5Umsetzung im Unterricht
Die Rückschlagspiele Badminton, Tennis und Tischtennis werden über die methodische Reihe
Wahrnehmen – Treffen – Schlagen – Zielen – Spielen
vermittelt. Im Unterricht der Primarstufe werden dazu grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten geschult, die später zum Erlernen der Zielspiele wichtig sind.
Bei jedem Schritt werden einige Spiele/Spielformen vorgestellt, die das Erlernen der angestrebten Fähigkeiten und Fertigkeiten ermöglichen sollen. Darüber hinaus finden sich in Kap. 10 noch weitere Übungen, die im Unterricht eingesetzt werden können.
5.1Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit, koordinative Grundlagen
Wahrnehmungsfähigkeit
Einen fliegenden Gegenstand wahrzunehmen und geeignete motorische Handlungen (z. B. Zurückschlagen) auszuführen, ist für die meisten Grundschulkinder eine neue Fertigkeit, die spätestens bis zum Alter von 10 Jahren erlernt werden muss. Inhalte müssen auch peripheres Sehen sowie Aufmerksamkeitsschulung sein.
Koordinative Grundlagen
Rückschlagspiele sind Partnerspiele. Die Orientierung im Raum, das Zusammenspiel mit dem Partner, Kopplungsfähigkeit zum zielgerichteten Werfen und Fangen, Differenzierungsfähigkeit zum optimalen Krafteinsatz und vieles mehr sind koordinative Grundlagen, die beherrscht werden müssen, um erfolgreich Spielhandlungen durchführen zu können.
Geschult wird die Wahrnehmung durch Spiele, in denen Mitspieler und fliegende Gegenstände fixiert und eingeschätzt werden. Richtiges Timing wird hier ebenso erlernt wie peripheres Sehen, Orientierung im Raum und viele andere Wahrnehmungsfertigkeiten, die für Rückschlagspiele unerlässlich sind.
5.2Übungssammlung
Zwei Beispiele für Spiele, die die Wahrnehmung und koordinative Fähigkeiten schulen.
Ultimate Frisbee
Zwei Mannschaften versuchen, sich eine Frisbeescheibe so zuzuspielen, dass ein (beliebiger) Mitspieler die Scheibe in einer Torzone (rosa) fangen kann:
■Mit der Scheibe darf nicht gelaufen werden (Sternschritt bzw. Bremsschritte, wenn im Laufen gefangen wird, sind erlaubt).
■Körperkontakt ist verboten, ebenso das Herausreißen der Scheibe aus der Hand des Gegners.
■Fällt die Scheibe zu Boden, kann sie von jedem beliebigen Spieler aufgehoben werden.
■Ein Punkt ist erzielt, wenn die Scheibe von einem Mitspieler in der eigenen Torzone gefangen werden kann; fällt die Scheibe zu Boden, kann zwar weitergespielt werden, jedoch gibt es keinen Punkt.
Ziel: Wahrnehmungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Umgang mit fliegenden Gegenständen.
Das Spiel mit der Frisbeescheibe (Rückhandwurf) eignet sich auch, um den Rückhand-Topspin beim Tischtennis zu schulen; beide Techniken ähneln sich sehr stark.
Inselfangen
Die Spieler bilden jeweils Paare (= Insel) und verteilen sich auf der Spielfläche. Ein Paar wird zum Fänger und zum Gejagten erklärt. Wird der Gejagte durch Abschlagen gefangen, so tauschen er und der Jäger die Rollen.
Situation 1: Fänger (blau) versucht, den Gejagten (rot) einzufangen; dieser kann sich auf eine Insel retten, indem er sich auf den Boden neben das Paar setzt.
Situation 2: Der bisherige Gejagte ist gerettet; der Bewohner auf der anderen Seite der Insel (schwarz) wird nun seinerseits zum Fänger, der bisherige Fänger wird zum Gejagten, bis er sich auf eine andere Insel retten kann.
Je mehr Fänger/Gejagter–Paare mitmachen, umso chaotischer und lustiger wird es.
Ziel: Wahrnehmungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Schnelligkeit.
5.3Ball- und Schlägergewöhnung
Ein Schläger ist immer auch eine Verlängerung der Hand. Das Spielen erfordert also eine neue Auge-Hand-Koordination. Darüber hinaus bedingt die unterschiedliche Sprungeigenschaft der Bälle auch eine entsprechende Differenzierungsfähigkeit. Dies sind die übergeordneten motorischen Lernziele. Alle Übungen sollten also mit den unterschiedlichsten Schlaggeräten gespielt werden.
Zu Beginn sollten die Schüler mit Schlaggeräten agieren, die entweder die Hand ersetzen (Goba-Schläger, Hit-Ball etc.) oder das Spiel verlangsamen (Scoop-Ball).
Goba-Schläger/Hit-Ball
Ein Goba-Schläger bzw. ein Hit-Ball-Spiel stellt eine Schlagfläche dar, die auf der Hand befestigt wird. Dadurch spielen die Schüler erstmals mit einem Schläger, nutzen aber noch ihre vorhandene Auge-Hand-Koordination aus. Beide Schläger werden auf der Hand befestigt.
Während der Hit-Ball (als klassisches Strandspiel mit einem schweren Ball) im Handel erworben werden kann, bietet der Goba-Schläger die Möglichkeit, in einer eigenen Unterrichtsreihe individuelle Schläger zu bauen. Dazu wird ein ovales Holzbrett (im Durchmesser etwa 5-10 cm größer als die Hand) zurechtgeschnitten; auf der Rückseite wird ein Riemen befestigt, durch den die ganze Hand oder einige Finger gesteckt werden können. Die Vorderseite wird von den Schülern individuell gestaltet. Bauanleitungen bzw. Tipps findet man im Internet unter „Goba-Schläger”.
Scoop-Ball
Ebenfalls ein Freizeitspiel, welches vom baskischen „Pelota“ abstammt. Mit einer gebogenen Plastikschaufel spielen sich die Schüler einen Plastikball zu; dieser wird in der Schaufel gefangen. Es kann sowohl über dem Kopf als auch vor dem Körper gespielt werden.
Scoop-Ball hat den Vorteil, dass der Ball mit dem Fangen zunächst einmal gesichert wird und vor dem nächsten Zuspiel eine entsprechende Position zum Mitspieler eingenommen werden kann (Blickkontakt). So kann der Mitspieler fixiert, der Ball zielgerichtet gespielt werden.
IDen Ball tippen
Der Ball wird mit der Vor- und mit der Rückhand möglichst häufig hoch-„getippt“ (die Anzahl zählen oder die Zeit nehmen möglich).
1.Variationen zu „den Ball tippen”
■Den Ball gegen die Decke tippen mit Vor- und dann mit Rückhand. Hierbei wird das Schlagen mit schnell ausgeführter Schlagbewegung erprobt und geübt.
■Den Ball abwechselnd mit Vorhand/Rückhand vor dem Körper und seitlich vom Körper tippen.
■Den Ball tippen im Stand, Sitzen und Liegen.
2.Tippen des Balls mit dem Partner
■Schattentippen (jeder hat einen Ball; der Partner wird beobachtet und imitiert).
■Spiel mit dem Partner: Der Ball wird aus dem Stand zugespielt. Die Abstände werden mit zunehmender Spieldauer vergrößert.
■Spiel mit Partner in der Bewegung. Die Spielpartner laufen im Kreis. Während des Laufens spielen sie sich ständig den Ball zu.
3.Hindernisstaffel (den Ball tippen)
Die Staffeln (6-8 Spieler) teilen sich in zwei Gruppen, die sich gegenüberstehen (Abstand 10-20 m). Dazwischen befinden sich Hindernisse (z. B. Bank, Kastentreppe, kopfhoch gespannte Zauberschnur), die mit dem Ball überspielt werden. Berührt der Ball den Boden, muss der Spieler den Ball 5 × im Stand tippen, bevor er weiterlaufen darf.
IIDen Ball über ein Hindernis zuspielen
Spiellandschaft: In der Halle werden verschiedene Hindernisse (Kästen, Bänke, in Kästen gehängte Bänke/Höhe 50-150 cm) aufgestellt, über die hinweg sich die Partner den Ball zuspielen.
1.Variationen zur Spiellandschaft
■Große Kästen als Hindernisse quer stellen.
■Brust- bzw. kopfhohe Zauberschnur, über die zugespielt wird.
■Hochgestellte Weichmatte als Hindernis zwischen den Spielern (oder eine überkopfhohe Zauberschnur mit einem darüber gehängten Tuch/Bettlaken). Da bei einigen Spielformen kein Sichtkontakt besteht, müssen sich die Spieler auf den Augenblick konzentrieren, in dem der Ball sichtbar wird und entsprechend schnell reagieren.
■Netz (Badminton- oder Volleyballnetz), über das sich die Partner den Ball zuspielen.
2.Zuspielstaffeln
■Je 3-5 Spieler stehen sich im Abstand von 3-6 m gegenüber und spielen sich den Ball zu. Der Spieler, der geschlagen hat, folgt dem Ball und schließt sich hinten wieder an. Die Staffel, die zuerst zwei Durchgänge schafft, ohne dass der Ball den Boden berührt, erhält einen Punkt.
■In einem Minifeld spielen sich zwei...