Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 1,0, Universität Bielefeld, Veranstaltung: Ansätze der Schriftauslegung seit der Reformationszeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Rudolf Bultmann war ein bedeutender und zugleich umstrittener deutscher evangelischer Theologe im 20. Jahrhundert. Die Bedeutung Bultmanns liegt vor allem in seinem Ansatz der Schriftauslegung, der Entmythologisierung als existentiale Interpretation. An diesem hermeneutischen Ansatz entzündete sich auch die Kritik an Bultmanns Person. Zunächst soll in dieser Arbeit Bultmanns Biografie kurz vorgestellt werden, auch um zu zeigen, welche verschiedenen Einflüsse sein Denken prägten und welche Entwicklung er in seinem Denken durchlief. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass er das Programm der Entmythologisierung als existentiale Interpretation entwickelte. Im Hauptteil werden dann sowohl die theoretisch-methodischen Grundlagen dieses Programms als auch Beispiele für dessen praktischen Vollzug ausführlich dargestellt. Darauf folgt ein Überblick über die Wirkungsgeschichte Bultmanns. Hier soll es zum einen um die Reaktionen auf Bultmanns Entmythologisierungsprogramm gehen, zum anderen um seine Bedeutung für die Theologie. Im Fazit erfolgt meine eigene Stellungnahme, in der ich Bultmanns Arbeit zum einen würdige, zum anderen aber auch Kritik an ihr übe. Sowohl Würdigung als auch Kritik können jedoch nur dann in angemessener Weise erfolgen, wenn man sich zuvor mit einer Sache auseinandergesetzt und sie verstanden hat, oder zumindest einen Versuch des Verstehens unternommen hat. Die Biografie Rudolf Karl Bultmann wurde am 20.8. 1884 in Wiefelstede bei Oldenburg geboren und starb am 30.7. 1976 in Marburg an der Lahn. Das Christentum und die Theologie spielten in seiner Familie eine große Rolle. Der Vater, Arthur Bultmann (1854-1919), war lutherischer Pfarrer und Oldenburger Kirchenrat. Schon dessen Vater, Fritz Bultmann, war Pfarrer und als Missionar in Sierra Leone tätig. Rudolf Bultmanns Mutter Helene Bultmann, geb. Stern, war ebenfalls das Kind eines Pfarrers. Beide Eltern Rudolf Bultmanns waren geprägt von der pietistischen Erweckungsbewegung. Während die Mutter zeitlebens pietistisch blieb, vollzog sich beim Vater jedoch ab 1900 ein Richtungswechsel vom Pietismus und einer positiv-biblischen Theologie hin zur liberalen Theologie. Rudolf Bultmann wurde als Kind also zunächst vom Pietismus geprägt. Durch den Richtungswechsel des Vaters zur liberalen Theologie und den Besuch des humanistischen Alten Gymnasiums Oldenburg von 1895 bis 1903 löste er sich aber allmählich von den orthodoxen Auffassungen des Glaubens und wandte sich ...
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