Biene findet Stadt — und die Stadt entdeckt ihre Bienen
Honigbienen fliegen auch mehrere Kilometer ins städtische Umland, um Nahrung zu finden. (© Vit Kovalcik, shutterstock.com)
Natur und Bienenstöcke werden meist mit dem Land verbunden; dass es so etwas auch in unseren Städten gibt, wissen Sie spätestens nach diesem Kapitel. Und bald sehen Sie die Bienen auch fliegen. Um unsere geflügelten Mitbewohner gut unterstützen zu können, ist es wichtig, sie und ihre Bedürfnisse zu kennen. Denn nur so kann jeder mit wenig Aufwand ein kleines Stück zur Bienenrettung beitragen.
Unterschiedliche Einwohner
Selten fällt auf, wie grün unsere Städte sind oder wie grün sie noch werden könnten. Im Alltag werden Alleebäume, Balkone, Gärten, Parks und Friedhöfe leicht übersehen. Dabei sind es diese grünen Flecken, die einer Gegend ein eigenes Gesicht verleihen und sie liebens- und lebenswert machen.
Das gilt nicht nur für unsere menschliche Empfindung – in diesen Strukturen finden die unterschiedlichen Stadtbienen ihre Nahrungs- und Lebensräume. Meist sind sie für uns gar nicht zu sehen. Imker stellen ihre Bienenstöcke auf Hausdächer, Balkone oder in Gärten, Wildbienen richten sich in noch oder wieder vorhandenen Nischen ein.
Viele Menschen sehen und hören nur, worauf sie trainiert sind, und wenn überhaupt, sind ihnen Honigbienen oder Hummeln bekannt, aber kaum jemand kennt eine Wildbiene. Im Alltagslärm gehen all diese Insekten häufig unter. Deswegen registrieren die wenigsten, wenn die Lindenbäume umflogen werden und es im Efeu fröhlich summt.
Wespen
Wespen erfreuen sich ausgesprochen großer Aufmerksamkeit am Kaffeetisch – aber sie sind keine Bienen. Zwar sind sie Hautflügler, aber sie gehören zu einer ganz anderen Familie, den Vespidae. Im Gegensatz zu den vegetarischen Bienen nutzen sie Raupen, Läuse oder andere Insekten als Larvennahrung; damit zählen sie zu den Nützlingen im Garten und sollten auch deswegen beachtet werden. Zur Warnung sind sie leuchtend gelbschwarz gefärbt und unbehaart. Deswegen sind sie aber nicht gefährlich, Wespen stechen – wie Bienen – nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Dazu kommt, dass es nicht nur „die“ Wespen gibt. Wie bei den Bienen gibt es verschiedene Arten, die nicht nur unterschiedlich aussehen, sondern auch verschiedene Bedürfnisse haben.
Unter den echten Wespen gibt es neben den großen Hornissen (Vespa crabro) auch die kleineren Kurzkopfwespen (Vespula) oder Langkopfwespen (Dolichovespula).
Kurzkopfwespen brüten eher versteckt in Hohlräumen oder im Boden, die Nester von Langkopfwespen sind auch freihängend in Sträuchern oder Schuppen zu finden. Die Feldwespen (Polistes) errichten ihre Nester gern an sonnebeschienenen Orten, oft frei an Stängeln. Wenn eines der meist grauen Wespennester entdeckt wird, ist das kein Grund zur Panik, die meisten Wespen haben gar kein Interesse am Kaffeetisch der menschlichen Nachbarn. Wenn doch Sorge besteht, liefert entweder ein Anruf beim Wespenexperten die Antwort oder ein Blick auf diese Website: www.aktion-wespenschutz.de.
Honigbienen:
die Bienen, die jeder kennt
Die westlichen Honigbienen (Apis mellifera) sind nach dem benannt, was sie tun: Sie tragen Honig ein. Im Lauf der Zeit haben sich Rassen unter den Honigbienen ausgebildet, was dazu führt, dass sie alle ein wenig unterschiedlich aussehen. Die dunkle Biene, die auch „Nigra“ genannt wird, ist für viele die ursprünglichste Bienenrasse. Eine wichtige Eigenschaft von ihr ist die Kältetoleranz.
Tipps für Frieden mit Wespen
Getränke und Speisen abdecken, damit keine Wespen angelockt werden. Kinder sollten Trinkhalme benutzen. Schlagen Sie nie nach Wespen, das macht sie aggressiv.
(© victorass, shutterstock.com)
Wespennest. (© Shishka4, shutterstock.com)
Sie hat eine starke Schwarmneigung, was früher für die Vermehrung der Bienenvölker sehr wichtig war. Die Filzbinden der „Carnica“ oder „Kärntner Biene“ sind breiter als die der „Nigra“, deswegen erscheint ihr eigentlich dunkler Körper eher grau. Durch züchterischen Einfluss neigt sie wenig zum Schwärmen.
Eher ruhig, mit guter Volksentwicklung im Frühjahr und ebenfalls für kältere Regionen geeignet, ist die „Ligustica“ oder „Italienerbiene“. Sie hat eine gelbe Bänderung um den Hinterleib und überwintert tendenziell in größeren Völkern als die „Carnica“. Letztere ist sehr schwarmträge und ruhig, benötigt aber ein verlässlicheres Klima als die beiden oben genannten Rassen. Im englischen Devon begann Bruder Adam um 1920 damit, eine Hybridrasse zu züchten, die die positiven Eigenschaften der Rassen vereint; sie ist nach der Abtei „Buckfast“ benannt.
Wegen der Fähigkeit, Honig einzutragen, wurden diese Bienen schon immer vom Menschen geschätzt. Jeder kennt sie oder ihre Produkte, manche haben Angst vor ihnen, weil sie stechen könnten, für andere sind sie ein Buch mit sieben Siegeln. Und die letzte Gruppe, die Imker, hat sie zu einem Teil ihres Lebens gemacht.
Welche Bienen leben im Volk?
Honigbienen leben das ganze Jahr über als Volk zusammen. Ein Volk bewohnt jeweils eine Beute und wird darin von einem Imker oder einer Imkerin gehalten. Wild lebende Honigbienen gibt es in Europa eigentlich kaum noch, manchmal siedeln sich aber entkommene Bienenschwärme in Baumhöhlen oder ähnlichen Hohlräumen an. Viele unterscheiden zwischen der einzelnen Biene als kleines Lebewesen und dem großen Lebewesen Bienenvolk, dem Bien. Innerhalb des Volks hat jede Biene ihre Aufgabe zu erfüllen.
Die Königin sorgt für die neue Brut und damit für den Bestand des Biens, sie ist die einzige weibliche Biene, die in einem Volk Eier legt – der Imker nennt dies „stiften“, da ihre Eier wie kleine Stifte aussehen. In kleine Wabenzellen legt die Königin befruchtete Eier, aus ihnen schlüpfen die Arbeiterinnen. Sind die Wabenzellen größer, werden unbefruchtete Eier hineingelegt, aus denen Drohnen, die männlichen Bienen, entstehen.
Nach vier Tagen schlüpft eine Made aus dem Ei. Weil sie gebogen am Grund der Zelle liegt, wird sie Rundmade genannt. In dieser Zeit wird sie von den Ammenbienen versorgt und gefüttert. Am neunten Tag streckt sich die Larve, die jetzt als Streckmade bezeichnet wird, und Arbeiterinnen verdeckeln ihre Zelle mit Wachs. Es folgt das Puppenstadium, das bei Arbeiterinnen bis zum 21. Tag dauert. Dann schlüpft die junge Biene und nimmt ihre Tätigkeit im Stock auf.
Die ersten Tage ihres Lebens verbringt sie als Putzbiene, sie ist für die Sauberkeit des Stocks zuständig, sie reinigt die benutzten Wabenzellen. Anschließend beginnt sie als Ammenbiene die alten Larven zu füttern. Später versorgt sie die Jungmaden und die Königin mit Futtersaft.
Es folgt eine Tätigkeit als Baubiene, da ihre Wachsdrüsen nun entwickelt sind. Anschließend wird sie Wächterbiene. Nun sorgt sie dafür, dass nur Bienen des eigenen Volks in den Stock gelangen. Fremde Bienen werden nur eingelassen, wenn sie Proviant mitbringen, sich also „einbetteln“. Außerdem nimmt sie anfliegenden Sammelbienen den Nektar ab und stampft eingetragenen Pollen zur Lagerung in Zellen. Auch die Erkundung der näheren Umgebung und Landeübungen auf dem Flugbrett gehören für die Biene jetzt dazu. Nach ungefähr drei Wochen beginnt für die Arbeiterin der Außendienst. Sie fliegt aus, um Pollen und Nektar zu sammeln, und bringt Wasser sowie Propolis in das Volk. Diese Aufgaben nimmt sie bis zu ihrem Tod nach weiteren 20–30 Tagen wahr.
Entwicklung einer Biene. (© LSkywalker, shutterstock.com)
Die unterschiedlichen „Berufe“ für die Arbeiterinnen gibt es, weil die jungen Bienen bei ihrem Schlupf noch nicht voll ausgebildet sind. Einige Drüsen entwickeln sich erst mit der Zeit. Mit der Ausreifung der jeweiligen Drüsen tritt eine Biene eine neue Tätigkeit an und führt diese Aufgabe aus, bis sie in der Lage ist, eine andere zu übernehmen. Werden in unteren Entwicklungsstufen mehr Bienen gebraucht, können die Altbienen an diesen Stellen unterstützend eingreifen. Die einzelnen Entwicklungsschritte sind nicht starr, sondern sie werden nach den Bedürfnissen des Biens, des gesamten Lebewesens, ausgeführt.
Drohnen schlüpfen zwei Tage später als die Arbeiterinnen, sie sorgen für Harmonie im Volk und sind für die Begattung der Jungköniginnen nötig. Nach acht bis zwölf Tagen sind sie geschlechtsreif und beginnen die Umgebung zu erkunden. Auf sogenannten Drohnensammelplätzen mit einem Durchmesser von 30–200 Metern warten sie auf die Jungköniginnen. Die Paarung findet in der Luft in 10–40 Meter Höhe statt. Sobald eine junge Weisel erscheint, versuchen die Drohnen, sie zu begatten, was ca. 17 Drohnen gelingt. Keines der Männchen überlebt die Paarung, ein Teil ihres Penis reißt bei der Begattung ab und verbleibt als Begattungszeichen....