nicht, ist egal.«
»Aber du hattest eh einen schweren Tag.«
»Genau! Deshalb gönne ich mir jetzt noch etwas, das mir guttut.«
»Soso, du bist also unter die Selbstoptimierer gegangen?«
»Erzähl keinen Quatsch, ich mach einfach etwas, das gut für mich ist!«
»Genussmenschen machen keinen Sport!«
»Ich genieße es, mich fit und wohl zu fühlen.«
Wenn du die fiesen Virenprogramme auf deiner Festplatte konsequent durch solche ersetzt, die dein System zum Laufen bringen, erreichst du deine selbstgesteckten Ziele.
Du hast immer ein Argument mehr als die innere Stimme, die dich auf Null bringen will.
Oder du drückst gleich auf »Enter«: Während du noch denkst »Ich kann unmöglich zum Sport gehen«, ziehst du dir bereits Schuhe und Jacke an und machst dich auf den Weg.
Egal, was dein Problem ist, an jeder Art von Selbstsabotage merkst du, dass du scheiße programmiert bist und dringend ein Update brauchst.
Dein System läuft zu langsam
Dieses Problem ähnelt dem der Selbstsabotage. Wenn das Prokrastinations-Virus deine Festplatte befallen hat, bringt es dich zwar nicht komplett vom Handeln ab, aber alles dauert sehr lange, seeeeehr, seeeeeeehr laaaange, bis es endlich erledigt ist. Selbst Kleinigkeiten ziehen sich auf diese Weise eine halbe Ewigkeit hin.
Echte Prokrastinierer machen so winzige Schritte, dass kaum noch jemand sieht, dass sie sich überhaupt vom Fleck bewegen. »Du machst keine kleinen Schritte, du stehst«, möchte man ihnen zurufen.
Klassische Aufschieber kommen nicht vom Fleck. Ihre Wohnung ist auch nach Jahren noch nicht aufgeräumt. Der Kleiderschrank quillt über, weil sie »nicht dazu kommen«, alles, was zu klein, zu groß, kaputt oder aus der Mode ist, endlich mal in die Altkleidersammlung zu geben oder einfach in die Tonne zu drücken.
Termine wandern zuerst auf den nächsten Tag, dann in die kommende Woche, in den folgenden Monat und schließlich auf die Liste der zu erledigenden Dinge im nächsten Jahr. Woher ich das so gut weiß? Dreimal darfst du raten.
Das Auto müsste in die Werkstatt. Die Küche bräuchte einen neuen Anstrich. Wann hat man zuletzt die Hose gewaschen?
Die Fenster putzt der Regen. Ja, man kommt nicht einmal dazu, die DVDs zu sehen, wahlweise die Filme zu streamen, die man sich schon seit Langem vorgenommen hat, ganz zu schweigen von den CDs, Musikdownloads, die noch gehört werden wollen.
Du ahnst es schon. Auch hier sind kleine Scheißprogramme am Werk, die verhindern, das Richtige zur rechten Zeit am rechten Ort zu machen.
Mit der Zeit kann die Aufschieberei eine Menge Ärger und Frust mit sich bringen, bei einem selbst und bei denen, die mit einem zu tun haben. Wer alles erst in letzter Minute erledigt, lebt ständig in der Angst, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen. Die anderen sind sauer und verlieren die Geduld. Sie leben und arbeiten lieber mit Menschen zusammen, die ihr Leben auf die Reihe kriegen.
Es kann gar nicht ausbleiben, dass durch das Aufschieben Fristen versäumt werden. Dann ist es vorbei mit der Bewerbung um einen interessanten Arbeitsplatz. Das Finanzamt erhebt Säumniszuschläge. Die Gläubiger verlangen Schadensersatz. Im schlimmsten Fall sagt einem der Arzt, dass man ein paar Jahre früher hätte kommen müssen.
Und warum das Ganze? Bloß weil man sich immer wieder sagt: »Morgen ist auch noch ein Tag«, »Ich mache es, aber nicht jetzt«, »Ich fühle mich gerade nicht danach«, »Ich habe keine Lust«, »Lass es uns später versuchen«.
Solche...